Konstantin Wecker – „Ich singe, weil ich ein Lied hab‘“ – Der Konzertfilm zur Jubiläumstour im Circus Krone ist ab 26.12.2023 erhältlich bei Prime Video, iTunes und Google Play.
„Wenn du fort bist“ – dieses Lied von Konstantin Wecker beflügelt und ist eine großartige musikalische Ode an die Liebe und das Leben. Auf seiner Jubiläumstour „Ich singe, weil ich ein Lied hab‘“ – 75 Jahre Konstantin Wecker durfte das Lied deshalb auf keinen Fall fehlen und wurde auf den Konzerten im Herbst und Winter 2022 vom Publikum begeistert gefeiert, wie bei seiner Premiere vor 30 Jahren!
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Zum ersten Mal veröffentlichte Konstantin Wecker das Lied „Wenn du fort bist“ 1994 auf seinem gleichnamigen Album. Schon damals wirkten Jo Barnikel (Keyboards) und Norbert Nagel (Saxophon und Klarinette) bei den Aufnahmen mit und bei den gefeierten Konzerten auf der nach dem Album benannten Tournee im Herbst 1994. Bis Ende der 1990er Jahre blieb das Lied im ständigen Wecker-Repertoire.
Die Single „Wenn du fort bist“ ist nach über 20 Jahren eine eindrucksvolle, bewegende und fulminante Neu- und Wiederbegegnung mit dem Lied und grandiosen Musikern: Mit diesem Lied und dem gesamten Programm der Jubiläumstour feierten Konstantin Wecker und der Saxophonist Norbert Nagel nach vielen Jahren Pause mit der gesamten Wecker-Band ein musikalisches Fest der Freude.
Die Single „Wenn du fort bist“ bietet aber auch einen überzeugenden Vorgeschmack auf den Film zur Tour: Ab 26. Dezember 2023 lässt der Musikfilm „Ich singe, weil ich ein Lied hab‘“ diese unvergesslichen Konzerte noch einmal lebendig werden für alle, die die Konzerte live gesehen haben und für alle, die damals nicht dabei sein konnten.
Der Film zeigt das großartige Programm der Geburtstagskonzerte mit Liedern aus 50 Jahren aus beeindruckenden Kameraperspektiven, aufgenommen an drei Konzertabenden im Circus Krone in München mit Konstantin Wecker und seinen Musiker*innen Jo Barnikel, Fany Kammerlander, Norbert Nagel und Jürgen Spitschka. Der Film von Regisseur und Produzent Florian Moser macht weckerswelt in brillanten Aufnahmen mit einem hervorragenden Sound lebendig – selbstverständlich auch mit der einzigartigen Wecker-Ode an die Liebe „Wenn du fort bist“.
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Konstantin Wecker ist auch mit 75 Jahren immer noch der nimmermüde Mahner, Erzähler und Kritiker, der am Puls der Zeit lebt und sich bewusst ins politische Geschehen einmischt. Manchmal muss man ihm fast eine hellseherische Ader zuschreiben. So gab es 2019 das orchestrale Livealbum „Weltenbrand“ mit authentischen Aussagen gegen jede Kriegstreiberei – und mitten in den Wirren von Corona das lichtblickende Werk „Utopia“. Beide allerdings schon lange geplant, bevor der Zeitgeist sie so aktuell werden ließ.
Im Dezember 2019, kurz vor Beginn der Pandemie, konnte ich mit Konstantin über das geplante Album „Utopia“ sprechen: „Da werde ich die Grundidee dieses Weltenbrands weiterführen und sagen, wir dürfen nie die Utopie der herrschaftsfreien und liebevollen Gesellschaft aufgeben. Wenn wir nicht einmal die Utopie in uns tragen, dann sind wir rettungslos verloren. Dann haben die Angepassten, die uns immer als naiv, verrückt und als Spinner bezeichnen, gewonnen. Dann überrollen uns das Kapital und die Wettbewerbsgesellschaft. Das darf nicht sein. Aber ich bin guter Dinge. Die nächste weltweite Revolution muss eine weibliche sein, da bin ich mir ganz sicher. Es ist gar nicht anders möglich.“
So ist „Utopia“ eines der vielseitigsten Werke von Konstantin Wecker. Weil es starke Songs enthält, gleichzeitig aber auch rührende Lese-Texte, die Weckers poetische Ader zeigen. Weil es im neuen Liederzyklus tatsächlich um eine Utopie geht. Um ein menschenwürdiges Leben ohne Herrschaft und Gehorsam, einen schwärmerischen Blick auf eine liebevolle Gesellschaft. Das spiegelt sich auch in den Livekonzerten, die absolut berührend waren – auch (oder gerade weil) sie nicht unbedingt die altbekannten Gassenhauer des Liedermachers enthielten.
Der Livemitschnitt (als Doppelalbum bei Sturm und Klang) ist sehr textlastig. Aber stört das? Auf keinen Fall! Wenn ein Musiker etwas zu sagen hat, dann ist es Konstantin Wecker. Denn noch immer ist für den bedingungslosen Pazifisten viel zu viel menschliche Kälte, Hass und Gewalt auf dieser Welt. Das mag schwierig sein, wenn die ganze westliche Welt den Verteidigungskrieg der Ukraine unterstützt – doch Wecker verbiegt sich auch hier nicht. Er will bedingungslos Pazifist sein und bleiben.
Um ihn zu verstehen, helfen Texte wie „Meine poetische Welt“, „Die Tugend des Ungehorsams“ und „Meine musikalische Welt“. Er behandelt Mikis Theodorakis ebenso wie Bertolt Brecht und Franz Schubert. Er dichtet „Was mich wütend macht“ und singt „Schäm dich Europa“. Und ganz verträumt endet der Set mit der wundervoll-melancholischen Ansage „Jeder Augenblick ist ewig“.
Es gibt zwölf der neu komponierten Lieder, die der Münchner mit beliebten Klassikern wie „Genug ist nicht genug“, „Revoluzzer“ oder „Was ich an Dir mag“ vereint. Begleitet wird er auf seiner Reise von dem Pianisten Jo Barnikel, der Cellistin Fany Kammerlander und den Perkussionisten Daniel Higler und Jürgen Spitschka.
Für sie alle ist die Zeit längst reif, um gemeinsam mit dem Publikum und den Hörern nach Utopien zu suchen, sie zu wagen und zu handeln. Was wäre die Alternative angesichts der möglichen Vernichtung des gesamten Planeten? Die Antworten findet man in der täglichen Berichterstattung über Kriege, Gewaltausbrüche und Naturzerstörungen.
Mit „Utopia live“ setzt Konstantin Wecker nun mit Melodien und Versen ein poetisches Zeichen gegen den realen Irrsinn und fordert eine im wahrsten Sinn des Wortes zufriedene Welt. Es ist ein wohltuender Aufruf und ein Angebot, nicht den Mut zu verlieren und die eigene Angst und Ohnmacht zu überwinden. Konstantin macht Mut, seinen eigenen Weg zu gehen und eigene Ansichten zu vertreten – und er geht wie immer mit bestem Beispiel voran. Großartig in jeder Hinsicht!
Corona erschütterte den Tourplan und ließ sogar Konzerte platzen. Doch die enorme Kraft seines aktuellen Bühnenprogramms konnte auch die Pandemie nicht brechen. Mit „Utopia Live“ veröffentlicht der Münchner Liedermacher Konstantin Wecker Aufnahmen seiner für ihn „wichtigsten und reifsten Konzerte“. Stark liest sich auch die Liste des Dargebotenen.
Insgesamt 34 Lieder und Texte findet man auf der neuen Doppel-CD des Musikers und Poeten, der in diesem Jahr 75 Jahre alt geworden ist. Für Konstantin Wecker kein Alter, um sich zurückzulehnen, sondern aufzustehen. Immer wieder und mit nicht nachlassender Kraft. Denn noch immer ist für den bedingungslosen Pazifisten viel zu viel menschliche Kälte, Hass und Gewalt auf dieser Welt. Doch diese muss für ihn schlicht herrschaftslos sein, solidarisch und gerecht – ohne Wenn und Aber. Deswegen nimmt er sein Publikum mit auf seiner Reise nach Utopia.
Für diese musikalische Laudatio darf man ihn gern auch als Spinner bezeichnen. Denn Konstantin Wecker kontert in aller Seelenruhe: „Doch ihr lebt in einem Albtraum, mein Traum ist die Wirklichkeit.“
„Utopia Live“ – das ist spürbare Lust und Leidenschaft, und das sind zwölf neu komponierte Lieder, die der Münchner mit beliebten Klassikern wie „Genug ist nicht genug“, „Revoluzzer“ oder „Was ich an Dir mag“ vereint – gepaart mit neuen Gedichten und Gedanken. Begleitet wird er auf seiner Reise von dem Pianisten Jo Barnikel, der Cellistin Fany Kammerlander und den Perkussionisten Daniel Higler und Jürgen Spitschka.
Für sie alle ist die Zeit längst reif, um gemeinsam mit dem Publikum nach Utopien zu suchen, sie zu wagen und zu handeln. Was wäre die Alternative angesichts der möglichen Vernichtung des gesamten Planeten?
Die Antworten findet man in der täglichen Berichterstattung über Kriege, Gewaltausbrüche und Naturzerstörungen. Mit „Utopia Live“ setzt Konstantin Wecker nun mit Melodien und Versen ein poetisches Zeichen gegen den realen Irrsinn und fordert eine im wahrsten Sinn des Wortes zufriedene Welt. Es ist ein wohltuender Aufruf und ein Angebot, nicht den Mut zu verlieren und die eigene Angst und Ohnmacht zu überwinden.
„Utopia Live“ erscheint am 14. Oktober 2022 im Label „Sturm & Klang“ als Doppel-CD, digital sowie als 3er-LP „Mastered for Vinyl“.
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Konstantin Wecker ist nicht nur mit Leib und Seele Liedermacher, Komponist, Musiker, Poet und Politaktivist – er hält auch gerne seine schützende Hand über befreundete Musiker*innen, die er unter seinem Laben Sturm & Klang versammelt hat und denen es während der Pandemiezeit nicht so gut geht. Da kommt doch ein Live-Mitschnitt bzw. Sampler gerade recht, der die musikalische Vielfalt der Labelfamilie perfekt zusammenfasst.
Das Doppelalbum wurde zum Großteil bei einem in der „weckerswelt“ auf YouTube gesendeten Livestream während des zweiten Lockdowns im Oktober 2020 aufgenommen. Konstantin stellt selbst die unterschiedlichsten Künstlerinnen und Künstler des Labels vor. Sie singen aber nicht nur eigene Lieder, sie beleuchten auch Weckers Lieder, teilweise mit ihm zusammen, neu. Diese Mischung ergibt ein buntes, stilistisch wie textlich vielfältiges „Sturm & Klang“-Kaleidoskop.
Was Konstantin Weckers Lieder betrifft, spannt sich der Bogen vom titelgebenden Lied aus den frühen 70ern über seinen nach wie vor größten (bayrischen) Radiohit „So a saudummer Tag“ und Klassiker wie „Die Weiße Rose“ oder „Inwendig warm“ bis zu einem weiteren brandaktuellen Talking Blues am Grab seines Liedfreundes „Willy“. Weckers Lieder erhalten durch die vielfach spannend eigenständigen Interpretationen eine neue Frische und bestätigen damit ihre zeitlose Gültigkeit.
Hellwach und differenziert steuern alle ihre eigenen privaten, sozialkritischen und politischen Lieder bei: ob Tamara Banez den „Mayday“ ausruft, Vivek urbayrisch dazu auffordert, das Herz zu öffnen, Arjon Capel den „Zusammenhalt“ genauso wie Erwin R. das Menschsein beschwört, Miriam Hanika und Sarah Straub mit ihren „Schwalben“-Liedern völlig unterschiedliche Themen – den Blutmai 1929 und Demenz – jeweils auf ihre Art eindringlich vergegenwärtigen.
Josef Hien ist mit seinem Adler auf Selbstfindung, Prinzessin & Rebell finden sich in der nur äußerlich und immer kälter boomenden Stadt. Es gibt Roger Stein, der „aber“ sagt, Lucy van Kuhls originellen „Hochzeitstag“, Pablo Miró in seinem Einsatz für den „Refugee“ und nicht zuletzt – ein klavierstarker Schwerpunkt des Labels – die geballte „Girl*Power“. Alle Künstler haben nicht nur ein einziges Lied und stellen sich auf diesem Doppelalbum in ihrer ganzen Liedermacher-Singer-Songwriter-Vielfalt vor.
Wir haben auf MusicHeadQuarter schon eine ganze Reihe von Alben reviewt, die auf Weckers Label erschienen sind. Vor allem Sarah Straub, Miriam Hanika und Tamara Banez fuhren dabei Höchstwertungen ein. Das YouTube-Ereignis habe ich damals mit viel Freude live verfolgt. Umso schöner, dass es nun eine entsprechende CD-Veröffentlichung gibt. Die Zusammenstellung der Songs macht Lust auf Mehr. Man entdeckt neue Künstler und fasst vielleicht den Entschluss, sich ganze Alben der Beteiligten zuzulegen. So hilft Konstantin Wecker seinem Label und den Künstler*innen in schwierigen Zeiten. Win-win für alle Beteiligten.
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Die Liedermacherin Sarah Straub veröffentlicht mit Duettpartner Konstantin Wecker die Single „Schwalben“. Das Lied ist allen Angehörigen von Demenz-Erkrankten gewidmet.
Sarah ist erfolgreiche Liedermacherin, regelmäßige musikalische Partnerin von Konstantin Wecker – und Demenzexpertin. Mit ihrer aktuellen Single „Schwalben“ verbindet sie nun ihre beiden Lebenswelten miteinander und schenkt in diesem Song allen pflegenden Angehörigen von an Demenz erkrankten Menschen eine Stimme. Allein in Deutschland sind etwa 1,6 Millionen von der Krankheit betroffen. Und jeden Tag kommen rund 900 dazu.
Als Sarah Straubs Großmutter dement wurde, veränderte das auch das Leben der damals 20-jährigen Enkelin. Als pflegende Angehörige erfuhr sie am eigenen Leib, mit welchen Herausforderungen Betroffene und ihre Familien jeden Tag leben müssen. Sarah Straub wollte diese Erfahrungen nutzen und beschloss, anderen Menschen zu helfen, die in einer ähnlichen Situation sind wie sie. Neben ihrer bereits gestarteten Musikkarriere studierte sie Psychologie, promovierte über das Thema Demenz und arbeitet nun bereits seit zehn Jahren mit Demenzpatienten und deren Familien.
Vor kurzem veröffentlichte sie ihr erstes Buch „Wie meine Großmutter ihr Ich verlor“, in dem sie beschreibt, was es bedeutet, wenn aus Vergesslichkeit Demenz wird. Auch für „Schwalben“ holte sich Sarah Straub den deutschen Liedermacher als Duettpartner ins Studio, der von diesem Lied so berührt war, dass er es in der BR-Fernsehsendung „Z‘am rocken“ selbst gesungen hatte.
„Schwalben“ erschien am 22. Oktober im Münchner Label „Sturm & Klang“, das im Sommer auch Sarah Straubs aktuelles Mini-Album „Tacheles“ veröffentlichte. Mit ihm schaffte die Musikerin auf Anhieb den Sprung in die deutschen und österreichischen Charts.
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Ich singe, weil ich ein Lied hab! Konstantin Weckers Liedklassiker ist das Credo seines Labels „Sturm & Klang“. Konstantin Wecker sagt: „Wer nur berühmt werden will, der soll zu Dieter Bohlen gehen.“
Das Doppelalbum „Ich singe weil ich ein Lied hab“ (VÖ: 19.11.2021), zum Großteil aufgenommen bei einem in der weckerswelt auf YouTube gesendeten Livestream, während des zweiten Lockdowns im Oktober 2020, stellt Konstantin Wecker selbst und die unterschiedlichsten Künstlerinnen und Künstler des Labels vor. Sie singen aber nicht nur eigene Lieder, sie beleuchten auch Konstantin Weckers Lieder, teilweise mit ihm zusammen, neu. Diese Mischung ergibt ein buntes, stilistisch wie textlich vielfältiges „Sturm & Klang“-Kaleidoskop.
Was Konstantin Weckers Lieder betrifft, spannt sich der Bogen vom titelgebenden Lied aus den frühen 70ern über seinen nach wie vor größten (bayrischen) Radiohit „So a saudummer Tag“ und Klassiker wie „Die Weiße Rose“ oder „Inwendig warm“ bis zu einem weiteren brandaktuellen Talking Blues am Grab seines Liedfreundes „Willy“. Weckers Lieder erhalten durch die vielfach spannend eigenständigen Interpretationen eine neue Frische und bestätigen damit ihre zeitlose Gültigkeit.
Und hellwach und differenziert steuern alle ihre eigenen privaten, sozialkritischen und politischen Lieder bei: ob Tamara Banez den „Mayday“ ausruft, Vivek urbayrisch dazu auffordert, das Herz zu öffnen, Arjon Capel den „Zusammenhalt“ genauso wie Erwin R. das Menschsein beschwört, Miriam Hanika und Sarah Straub mit ihren „Schwalben“-Liedern völlig unterschiedliche Themen – den Blutmai 1929 und Demenz – jeweils auf ihre Art eindringlich vergegenwärtigen, ob Josef Hien mit seinem Adler auf Selbstfindung, Prinzessin & Rebell in der nur äußerlich und immer kälter boomenden Stadt, Roger Stein, der „aber“ sagt, Lucy van Kuhls origineller „Hochzeitstag“, Pablo Miró in seinem Einsatz für den „Refugee“ und nicht zuletzt – ein klavierstarker Schwerpunkt des Labels – die geballte „Girl*Power“, sie alle haben nicht nur ein Lied und stellen sich auf diesem Doppelalbum in ihrer ganzen Liedermacher-Singer-Songwritervielfalt vor.
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Endlich ist es soweit: Am 23. Oktober 2021 feiert das neue Projekt von Konstantin Wecker Premiere mit der 1. Folge von
Weckerswelt TV. Poesie und Widerstand in stürmischen Zeiten – das Magazin
„Das wird poetisch, menschlich, direkt und immer auch kritisch – einfach 50 Minuten meine Weckerswelt pur: voller Lieder, Poesie, Gedanken, Gedichten, künstlerischen Beiträgen und spannenden Gesprächen mit Leidenschaft, Anarchie und Empathie“, sagt Konstantin Wecker über sein neues TV-Projekt und erklärt den Titel der ersten Folge so: „Weil ich trotz allem, was täglich passiert, nicht aufhöre, zu träumen von einer herrschaftsfreien, solidarischen Welt ohne Grenzen, Patriarchat und mit sozialer Gerechtigkeit für alle Menschen, dreht sich in unserer ersten Ausgabe von Weckerswelt TV alles um Anarchie & Utopien“ – passend zum Auftakt seiner aktuellen Tournee „Utopia“ seit 1. Oktober 2021!
Konstantin Wecker spricht mit dem Schriftsteller und Anarchisten Ilija Trojanow und der Schriftstellerin und Feministin Gunna Wendt (Teil 2) über ihre Hoffnungen, die Kraft der Poesie auf der Suche nach Utopia und das Glück eines widerständischen Lebens. Und er singt neue Lieder (Utopia, Schäm Dich Europa und Willy 2021), aber auch Klassiker wie seine Vertonung des Mühsam-Gedichts Revoluzzer Lampenputzer, begleitet von Jo Barnikel am Klavier.
Die junge Schauspielerin Enea Boschen liest und interpretiert neue Texte von Konstantin Wecker sowie Dokumente aus der Zeit der Räterevolution und begeistert mit ihrer Interpretation des Liedes Raus mit den Männern aus dem Reichstag, 1926 gesungen von der legendären Claire Waldoff und komponiert von Friedrich Hollaender. Zu sehen sind darüber hinaus visuelle Interventionen der Münchner Künstlerin Petra Gerschner mit ihren Arbeiten enough is enoug und imagine. So schafft Weckerswelt einen spannenden Diskurs zwischen Literatur, Poesie, Musik, darstellender und bildender Kunst.
„In meiner Welt hat die Kultur des Erinnerns eine sehr große Bedeutung“, sagt Wecker zum Konzept der Sendung und erinnert mit einer Hommage an eine kürzlich verstorbene außergewöhnliche Frau: Die großartige Musikerin, Überlebende des KZ Auschwitz-Birkenau und Antifaschistin Esther Bejarano (15. Dezember 1924 – 10. Juli 2021). Zu hören ist am 23. Oktober auch ihre Stimme in einer Aufnahme aus dem Jahr 1988 des jiddischen Widerstandsliedes Mir lejbn ejbig („Wir leben ewig“) aus dem Ghetto Wilna.
Bei Weckerswelt TV dreht sich also alles um die Künste – und ihre subversive Kraft in stürmischen Zeiten. Teil 1 und 2 der Folge Anarchie & Utopien werden am 23. Oktober und 6. November 2021 jeweils um 20.30 Uhr für alle kostenlos auf YouTube gestreamt. Anschließend sind alle Folgen auch in Zukunft weiterhin kostenlos verfügbar. Geplant sind drei Folgen von Weckerswelt pro Jahr.
Möglich machen das hoffentlich viele Menschen, die das neue Projekt Weckerswelt TV u.a. auch auf Patreon.com unterstützen: Diese Community-Plattform ermöglicht es KünstlerInnen und Kreativen, durch monatliche feste finanzielle Unterstützungsbeiträge Visionen und Projekte für alle interessierten Menschen Wirklichkeit werden zu lassen: „Werdet also Teil meiner Community als Patrons und helft uns, unsere Berufung und unsere Leidenschaft weiterhin allen Menschen nahe bringen zu können“, wünscht sich Konstantin Wecker: „Bittewerdet Patrons und unterstützt Weckerswelt TV monatlich mit einem kleinen oder größeren Betrag (natürlich jeder Zeit kündbar). Unsere Patrons ermöglichen damit allen interessierten Menschen, unsere Sendungen sehen zu können. Denn wir wollen niemanden ausschließen und daher auch keine digitalen Eintrittspreise verlangen.“
Hier bekommt man alle Informationen und kann ein Patron werden:
Zur Entstehungsgeschichte von Weckerswelt TV: Ein Leben – ganz – ohne Bühne ist für KünstlerInnen nicht möglich. Deshalb hat Konstantin Wecker mit seinem Team bereits kurz nach Beginn der globalen Covid-19-Pandemie für seine Fans immer wieder Konzerte kostenlos gestreamt. Die Resonanz und das Interesse waren überwältigend. Mittlerweile haben über 500.000 Menschen die Konzerte & Videoclips gesehen und gehört. Wir nannten sie Poesie & Widerstand in stürmischen Zeiten. Daraus ist das neue Projekt Weckerswelt TV gewachsen.
Es kommt, wie es kommen muss: Wenn Konstantin Wecker jemanden zum Reden braucht, richten sich seine Worte an den alten Freund „Willy“. Dabei steht dieser mutige junge Mann, der dem Liedermacher zum Karrierebeginn einen ersten großen Erfolg bescherte, als Synonym für die Zuhörer, die auch immer seine Ansprechpartner sind. Wenn Konstantin die Welt nicht mehr versteht, muss er seine Gedanken rauslassen und dem imaginären Freund erzählen. Das war 1977 so, als dieser Freund von Nazis brutal zusammengeschlagen wurde (im Song „Willy“ wurde er getötet), 1990, als sich Neonazis in Eberswalde zu einer rassistischen Hetzjagd versammelten und Amadeu Antonio zu Tode trampelten, 2015 wegen Pegida, 2018 wegen der AFD („den neuen Nazis“) im Parlament – und jetzt ist es wieder soweit, da sich der Tag jährt, an dem ein Faschist in Hanau neun Menschen ermordet hat. Für mich ist „Willy 2021“ (mal wieder) das Herzstück des Albums. Die Verzweiflung, der Unmut, die Emotionen, die Anklage, Konstantins Worte rühren zu Tränen, die Tränen der Trauer und der Wut sind. Der Song ist 44 Jahre nach seinem Erscheinen so aktuell wie über die ganzen Jahrzehnte.
Doch eigentlich soll das neue Album optimistisch klingen. Utopisch und schwärmerisch. Seine Orchester-Tour trug den Titel „Weltenbrand“. Wecker wollte auf die Zeit zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg hinweisen. „Ich habe mich mein Leben lang intensiv mit der Räterepublik beschäftigt. […] Was war das für eine blühende Zeit in der Weimarer Republik mit großartigen demokratischen Ideen wie dem Frauenwahlrecht und wie schnell ist das kaputt gegangen“, erinnerte er in unserem Interview 2019 und verwies damit auf die Gefahr, in der Demokratie stets schwebt, vor allem wenn rechtes Gedankengut in die Parlamente Einzug hält. Diesem düsteren Bild sollte „Utopia“ als Gegenentwurf folgen:
„Das nächste Programm heißt Utopia. Da werde ich die Grundidee dieses Weltenbrands weiterführen und sagen, wir dürfen nie die Utopie der herrschaftsfreien und liebevollen Gesellschaft aufgeben. Wenn wir nicht einmal die Utopie in uns tragen, dann sind wir rettungslos verloren. Dann haben die Angepassten, die uns immer als naiv, verrückt und als Spinner bezeichnen, gewonnen. Dann überrollen uns das Kapital und die Wettbewerbsgesellschaft. Das darf nicht sein. Aber ich bin guter Dinge. Die nächste weltweite Revolution muss eine weibliche sein, da bin ich mir ganz sicher. Es ist gar nicht anders möglich.“ (Lest HIER das komplette Interview.)
So ist „Utopia“ eines der vielseitigsten Werke von Konstantin Wecker. Weil es starke Songs enthält, gleichzeitig aber auch rührende Lese-Texte, die Weckers poetische Ader zeigen. Weil es im neuen Liederzyklus tatsächlich um eine Utopie geht. Um ein menschenwürdiges Leben ohne Herrschaft und Gehorsam, einen schwärmerischen Blick auf eine liebevolle Gesellschaft. „Mit Hilfe der Musik möchte ich Mut machen, alte Denkmuster zu durchbrechen.“ So richtet sich „An die Musen“ mit Freude und Energie in Richtung des poetischen Gedankenguts als glücksbesoffener Gegenpol zum Herrschaftsdenken. „Bin ich endlich angekommen?“ spricht von Altersweisheit und dem Verstehen, doch der folgende Text „Was mich wütend macht“ räumt auf mit ideologischen Mythen.
In „Wir werden weiter träumen“ und dem Titelsong „Utopia“ zeichnet Konstantin ein fast schon himmliches Bild. So schön könnte die Welt sein. Doch „Schäm dich Europa“ zeigt auch die Schattenseiten: die Flüchtlingskrise, Rassisten und Faschisten in den Parlamenten. Wecker kann immer noch den Finger in die Wunde legen. Und wenn man am Ende den „Willy 2021“ gehört hat, weiß man, das noch einiges zu tun bleibt.
Auch mit seinem neuen Werk ist er sich selbst treu geblieben, unverfälscht, eben echt. Wie in all den Jahren zuvor. Doch noch immer überraschen ihn seine Lieder und Texte mitunter selbst am meisten. Alle Titel bekamen nach dem Schreiben, bei den Aufnahmen mit seinen Musikern neue, bislang unerhörte Klangfarben. Ob als reine Klavierbegleitung, in Harmonie mit Cello und Gitarre oder auch unter der einfühlsamen Mitwirkung von Musikerinnen und Musikern der Münchner Staatsoper – immer folgt die Musik den sehr lyrischen und ganz und gar ehrlichen Gedichten. So gibt sich Konstantin Wecker auf „Utopia“ seinen Tönen hin und lauscht doch einer still verborgenen Pracht, die in geheimnisvoller Nacht aus dem Unerhörten fließt, gibt den Gedanken dankend dem Wind und lässt sie geduldig verwehen. „Das nämlich, was wir in Wirklichkeit sind, werden wir nie verstehen“, so der bayerische Liedermacher.
Zu hören sind auf der CD natürlich seine treuen Wegbegleiter Fany Kammerlander am Cello und Jo Barnikel am Flügel sowie der Münchner Schlagzeuger Thomas Simmerl und der österreichische Gitarrist Severin Trogbacher, der coronabedingt seine Parts aus dem eigenen Studio beisteuerte. Mit den Liedern seiner neuen CD möchte Konstantin Wecker den Menschen Mut machen, alte Denkmuster über Bord zu werfen. Gemeinsam mit seinem Publikum, das sich zu seiner großen Freude von ihm immer wieder überraschen lässt, bricht er zu einer aufregenden Reise nach Utopia auf. Wer sich darauf einlässt, dem eröffnet sich eine ganz und gar freie Welt voller Sehnsüchte und Träume und ja, auch mit Kriegern, die vor Liedern fliehen.
Auch mit 74 Jahren ist Konstantin Wecker noch ein unermüdlicher Kämpfer. Gegen Ungerechtigkeiten und Hass. Für eine utopische Welt voller Poesie und Zärtlichkeit. Für die Liebe. Und auch für Kunst und Kultur! Er ermöglicht vielen Menschen, ihre Kunst zu leben. Auf seinem Label Sturm und Klang, mit Unterstützung durch Duette und in Streaming-Konzerten.
Parallel zum neuen Album erscheint ein neues Buch: „Poesie und Widerstand in stürmischen Zeiten. Ein Plädoyer für Kunst und Kultur“. Dieser Mann darf noch lange nicht schweigen!
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Konstantin Wecker ist 73 Jahre alt aber voll von jugendlichem Elan. Egal in welchem Format er unterwegs ist, lässt er seine 50jährige Bühnenkarriere eindrucksvoll an sich und den Zuschauern vorbei ziehen. Dabei ist es egal, ob er ein großes Orchester mit sich bringt, wie Ende 2019, oder allein am Klavier sitzt und „nur“ zwei Schauspieler dabei hat, die seine Gedichte lesen.
Der vorliegende Konzertmitschnitt stammt vom 4. September 2020 aus dem Wiener Theater im Park. Eines dieser Ereignisse also, die trotz der Hygienemaßnahmen des vergangenen Sommers mit Publikum stattfinden konnten. In weit über zwei Stunden Konzertlänge glänzt Konstantin Wecker gewohnt lässig als Sänger, Pianist und Moderator. Seine Anekdoten und Erzählungen zwischen den Musikstücken sind legendär.
Doch diesmal wird mehr geredet und gelesen. Seine lyrischen Texte werden von Dörte Lyssewski (Wiener Burgtheater) und Michael Dangl (Theater in der Josefstadt) vorgetragen. Zu den Gedichten improvisiert Konstantin Wecker teilweise am Klavier. So gibt es kurze Texte aus allen Epochen seines literarischen Schaffens, beginnend mit den Sadopoetischen Gesängen, die der Meister des gesungenen und gesprochenen Wortes gewohnt selbstironisch ansagt.
„Die Huren werden müde“, „Deutscher Herbst“, „Keine Zeit zum Denken“, „Schon immer hab‘ ich auf das Schreckliche gewartet“ – man kann aus den Titeln schließen, was einen erwartet. Weckers besondere Form von Romantik, seine an Rilke erinnernde Poesie, aber auch Satirisches und Politisches. Zudem erzählt er von seinen Eltern – in sehr bewegenden Reden und Liedern. Ja, genau: Gesungen wird natürlich auch! Im zweiten Teil mehr als im ersten, und mit „Schlaflied“, „An meine Kinder“, „Wut und Zärtlichkeit“, „Ich habe einen Traum“ und „Den Parolen keine Chance“ sind wundervolle Perlen dabei. Politisch und eindringlich wie eh und je.
Das neue Livealbum reißt nicht so sehr mit wie die letzten Livekonzerte, die es auf CD und DVD gab – sei es orchestral, mit Band oder allein am Klavier. Konstantin Wecker teilt seine Konzertmomente gern mit den Fans. Und im Corona-Jahr war es halt etwas beschaulicher. Ich habe die CD mit Genuss gehört, doch eine Zusammenstellung von Gedichten wird man sich nicht so oft am Stück anhören. Man braucht eigentlich das geschriebene Wort, denn die Lesung lässt kaum Zeit zum Nachdenken über einzelne Passagen.
Mit dieser literarischen und musikalischen Gesamtschau fächert sich die künstlerische Persönlichkeit Konstantin Weckers in all ihren Facetten zwischen „Genug ist nicht genug“ und „Stirb ma ned weg“ auf – und dabei offenbart sich einmal mehr: „Jeder Augenblick ist ewig!“
Am 30. Dezember gastierte Konstantin Wecker mit seiner bewährten Band und der Bayerischen Philharmonie in der Halle 45 in Mainz. 90 Minuten vor Konzertbeginn konnte unser Redakteur Andreas Weist ein Interview mit dem 72jährigen Liedermacher führen. Sein Fazit: Ein sehr sympathischer, überaus gesprächiger Mensch, der sich trotz der späten Stunde vor dem Konzert sehr viel Zeit nahm, aus seinem Leben erzählte, die orchestrale Seite seiner Musik beleuchtete und auch politische Themen nicht aussparte.
Heute ist das letzte Konzert der „Weltenbrand“ Tour. Wie war es für dich mit großem Orchester auf der Bühne?
Der absolute Traum. Es war sicherlich das Schönste, was ich jemals gemacht habe, weil alle Lieder so klingen, wie ich sie mir beim Komponieren gedacht habe. Es gibt auch einige Stücke von mir, die eher rockiger sind. Die haben wir halt nicht mit dabei. Obwohl auch hier durch unseren wunderbaren E-Gitarristen, den Severin Trogbacher, den ich für ein Genie halte, durchaus rockige Klänge mit rein kommen.
Die orchestrale Seite ist nicht neu für dich?
Nein. Ich bin nun mal ein Musiker, der aus der Klassik kommt. Und meine Ziehväter sind – im Gegensatz zu meinen geschätzten Kollegen – klassische Komponisten. Bei Hannes Wader ist es englischer Folk, bei Reinhard Mey französischer Chanson, bei mir Franz Schubert.
Jetzt kommt diese klassische Seite so richtig durch?
Das war schon immer so. Ich kann mich noch erinnern, als ich in den 60er Jahren ein Cello mit auf die Bühne brachte. Da musste ich mir unglaubliche Sachen sagen lassen: Das kann man doch nicht machen, mit so einem bourgeoisen Instrument. Aber eine Gitarre ist nicht bourgeois?
Fany Kammerlander am Cello ist eine große Bereicherung für deine Konzerte, oder?
Ja, Fany ist eine große Bereicherung. Aber ein Cello war immer bei mir mit dabei. In den 60ern war es Hildi Hadlich, die ist jetzt in Rente. Und in den 80ern war ich mit einem Kammerorchester unterwegs. Das hatte einen Schlagwerker, weil ich damals Schlagzeugern misstraut habe. Auch zu Recht, weil die meinen Text kaputt geschlagen haben. Schlagwerk ist feiner. Jetzt kenne ich auch Schlagzeuger, die sensibel spielen können, aber das war früher nicht so der Fall. Damals war ich schon in Italien und hatte ein Studio dort. Es kamen immer Musiker zu Besuch. Wenn ein Oboist da war, habe ich was für Oboe geschrieben. Oder für Klarinette, Trompete – es war ein kleines Kammerorchester. Das war damals sehr mutig, denn zu dieser Zeit kam der Punk als neue Musikrichtung auf und das Publikum kam nicht wegen meiner Musik, sondern trotz meiner Musik.
Hast du deine Arrangements damals selbst geschrieben?
Ja, das habe ich alles selbst gemacht. Für Kammerorchester habe ich in vielen Varianten selbst geschrieben. Bis in die 90er habe ich auch einen Großteil meiner Filmmusiken selbst arrangiert. Bei „Schtonk!“ allerdings nicht mehr. An großes Orchester habe ich mich nicht ran getraut. Da fehlte mir die Erfahrung. Man muss selbst in einem großen Orchester gespielt oder es dirigiert haben.
Und jetzt? Die neuen Arrangements?
Jetzt hat es der Jo Barnikel gemacht. Er kennt mich seit 25 Jahren und weiß, wie ich ticke. Er hat das wahnsinnig feinfühlig gemacht und er hat, was ich ihm hoch anrechne, keine persönliche Eitelkeit. Es gibt Arrangeure, die wollen unbedingt ihren eigenen Stil durchsetzen, aber das wäre bei meinen Liedern einfach falsch, denn die haben schon ihren eigenen Stil. Der Jo weiß, wie ich empfinde, und hat sich auch gut angehört, was ich früher alles geschrieben habe. Interessanterweise sagte mal ein Pianist zu mir, dass er genau merkt, dass ich beim Komponieren eigentlich orchestral denke und nicht pianistisch. Und so ist es auch. Ich bin groß geworden mit Verdi, Puccini und Mozart. Mein Vater war Opernsänger. Bis zu meinem 18. Lebensjahr habe ich nur klassische Musik gehört – doch dann kam Janis Joplin. Sie hat mir eine andere Richtung gezeigt.
Du hast auf deinen Konzerten schon Aufnahmen vorgespielt von dir und deinem Vater. Das fand ich sehr berührend.
Ja, das war „La Traviata“. Ein Wunder, dass es das noch gibt. Meine Mama hat die Aufnahme aufbewahrt. Es war 1959 und eines der ersten Tonbandgeräte, die man als Privatmann kaufen konnte: ein SAJA – das werde ich nie vergessen. Vorher hatte nur der Rundfunk solche Geräte. Meine Mama hatte diese alten Bänder aufgehoben und wir haben sie irgendwann digitalisiert. Davon gibt es noch viel mehr.
War es schwer für dich, bestimmte Titel für die „Weltenbrand“ Tour auszuwählen? Du gehst ja einige Jahrzehnte weit zurück.
Ja, aber auch nein. Ich habe einfach viele Lieder, die von Haus aus orchestral gedacht waren. Und dann habe ich auch einige dabei, die ich allein am Klavier spiele, zum Beispiel „An meine Kinder“.
Warum hast du den Titel „Weltenbrand“ gewählt, der doch sehr politisch ist?
Weil ich unbedingt auf die Zeit zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg hinweisen wollte. Der Titel erinnert daran. Ich habe mich mein Leben lang intensiv mit der Räterepublik beschäftigt. Davon werde ich auch im Konzert heute sprechen. Was war das für eine blühende Zeit in der Weimarer Republik mit großartigen demokratischen Ideen wie dem Frauenwahlrecht und wie schnell ist das kaputt gegangen. Dabei ist das Lied „Weltenbrand“ eher ein philosophisch-lyrisches. Aber der Titel ist deutlich. Irgendwie war mir von Anfang an klar, dass ich das Programm so nennen will.
Und wie geht es im neuen Jahr weiter?
Das nächste Programm heißt „Utopia“. Da werde ich die Grundidee dieses Weltenbrands weiterführen und sagen, wir dürfen nie die Utopie der herrschaftsfreien und liebevollen Gesellschaft aufgeben. Wenn wir nicht einmal die Utopie in uns tragen, dann sind wir rettungslos verloren. Dann haben die Angepassten, die uns immer als naiv, verrückt und als Spinner bezeichnen, gewonnen. Dann überrollen uns das Kapital und die Wettbewerbsgesellschaft. Das darf nicht sein. Aber ich bin guter Dinge. Die nächste weltweite Revolution muss eine weibliche sein, da bin ich mir ganz sicher. Es ist gar nicht anders möglich. Selbst in der Türkei gibt es einen Aufstand der Frauen gegen Erdogan. Was meinst du, wie den das ärgert? Davor hat er am meisten Angst. Genauso ist es in Südamerika. Auch „Fridays for Future“ ist von Frauen gemacht. Nicht nur wegen Greta. Die meisten Aktivisten sind Mädchen. Eine herrschaftsfreie Welt ist ohne wirkliche Gleichberechtigung nicht möglich. Das fehlt uns auch hier. Es ist besser als im Iran, aber es ist noch keine Gleichberechtigung. Eine Politikerin der Grünen sagte mir mal, wenn sie in der Politik aufsteigen wolle, müsse sie männliche Machtstrukturen ausüben, was sie aber nicht will. Das ist die Gefahr. Das Patriarchat ist fünf- oder zehntausend Jahre alt. Wenn eine Frau sich wie ein Mann aufführt, wie Marine Le Pen, dann haben wir auch keine weibliche Politik.
Wie stehst du denn zu Angela Merkel? Bist du versöhnt mit ihr aufgrund ihrer Flüchtlingspolitik?
Ich war mit ihr nie politisch einer Meinung, aber spätestens seit „Merkel muss weg“ war ich auf ihrer Seite. Sie hat zwei herausragende Eigenschaften, die mir sehr imponieren: Sie ist nicht eitel und sie ist nicht korrupt. Ich halte sie für eine wirklich unbestechliche Person – im Gegensatz zu unserem Herrn Scheuer, dem die Autoindustrie aus den Ohren rausschaut. Auch wenn ich anderer Meinung bin, habe ich schon eine Achtung vor Frau Merkel.
Wird es zum neuen Programm auch ein Lied mit dem Titel „Utopia“ geben?
Vielleicht – das weiß ich noch nicht. Ich muss ja bei den Liedtexten immer warten, bis sie mir passieren. Ich kann sie nicht erzwingen. Das konnte ich noch nie. Ein paar neue Stücke habe ich geschrieben und ich werde noch einige Vertonungen von Mühsam, Kästner und Mascha Kaléko machen, also von den verbrannten Dichtern. Und ich werde zwei Schauspielerinnen dabei haben, die auch Texte sprechen.
Vielen Dank, Konstantin! Eine letzte Frage hätte ich noch: Meine Frau meinte, ich soll unbedingt nach der bunten Kette fragen, weil es da doch sicher eine Geschichte zu gibt.
Natürlich. Das kommt aus der Kultur des Friedens, der ich sehr verbunden bin. Da war ja früher auch Mikis Theodorakis dabei und viele tolle Leute. Mit denen war ich kurz vorm Irakkrieg in Bagdad. Wir haben diese Kette entworfen und verkauft. Der Erlös ging an Kinder dort. Wir haben Kindern geholfen, die mit 7 oder 8 Jahren in Bagdad arbeiten mussten. Wir halfen, damit sie in die Schule gehen konnten. Ich hatte auch ein Patenkind dort, Amir, aber dann kam der Krieg und der Kontakt ist abgebrochen. Ich weiß nicht, ob er noch lebt. Diese Friedenskette hat die „PACE“-Farben und dient jetzt anderen wohltätigen Zwecken.
Ganz lieben Dank für das Interview und deine Zeit. Gleich ist Einlass. Ich wünsche dir und uns ein tolles letztes „Weltenbrand“ Konzert.
Es war wundervoll, so ausgiebig und intensiv mit Konstantin sprechen zu können. Wir waren direkt beim „Du“ und ich bewundere seine Offenheit in den angesprochenen Themen. Mein Dank geht an den Tourleiter Peter Ledebur für die perfekte Betreuung vor Ort, an Mark Dehler von Netinfect für die Vermittlung des Interviews und natürlich an den lieben Konstantin, der den Abschluss der „Weltenbrand“-Tour zu etwas ganz Besonderem gemacht hat. Wir freuen uns auf „Utopia“ und die nächsten Weisheiten des unermüdlichen „Kämpfers für eine herrschaftsfreie Welt“. PACE!
Eines der besten Konzerte im Jahr 2019 durfte ich erleben, als das Jahr schon fast zu Ende war. Am 30. Dezember gastierte Konstantin Wecker mit seiner bewährten Band und der Bayerischen Philharmonie in der Halle 45 in Mainz. Es war ein großes orchestrales Ereignis, das die Zuschauer in der alten Industriehalle erleben durften. Es war etwas chaotisch, bis jeder seinen Platz gefunden hatte, denn das Konzerte sollte eigentlich in der Rheingoldhalle stattfinden, die aufgrund eines Brandes für längere Zeit gesperrt ist. Doch mit vereinten Kräften schafften es die Veranstalter vom Frankfurter Hof, jedem seinen Sitzplatz zuzuweisen.
Ich wurde um 16 Uhr darüber informiert, dass ich ein Interview mit Konstantin Wecker führen kann. Also ab ins Auto, Sprint nach Mainz und gegen 18.30 Uhr den gut gelaunten Liedermacher beim Abendessen gestört. Was ich sagen kann: Ein sehr sympathischer, überaus gesprächiger Mensch, der sich trotz der späten Stunde vor dem Konzert sehr viel Zeit nahm, aus seinem Leben erzählte, die orchestrale Seite seiner Musik beleuchtete und auch politische Themen nicht aussparte. Das komplette Interview könnt ihr in Kürze hier nachlesen.
Knapp nach 20 Uhr betrat das Orchester die Bühne und startete mit „Nur dafür lasst uns leben“, bevor Konstantin schon unter tosendem Applaus die Bühne betrat. Dieses erste Stück ist 40 Jahre alt und aktuell wie eh und je. Das betonte er in seiner ersten Ansage – und stellte sogleich das wundervolle Orchester vor: Zwölf Musiker aus neun Nationen unter der Leitung von Mark Mast. Und der Klang war wirklich gewaltig. Schon im zweiten Stück gab es ausufernde Soli der Instrumentalisten und man konnte nur bewundern, wie alles zusammen harmonierte. Immerhin hatte Wecker auch noch seine rockige Band aus Fany Kammerlander, Jo Barnikel und Severin Trogbacher dabei.
Der Meister selbst intonierte Stücke wie „Schlaflied“ und das bewegende „An meine Kinder“ allein am Piano und sorgte für die ruhigen Momente. Besonders groß aber waren die orchestralen Suiten. Ich denke da an die Vertonung von Goethes „An den Mond“ in atmosphärischen Klängen, oder das morbide „Hexeneinmaleins“ mit virtuosen Rhythmus-Spielereien.
„Und das soll dann alles gewesen sein“ ist ebenfalls ein 40 Jahre alter Song. In der Ansage brach Konstantin eine Lanze für Greta und Fridays for Future, für die Schulschwänzer und Träumer. Klar wünschte er sich die 68er zurück. Im Anschluss zitierte er Erich Kästner: “Kennst du das Land, wo die Kanonen blühen” und es folgte ein starker Part mit „Frieden im Land“ und „Das macht mir Mut“. Nach diesen deutlichen politischen Statements, die Weckers gelebten Pazifismus ausdrücken, entließ er das Publikum um 21.15 Uhr in die Pause.
Im zweiten Teil wurde deutlich, dass die orchestrale Tour heute Dernière feierte. Zum „Heiligen Tanz“ kamen die Crewmitglieder hinter der Bühne hervor und legten mit Band und Orchester eine heiße Sohle aufs Parkett. Selbst Konstantin, dem nach einigen Worten das Tanzen nicht so liegt, war ausufernd in Bewegung. Seine inzwischen 72 Jahre sah man ihm wahrlich nicht an – vor allem wenn ich bedenke, wie lange das Konzert noch dauern sollte.
Natürlich war das Setting wie gemacht für Ausflüge in die Filmmusik und so kamen die Klänge von „Kir Royal“ mal wieder zu Ehren – ebenso wie der „Tango Joe“ aus dem Soundtrack von „Schtonk!“. Rainer Maria Rilke („Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen“) wurde zitiert, bevor der Titelsong „Weltenbrand“ erklang. Ängste und Hoffnungen spielten eine große Rolle in den vorgetragenen Texten und Aphorismen. „Die weiße Rose“, das zu Herzen gehende Lied über Sophie und Hans Scholl, wurde gefolgt vom Text „Warum ich kein Patriot bin“ und dem wundervollen „Ich habe einen Traum“ mit orientalischen Klängen und dem Wunsch nach friedlichem Zusammenleben aller Völker.
Der Zugabenblock begann eigentlich schon kurz vor 23 Uhr, doch der wunderschöne und stimmungsvolle Konzertabend wollte einfach kein Ende nehmen. Dass das klanggewaltige „Sage Nein“ mit seinem Aufruf zum Widerstand als Orchesterhymne in den Abschlussblock gehörte – geschenkt. Bei den mitreißenden italienischen Nummern „Questa nuova realtà“ und „Gracias a la Vida“ war Konstantin im Publikum unterwegs, schüttelte Hände, umarmte die Menschen, tanzte mit ihnen – es waren wundervolle Momente, die man da sehen und erleben durfte. Es wurde aus voller Kehle gemeinsam gesungen, als er das Publikum animierte, den Refrain von „Den Parolen keine Chance“ nochmal anzustimmen, für das er Beethovens „Ode an die Freude“ mit neuem Text versehen hat: „Lasst uns jetzt zusammen stehen, es bleibt nicht mehr so viel Zeit. Lasst uns lieben und besiegen wir den Hass durch Zärtlichkeit.“
Doch immer wieder nahm er die ausgelassene Stimmung zurück und stimmte nachdenkliche Titel an wie „Das Leben will lebendig sein“, ein melancholisches „Lied der Lieder“ über die Deportationen der Vergangenheit und Gegenwart sowie den anrührenden Schluss mit „Schlendern“. Ganz zum Ende (es war fast schon Mitternacht) durfte das – inzwischen ohnehin nur noch stehende Konzertpublikum – dem Rilke-Gedicht „In meinem wilden Herzen“ lauschen, dass jedem ein stimmungsvolles Motto für den Abend und die Nacht mitgab. Ja, Weckers Herz ist weiterhin wild und er füllt es mit Poesie und allgegenwärtiger Lebendigkeit. Ich hoffe, dass er noch lange die Bühnen des Landes bereist und uns auch mit dem neuen Programm „Utopia“ (quasi dem optimistischen Gegenentwurf zum „Weltenbrand“) so bewegen kann.
Für alle, die nicht auf der Tour dabei sein konnten, kann ich das Livealbum „Weltenbrand“ wärmstens empfehlen (HIER findet ihr unsre Review). Obwohl die Orchestertour offiziell beendet ist, gibt es eine letzte Chance: Am 1. Mai 2020 in der Schwarzwaldhalle Karlsruhe. Im Oktober startet dann die „Konzertreise nach UTOPIA“.
Konstantin Wecker ist jetzt 72 Jahre alt aber zum Glück topfit in allen Bereichen. Er gibt weiterhin wundervolle Konzerte, hat viel zu sagen – vor allem in politischer Richtung -, gibt sich lyrischen Ausschweifungen hin und hat die Poesie zur wichtigsten Ausdrucksform im Widerstand erhoben. Seine Konzerte sind immer eine Wucht, egal ob er mit seinen Getreuen als Trio auf der Bühne steht, eine komplexe Band im Rücken hat oder sich neuerdings durch die Bayerische Philharmonie unterstützen lässt.
Die aktuelle Konzertreihe heißt „Weltenbrand“ und der dazugehörige Longplayer erscheint am kommenden Freitag. Noch bis Ende des Jahres ist der Liedermacher mit Weltenbrand in Deutschland, Österreich und in der Schweiz unterwegs. Und dies nicht nur zur Freude der bislang über 20.000 Besucher. Auch die Medien sind voll des Lobes und schlicht begeistert von den Abenden, an denen der Münchner mit dem Kammerorchester der Bayerischen Philharmonie – unter der Leitung von Mark Mast – Lieder präsentiert, die er im Lauf von vier Jahrzehnten komponiert hat. Angegraut ist kein einziger Ton davon.
Die Arrangements sind ausufernd schön und füllen in orchestraler Breite vor allem die musikalischen Lücken der Stücke aus. Konstantins erzählende Stimme wird zum Glück nur selten überlagert. Er kann seine Ideen und seine Poesie in vollem Glanz verbreiten. Ermahnend, anklagend und begeisternd wie eh und je.
„Nur dafür lass uns leben“, ein 40 Jahre altes Stück des Münchners, leitet das Konzert ein und er vergisst nicht zu erwähnen, dass der Text aktuell ist wie damals. Es folgt der Text „Ein Plädoyer für die Ohnmächtigen“, ganz im Sinne, wie Konstantin sein Leben sieht und wie er die Kunst des Scheiterns zelebriert. Eine solche Mischung aus Songs und kleinen Aphorismen zieht sich durch das ganze Album.
Die Highlights reihen sich aneinander. „Stürmische Zeiten meine Schatzen“ gewinnt vor allem im Refrain durch den Sturm des Orchesters. Ich mag es, wie Wecker aus seinem Leben erzählt, als er beispielsweise mit 50 erstmals Vater wurde – und wie er das „Schlaflied“ und den aktuellen Song „An meine Kinder“ ansagt, als ein Lied, das er an die kleinen Kinder geschrieben hat, und eins, das er jetzt ganz aktuell ergänzt.
„Und das soll dann alles gewesen sein“ ist ebenfalls ein 40 Jahre alter Song. In der Ansage bricht Konstantin eine Lanze für Greta und Fridays for Future, für die Schulschwänzer und Träumer. Klar wünscht er sich die 68er zurück. Später zitiert er Erich Kästner: „Kennst du das Land, wo die Kanonen blühen“.
CD 2 startet mit dem modernen Klassiker „Heiliger Tanz“. Konstantin liest von Bert Brecht „An die Nachgeborenen“. „Ich habe Angst“ und „Empört euch“ sind eindringliche Aufrufe. Rainer Maria Rilke wird zitiert, bevor der Titelsong „Weltenbrand“ erklingt. Es geht um Ängste und Hoffnungen. „Die weiße Rose“ wird gefolgt vom Text „Warum ich kein Patriot bin“ und dem wundervollen „Ich habe einen Traum“ mit seinen orientalischen Klängen und dem Wunsch nach friedlichem Zusammenleben aller Völker.
Dieses Album fasst alles zusammen, wofür Konstantin Wecker steht und wofür er immer stehen wird. Es ist zugleich „Best of“ Album und Standortbestimmung. Ein historisches Gesamtwerk und eine CD, die die Aktualität aller Songs des Meisters unter Beweis stellt. Zum einzigartigen musikalischen Gewand tragen neben der Philharmonie auch die bekannten Gesellen Fany Kammerlander und Jo Barnikel bei.
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Natürlich sind die Samstage und vor allem die Samstagabende sehr verklärt, wenn man nostalgisch in die Vergangenheit schaut. Wie war das noch? Mit dem Papa Auto waschen? Gesetzt. Dann Sportschau, danach in die Badewanne – und zum Schluss im Schlafanzug auf die Couch. Wer war der absolute Held? Thomas Gottschalk mit „Wetten, dass…?“, aber auch Joachim Fuchsberger war hoch im Kurs, Kulenkampff und natürlich „Verstehen Sie Spaß?“ mit Paola und Kurt Felix. Wenn keine große Show angesagt war, dann halt ein Winnetou-Film. oder das Ohnsorg-Theater. Dieser Abend war für die Familie heilig.
Ob diese Erinnerungen aber für einen dicken Wälzer ausreichen, der sich ganz den Helden dieser Zeit widmet? Und ob! Das beweist Tim Pröse mit vorliegendem Buch. Der Journalist und Autor schrieb für die Münchner Abendzeitung und das Magazin Focus. In vielen Begegnungen mit einigen der oben genannten Stars konnte er ihnen Geschichten und Anekdoten entlocken, die sich nun auf unterhaltsame Art in dieser Sammlung wiederfinden.
Pröse trifft Thomas Gottschalk, Christiane Hörbiger, Hape Kerkeling, Konstantin Wecker, Jan Fedder, Alfred Biolek und lässt Legenden wie Udo Jürgens, Loriot, Hans-Joachim Kulenkampff, Harald Juhnke, Günter Strack und andere noch einmal für uns aufleben. Mit Udo Lindenberg fuhr er auf dessen „Rockliner“, Barbara Schöneberger erlaubte ihm als bisher einzigem Journalisten wirklich private Einblicke, Götz George und Pierre Brice gaben ihm ihre letzten Interviews.
Das Buch besteht aus kleinen Geschichten, in denen Pröse – durchaus emotional angehaucht – seine persönliche Beziehung zu den Protagonisten erzählt, kleine Geschichten und Anekdoten sowie viele O-Töne einfließen lässt. Das ist flüssig lesbar und durch den roten Faden des Samstagabend-Themas hangelt man sich vergnügt von Kapitel zu Kapitel. Es sind schöne Porträts, die eine Zeit nostalgisch wieder aufleben lassen, die schon so lange vergangen scheint und in unseren Herzen doch noch so präsent ist. Wundervoll!
Vermutlich sind Konstantin Wecker und seine nachdenklichen, rebellischen, antifaschistischen Lieder in der heutigen Zeit relevanter denn je. Er weiß sehr wohl, dass er mit seinen Texten nur diejenigen erreicht, bei denen die Worte ohnehin auf fruchtbaren Boden fallen. Um so höher ist es im anzurechnen, dass er nicht aufgibt. Unermüdlich erzählt er aus seinem Leben, von dem friedvollem Vater, der ihm so viel mitgegeben hat, von eigenen Erfolgen und Niederlagen.
Der Song „Willy“ hätte Konstantin Wecker fast zum Verhängnis werden können. Weil er damit in eine Ecke gestellt wurde, die zwar großen Erfolg brachte, ihn aber musikalisch sehr einengte. Protestsongs ja – doch Weckers Devise war es immer, sie mit romantischen Liedern zu verknüpfen. Poesie und Widerstand. Wut und Zärtlichkeit. So gab es die ruhigen Chanson-Alben mit Wurzeln in Italien und Südfrankreich, die in Weckers mittlerer Lebensphase manche Fans verprellten, inzwischen aber doch so deutlich zu seinen Livekonzerten hinzu gehören.
Auf „Sage Nein! Antifaschistische Lieder 1978 bis heute“ ist „Willy“ wieder stark vertreten. Der Song rahmt das Album ein: Mit der ursprünglichen Version am Schluss und der 2018er Version ganz am Anfang, die vor allem eine energische Ansprache an die heutige Gesellschaft darstellt und vor internationalen Tyrannen und nationalen Gestalten wie Seehofer und Gauland warnt.
Romantisch wird es auf dem Album nicht, aber melancholisch. Neben dem brandneuen Song „Das Leben will lebendig sein“ bilden Klassiker wie „Sage nein!“, „Empört euch“, „Vaterland“, „Die weiße Rose“ und „Ich habe Angst“ eine starke Mischung antifaschistischer Wecker-Lieder, die den Menschen Mut machen sollen. Mut, um aufzustehen, sich einzumischen, Mut, zu widerstehen. Es sind Lieder, die gegen Ängste, Resignation und gegen den bedrohlichen Nazi-Wahnsinn anklingen. Ton für Ton, Wort für Wort. Auch das Loblied an die Anarchie „Anna R. Chie“ darf nicht fehlen.
Die CD, deren Erlös zu einem Teil auch der antifaschistischen Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München (a.i.d.a.) gespendet wird, ist für nur zehn erschwingliche Euro erhältlich. Auch damit leistet der Musiker einen Beitrag, dass noch mehr Menschen erreicht werden können, die ganz einfach Nein sagen.
Die Mischung zwischen Neuaufnahmen, Originalen und Live-Mitschnitten ist stimmig. Fanny Kammerlander und Jo Barnikel leisten als Instrumentalisten einen fantastischen Job. Und Konstantin Wecker ist in Topform. Als Bonus gibt es „Bella Ciao“ im weltmusikalische Duett mit Shekib Mosadeq. Und der letzte Song lässt das Album nicht mit einem Knaller enden, sondern mit dem als Volkslied getarnten Trauersong der KZ-Häftlinge „Blümlein stehn am Waldessaum“. Sehr berührend!
Der Durchschnittsbürger ist mit 70 meist schon ein paar Jahre in Rente – manche Musiker geben dagegen mit 70 nochmal richtig Gas. So hat Konstantin Wecker zu diesem runden Geburtstag nicht nur ein Jubiläumsalbum und eine Biographie veröffentlicht, sondern das besondere Ereignis auch gleich mit mehreren Konzerten im Münchner Circus Krone gefeiert. Wer nicht selbst dabei sein konnte, kann sich nun über die DVD Box „Poesie und Widerstand – live“ freuen. Und diese hat es in sich: Auf zwei DVDs mit insgesamt fast vier Stunden Laufzeit ist das gesamte Jubiläumskonzert (als Zusammenschnitt der besten Aufnahmen von drei Konzertabenden) enthalten, eine dritte DVD bietet ausführliches Bonusmaterial mit weiteren musikalischen Geburtstagsgeschenken, verschiedenen Interviews und einem Making Of.
Wie schon auf dem gleichnamigen Album gibt der Münchner Liedermacher mit dem Konzertprogramm „Poesie und Widerstand“ gewissermaßen einem Überblick über sein musikalisches Schaffen. So folgen nach dem fulminanten Opener „Leben im Leben“ Titel wie „Ich singe, weil ich ein Lied hab“, „Der alte Kaiser“ oder „Liebesdank“ – alle schon viele Jahre alt und dennoch zeitlos bedeutsam. Zwischendurch erlaubt sich Wecker einige Gedichte, wird mit „Der Krieg“ und „Was keiner wagt“ auch immer wieder sehr kritisch und politisch und lässt seinen musikalischen Widerstand im ganz aktuellen Song „Den Parolen keine Chance“ gipfeln. Und er erzählt viel – zur Entstehung seiner Lieder, von seiner Familie, der er natürlich auch einige Stücke widmet, und immer wieder von seinen Überzeugungen und Träumen.
Begleitet wird Wecker von einer großartigen fünfköpfigen Band unter der Leitung seines langjährigen Weggefährten Jo Barnikel. Da einige der Musiker mehrere Instrumente beherrschen, sind die Arrangements äußerst abwechslungsreich – mal dominieren E-Gitarre, Keyboard und Schlagzeug, dann wieder wird’s mit Cello, Bratsche und Violine fast klassisch. Und zwischendurch singt Wecker auch mal nur zur eigenen unverkennbaren Pianobegleitung.
Zum zweiten Teil des Konzertes hat der Liedermacher sich dann einige Gäste eingeladen. Zunächst füllt das Kammerorchester der bayrischen Philharmonie die Bühne und lässt Titel wie „Empört euch“, „Weltenbrand oder „Ich habe einen Traum“ zu einem neuen, äußerst eindrücklichen Klangerlebnis werden. Zum italienischen Abend wird das Konzert schließlich mit den befreundeten Sängern Pippo Pollina und Dominik Plangger, die mit Wecker gemeinsam unter anderem „Questa Nueva Realtà“ , „Caruso“ und „Buonanotte Fiorellino“ interpretieren. Beim Klassiker „Wenn der Sommer nicht mehr weit ist“ sitzt der Jubilar dann wieder alleine am Flügel, lässt bei „Gracias a la Vida“ auch mal die Band ihre sängerischen Qualitäten ausleben und beschließt das Konzert schließlich mit dem schlichten Gedicht „Jeder Augenblick ist ewig“.
Mit seinen Jubiläumskonzerten hat Konstantin Wecker sich selbst und seinen Fans ein wunderbares Geschenk zum 70. Geburtstag gemacht. Auf dieser DVD-Box eingefangen kann dieses Geschenk nun noch mehr Menschen erfreuen.
Konstantin Wecker feiert am 1. Juni 2017 runden Geburtstag. 70 Jahre – und kein bisschen müde. Trotzdem ist es an der Zeit, Rückschau auf ein bewegtes Leben zu halten. Dazu dient zum einen die Autobiographie „Das ganze schrecklich schöne Leben“. Ein dicker Wälzer, wie man sich vorstellen kann, der aber sehr lebendig geschrieben ist und die Höhen und Tiefen eines Künstlerlebens perfekt erzählt.
Doch natürlich gehört auch ein musikalischer Rückblick dazu. Und den bekommen die Fans des Liedermachers aus München mit dem Doppel-Album „Poesie und Widerstand“. Wer gleichzeitig die Biographie liest, wird einige Parallelen entdecken. Beispielsweise, wenn Wecker ausführlich über seinen Vater berichtet, dessen unerfüllte künstlerische Ambitionen und dessen Friedensliebe. Im Anschluss hört man „Niemals Applaus (Für meinen Vater)“ – und die Gänsehaut ist perfekt.
Das Doppelalbum bietet viele solcher Momente. Im Prinzip kann man hier den Songs folgen, die Wecker auf seinen Konzerten der letzten Jahre zum Besten gab. Denn es sind die Texte und Melodien, die ihm selbst viel bedeuten. Zum Teil schon recht betagte Werke, doch er hat sie neu eingespielt und sie erstrahlen in zeitloser Schönheit.
„Ich singe, weil ich ein Lied hab'“ erklärt seine Passion. „Kleines Herbstlied“ und „Wenn der Sommer nicht mehr weit ist“ sind so wunderschön melancholisch, dass sie perfekt den Lebensrückblich „Das ganze schrecklich schöne Leben“ einläuten. Überhaupt ist CD 2 in weiten Teilen ruhig gehalten. „Ich habe einen Traum“ beschreibt die traumhafte Utopie einer Gesellschaft ohne Grenzen, in der der Reiche dem Bedürftigen hilft. „Gracias a la Vida“ und „Questa nuova Realtà“ sind Highlights jedes Livekonzerts. Und „Schlendern“ sowie „Tropferl im Meer“ führen dann doch ansatzweise in die Beschaulichkeit des Rentnerdaseins.
Politischer bleibt CD 1 mit „Den Parolen keine Chance“ (einem brandneuen Song, der sich an Beethovens „Ode an die Freude“ anlehnt), „Sage Nein“, „Empört euch“ und dem Klassiker „Was keiner wagt“. Im Booklet schreibt Wecker ein ansprechendes Vorwort – mit dem Fazit: „Nein, ich hör nicht auf zu träumen von der herrschaftsfreien Welt, wo der Menschen Miteinander unser Sein zusammenhält. Lasst uns jetzt zusammenstehen, es bleibt nicht mehr so viel Zeit, lasst uns lieben und besiegen wir den Hass durch Zärtlichkeit.“
Musikalisch wird allenthalben Großes geboten. Neben Weckers Alter Ego am Klavier, Jo Barnikel, sind auch die Cellistin Fany Kammerlander, die Multiinstrumentalisten Wolfgang Gleixner und Jens Fischer, der Gitarrist Severin Trogbacher sowie weitere internationale Gastmusiker, Sänger und Sängerinnen dabei. Dazu zählen unter anderem die österreichische Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager, die südamerikanische Sängerin Gaby Moreno, der Clueso-Drummer Tim Neuhaus sowie die Eurovision Song Contest-Abräumerin Conchita Wurst. Der sizilianische Cantautore Pippo Pollina, Gothic-Rocker Asp sowie der Türke Cetin Oraner lassen den Wecker-Song „Sage Nein“ als Bonustrack in mehreren Sprachen erklingen.
Wenn es ein Album gibt, dass die Karriere von Konstantin Wecker auf den Punkt bringt, ist es „Poesie und Widerstand“. Keine schnöde Best-of-Compilation, sondern ein faszinierendes Doppelalbum, dass aus Sicht des Alters Rückschau hält und viele Songs vermutlich in ihre ultimate Form bringt. In jungen Jahren hätte ich nie gedacht, dass ich den linken Revoluzzer Wecker irgendwann einmal so verehren werde. Doch heute verschwimmen die starren Grenzen. Wecker verhehlt nicht seine Bewunderung für Kanzlerin Merkel ob ihrer Haltung in der Flüchtlingsfrage. Wer hätte so etwas in den 90ern erwartet? Das neue Feindbild heißt AFD – und gemeinsame Feinde schweißen zusammen. Irgendwie.
Wer Wecker in den letzten Jahren live gesehen hat, weiß, dass er absolut in Topform ist als Revolutionär und Mahner, als Sänger, als Geschichtenerzähler. Und dass er eine fantastische Band mit sich bringt. Mit Cynthia Nickschas als Co-Heldin sind die Konzerte noch ein Stück geiler, doch sie steht als Liedermacherin immer mehr auf eigenen Füßen. Daher war sie im zweiten Tourabschnitt nicht dabei und wirkt bei der vorliegenden CD nicht mit. Doch auch die Gigs ohne ihre Mitwirkung sind einfach hervorragend – und das liegt nicht zuletzt an Jo Barnikel und Fany Kammerlander.
Gut auch, dass Konstantin Wecker momentan fast zu jedem Tourprogramm einen Mitschnitt veröffentlicht. Im vorliegenden Fall („Ohne Warum – live“) ist es ein ordentliches Bandkonzert in voller Besetzung. Noch einmal kann man sich mit dem Musiker und seiner fulminanten Band zum heiligen Tanz aufmachen, vom Glück des Gebens erfahren und beginnen mit dem Herzen zu denken. Die Auswahl der insgesamt 16 Stücke umfasst Klassiker wie „Es ist schon in Ordnung“, „Fast ein Held“ und „Wenn unsere Brüder kommen“ sowie aktuelle Songs, darunter „An meine Kinder“, „Der Krieg“ und „Ich habe einen Traum“. Sie alle vereinen Poesie und Widerstand, Liebe und Zärtlichkeit. Doch Wut ist eben nicht genug. Und so wärmen die wundervollen Klänge in der nun beginnenden kalten Jahreszeit.
Still wird es, wenn Konstantin erzählt: von Georg Heym, von der singenden Frau Petry, und von den Flüchtlingen in aller Welt. Sein Appell „Denkt mit dem Herzen“ sollte alle Menschen berühren. Aber leider werden es nicht gerade AFD-Anhänger sein, die sich eine live CD des Wortkünstlers anhören. Schade.
Bei seinem Live-Programm begibt sich der Musiker und Lyriker auf eine tiefdringende Suche nach dem Wunderbaren. Und dies eben ganz „Ohne Warum“. Der Titel entstand aus einem über 300 Jahre alten Gedicht von Angelus Silesius: „Die Ros ist ohn Warum, sie blühet, weil sie blühet. Sie achtet nicht ihrer selbst, fragt nicht, ob man sie siehet.“ Erschaffen wurde das Wortpaar von dem spätmittelalterlichen Philosoph Meister Eckhart, der den Begriff „sunder warumbe“ als Ausdruck mystischen Denkens verstand. Dieser Song beendet jedes Konzert und auch diesen Mitschnitt – eindringlich, tiefgehend und wunderschön!
Die Reihe „Porta hoch 3“ findet nun schon zum zweiten Mal statt und hat sich in Deutschlands ältester Stadt gut etabliert. Drei musikalisch sehr verschiedene Abende werden geboten. Am Freitag lud Konstantin Wecker zur Revolution. Äußerst passend in der Geburtsstadt von Karl Marx. Über den verlor er dann aber am Abend kein Wort.
Die 800 Zuschauer machten sich erst einmal Sorgen ums Wetter. Ist der Sitz trocken? Hab ich das Regencape griffbereit? Aufgrund der immer wiederkehrenden Regenschauer trudelte das Publikum nur sehr schleppend ein und es gab eine lange Schlange am Einlass. Zum Glück wurde der Konzertbeginn um 15 Minuten nach hinten verschoben.
Pünktlich zum Ende der Tagesschau startete Konstantin Wecker mit „Ich singe, weil ich ein Lied hab“. Einem Titel, der schon über 40 Jahre alt ist und der seit Jahrzehnten das Lebensmotto für den Münchner vorgibt. Nicht weil es uns gefällt und nicht weil wir’s bestellt… Er hat sich noch nie verbiegen lassen. Das muss jedem klar werden, der sich seinen Lebenslauf ansieht.
Früh im Konzert kommt Wecker schon zu den großen Themen. Er klagt an, dass die Nazi-Thematik, die er seit so langer Zeit besingt, immer noch aktuelles Thema ist. „Vaterland“ aus dem Jahr 1979 handelt vom Krieg, den KZs und der Feigheit der Menschen. „An meine Kinder“ enthält die eindringliche Bitte: „trag nie eine Uniform“. Ironisch tanzt Wecker den „Waffenhändlertango“.
Musikalisch sprang er von den 70er Jahren in die Gegenwart und wieder zurück. „Wenn der Sommer nicht mehr weit ist“ (1976) passte zum Abend und den Regenschauern. Und es gab romantische, nachdenkliche Lieder. Weil die Revolution viel Liebe braucht, sang er ein „Liebeslied im alten Stil“. Zur Auflockerung gründete die fantastische Begleitband eine „iPhone Band“ nur mit Smartphone-Musikinstrumenten und verwöhnte das Publikum mit elektronischen Klängen.
Dann wurde es wieder ernst: „Der Krieg“ ist die Vertonung eines Gedichts von Georg Heym, das Wecker 2015 textlich fortgeführt hat. „Zweimal kam der große Krieg mit Macht, und sie sind zum dritten Mal nicht aufgewacht.“ Die Botschaften sind stark und deutlich.
Eigentlich hätte nun eine Pause folgen sollen, doch Konstantin Wecker fragte kurzerhand das Publikum, ob es vielleicht aufgrund der Wetterlage (es war doch ungewöhnlich feucht-kalt) darauf verzichten will. Die Antwort per Applaus war eindeutig und das Konzert wurde mit stimmlicher Unterstützung des Publikum fortgesetzt: „Die Gedanken sind frei“ in Weckers erweiterter Version wurde von einem großen Regenbogen über der Porta begleitet.
Der Künstler philosophierte über sich und sein Leben. Wie er vom Anarchisten zum Frühromantiker geworden ist. Und wie schön es doch wäre, wenn nur noch Rilke und Brecht statt Söder und Seehofer zu hören seien. Im Lauf des Abends wurde das musikalische Geschehen rockiger. Neben Flügel und Cello kam vermehrt die E-Gitarre zum Einsatz. „Sage nein“ und „Empört euch“ trug Wecker mit viel Energie vor und riss das Publikum mit.
Dann erzählte er von der Willkommenskultur im Deutschland des Jahres 2015, die Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten zusammen führt. Er zitierte aus seinem Büchlein „Dann denkt mit dem Herzen“ und hielt ein Plädoyer für den Gutmenschen. Verstand allein führt nicht zum Guten. Er muss angebunden sein ans Gefühl, ans Menschsein. Der Song „Ich habe einen Traum“ war die Essenz daraus. Der Traum von offenen Grenzen, dem Teilen und der Gemeinschaft aller Menschen ohne ideologische Hindernisse.
Standing Ovations waren dem Liedermacher jetzt schon sicher – und es sollte noch ein langer Zugabenblock folgen. Das Publikum bewegte sich im Stehen näher an die Bühne. Es gab den Titelsong der Tour „Revolution“ mit original Trierer Glockengeläut, das Wecker als göttliche Zustimmung deutete. Er nahm das obligatorische Bad in der Menge und ließ sich von vielen Frauen umarmen. Dann rief er alle zur Umarmung des Nachbarn auf. Ein großes Happening.
150 Minuten reine Konzertlänge waren schon vergangen, als der Titelsong des aktuellen Albums ertönte. Warum heißt es „Ohne Warum“? Die Antwort findet sich in einem über 300 Jahre alten Gedicht von Angelus Silesius: „Die Ros ist ohn Warum, sie blühet, weil sie blühet. Sie achtet nicht ihrer selbst, fragt nicht, ob man sie siehet.“ Damit schloss sich der Kreis zum ersten Song des Abends. Vom Künstler, der sein Tun um der Kunst willen betreibt.
Das Publikum schien es Wecker angetan zu haben. Genau wie kaum einer dem trüben Wetter entfliehen wollte, blieb auch Konstantin der Große standfest auf der Bühne. Da noch einige Minuten Zeit waren bis zur musikalischen Sperrstunde um 23 Uhr („und die Trierer sind da sehr streng“) gab es ein Gute-Nacht-Lied als Rausschmeißer. Er hatte das Publikum im Sturm erobert und die Anwesenden werden vermutlich noch lange von diesem Abend reden. Am Samstag folgt Nils Landgren mit philharmonischem Orchester und den Abschluss macht am Sonntag Mark Forster.