Philipp Boa And The Voodooclub: Best Of und neue Songs

Es gab eine Zeit Ende der 80er, da Phillip Boa and the Voodooclub zwangsläufig in einem Atemzug mit New Model Army und The Cure genannt wurden. Wenn auch der große kommerzielle Erfolg für den Dortmunder letztendlich ausblieb, bescherte ihm der Song „Container Love“ zumindest einen internationalen Hit und für die darauffolgenden Alben einige solide Top 20-Platzierungen. Dem Metalprojekt Voodoocult war nur eine kurze Lebensdauer beschieden, so dass auch im neuen Jahrtausend ein steter Output feiner Independent-Werke folgte.

Das aktuelle Doppelalbum versucht, die Historie und das aktuelle Output des Künstlers zu vereinen. Es enthält nämlich auf CD 1 eine Best-of-CD mit den Single-Veröffentlichungen aus drei Jahrzehnten und auf CD 2 das aktuelle Album „Fresco“ (Untertitel: „A Collection Of 12 New Songs“). Was will uns nun der Künstler damit sagen? Dass das neue Album ohne ein Beiwerk von älteren Hits nicht funktioniert? Oder dass es sich bei den Songs von „Fresco“ um die logische Weiterentwicklung einer deutschen Independent-Karriere handelt? Lassen wir mal stehen, dass der inzwischen 53jährige immer noch recht erfolgreich am Start ist und ihm die Ideen für gute Musik nicht ausgehen.

Die Compilation enthält 19 Songs aus allen Schaffensphasen. Man sichtete die Archive des Produzenten Eroc (bekannt von der Kultband Grobschnitt) und unterzog die Originaltapes einer sorgfältigen Restaurierung im High-End-Sound. Das Ergebnis lässt sich hervorragend anhören und macht die Zusammenstellung aus drei Dekaden zu einem homogenen Hörerlebnis, zumal Boa mitnichten eine chronologische Anordnung wählte, sondern die Compilation nach seiner Logik zu einem ordentlichen Album machte.

„Fresco“ auf CD 2 zeigt, dass Boa die Kreativität noch nicht ausgegangen ist. Einerseits surreal verträumt, dann wieder durchaus rockig und mit Hitcharakter. Dem deutschen Aushängeschild der Independent-Mucke ist damit wieder mal ein in sich geschlossenes Album gelungen, das die Idee des New Wave weiter verfolgt und in die Gegenwart rettet. Damit erntet man keine Lorbeeren in der aktuellen Radiolandschaft, aber man kann der treuen Fangemeinde gewiss eine große Freude machen und sie stolz auf ihren alten Heroen sein lassen.