„Der Name kommt mir nicht bekannt vor“ hieß das erste Album der Trilogie und auch Teil 2 hatte einen Titel in Überlänge: „Hatte ich dich nicht gebeten im Auto zu warten“. Das abschließende „Sie haben den Falschen“ ist da ja fast schon den Gegebenheiten des heutigen Deutschpop angepasst. Allerdings nur was den Titel angeht. Der Musiker aus Hamburg geht außergewöhnliche Wege. Ob er daran verzweifelt? Das Cover zeigt ihn als Desperado. Die Musik scheint ihm aber weiterhin großen Spaß zu machen.
Das Label Rintintin Musik ist sein Eigenes. Kompromisse sind also nicht von Nöten. So wird man auch nach langer Suche keine Schublade finden, in die der Singer/Songwriter passt. Hat ja manchmal schon was von Schlager, doch dafür sind die Texte zu intelligent, ja geradezu philosophisch. Liebeslieder, Tragödien, Gesellschaftskritik – und eine Form von Humor, die sich oft erst aufs zweite Hören erschließt.
Über Chartplatzierungen müssen wir nicht reden. In den 80ern war das anders – da gehörte Reincke zur kultigen Formation Felix de Luxe. Mittlerweile ist er 56 Jahre alt und macht seit 25 Jahren solo Musik. Diesmal überzeugt Michy Reincke zudem als Produzent eines exquisiten Werkes das in Andalusien entstanden ist. Statt Flamenco geht es allerdings bisweilen sehr funky und auffallend druckvoll zur Sache: Bariton-Saxophone, D6-Clavinet und Wah-Wah-Gitarren kommen zum Einsatz sowie Rhythmus-Elemente mit Prince-Zitaten.
Inhaltlich gibt es viele lebensbejahende Lieder wie „Glücklich glücklich“, „Sie ist genau mein Typ“, „Wir zertanzen die Fundamente“. Solcherlei Freude teilt man gern. Michy vermittelt Stimmungen – mit samtweicher, sonorer Stimme. „Wenn du gehst komm ich mit“ ist zum Dahinschmelzen, „Noah“ als Alkoholiker-Drama absolut bewegend und das orchestrale „Die Frau in der die Welt verschwand“ von lyrischer Eleganz.
„Sie haben den Falschen“ ist ein ungewöhnliches Popalbum voll schöner Melodien. Eine bunte Mischung aus eindringlichen und nachdenklichen Momenten. Wir haben den Richtigen!
