Der „Summer Of Love A“ im ExHaus Trier

Love A haben sich im Jahr 2010 unter dem Namen Love Academy gegründet. Sie gelten als Lokalmatadoren in Trier – auch wenn nicht alle Bandmitglieder aus der ältesten Stadt Deutschlands stammen. Trotzdem ist das Exzellenzhaus (kurz: ExHaus) Trier, in dem schon Napoléon Bonaparte seine Truppen untergebracht hatte, als Homebase des Post-Punk-Quartetts. Vier Alben sind seit Bandgründung erschienen – und spätestens seit „Jagd und Hund“ (2015) zählen Love A zur Speerspitze des Punk mit Indie-Anleihen. Immer größer wurde das Renommee und das aktuelle Werk „Nichts ist neu“ (natürlich teilweise im ExHaus aufgenommen) erreichte Platz 36 der deutschen Charts.

Wo also kann man sich besser präsentieren als auf dem flux ins Leben gerufenen „Sommer of Love A“ Festival? Nachdem es an den beiden Wochenenden zuvor (Porta hoch 3 und Altstadtfest) sehr gut aussah in der Römerstadt, die sich zur Sicherheit den heiligen Petrus als Schutzpatron auserkoren hat, waren die Vorzeichen diesmal weniger gut. Regenwolken beherrschten das Ambiente und ließen die schöne Sommerbühne im Innenhof des ExHauses recht düster aussehen. Aber man will ja nicht meckern. Am Abend war es trocken – und Fans reisten auch überregional an, um Love A und ihre Gäste abzufeiern. Zumindest war das geschützte Gelände sehr gut gefüllt – und wir wollen dankbar sein, dass es überhaupt noch die Genehmigung zur Sommerbühne gibt, weil im ExHaus starker Renovierungsbedarf herrscht und die Veranstaltungen in der Vergangenheit sehr eingeschränkt wurden. Doch zum Glück stößt man bei der Stadt kulturell meist auf offene Ohren und der Betrieb kann weitergehen.

Ich muss gestehen, dass ich etwas spät ankam und die ersten befreundeten Acts, die mit Love A feiern wollten – nämlich magret., Ludger und die hübschen Berlinerinnen von Gurr – leider schon verpasst hatte. Erfreuen konnte ich mich aber noch an den Electropunkern Egotronic (ebenfalls aus Berlin). Der elektronische Sound brachte das feierwütige Publikum gekonnt zum Tanzen. Titel wie „Ihr wollt Arbeit, ich will schlafen“ und „Pilze“ brachten die Zuhörer schnell auf ihre Seite.

Das Wetter blieb übrigens trocken und so konnten Love A pünktlich um 20.45 Uhr ihren 90minütigen Set starten. Love A sind eine schlagkräftige, nach vorn treibende Band und haben mit Jörkk Mechenbier einen sympathischen Frontmann, der trotz wild heraus geschriener Vocals immer noch für ein ordentliches Maß an Textverständnis sorgte. Sie sind immer noch verwurzelt im Punk, bieten musikalisch aber eine gesunde Mischung, die weit in die Sphären von Indierock und Wave hinein reicht. Gut so! Es gibt ein wenig Melancholie, doch vor allem Aggressionen und etwas Wahnsinn.

Mechenbier gelang es, das Publikum charmant zu beschimpfen: „Ihr macht doch alle Sport und nehmt Vitamine. Ihr seid jung und schön – ich hasse euch.“ Die Menge vor der Bühne dankte es ihm mit wildem Pogo und ausgedehnten Stagediving-Aktivitäten. Über mangelnde Stimmung konnte sich keiner beklagen. Und es gab Lacher bei jeder auf die Bühne gebrachten Lage Schnaps, weil die Mutter von Gitarrist Stefan Weyer im Publikum war und Jörg regelmäßig in ihre Richtung betonte: „Das ist nicht immer so, Frau Weyer.“

Politisch war eigentlich nichts zu sagen, das tun Love As Texte zu genüge. Wie der Sänger betonte: „Ich würd gern was gegen Nazis sagen, aber das wisst ihr ja alles schon.“ Zumindest forderte er zum Zugabenblock den Stinkefinger ein: „Wenn die Band wieder hoch kommt, müsst ihr alle einen gestreckten Mittelfinger in der Hand haben.“ Dieses Zeichen gegen AFD und Konsorten gab es auch genau zwei Wochen zuvor beim Konzert von Jennifer Rostock in Trier. Die Szene ist sich einig – und Trier sah einen weiteren gelungenen Konzertabend.

Die Sommerbühne wird noch weitere Konzerte bereit halten, beispielsweise Kasalla am 14. Juli sowie Barclay James Harvest am 2. September 2017. Und am 21. Juli wird der „ExHaus Birthday Bash“ zum 45. Geburtstag des Jugendzentrums gefeiert. Dann unter anderem mit Jupiter Jones – ebenfalls Lokalmatadoren im weit gefassten Eifelraum. Nix wie hin, kann man da nur sagen!