Ezio, Booga und ihre Klampfen

Die Gitarrenmeister Ezio Lunedei und Mark „Booga“ Fowell haben in den Jahren ihres musikalischen Schaffens den Spagat geschafft, den viele Bands vergeblich versuchen: Sie haben sich eine große Fangemeinde erspielt, die vor allem die energiegeladenen Livekonzerte schätzt, haben sich dabei aber ihre Unabhängigkeit bewahrt. Wenn man der Faszination von Ezio folgen will, muss man sie mal live erlebt haben. Das ist eine unumstößliche Tatsache und Resultat ihres unermüdlichen Bühneneinsatzes – egal ob sie als Duo oder mit kompletter Band unterwegs sind.

Das neue Werk „Daylight Moon“ startet ungewöhnlich: „Hey Little Girl“ ist ein unaufgeregter akustischer Track mit Banjo-Begleitung. Sehr poetisch und fast schon betörend. Danach geht es aber wieder in die Vollen. „Indian“ bietet eine verzerrte Rockgitarre und klingt wie frisch aus einem Tarantino-Soundtrack. Damit sind die beiden wieder in ihrem Element und starten eine Tour de Force durch die verschiedensten Referenzen von Blues und Folk. Nicht, dass sie Plagiate schaffen würden, aber manche Songs kommen einfach so genial durch die Boxe, dass sie auch von Blue Öyster Cult, Van Morrison, Neil Young oder Tito & Tarantula stammen könnten.

„Been A Long Time Coming“ bietet feinsten akustischen Folkrock, während „The Gypsy Song“ mit kratziger Violine eine weltmusikalische Richtung einschlägt. Die Jungs verstehen ihr Handwerk und präsentieren sich als formidable Singer / Songwriter. Den Abschluss macht das whiskey-geschwängerte „Down Down Down“ und man wünscht sich sogleich ein Livekonzert in der nächstgelegenen Bar.

Ezio Lunedei ist und bleibt ein genialer Sänger mit erdiger, straighter Charakter-Stimme. Und Booga ist eine Institution für sich. Dieses versunkene Gitarrenspiel, der selbstgefällige Blick in den Himmel, das entspannte Grinsen nach jedem gelungenen Solo – man sieht ihn förmlich in dieser Haltung vor sich, auch wenn man die Studio-CD hört. Vielleicht ist es Ezio mit diesem Album am bisher besten gelungen, das vielschichtige Live-Erlebnis für ein Studiowerk einzufangen, da es hier keine Genregrenzen gibt. Zumindest macht es vom ersten bis zum letzten Ton Spaß – und steht damit den Konzerten in nichts nach.