Graziella Schazad: „India“ – düsterer als der Vorgänger

Im Herbst 2010 verzauberte Graziella Schazad uns mit ihrem Debüt „Feel Who I Am“ und etablierte sich damit nach vielfältigen früheren musikalischen Erfahrungen als Songwriterin und Solo-Künstlerin. Nun erscheint mit „India“ endlich ein neues Album der charmanten Wahl-Hamburgerin mit polnischen und afghanischen Wurzeln, auf dem sie wieder neue musikalische Facetten zeigt.

Zunächst mal überrascht Graziella mit dem Opener „Har Rooz“, einem orientalisch anmutenden Instrumentalstück, bei dem sie ihre virtuosen Fähigkeiten als Geigerin beweist.
Das folgende „How Many People“ kommt vordergründig unbeschwert daher, thematisiert inhaltlich aber die persönliche Hilflosigkeit angesichts der wachsenden Zahl von Flüchtlingen auf dieser Welt. Und auch der Titelsong „India“ geht unter die Haut – hier verarbeitet die Songwriterin für sich die tödlich endende Massenvergewaltigung einer indischen Studentin, die 2013 Schlagzeilen machte.

Das optimistische und verspielte „Before We´re Done“ ist ein positiver Lichtblick, ebenso wie das entspannte „Love Is“. Insgesamt wirkt das Album aber düsterer als der Vorgänger, was auch am erweiterten Spektrum der Stilrichtungen liegt. So wird „You´re Bad“ von einer Blues-Gitarre dominiert und in „Shelter“ erzeugen die gezupfte Geige und verwirrende Gesänge im Hintergrund eine geradezu beklemmende Atmosphäre. Mit „Don´t Ask Me Twice“ versucht sich Graziella sogar an tanzbarem Pop mit Electro-Elementen.

So spannend diese Vielseitigkeit auch ist –  auf Anhieb überzeugen mich eher die einfachen Songwriter-Titel wie das wunderbar verträumte „As Long As We Feel“. Und so freue ich mich besonders über die als Bonustracks enthaltenen Acoustic-Versionen von „India“, Before We´re Done und „La vie change“, die alleine mit Gitarre und Violine  – mal gezupft, mal gestrichen – als Begleitung auskommen. Hier findet sich viel von der zauberhaften Leichtigkeit wieder, die Graziellas Debüt durchdrungen hat.

So leicht wie dieses macht es einem „India“ im Gesamten nicht, allerdings offenbart das Album bei jedem Durchgang mehr und mehr von seinem Potential. Ich bin jedenfalls weiterhin von Graziella Schazad begeistert und gespannt, was wir in Zukunft noch von ihr hören werden!

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