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Westernhagen 08.04.2014 Capitol / Offenbach

Westernhagen – Pressekonferenz und „Alphatier“ Prelistening Tour am 8.4.2014 im Capitol Offenbach

Am 25. April wird es ein neues Album von Marius Müller-Westernhagen geben. Der Titel: „Alphatier“. Und der Meister geht einen ungewöhnlichen Weg, um es seinen Fans und den Medien nahe zu bringen. Er ist seit Anfang April auf Prelistening Tour durch die Clubs der Republik. Euer Lieblingsmagazin Musicheadquarter durfte vergangenen Dienstag im Capitol Offenbach mit dabei sein und den großen Meister auch auf der dazu gehörigen Pressekonferenz mit Fragen löchern.

Ich traf auf einen äußerst entspannten 65jährigen, der sich bewusst scheint, dass sein neues Werk sehr gelungen ist und alles mit sich trägt, was Fans spätestens seit 1978 an dem Düsseldorfer begeistert. Interessant auch, wie sich die Journalisten durch die Fragen lavierten, wo doch kaum einer außer Marius selbst wusste, wie die Songs denn nun klingen, über die gesprochen wurde.

So ließ man Westernhagen auch zunächst vom Tourfeeling erzählen. Er machte deutlich, dass er momentan mit Leib und Seele auf Tour ist und sich nicht viel darum kümmert, was an privaten Dingen in der Presse steht und wie das Album rezipiert wird. „Es geht um einen Energieaustausch. Die Menschen kommen zu dir, um Energie aufzuladen. Und du musst von deiner Energie abgeben. Du musst die Menschen berühren und das geht nur, wenn du deine Seele zeigst.“

Marius berichtete von den Albumaufnahmen in New York und der ganzen besonderen Band, die er nun schon seit einigen Jahren um sich versammelt hat. „Ich wollte im Studio eine ganz intime Atmosphäre schaffen.  Das waren zwei der intensivsten Wochen, die ich im Studio erlebt habe – auch durch die Live-Spielerei. Die Konzentration muss dann sehr hoch sein.“ Es sei auch angenehm, als Person anonymer zu sein und nicht ständig erkannt zu werden.

Die momentane Tour beschrieb Westernhagen als sehr positives Erlebnis. Es spiele letztlich keine Rolle, wie groß der Veranstaltungsort sei. „Erreichen musst die die Leute in jedem Fall. Es ist ein Kick, den du gerne haben möchtest. Wir waren sehr stolz auf das Album und sagten, wir möchten das live spielen. Wenn du aber durch die großen Hallen gehst, kannst du das nicht. Dann musst du durch den ganzen Katalog gehen. Das bist du den Leuten schuldig.“

Marius sieht sein neues Album als gesamtes Werk und will es zunächst einmal in voller Länge vorstellen. „Wir spielen es genau in der Reihenfolge. Ich bin groß geworden mit Konzeptalben, wo man eine Dramaturgie schafft. Für mich ist die Reihenfolge auf dem Album in sich eine Komposition. Da verwende ich an sich auch viel Zeit drauf.“ Zum Titel „Alphatier“ betonte Westernhagen den Punkt der physischen Präsenz. „Boris Becker war für mich ein Alphatier, Helmut Kohl oder auch Gerhard Schröder in seiner Physis. Ich bin ja eher ein schlanker Kerl. Das stimmt aber nur bedingt. Ich bin jemand, der eine Idee hat, versucht sie durchzuziehen und alle möglichen Leute zu motivieren, dass sie da mitmachen. In dem Sinne bin ich vielleicht ein Alphatier.“

Er äußerte sich auch zu den älteren Songs, beispielsweise „Taximann“. „Es gibt Songs, die sich wieder neu für dich darstellen. Das Publikum hatte ja für die Wunschkonzert-Tour gewählt und da musste ich plötzlich Taximann spielen, was ich nie so mochte. Wir haben das dann so hin gebogen, dass ich es heute unheimlich gern wieder spiele.“ Auch nach dem Vorstellen des neuen Albums gebe es einige ältere Hits, die man heute nur noch mit einem Lachen in den Augen und viel Ironie spielen könne. „Doch wenn die Leute kommen und das hören wollen, dann werde ich nicht so arrogant sein und es nicht spielen.“

Damit war das wichtigste gesagt und das Capitol in Offenbach durfte sich auf ein hervorragendes Konzerterlebnis freuen. Marius war von Beginn an voll in seinem Element. Das Album wurde in gut 75 Minuten Länge inklusive zweier Bonustracks komplett vorgestellt. Und er hatte die Menge voll im Griff. „Hereinspaziert, Hereinspaziert“ ist ein Opener vom alten Schlag. So müssen Konzerte beginnen! Dann ein Triple aus „Alphatier“, „Liebe“ und „Oh, Herr“. Lange hat man den Meister nicht mehr so intensiv erlebt. Harte Klänge (hörte ich da Riffs im Stil von Led Zeppelin?), sein charakteristischer Gesang, viele raue, erdige Töne. Das Publikum ging begeistert mit und der angesprochene Energieaustausch fand deutlich statt. Marius‘ Ansage war vielsagend: „Hamburg war der Wahnsinn, Hannover war der Wahnsinn, Köln war der Wahnsinn. Aber ich sagte zu meinen Leuten, okay, jetzt kommen wir in den Süden. Das wird… “ Ruhiger? Dachte Marius wohl. Aber ein Zuschauer rief „Wahnsinn!“ und das Toben im Club wollte kein Ende nehmen.

Das Konzert machte riesigen Spaß. Kaum zu glauben, dass die Songs für fast alle Anwesenden neu waren. Der dramaturgische Aufbau stimmte, Westernhagen wirbelte wie in alten Zeiten über die Bühne, mit linkischen Bewegungen und als tue er seit Jahrzehnten nichts anderes, als diese Tracks zu spielen. Es war ein Genuss und das neue Album hat in meinen Augen keine Lückenfüller. Vielleicht ein, zwei ruhige Momente im letzten Drittel, die live leichte Längen verursachen. Doch darüber konnte man ob der tollen Stimmung hinweg sehen.

Selbst die beiden Bonustracks wurden wohlwollend aufgenommen, obwohl spürbar war, dass manche im Publikum ungeduldig auf die angekündigten Klassiker-Zugaben warteten. Marius ist wieder da und da kommt etwas Großes auf uns zu. Wenn dieses Album Ende April nicht ordentlich einschlägt, habe ich am Dienstag etwas falsch verstanden.

Der Zugabenblock brachte Altbekanntes, das die Stimmung noch weiter hob. „Willenlos“, „Sexy“ – alle sangen mit. Außerdem zu meiner Freude das Lied vom „Taximann“ in einer ausgedehnten Version, ein energisches „Mit 18“ und der traditionelle Abschluss mit „Johnny Walker“. Feuchte Augen allerorten und die Erkenntnis der Zuschauer, hier Zeuge eines ganz besonderen Ereignisses geworden zu sein. Schön, dass einem ein Album auf diese authentische Art näher gebracht wird. Und was momentan so an privaten Meldungen durch die Presse geistert, spielte überhaupt keine Rolle. Auch ein gutes Zeichen!

https://www.youtube.com/watch?v=Gp9Iot0ArWU

Westernhagen -
Westernhagen –
  • Audio-CD – Hörbuch
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
  • Kunstflug (Membran) (Herausgeber)

Letzte Aktualisierung am 18.04.2024 um 23:50 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Bezahlte ANZEIGE