Beginner: Buchstaben verschwinden – die Musik bleibt

Seit 2003 firmieren die HipHop-Meister aus dem hamburgischen Eimsbüttel nur noch als Beginner. Als sie sich Anfang der 90er Jahre gründeten und mit englischsprachigem Rap begannen, hieß die Truppe noch Absolute Beginners. Das „s“ musste als erstes weichen, als man sich vermehrt der deutschen Sprache zuwandte. Drei Alben waren erschienen und bis 2003 war man auf ein Trio geschrumpft.

Dann die lange Sendepause. Man hat fast schon aufgehört, die Beginner überhaupt zu vermissen, obwohl sie sich offiziell nie getrennt haben. Aber Jan Delays Solo-Entwicklung hat in eine so großartige Entwicklung geführt, dass es recht einfach war, die Hamburger Rapper aus dem kollektiven Gedächtnis zu verbannen – oder zumindest in den Hintergrund zu rücken.

Umso erfreuter der Aufschrei in Fan- und Medienkreisen, als bekannt wurde, dass Jan Phillip Eißfeldt (Eizi Eiz, Jan Delay), Dennis Lisk (Denyo) und Guido Weiß (DJ Mad) wieder gemeinsam loslegen werden. Zur allgemeinen Verwirrung trägt die deutschsprachige Platte mit „Advanced Chemistry“ einen englischen Titel. Überhaupt stellt sich die Frage, ob man die hohen Erwartungen überhaupt erfüllen kann.

Logischerweise wird das schwierig. Mit „Bambule“ hatte man Ende der 90er Jahre die HipHop-Szene entscheidend geprägt. Das ist nun kaum noch möglich – dafür sind zu viele Rapper auf dem Markt und haben sich zum Teil im etablierten Nest regelrecht festgesetzt. Was das Trio aber kann, ist ein lupenreines, auf Spaß getrimmtes Album zu produzieren. Das mag vielen nicht genug sein, doch es bringt Fun und dürfte auch denen gefallen, die jetzt erst durch Jan Delay zum HipHop kommen.

Die Seilschaften im Musiker-Netzwerk bescheren eine riesige Anzahl an Features. Gentleman und Samy Deluxe sind vertreten, Dendemann, Megaloh und Haftbefehl. Im Song „Es war einmal“ lassen die drei Ptoragonisten gekonnt ihre Vergangenheit Revue passieren. „Meine Posse“ und „Rambo No. 5“ bieten fette Beats und Partystimmung. „Kater“ und „Nach Hause“ kommen sehr chillig und feinfühlig daher. „So schön“ erklingt sehr funky und oldschool.

Alles in allem kann man sagen: Es gibt keine wirklichen Überraschungen. Das Album bewegt nicht die HipHop-Welt, es liefert aber auch keinen bösen Abklatsch des Vergangenen. Mir gefällt es allein aufgrund von Jan Delays näselnder Stimme, die vielen so verhasst ist. Es bleibt ein Rap-Album, das Spaß macht und sich dem Zeitgeist anpasst. Könnte durchaus ein neues Konsens-Album der Gegenwart werden.

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