Nils Landgren und Janis Siegel verfeinern Leonard Bernstein

Nils Landgren, schwedischer Posaunist und Sänger, schafft es doch immer wieder, auch unbedarfte Kulturbanausen wie mich für Jazz zu begeistern. Pünktlich zu seinem 60. Geburtstag am 15. Februar hat er sich etwas ganz Besonderes vorgenommen: Gemeinsam mit der US-Sängerin Janis Siegel, Mitglied bei den Vokalgenies von Manhattan Transfer, und den Bochumer Symphonikern schuf er ein grandioses Leonard Bernstein Tribute Album mit dem Titel „Some Other Time“.

Ob das funktionieren kann? Die verwendeten Songs und Melodien stammen aus den populären Musicals „West Side Story“, „On The Town“ und „Wonderful Town“. Zudem findet beim zwölften Track „A Simple Song“ aus dem Musiktheaterstück „Mass“ Verwendung.

Am bekanntesten sind natürlich die Melodien der „West Side Story“. „America“ kommt als Ouvertüre leider sehr kurz, doch „Maria“, „Somewhere“ und „One Hand, One Heart“ sind mehr als grandios. Die letzteren beiden Titel interpretiert das Nils Landgren Quartet in stimmungsvoller Leichtigkeit, während „Maria“ im Zusammenspiel mit den Symphonikern unter Leitung von Vince Medoza zum ultimativen Klangerlebnis wird.

Ich mag das Zusammenspiel der Stimmen, wenn Janis Siegel zu „Some Other Time“, „The Story Of My Life“ und „Something’s Coming“ mit einsetzt, doch Landgren gibt das Heft nie aus der Hand und seine charismatischen Vocals beherrschen jeden Song, sobald er loslegt. Jazz-Arrangements und Posaunen-Klänge geben den Stücken eine erstaunliche Ruhe und Gelassenheit. An natürlicher Coolness ist der Protagonist ohnehin nicht zu überbieten.

Das Album ist, wie ich finde, hervorragend zusammen gestellt. Wenn zum Ende hin die Bochumer Symphoniker bei „A Quiet Girl“ und „A Simple Song“ stärkeres Gewicht bekommen, entfaltet sich die ganze Größe der Musik von Leonard Bernstein. Seine Werke werden in der Musikwelt rauf und runter gespielt – doch selten so filigran und mit ganz neuer musikalischer Stärke wie bei diesem Release. Meine Empfehlung!