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Jeff Buckley "You And I"

Unsere Wertung: 7 von 9 Punkten.

Jeff Buckleys erste Studiosessions für Columbia Records

Leider wurde der Singer/Songwriter aus Memphis nur 30 Jahre alt. Seine Vita ist tragisch: Jeff Buckleys Vater starb in jungen Jahren aufgrund von Drogenmissbrauch. Jeff hingegen soll der Legende nach zu einem Led Zeppelin-Song voll bekleidet Schwimmen gegangen und dabei ertrunken sein. Er hat nur ein einziges Studioalbum („Grace“ im Jahr 1994) veröffentlicht. Posthum erschien aber noch viel Material aus seiner Feder, vor allem Liveveröffentlichungen.

Coverversionen von Titeln, die Jeff musikalisch geprägt haben, waren seine große Leidenschaft. „Wenn ich mich mit einem Cover beschäftige, ist der Grund dafür immer, dass der Song etwas mit meinem Leben zu tun hat und bis heute für eine Zeit in meinem Leben steht, als ich den Song mehr als alles andere gebraucht habe,“ sagte der Künstler 1994 in einem Interview. Seine Interpretation von Leonard Cohens „Hallelujah“ ist legendär – doch er hat sich viele Titel bekannter Kollegen in diesem Sinn zu Eigen gemacht.

Gelegentlich taucht neues Material aus dubiosen Archiven auf. Ein kürzlich bei Sony Music entdecktes Werk umfasst unveröffentlichte Coverversionen u.a. von Bob Dylan, Sly and the Family Stone, The Smiths, Bukka White, Led Zeppelin sowie zwei Originaltracks von Jeff Buckley. Es wurde letzte Woche unter dem Titel „You And I“ veröffentlicht. Die meisten der zehn Tracks wurden im Februar 1993 in Steve Addabos „Shelter Island Sound“ Studio aufgenommen und blieben danach über zwei Jahrzehnte lang ungehört. Erst kürzlich wurden sie bei den Vorbereitungen für eine Sonderedition anlässlich des 20. Jubiläums von „Grace“ entdeckt.

Es ist immer wieder faszinierend, Interpretationen von Buckley zu hören. Das Tremolo in seiner Stimme und die Koloraturen sind einzigartig. Er schafft eine Intimität in den Songs, die kaum ein Kollege in den 90ern zu bieten hatte. So funktioniert auch diese Zusammenstelllung blues-lastiger Titel so, als würde man für gut 50 Minuten sein Ohr in die Recording Studios stecken und dem Meister beim Jammen zuhören. Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass das Album den Geist des Unfertigen atmet. Vieles klingt nach Demo-Version und Work in progress. Macht aber nichts. Fans werden ohnehin jeden Ton begeistert aufsaugen.

Die Zusammenstellung der Cover ist sehr vielseitig. Manchmal wird es mir etwas zuviel, wenn die Tracks nicht enden wollen und Buckley sich in Wiederholungen und schmückenden Ausschweifungen verliert. Ich habe das Gefühl, er war selbst recht verliebt in seine Stimme und wollte die Hörer an den verspielten Ideen teilhaben lassen. Ermüdend ist das Ergebnis aber nie. Es ähnelt nur einem Jazz- und Blues-Instrumentalisten, der sich ins Gitarrenspiel vertieft.

Abgerundet wird „You and I“ durch die allererste Studio-Aufnahme seiner beiden Songs „Grace“ und „Dream of You and I“, einem geheimnisvollen und eindringlichen Stück, das die hochgradig intime und zutiefst persönliche Atmosphäre des Albums noch weiter verstärkt. Gerüchte, dass diese Aufnahmen existieren, gab es schon lange, aber gehört hatte sie außerhalb des Studios niemand: Von den Performances auf „You and I“ gibt es weder Bootlegs noch irgendeine offizielle Veröffentlichung. Die Aufnahmen sind der Heilige Gral für Fans und eine der raren Möglichkeiten, Jeff Buckley in Höchstform und mit makellosem Sound zu erleben.

Bleibt die Frage, ob das Material ein eigenes Album wert war oder es besser auf die Neuauflage von „Grace“ gehört hätte. Da bin ich etwas zwiegespalten. Wenn man aber bedenkt, dass nicht unbedingt jeder Besitzer des „Grace“-Albums die Jubiläumsedition nochmal kaufen wird, ist die gewählte Veröffentlichungsform vielleicht die richtige.

Jeff Buckley - You And I
Jeff Buckley – You And I
  • BUCKLEY JEFF
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Letzte Aktualisierung am 29.03.2024 um 13:29 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Bezahlte ANZEIGE