„Whodunnit“ – Bastian Pastewka spielte am 19.01.2015 Paul Temple im Theater Trier

Bastian Pastewka und Paul Temple im Theater Trier – wenn das mal kein kultiger Abend wird. Das Ensemble aus dem Comedian und vier als „Komplizen“ bezeichneten Mitstreitern brachte das Hörspiel „Paul Temple und der Fall Gregory“ auf die Bühne. Die Figur des englischen Schriftstellers Francis Durbridge dürfte vielen ein Begriff sein: Paul Temple ist seines Zeichens Kriminalschriftsteller und Privatdetektiv. Im Rundfunk (BBC) löste er insgesamt 29 Fälle, von denen eine ganze Reihe in den 50er und 60er Jahre beim NWDR und WDR in deutscher Sprache aufgelegt wurde. „Paul Temple und die Affäre Gregory“ war die erste übersetzte Folge, gilt aber als verschollen.

Was in den Archiven des WDR allerdings auffindbar war: neun von zehn Folgen des Mehrteilers in Schriftform. Regisseur Leonhard Koppelmann hat sich dieses Fundes angenommen und als Aushängeschild Bastian Pastewka mit an Bord. So presste man das verschollene Stück in einer Mischung aus ernsthaftem Hörspiel und Comedy auf CD und bringt es nun auf die Theaterbühne. Pastewka ist Zugpferd genug, um dem Altertümchen ausverkaufte Häuser zu bescheren. So durfte auch in Trier der Kult vor riesiger Kulisse neu belebt werden.

„Der Fall Gregory“, wie das Stück jetzt heißt, ist ein typisches Durbridge-Stück mit viel Geplauder, geheimnisvollem Getue, spannenden Cliffhangern und eigentlich recht wenig Action. So funktionierten Krimis Mitte des letzten Jahrhunderts.

Bastian Pastewka spielte natürlich die Rolle des Paul Temple, präsentierte sich aber deutlich als Teil des Quintetts. Immerhin hatte er zwei Kolleginnen und zwei Kollegen dabei, die ihm schauspielerisch in nichts nachstanden, das Stück mit verteilten Rollen lasen und sich zugleich anhand von allerlei Requisiten als Geräuschemacher betätigten. Alle waren ständig im Spiel und passten wechselweise die Geräuschkulisse den gerade handelnden Personen an. Das führte zu einer Reihe von lustigen Effekten und es machte durchaus Sinn, das Stück nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen. Man kann die Performance auf CD erwerben, doch da geht sicher einiges vom Reiz der Darstellung verloren.

Gespielt wurde nicht nur das Hörspiel, sondern die Darsteller gingen häufig auf die Meta-Ebene, kommentierten einzelne Szenen und Figuren, lästerten über die etwas antiquierte Handlung und fielen schon mal aus der Rolle, wenn es allzu lustig wurde. Vor allem Pastewka konnte hier natürlich mit Gestik und Mimik glänzen. Zudem vermittelte er mit der seiner Figur eigenen Besserwisserei allerlei Hintergründe zu Durbridge, Temple, Hörspielen im Allgemeinen, dem NWDR, unterschiedlichen Radiofassungen und sonst allerlei, was vermutlich keiner wissen wollte.

Auf einer Leinwand wurden Fotos aus alten Temple-Filmen und des deutschen Original-Skripts eingeblendet. Die fehlende Hörspielfolge wurde anhand der norwegischen Fassung (!) rekonstruiert und wir durften auch dieser stückchenweise lauschen. Alles in allem wurde es zum Ende hin etwas hektisch, was die Nacherzählung ungespielter Passagen und die herunter gerasselten Motive mancher Figuren anging. Aber so funktioniert nun einmal die Auflösung des Falles.

Highlights waren klar die eingebrachten Gesangseinlagen alter deutscher Schlager, die von dem Quintett zu Gehör gebracht wurden und auch den Zugabenteil bereicherten. Natürlich wurde dem Publikum zum Ende hin präsentiert, wer Mr. Gregory war, doch das war gar nicht mehr so wichtig. Die Schauspieler hatten mit ihren Persönlichkeiten überzeugt und eine unterhaltsame Performance abgeliefert. So machen nostalgische Hörspiele ganz besonders Spaß und mit einem Bastian Pastewka, dem die Rolle des Temple auf den Leib geschneidert schien, konnte sowieso nichts schief gehen.