Der Rock ’n’ Roll lebt: Peter Kraus am 30. März 2023 in der Arena Trier
Konzertfotos von Peter Kraus am 30. März 2023 in der Arena TrierMore
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Nach zwei Jahren coronabedingter Pause konnten Thomas Schwab und seine Band endlich wieder wie gewohnt mit „Christmas Moments“ auf Tour gehen – sehr zur Freude der vielen Fans, für die diese Show zur Vorweihnachtszeit genauso dazugehört wie Plätzchen backen und Geschenke kaufen. Ihren stimmungsvollen Abschluss fand die Konzertreihe am 23.12. in der voll besetzen Arena in Trier.
„Christmas Moments“ begeistert nun schon seit 25 Jahren mit seiner Mischung aus traditionellen und modernen Weihnachtsliedern, ergänzt durch thematisch passende Popsongs. Mit „Wir ziehen in den Frieden“ (im Original von Udo Lindenberg), eingeleitet durch Zitate aus dem Grundgesetz gelang diesmal eine besonders aktuelle und berührende Eröffnung, bevor es dann weihnachtlicher weiterging.
Emely Valerius, Alyoysia Astari, Dominik Stegmüller und David Moore trugen die Show mit ihren großartigen Stimmen, die sowohl im Ensemble als auch solistisch jederzeit überzeugten. Die hervorragende Band um Initiator und Pianist Thomas Schwab gab allen Stücken den passenden Rahmen – ob mit vollem Sound bei Titeln wie „I will follow Him“ oder auch ganz leise wie bei „Dann fängt Weihnachten an“. Und nicht zuletzt gewann Rüdiger Schade als etwas anderer Engel die Herzen des Publikums mit poetischen und humorvollen Texten.
Natürlich dominierte insgesamt die Weihnachtsfreude mit Stücken wie dem von Dominik interpretierten „The First Noel“ oder Emelys zauberhafter Version von „Have Yourself a Merry Little Christmas“. Aber der Abend war auch geprägt von vielen emotionalen Momenten. „Dezember“, das für immer mit der Erinnerung an Oliver Rohles verbunden ist, ließ viele Zuhörer zu den Taschentüchern greifen – spätestens, als in der letzten Strophe die Stimme des verstorbenen Sängers eingespielt wurde. Die von Thomas Schwab komponierte Vertonung des Erich-Kästner-Gedichts endet mit den Worten: „Das Jahr kennt seinen letzten Tag, und du kennst deinen nicht.“
Aloysia berührte mit „Heilig Heilig“ vor der Pause, und ebenso ergreifend ging es mit dem von Thomas Schwab selbst komponierten „Der riesige Ruf“ anschließend weiter. David Moore schließlich wurde bei „In diesem Moment“ zwischendurch selbst so von Emotionen überwältigt, dass er kurzzeitig nicht weitersingen konnte. Nach unterstützenden Standing Ovations durch ein bewegtes Publikum konnte er den Song von Roger Cicero dann kraftvoll beenden.
Kindheitserinnerungen wurden beim Weihnachtslieder-Medley wach – und Thomas nutzte die Gelegenheit, Werbung für sein Herzensprojekt Nestwärme zu machen. Der Verein aus Trier unterstützt und begleitet Familien mit beeinträchtigten und schwerkranken Kindern. Aktuell wird der Bau eines Kinderhospizes auf dem Trierer Petrisberg geplant (Infos unter https://nestwaerme.de/).
Als Gastsängerin war an diesem Abend Meike Anlauff dabei und präsentierte mit „Run“ eines der Highlights aus 25 Jahren Christmas Moments. Gegen Ende wurde es dann nochmal richtig schwungvoll mit „Last Christmas“, bei dem das Publikum tatkräftig mitsang, und den Gospeln „Go, Tell it on the Mountain“ und „Amen“. Das nachdenkliche „Mary Did You Know“ beendete den offiziellen Teil der Show – aber natürlich durften traditionell als Zugabe „Der Traum von Bethlehem“ und das a capella gemeinsam gesungene „Stille Nacht“ nicht fehlen. Die begeisterten Zuhörer wurden schließlich in die Nacht entlassen mit der Gewissheit, dass jetzt Weihnachten werden kann!
Und auch im Jahr 2023 wird es „Christmas Moments“ am 23. Dezember in der Arena Trier geben. Dann gibt es wieder ein Jubiläum, denn die Arena wird bereits seit zwanzig Jahren zur größten Spielstätte der Show, die viele Städte in Deutschland und Luxemburg begeistert.
Marteria war mit Support Nina Chuba in der Arena Trier – Hier unsere Fotogalerie vom 9.12.22More
Fast 4000 Fans fanden sich in der ausverkauften Arena Trier ein, um Mario Barth und seinem neuen Bühnenprogramm mit dem verwirrenden Titel „Männer sind Frauen, manchmal aber auch …vielleicht“ zu huldigen. Solche Wortkapriolen verwendet man vermutlich, wenn einem zum siebten Programm, das die Beziehung von Männern und Frauen auf die Schippe nimmt, nichts wirklich Neues mehr einfällt. Natürlich kann diese Wortverwirrung auch für den Zeitgeist einer Gegenwart stehen, in der althergebrachte (um nicht zu sagen: konservative) Vorstellungen plötzlich nichts mehr bedeuten. Woran Mario Barth das festmacht? Auf jeden Fall nicht an Aussagen zu Rechtspopulisten oder Kriegstreibern. Wirklich politisch wird sein Programm an keiner Stelle. Aber Stammtischparolen lockern die Stimmung des Publikums am Anfang gekonnt auf: Weil die Puffmutter gerne Renate heißen darf, aber auf keinen Fall Layla. Weil Zigeunersoße und Pizza Hawaii aus kulturellen Gründen verboten werden. Mario stellte also gleich unter großem Applaus klar, dass er nicht nach aktuellen Maßstäben politisch korrekt sein wird. Muss er auch nicht – dafür steht er schließlich als Komiker auf der Bühne.
Auch die Genderdebatte wurde zum Thema. Nein, Gendern würde er nicht. Für sowas hat er keine Zeit. Muss man das erwähnen? Wenn ich sein Programm im Nachhinein überblicke, gab es kaum einen Punkt, an dem ein gesprochenes Gendersternchen hilfreich gewesen wäre. Höchstens bei Influencer*innen. Aber selbst da bezog sich Mario bewusst nur auf die weiblichen Vertreter dieser Gattung, also alles gut. Der angekündigte Verzicht aufs Gendern war gar nicht nötig und somit reiner Populismus zur Erheiterung der Massen. Und damit auch genug gemeckert. Insgesamt war der Abend nämlich ein großes Vergnügen mit deftigen Witzen für die Zielgruppe, die sich aus vielen Generationen von Kindern bis Senioren zusammensetzte.
Darauf bezieht sich meine Überschrift aber gar nicht. Das Treffen der Generationen meint eher den Inhalt des neuen Programms. Nachdem Mario genug über Männer und Frauen – im Besonderen seine Freundin – lamentiert hat, musste was Neues her. Aber warum das bewährte Konzept verändern und plötzlich über Tiere oder Politiker herziehen? Nein. Er blickt einfach eine Generation in die Zukunft und eine in die Vergangenheit – und schon eröffnet sich eine enorme Themenfülle.
Die Bühnenfigur des Mario Barth kann natürlich keine Kinder haben. Das würde (noch) nicht ins Konzept passen. Aber man kann eine tolle Story konstruieren, bei der er von seinem besten Kumpel zur Begleitung im Kreisssaal angefordert wird und plötzlich allein mit Hebamme und Mutter die Geburt begleitet, während der Kumpel ohnmächtig ist. Allein diese Story brachte das Trierer Publikum zum Jubeln und Grölen. Die Situation wurde auch überaus plastisch und bildgewaltig mit überzogen dargestellten Protagonisten geschildert. Und da Schadenfreude bekanntlich die schönste Freude ist, gingen die Zuschauer*innen stimmungsvoll mit.
Es ging also plötzlich um Themen wie „Vater sein in Zeiten von Corona“. Mario erzählte von seinen acht Patenkindern und wie er es genießt, ihnen Flausen in den Kopf zu setzen ohne für die Konsequenzen gerade stehen zu müssen. Auf die Frage nach Kindern im Publikum meldete sich der 12jährige Jeremy, fortan Jay Jay genannt, und Mario gab ihm eine kurze Lehrstunde in Sachen Coolness. Und plötzlich war auch wieder das Männer-Frauen-Thema am Start. Die Tierwelt gibt doch genügend Beispiele für ein gelebtes Miteinander, sei es bei Löwen, Pinguinen oder Gorillas. Gerade was Letztere angeht, gab es zum Schluss der ersten Halbzeit auch noch einen gekonnten Schwenk Richtung Veganer*innen. Dann war nach einer guten Stunde zunächst einmal Pause.
Mario Barth hatte erst um 20.20 Uhr angefangen und gab den Baustellen in und um Trier die Schuld dafür. Mag sein, wie geplagte Autofahrer wissen. Die Show dauerte dann auch bis fast 23 Uhr. Das Bühnenbild zeigte im Hintergrund die Kulisse Berlins, Statuen aus dem Berliner Zoo, einen Kiosk und eine mehr oder weniger monumentale Mario-Statue.
Im zweiten Teil bekamen Influencerinnen und ihr affektiertes Verhalten vor der Kamera den Spott des Comedians zu spüren. Der durchaus vorhandene rote Faden entwickelte sich über Erzählungen aus der eigenen Kindheit hin zur heutigen „Generation Feuchttücher“. Auch die aus früheren Programmen bekannte Babsi war wieder mit im Boot und es gab die überaus amüsante Episode, als Marios Freundin nach einem Besuch bei Babsi das Auto nach Hause fahren musste und mit 80 Sachen eine mittig gelegene Verkehrsinsel mitnahm. Ihren Kommentar „Hopsala“ bei einem Schaden von über 8.000 Euro kommentierte Mario genüsslich und in er von ihm bekannten Breite.
Zur älteren Generationen gehört er nach über zwanzig Jahren auf der Bühne inzwischen selbst. Wir durften also an einer Prostata-Untersuchung teilhaben und an einem Besuch im Wellness-Paradies, wobei vor allem die coolen Omas den Comedian faszinierten. Im Zugabenblock gab es schließlich ein Geschenk für Jay Jay mit hohem Lehrwert: ein Kuschelbär im Bienenkostüm. Denn „wenn der Bär an den Honig will, muss er manchmal ein Bienenkostüm anlegen“. Die Eltern mussten dem jungen Mann vermutlich im Anschluss erklären, wie das wohl gemeint war.
Mario Barth sorgt auch in seinem mittlerweile siebten Bühnenprogramm für zwei kurzweilige Stunden, in denen man den Alltag vergessen und sich köstlich amüsieren kann. Ob er den Themenkomplex jemals ändern wird? Nicht, so lange ihm noch genügen Pointen einfallen. Und da muss man wohl kein Ende befürchten.
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Lange musste das Trierer Publikum auf den Auftritt von Chris de Burgh warten, der dann endlich am 27. Oktober 2022 stattfand. Die Arena war leider nicht komplett gefüllt, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat. Der 74jährige Sänger stand ganz allein auf der Bühne und präsentierte einen bunten Querschnitt durch seine Karriere, der besondere Schwerpunkte auf die beiden Konzeptalben „Moonfleet & Other Stories“ sowie auf das aktuelle Werk „The Legend of Robin Hood“ legte.
Pünktlich um 20 Uhr erschien der Ire auf der Bühne und wurde von Beginn an umjubelt. Alterserscheinungen? Kein Thema! Ohne Pause dauerte der reguläre Set bis genau 22 Uhr (perfektes Timing) und im Anschluss gab es noch einige Zugaben.
Zu Beginn zeigte er seine Qualitäten zunächst am Klavier. Von dort performte er „The Hands of Man“ mit gewohnt sonorer Stimme und zeigte dann mit „Go Where Your Heart Believes“, dass auch die hohe Stimmlage nichts an ihrer Strahlkraft eingebüßt hat. Zum dritten Song wechselte Chris an die Gitarre und es gab mit „Missing You“ den ersten Smashhit des Abends, gefolgt von dem rockigen „Waiting for the Hurricane“.
Der Bann war schon längst gebrochen und das Publikum in Feierlaune. Der Songwriter führte elegant und charmant durch den Abend, nutzte die ganze breite der Bühne, wechselte die Instrumente und bisweilen gab es auch Musik von der Reserve. Die Tour war ursprünglich mit kompletter Band geplant, doch die mehrmalige Verschiebung machte dem einen Strich durch die Rechnung. Jedenfalls kann Chris de Burgh einen solchen Abend locker solo gestalten – und wenn es den Arrangements dienlich ist, werden einzelne Passagen einfach vom Band eingespielt.
Die Trierer Zuschauer waren immer gut dabei und „Sailing Away“ funktionierte als ausgiebiger Mitsing-Klassiker. Dann erzählte Chris schelmisch von den Vorhängen in Hotels, die immer einen Tick zu kurz sind, und führte dies pantomimisch vor. Aber das war natürlich nur die Überleitung zu einem anderen Geheimnis: den Frauen. Wer versteht die Frauen? Keiner meldete sich, aber der Sänger versuchte eine Annäherung mit den Balladen „Suddenly Love“ und „Woman’s Heart“.
340 Lieder hat Chris de Burgh nach eigenen Angaben inzwischen geschrieben – und doch oder gerade deshalb hegt er große Bewunderung für Songwriter wie die Beatles, die Eagles und Elvis. Um dem Tribut zu zollen, gab es ein kleines Medley mit Stücken wie „Here Comes The Sun“ sowie „Hotel California“ – und dann wurde „Always on My Mind“ komplett gespielt.
Im Anschluss ging es stimmungstechnisch in eine Taverne und zu den „Moonfleet“-Geschichten des britischen Autors John Meade Falkner. Diese Story um Schmuggler und die Jagd nach einem Diamanten hat de Burgh im Jahr 2010 vertont. Jetzt gab es einige Ausschnitte daraus, wobei der Meister sich bei Songs wie „My Heart’s Surrender“ von einem eingespielten Orchester begleiten ließ, was die Ausrichtung sehr musicalmäßig machte, und das starke „The Storm“ in Form eines Shanty-Songs mit Folkrock-Charakter darbot. Die geheimnisvolle Stimmung war jedenfalls greifbar und das schummrige Bühnenlicht tat sein Übriges dazu.
Zur Halbzeit gab es mit „Another Rainbow“ einen Song für einen verstorbenen Freund und dann ein kurzes orchestrales Zwischenspiel zum Durchschnaufen. Der Sänger verließ aber nicht etwa die Bühne für eine Pause, sondern spielte direkt weiter. Mit viel Pathos interpretierte er „The Road to Freedom“ und den erzählenden Song „The Snows of New York“, der von zwei Brüdern aus Irland berichtete, die sich trennen mussten, weil einer nach Amerika ging.
In Argentinien geboren ist Chris de Burgh dennoch stolz, durch und durch Ire zu sein. Und in einer jetzt wahrhaft politischen Rede bekamen viele ihr Fett weg. Die Situation in Großbritannien hatte er bereits kurz angedeutet und dann den Mantel des verschämten Schweigens darüber gelegt. „Zum Glück bin ich Ire!“ Aber der Song „Cry No More“ war dann doch ausschlaggebend für eine Tirade. Ursprünglich war er für die syrischen Flüchtlinge in Europa geschrieben und Chris dankte Deutschland mit ehrlichen Worten für die Grenzöffnung vor einigen Jahren. Doch jetzt legte er das Augenmerk auf die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine und ging hart mit Putin ins Gericht („Fahr zur Hölle!“). Außerdem versprach er, trotz seiner großen Popularität in Russland nie wieder dort aufzutreten. Wort! Der Song „Cry No More“ wurde dann sehr emotional dargeboten.
Im Anschluss ging es zur zweiten großen Geschichte des Abends: Der Legende von Robin Hood. Tatsächlich ist das ein Musical von Chris de Burgh und Dennis Martin, das zunächst in Fulde aufgeführt wurde und ab Dezember 2022 im Theater Hameln bewundert werden darf. Aus den Musicalsongs hat Chris ein weiteres Konzeptalbum kreiert, das vor rund einem Jahr erschien.
Wie ein Bänkelsänger erzählte der Songwriter einzelne Episoden aus der Geschichte, beginnend mit „The Tale of Robin Hood“. „The Man with the Double Face“ berichtete von den Intrigen um die Hauptfigur, „Home From the War“ ließ ihn als gebrochenen Mann von den Kreuzzügen heimkehren und „We’ve Got the Money“ stellte die Party nach, wenn Robins Bande mal wieder die Reichen bestohlen hatte. Der Eindruck der Songs war sehr gut – und wer alles hören will, sollte entweder nach Hameln fahren oder sich zumindest das Album (HIER unsre Review) zulegen.
Mit den ersten Standing Ovations des Abends wurde der Klassiker „Borderline“ bedacht, den Chris wundervoll schmachtend am Piano gespielt hatte. Und eins lässt sich auch hier wieder sagen: Selbst bei den höchsten Tönen musste er nichts überspielen. Chapeau dafür!
Ohnehin war jetzt Zeit für die Klassiker und das Publikum (vor allem die Frauen) versammelte sich zur großen Stehparty vor der Bühne, um den Senior-Sänger (der übrigens noch locker für 60 durchgehen würde) anzuhimmeln und seine Hits wie „The Lady in Red“, „Don’t Pay The Ferrymen“ und „High in Emotion“ abzufeiern. Die erste Lady, die nach vorne stürmte, hatte dabei stilecht eine rote FFP2-Maske an. Es geht nichts über gute Vorbereitung.
Im Zugabenblock – wie gesagt schon nach 22 Uhr und damit nach zwei Stunden hingebungsvoller Soloperformance – gab es „Where Peaceful Waters Flow“ und ein weiteres Cover: das allseits bekannte „Pretty Woman“ von Roy Orbison. Damit aber die Zuschauer*innen nicht mit fremden Klängen aus der Arena gehen sollten, schloss „The Legacy“ aus der Robin Hood Story den denkwürdigen Abend ab.
Am Anfang hatte Chris de Burgh sich mit viel Ironie im Namen des Publikums drei Fragen gestellt: Lebt er noch? Kann er noch singen? Hat er noch Spaß auf der Bühne? Alle kann man getrost mit „Ja“ beantworten. Der Meister aus Irland ist immer noch ein großer Entertainer, Geschichtenerzähler, Songwriter, Sänger – und lebt seine Profession mit viel Elan auf der Bühne. Er darf gerne wieder kommen, ob mit oder ohne Band.
Spätestens seit dem Tod von Richard Wright im Jahr 2008 sind die Hoffnungen der Fans auf eine Wiedervereinigung von Pink Floyd endgültig zerstört. Man muss davon ausgehen, dass es keine Liveshows unter dem Bandnamen mehr geben wird, denn offiziell hat sich die Band im Jahr 2015 aufgelöst. Zum Glück für alle Fans gibt es eine Legion an guten Coverbands, welche die Musik der Psychedelic und Progressive Rock Pioniere in unserer Zeit am Leben erhalten.
Eine der besten ist die Australian Pink Floyd Show, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Musik der Band möglichst originalgetreu und mittels einer perfekt inszenierten Bühnenshow in Szene zu setzen. Die letzte Tour der Band von Down Under trug den Titel „All that you love“. Drei Jahre später heißt es nun „All that you feel“.
Die Show in Trier war groß angelegt: Mit verschiedenen Sängern, dreiköpfigem Backgroundchor, drei Gitarristen. Im Mittelpunkt der breiten Bühne befand sich eine Leinwand, die das musikalische Geschehen mit eigenen animierten und filmischen Sequenzen illustrierte. Das Publikum saß bequem in der bestuhlten Arena und genoss die instrumentalen Feinheiten sowie die fabelhaften sängerischen Leistungen, die beeindruckend waren, auch wenn einer der Sänger hörbar erkältet war.
Der Anfang war noch verhalten mit dem instrumentalen „Obscured by Clouds“. Es folgte „When You’re In“ und an dritter Stelle „In the Flesh?“ – untermalt mit starken politischen Statements auf der Leinwand. Der erste Höhepunkt war natürlich „Time“ mit allgegenwärtigen Uhren und einer fulminanten Lasershow. Nach dem kurzen „Breathe“ kam zu „The Great Gig in the Sky“ der große Moment des stimmgewaltigen Backgroundchors. Die drei Sängerinnen schufen im Wechsel lautmalerisch eine schöne Atmosphäre und großartige Klanggemälde.
Danach „Money“ mit den bekannten Klängen der Registrierkasse und ganz stilecht begleitet von einer fantastischen Saxofonspielerin, die verdienten Szenenapplaus bekam. Es folgte ein melodisches „Us And Them“. Zu „What Do You Want From Me“ gab es einen gekonnten Wechsel am Mikro, das sich die drei Gitarristen je nach Stimmlage teilten. Bei „Coming Back to Life“ ertönte ein sehr melancholisches Intro und danach ganz passend die starken Klänge von „The Happiest Days of Our Lives“. Der erste Teil endete mit dem Auftauchen des hallengroß aufblasbaren „Teachers“ und einer kraftvollen und umjubelten Performance von „Another Brick In The Wall Part 2“.
Nach einer Stunde Show war Zeit zum Durchatmen und viele Zuschauer stürmten nach vorn, um sich mit dem Lehrer in Drohgebärde ablichten zu lassen.
Das psychedelische Klanggemälde „Astronomy Domine“ stand am Anfang der zweiten Hälfte. Dann das große Epos „Shine On You Crazy Diamond“ in fünf Teilen inklusive ausgedehnter Keyboard-Parts und elegischer Gitarrensoli. „Wish You Were Here“ wurde mit akustischem Start und von der Seele weg fantastisch interpretiert. Dazu gab es verträumte Einblendungen von Bandfotos und damit natürlich emotionale Erinnerungen an die verstorbenen Pink-Floyd-Mitglieder.
Zur Auflockerung nach den melancholischen Momenten erklang „Sheep“ als witzige Einlage, wobei nach den obligatorischen „Mäh“-Rufen auch Menschen im Schafmodus auf der Leinwand gezeigt wurden. Das bekannte „Mother“ gab es als sehr zerbrechliche akustische Einlage, doch dann ging es mit „Sorrow“ wieder dröhnend und mit Megasound in die Vollen.
Zum furiosen Finale wurden weitere aufblasbare Gimmicks sichtbar. „One of These Days“ wurde stilecht mit einem riesigen grinsenden Känguru versehen und „Run Like Hell“ ließ am Rand der Arena die Sau bzw. den Eber raus. Alle Beteiligten konnten hier ihre überragenden vokalen und instrumentalen Fähigkeiten zeigen. Gitarrensoli und dynamisches Schlagwerk waren fantastisch. Die dreistündige Show endete mit einem phänomenalen „Comfortably Numb“, zu dem es niemanden mehr auf den Sitzen hielt. Wer bis dahin noch nicht jubelnd stand, verlor sich jetzt in Standing Ovations. Die größte Masse befand sich ohnehin längst vor der Bühne, um dem australischen Ensemble zuzujubeln.
Über die vergangenen 30 Jahre ist die Australian Pink Floyd Show längst selbst zu einer musikalischen Institution geworden, die Maßstäbe setzt. Kein Wunder, lautete das Credo der Australier doch von Anfang an: So nah am Original wie nur möglich. Dass sie ihr Handwerk perfekt beherrschen, haben die Musiker bereits einem Millionenpublikum bewiesen. Mit dieser Show hat die Musik der Briten einen hervorragenden Nachlassverwalter.
Hier unsere Fotogalerie der Show „Simply the Best – die Tina Turner Story“ mit Coco Fletcher am 17. März 2022 in der Arena TrierMore
Es war eine spannende Frage: Was wird mein erstes Arena-Konzert nach der langen Coronapause sein? Mit Roland Kaiser hätte ich nicht unbedingt gerechnet, doch er hat sich trotz aller Widrigkeiten entschieden, seine Deutschlandtour durchzuziehen und sich den jeweiligen Maßnahmen (die in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich ausfallen können) anzupassen. In der Arena Trier hieß das: 3G. War eigentlich recht unkompliziert. Der Einlass dauerte etwas länger, da ein entsprechender Nachweis geprüft wurde. Und auch am Platz herrschte Maskenpflicht. Ungewohnt – aber es verhinderte nicht das aufkommende Konzertfeeling in einer fulminanten dreistündigen Show.
Roland Kaiser ist mit 69 Jahren in Topform. Gerade erscheinen seine CD „Weihnachtszeit“ und die Biografie „Sonnenseite“. Dass der gebürtige West-Berliner ein bewegtes Leben hinter sich hat, ist unbestritten. Und daraus machte er auch in den Ansagen zu seinen Songs kein Geheimnis.
Los ging es pünktlich um 20 Uhr mit „Alles oder Dich“ vom aktuellen Album. Roland Kaiser erschien im eleganten Anzug mit Fliege zwischen der Band und den Streicherinnen, die für schöne Arrangements zu den Songs sorgten. Diese lieferten ein fast schon James-Bond-mäßiges Intro, das ganz zu Kaisers Auftreten passte. Kein Wunder, dass das Publikum schon zu den ersten Klängen aufstand und den Künstler mit Ovationen feierte.
Roland Kaiser hat es über Jahrzehnte geschafft, seine Würde zu bewahren und sich nicht in Ballermann-Hits und auf Oktoberfesten zu verlieren. Das sollte man im Zugabenblock merken, wenn keiner auch nur auf die Idee kam, ein „du geile Sau“ im Refrain von „Joana“ zu schmettern. Kaiser ist der Grandseigneur des deutschen Schlagers und klettert damit locker in die Fußstapfen von Udo Jürgens. Das heißt aber nicht, dass nicht gefeiert wurde. Schon der zweite Song „Dich zu lieben“ ließ die Party starten. Mit grandioser visueller Show auf den riesigen LCD-Wänden und einem trotz Maske sangesfreudigen Publikum.
Kaisers sonore Stimme ist einzigartig gut. Er trifft nicht jeden Ton perfekt, aber das tut der Show keinen Abbruch. Vielmehr zeigt es deutlich, dass er ohne Playback singt und mit fast 70 noch starke und charismatische Vocals liefert. Wenn man dabei bedenkt, dass seine Karriere vor elf Jahren nach einer Lungentransplantation beinahe zu Ende gewesen wäre, ist das mehr als beachtlich.
Musikalisch wurde alles geboten vom Disco-Schlagerbeat über filigrane Streicher und E-Gitarren bis hin zum rockigen Sound einer formidablen Liveband, die einige Überraschungen zu bieten hatte. Vom Saxofon-Solo bis zu Atmosphäre einer Aloha-Gitarre in „Santa Maria“.
Die Ordner hatten alle Hände voll zu tun, die begeisterten Zuschauer auf die Maskenpflicht hinzuweisen. Eine Sisyphus-Arbeit, die nicht immer von Erfolg gekrönt war. Im Zuschauerraum wurde getanzt und gefeiert. Zum letzten Song vor der Pause („Alles was du willst“) fanden sich gar einige Bewegungsfreudige zum klassischen Paartanz ein.
Das Konzert war perfekt gegliedert in zwei einstündige Teile von jeweils einer guten Stunde Länge, dazwischen eine 25minütige Pause und am Ende ein 25minütiger Zugabenblock. Ganze 32 Songs wurden geboten, darunter wenige Coverversionen. Eine davon war „Extreme“ im Original von Toto Cutugno. Die zweite kam nach der Pause mit „In the ghetto“. Roland Kaiser lud damit auf eine Zeitreise ins Jahr 1973 ein, als er zum ersten Mal im Tonstudio vor dem Mikro stand, diesen Song zum Besten gab und gleich einen 3-Jahres-Plattenvertrag einheimste. Den Grund konnte man direkt erkennen. Rolands tiefe und herzerwärmende Stimme interpretierte den Titel auch 48 Jahre später in der Arena Trier mit unglaublicher Stärke. Wer da zunächst ein böses „Blasphemie“ auf den Lippen hatte, wurde schnell eines Besseren belehrt.
Es gab keinen Unterschied zwischen den altbekannten Hits und neuen Schlagern wie „Liebe kann uns retten“, das Peter Plate (Rosenstolz) geschrieben hat. Kaiser muss nicht die Evergreens abnudeln. Er kann auch mit den neuen Stücken jederzeit überzeugen. Und wenn dann zu „Im 5. Element“ ein E-Cello erklingt, sind auch musikalisch keine (Genre-)Grenzen gesetzt.
Roland Kaiser erzählte gern aus seinem Leben. „Das schwierige Thema: Frauen“, sagte er zur Freude des Publikums, das durchaus gemischt war und keineswegs nur aus Frauen bestand. Auch der Altersunterschied war enorm groß und viele Generationen vertreten. Passend zur Ansage gab es zunächst „Ich bereue nichts“, bis Gitarrist Billy King mit dem Willie Nelson-Song „To All the Girls I’ve Loved Before“ einsetzte und ihn im Duett mit Roland beendete. Das waren wahrhaft große Momente.
Vor dem Zugabenblock wurde in der ganzen Arena gefeiert und viele Zuschauer hatten sich im Vorbereich der Bühne versammelt. Es gab ein wenig Gewusel, aber noch überschaubar genug, um vom Sicherheitspersonal geforderte Abstände einzuhalten. Direkt als erste Zugabe brachte Kaiser mit „Warum hast du nicht nein gesagt“ den Beweis, dass er auch im neuen Jahrtausend noch große Hits liefern kann. Den Part von Maite Kelly meisterte eine Backgroundsängerin mit Bravour.
Einige Klassiker fehlten noch. „Joana“ wurde begeistert aufgenommen und „Ich glaub es geht schon wieder los“. Die Band, die Backgroundsängerinnen und die Streicherinnen konnten nochmal alles aufbieten, doch dann wurde es ruhig und Roland kleidete seine Abschiedsworte an das Publikum in den Song „Bis zum nächsten Mal“.
Auch wer kein Schlagerfan ist, konnte hier ein einzigartiges Konzerterlebnis haben. Kaiser ist seinem Metier zwar immer treu geblieben, er lässt sich aber nicht in eine Schublade pressen. Die musikalische Vielfalt und die großen Showeffekte ließen ein begeistertes Publikum zurück, das die dreistündige Show sichtbar genossen hatte. Das Phänomen Roland Kaiser wird uns weiter begleiten – hoffentlich mit vielen Konzerten zum 70. Geburtstag in 2022.
Setlist – Roland Kaiser, Arena Trier, 15.10.2021
Alles oder Dich
Dich zu lieben
Wohin gehst Du
Kein Grund zu bleiben
Santa Maria
Lieb mich ein letztes Mal
Gegen die Zeit
Das Fenster zum Hof
Manchmal
Stark
Lebenslänglich Du
Engel brauchen Liebe
Was für ein Gefühl?
Extreme (Toto Cutugno)
Alles was du willst
PAUSE
Der Mann den du verdienst
In the Ghetto (Elvis Presley)
Lang nicht mehr gemacht
Schach matt
Liebe kann uns retten
Im 5. Element
Ich bereue nichts
To All the Girls I’ve Loved Before (Willie Nelson)
Kurios
Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben
Amore mio
Manchmal möchte ich schon mit dir
Sag ihm, dass ich Dich liebe
ZUGABEN
Warum hast du nicht nein gesagt
Joana
Ich glaub es geht schon wieder los
Bis zum nächsten Mal
Nach anderthalb Jahren Zwangspause wird Roland Kaiser mit seiner Band am 17. September 2021 den Auftakt zur ersten großen Arena-Tournee seit Beginn der Pandemie in Deutschland feiern. Startschuss ist in der SACHSENarena Riesa. Am Samstag und Sonntag folgen zwei Konzerte in der GETEC-Arena in Magdeburg. Die Tournee wird im Anschluss bis zum 13.11.2021 durch insgesamt 28 Arenen in 24 Städten – inklusive Wien (Österreich) und Zürich (Schweiz) – führen.
„Alles oder Dich“ – die Tournee zum Erfolgsalbum – musste einen Tag vor dem eigentlichen Start der Frühjahrs-Termine Anfang März 2020 gestoppt werden. Daraufhin wurden sowohl die Frühjahrs- sowie die Herbsttermine der angesetzten Arena-Tournee vollständig in das Jahr 2021 verschoben.
Nach den vielen Monaten der Stille war für Roland Kaiser und seine Band die Freude enorm groß, als Mitte August 2021 die Bestätigung für insgesamt sieben Open Air – Konzerte mit Umsetzung ab Anfang September erfolgte. Parallel wurde hinter den Kulissen an allen Fronten auf Hochtouren gearbeitet, um nun die erste große Arena-Tournee in Deutschland überhaupt seit Beginn der Pandemie spielen zu können. Alle Besucher werden gebeten, sich regelmäßig über das eigens eingerichtete Info-Portal (www.semmel.de/rolandkaiser-infoportal) zu informieren, da in den einzelnen Städten und Ländern abweichende Bestimmungen im Bezug auf den Impfstatus und der Kontakterfassung beim Einlass gelten.
„Für mein gesamtes Team, meine Band und mich ist es gerade kaum fassbar, dass wir tatsächlich auf große Arena-Tournee gehen können. Die Vorfreude ist unbeschreiblich. Vor ein paar Wochen wussten wir noch nicht einmal, ob wir in diesem Jahr überhaupt spielen können. Jetzt können wir bereits auf sieben großartige Open Air – Konzerte zurückblicken und nehmen die Begeisterung und Energie mit auf eine Tournee, die für uns alle nach der langen Zwangspause etwas ganz Besonders sein wird“, sagt Roland Kaiser.
Dieter Semmelmann, Geschäftsführer Semmel Concerts: „Wir haben mit Hochdruck in engster Abstimmung mit allen zuständigen Behörden und Ämtern an einer Lösung für die Umsetzung der „Alles oder Dich“ – Tournee 2021 gearbeitet. Für die teilweise kurzfristig angepassten Regelungen in den einzelnen Tournee-Städten in diesem Jahr, bitten wir alle Fans sehr um Verständnis und darum, sich zeitnah und regelmäßig zu informieren. Uns liegt es fern, jemanden bei einem unserer anstehenden Konzerte auszuschließen. Aus Rücksicht auf unsere Musiker, Crew, Angestellten, Securities, Stage-Hands, alle Solo-Selbständigen, aber auch Hotel- und Gastro-Kollegen, Taxifahrer usw., die bei oder im Umfeld unserer Konzerte arbeiten, haben wir uns dazu entschieden, einige Veranstaltungen auch unter der Bedingung der 2G-Regel durchzuführen – bevor wir diese immer wieder verlegen müssen und damit diese Arbeitsplätze und Existenzen einer ganzen Branche gefährden.“
Neben den Titeln seines großartigen Albums „Alles oder Dich“ sorgt Roland Kaiser mit seiner hervorragenden Live-Band ebenfalls mit den Neuinterpretationen seiner größten Hits wie „Dich zu lieben“, „Santa Maria“, „Alles was du willst“, „Schach Matt“ bis zum YouTube-Hit „Warum hast du nicht nein gesagt“ dafür, dass für sein Live-Publikum bei der „Alles oder Dich“- Tournee zum Erfolgsalbum keine Wünsche offenbleiben.
In der neuen Bestätigungswelle ergänzen vor allem regionale Bands das Line-Up des größten Trierer Open Airs im Sommer 2021. Mit dabei auf dem Arena-Vorplatz sind u.a. My‘tallica, Night Fever, Thomas Kiessling & Frank Rohles und Thomas Schwab mit Band. Die Ska-Punk-Band Sondaschule und die Comedy-Crew von Stand Up 44 rund um Comedian Felix Lobrecht ergänzen darüber hinaus das überregionale Programm.
Das Wetter wird stetig besser und auch die Lust auf Live-Musik steigt weiter. Popp Concerts und die MVG Trier schreiten deshalb bei der Bestätigung von Bands für die Veranstaltungsreihe Arena Open Air Sommer 2021 voran. Neben den bereits bestätigten Terminen von Thees Uhlmann, der Antilopen Gang, Fatoni & Edgar Wasser, Tocotronic, Wolfgang Niedecken und Johann König werden nun acht weitere Namen das Lineup der Veranstaltungsreihe ergänzen. In dieser Bestätigungswelle sind vor allem regionale Künstlerinnen und Künstler dabei, für die während der Corona-Pandemie ebenfalls jede Auftrittsmöglichkeit weggebrochen ist.
So wird beispielsweise My’tallica (Fr., 16.07.) auf der Bühne mit dabei sein. Die Band rund um den Trierer Stephan Zender ist die gefragteste Metallica-Tribute Band Deutschlands.
Bei der Band Night Fever (Sa., 21.08.) dreht sich ebenfalls alles um ein Tribut an eine große Band. Wie der Name schon vermutet, spielen die Rheinland-Pfälzer die Songs der berühmten Bee Gees.
Bei Thomas Schwab & Band (Sa., 17.07.) geht es vor allem um das Prinzip Hoffnung. Der Komponist, Texter, Produzent und Autor wird mit seiner Band „Songs of Hope“ zum Besten geben.
Klassischer wird es dann am Sonntag, den 01.08., wenn der Trierer Tenor Thomas Kiessling zusammen mit Gitarrist Frank Rohles beim Arena Open Air Sommer auf der Bühne steht. Das Programm für diesen Abend heißt „Around the world“ und wird sprichwörtlich musikalisch die Welt umkreisen.
Beim Format Rising Talent Rumble (Sa., 07.08.) des Trierer Vereins Partyalarm kämpfen zehn Nachwuchstalente aus unterschiedlichen Bereichen wie z.B. Musik, Tanz, Drag um den Titel „Rising Talent 2021“. Schon letztes Jahr war das Event ein voller Erfolg auf dem Arena Vorplatz und freut sich nun auf die zweite Auflage im Rahmen des Arena Open Air Sommer.
Beim TrierPop-Festival am Samstag, den 24.07.2021 präsentiert sich dann die Trierer Musikszene. Mit dabei sind die Rockbuster 2019-Gewinner Graustufe West mit mitreißendem New Wave und Synth-Pop, die regionalen Shootingstars Schatzi und die Indierock-Band Straws.
Die regionalen Acts des Arena Open Air Sommers finden im Rahmen von KulturLust21 – Trierer Sommer Open Airs statt und werden im Programm Kultursommer 2021 durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) mit Mitteln aus NEUSTART KULTUR sowie durch das Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz und die Stadt Trier gefördert.
Komplettiert wird diese Bestätigungswelle zum einen von den überregionalen Ska-Punkern Sondaschule (Fr., 06.08), die mit Offbeats, Pauken und Trompeten einen außerordentlichen Festivalsommer 2021 planen.
Darüber hinaus wird Comedy-Star Felix Lobrecht zusammen mit seiner Crew die Bühne des Arena Open Air Sommers erobern. Und das sogar an zwei Terminen. Mit dabei am Mittwoch, den 21. Und Donnerstag, den 22.07. sind neben Lobrecht, der die Veranstaltung moderiert, Kawus Kalantar, Daniel Wolfson und Kinan Al. Zusammen bilden die vier Stand Up-Comedians das Kollektiv Stand Up 44.
Tickets für alle Veranstaltungen gibt es im Ticket Shop der Arena Trier und bei Kartenvorverkauf Trier in der Fleischstraße, sowie online unter www.kartenvorverkauf-trier.de und www.arena-trier.de. Der Vorverkauf für die beiden Stand Up 44-Termine beginnt am 16.06.2021 um 18:00 Uhr. Alle anderen Termine sind ab sofort im VVK.
Wenn Florian Silbereisen zum Schlagerfest XXL ruft, dann kommen sie alle. 4500 Zuschauer in der ausverkauften Arena Trier – das Aufgebot an Schlagerstars aller Generationen war enorm. Und die Kulisse wirklich groß aufgezogen. Mit einer Showbühne, die weit in das Publikum hinein ragte, mit pyrotechnischen Effekten, mit fahrbaren Bühnenelementen und einer großen LCD Leinwand, auf die nicht nur Aufnahmen der Künstler sondern auch die Songtexte zum Mitsingen projiziert wurde. Eine große Karaoke-Show also, an der auch das Publikum mit beteiligt war: Die Musik kam vom Band, die Stars sangen live.
Das anfängliche Bühnenbild war in Form einer Boxengasse aufgebaut und Florian Silbereisen tat etwas für seinen Coolness-Faktor, indem er mit einem Motorrad über die Szenerie bretterte. Inmitten einer Flammenshow intonierte er „Pure Lust“ von Geier Sturzflug und hatte die Trierer schon auf seiner Seite. Allerdings fand ich es sehr skurril, dass selbst der wortlose Mitsingteil von „Tränen lügen nicht“ mit einem „AAAAAAAAA“ auf der Leinwand beschrieben wurde, damit ja keiner seinen Text vergisst.
Erste Gäste waren die Draufgänger, eine österreichische Volksmusik- und Schlagertruppe mit herzlich viel Biergefühl. Im stilechten Ambiente aus Strohballen schmetterten sie Roland Kaisers „Schachmatt“ und dann ihren Überhit „Cordula Grün“ (eigentlich ein Cover ihres Landsmanns Josh.) mit Stampf-Choreografie.
Ein Handylichtermeer begrüßte Oli P. Der inzwischen auch schon 41jährige Berufsjugendliche ließ sich zunächst im Schlauchboot zu „Nachts wenn alles schläft“ durch die Menge tragen und sang dann vor einem riesigen Gummi-Düsenflieger seinen Hit „Flugzeuge im Bauch“, den er gemeinsam mit Florian Silbereisen rappte.
Neben massenhaft Showgirls, die im stetig wechselnden Outfit für die nötige Tanz-Performance sorgten, war auch die DDC Breakdance Company wieder mit dabei. Die Jungs tauchten zwischendurch immer mal wieder auf, hatten aber auch ihre ureigene Präsenzzeit, die sie im ersten Teil mit einem ausgiebigen Boygroup-Medley füllten.
Mein erstes Highlight war Ross Antony. Der Paradiesvogel ist einfach ein Garant für gute Laune. Als Entertainer par excellence liebt er es, sein Publikum zu unterhalten. Singend und tanzend versprühte der gebürtige Engländer jede Menge Spaß und Emotionen mit „1001 Nacht“ und „Que Sera“. Dafür wurde er gebührend gefeiert. Im Anschluss präsentierte Christin Stark ihren aktuellen Hit „Komm nie wieder“.
Wie Ross sang auch Giovanni Zarella einmal in der Casting-Band Bro’Sis. Und er hat inzwischen ebenso musikalisch die Seite gewechselt. Auf seinem aktuellen Album gibt es bekannte Schlagerhits in italienischer Sprache. Diese präsentierte der sympathische Künstler auch in Trier und durfte dank Leinwand-Karaoke auf ein textsicheres Publikum bauen.
Ganz frisch an Bord im Schlagerzirkus ist Sonia Liebing. Die 30jährige Kölnerin hat im vergangenen Jahr ihr erstes Album veröffentlicht – und sie tritt ebenso geerdet und rockig auf wie ihre Kolleginnen Vanessa Mai oder Christin Stark. So funktioniert der moderne Schlager. Zum Einstieg vor der Performance gab es einen sympathischen Videogruß, den Sonia gemeinsam mit ihrem Mann und den beiden Töchtern eingespielt hatte.
Dann die große Frage: Wie inszeniert man einen König? Jürgen Drews kam, sah und siegte mit einem großen Hit-Medley, mit allerlei Glitter, Showgirls und riesigen Luftballons – und mit einem stimmgewaltig von verschiedenen Künstlern und dem Publikum mitgesungenen „Bett im Kornfeld“, das nach 100 Minuten Dauerparty die halbstündige Pause einläutete.
Danach ein Moment, auf den viele gewartet hatten: Marianne Rosenberg ist eine Kultfigur der Schlagerszene. Der Auftritt der 64jährigen war aber – ich kann es nicht anders sagen – ziemlich durchwachsen. Da hat ihr der zehn Jahre ältere Drews doch einiges voraus. Klar, Marianne hat einen Hit (der erst später im Programm folgen sollte), aber ohne ihren Hit ist sie mit zeitweise recht piepsiger Stimme und seltsamen Bewegungen nicht so der Hit.
Die Breakdancer hatten inzwischen ihre Lederhosen angezogen und gaben eine Art Alpen-Medley zum Besten. Unglaublich, was für akrobatische Übungen sie dabei zeigten. Mit dem ursprünglichen Breakdance hat diese Performance schon lange nichts mehr zu tun. Es ist eine perfekte artistische Tanzshow, die hier geboten wurde.
Mein persönliches Highlight war der Auftritt von Matthias Reim. Ganz authentisch und lässig gab er eine formidable Show zum Besten und sang bestens aufgelegt zwei aktuelle Hits, bevor er Vergangenheitsbewältigung auf höchstem Niveau betrieb. Matze ist live einfach eine Wucht – und wenn dann alle „Verdammt ich lieb dich“ mitschmettern, sieht man ihm seine Freude deutlich an. Es gibt kaum einen Musiker, der das Genre Schlager/Deutschrock in den vergangenen drei Jahrzehnten so entscheidend mitgeprägt hat wie er – und besagter Hit hält mit 16 Wochen an der Chartspitze immer noch einen einsamen Rekord im wiedervereinten Deutschland.
Thomas Anders versucht sich ja inzwischen auch am Schlager. So verwunderte es nicht, dass Florian ihn mit in die Show genommen hatte. Doch mehr noch: Nach deutschen Titeln von Thomas gab Florian den Dieter und beide zusammen sangen ein Medley aus den Modern Talking-Klassikern „Cheri, Cheri Lady“, „Brother Louie“ und „You’re My Heart, You’re My Soul“. Was fand ich jetzt erschreckender? Diese sogenannten Hits live hören zu müssen, die auf meiner No-go-Liste seit Jahrzehnten die Spitzenposition einnehmen? Dass man absolut nicht merkte, wenn einer der Songs in einen anderen überging? Die Tatsache, dass die ganze Arena quasi Kopf stand und jede Zeile enthusiastisch mitsang? Oder die Ankündigung, dass Thomas Anders und Florian Silbereisen in wenigen Tagen ein brandneues Duett-Album auf den Markt bringen werden?
Zum Finale durfte Marianne endlich ihren Schlager-Klassiker „Er gehört zu mir“ intonieren und man merkte förmlich, wie sie sich auf sicherem Terrain äußerst souverän bewegte. Es ging schon gut auf 23 Uhr hin und ein großes Schlagerfest nahm mit dem Zugabenblock aus „Griechischer Wein“ und „Gute Nacht, Freunde“ sein Ende. Florian hatte mal wieder alle Register gezogen und die Revue zum Mega-Ereignis für Schlagerfreunde aller Generationen gemacht. Eine junge Damen auf dem Platz neben mir feierte mit dem Einsammeln von Luftballons und der stetigen Wiederverwendung des gestreuten Konfettis ihre ganz eigene Party – doch auch das gehört dazu. Man muss die (Schlager-)Feste feiern, wie sie fallen. Bis zum nächsten Mal in Trier!
Schon seit zwanzig Jahren sind GREGORIAN als Sänger mit Begleitband im Stil des gregorianischen Chorals mittelalterlicher Mönche unterwegs. Ein Konzept, das sich bewährt hat und das ihnen einige Topalben in den Charts als „Masters of Chant“ bescherte. Das Konzept ist denkbar einfach: Man nehme Pop- und Rockklassiker, die jeder kennt, und verleihe diesen einen neuen Klang. Spannend wäre es, dies wirklich a cappella und mehrstimmig zu tun, doch Gregorian haben eine Rockband dabei, die eigene Akzente setzt, und beschränken sich beim Gesang meist auf wohlklingende Harmonie-Passagen in Quinten und Terzen. Auch nett, aber unter den Möglichkeiten.
Die erste Konzerthälfte war dann auch ein Hitreigen mit Stücken wie „The Sound of Silence“, „Hymn“ und „In the Air Tonight“. Es zeigte sich beispielsweise bei „Join Me“, dass es Sinn macht, mit Amelia Brightman auch eine weibliche Sängerin mit an Bord zu haben. Warum man diese allerdings gleich in einer Hexenverbrennung stilisieren musste, sei mal dahingestellt.
Es gab ein Lob an Trier und das römische Erbe. Die acht Sänger versteckten sich in ihrem parallelen Wohlklang oft hinter der Band, die vor allem mit ihrem Schlagzeug bisweilen auch zu laut war. „With or Without You“ war dann ein erster wirklich atmosphärischer Song, der per Violine sanft begleitet wurde. Direkt danach gab es die Rammstein-Riffs von „Engel“ in voller Härte.
„Crying in the Rain“ bot zum Schluss eine geniale Sologitarre. „Hells Bells“ klang wirklich gruselig – da fällt mir nichts anderes ein – aber „Streets of Philadelphia“ glänzte dann wieder. Den kann ohnehin nichts entstellen. Die Mönche zelebrierten einen choreografierten Umher-Geh-Tanz. Synchron, aber nicht weltbewegend. Erst zu „Sky and Sand“ kam mehr Bewegung in die Show. Und dann war auch schon Pause.
Teil 2 sah nicht mehr die großen Chartklassiker vor. Jetzt konnte man aber schöne Perlen wie „Say Something“ und „Faded“ entdecken. Die Mönche waren inzwischen in weiße Gewänder gekleidet, die zugleich als Projektionsfläche für eine emotionale Videoshow dienten. Das wirkte sehr gut – auch und vor allem, als sympathische Dokuaufnahmen von den Proben gezeigt wurden. Zu „Faded“ gab es eine Lasershow, die die Protagonisten mit ihren Händen erzeugten.
Ab „Pie Jesu“ stieg der musikalische Wert der Veranstaltung für mich schlagartig. Es passierte einiges, mit dem ich nicht mehr gerechnet hatte, und meine anfängliche Skepsis schlug in Begeisterung um. Da war der Countertenor Narcis plötzlich mit im Chor, der Werke wie „Ave Maria“ stark veredelte. „Frozen World“ brachte den Zauber keltischer Musik in die Veranstaltung und das wunderschöne „One More Day“ wurde von Amilia Brightman ganz allein vorgetragen.
In der Zwischenzeit hatten sich die Mönche im Pubikum (zu meinem Glück ca. zwei Meter von mir entfernt) aufgebaut und brachten, oh Wunder, ein echtes mehrstimmiges a cappella Medley. „Gaudete“ in vollendeter Form, „Mary, Did You Know“ zum Dahinschmelzen schön. Stark, was hier für Stimmen am Start waren! Zum bekannten „Only You“ kam die Band akustisch mit hinzu. Das Publikum spendete am Ende stehende Ovationen und die Begeisterung schaffte sich Raum.
Zurück auf der Bühne gab es einen ausgiebigen Zugabenblock mit sechs Stücken. Zum „Cup Song“ wurde ein Trinkgelage nachgestellt. Passend, denn Amelia hatte auch noch Geburtstag. Leonard Cohens „Hallelujah“ gehört zu den schwierigsten Stücken überhaupt (zumindest wenn man es mehrstimmig singt) und auch das meisterten die Sänger hervorragend, indem sie es sich sehr schön klanglich aufbauen ließen und immer mehr Stimmen dazu kamen.
„Viva la Vida“ von Coldplay sah eine Choreografie vor, die dem Chor einiges abverlangte. Da war Action auf der Bühne – Respekt! Mut „Fairytale of New York“ endete der Set mit einem Weihnachtssong. Manche mögen das unpassend finden, wo Weihnachten ja schon Anfang November anfängt und an Silvester schlagartig endet. Schön aber, dass hier die Weihnachtszeit noch zelebriert wurde, wie sie ursprünglich gemeint ist – den ganzen Januar hindurch.
Mein Fazit? Der Anfang war wie erwartet: Charthits in mittelalterlicher Gesangsversion. So weit so gut. Solide dargebracht, aber nicht weltbewegend. Erst die zweite Hälfte hat die Livequalitäten der Truppe gezeigt. Und das hat mich wirklich überzeugt! Der nächste Gig in Deutschlands ältester Stadt (wenn nicht hier, wo dann?) sollte sicher sein.
Die Arena Trier war nur zur Hälfte gefüllt und mit einem schwarzen Vorhang abgetrennt. Eigentlich ein schlechtes Zeichen: Adel Tawil scheint nicht mehr so angesagt zu sein wie vor einigen Jahren, als der Übersong „Lieder“ noch in aller Munde war und er locker das Amphitheater in Deutschlands ältester Stadt füllte. Doch ist das ein Problem? Wie zum Trotz legte der Berliner Songwriter und Produzent einen fantastischen Auftritt hin und begeisterter das Trierer Publikum.
“Alles lebt” ist das dritte Album nach dem Ende von Ich + Ich. Während die bisherigen Alben sehr leichtgängig waren, experimentiert Adel jetzt mit Rap und Weltmusik und hat mit “Tu m’appelles” eine aktuelle Single mit Duettpartnerin Peachy am Start. Diese durfte dann auch das Konzert mit einem 20minütigen Set eröffnen. Auf der Bühne: Nur ein DJ am PC-Set und dazu die Sängerin, die Stücke im Stil von Namika zu Gehör brachte und mit der aktuellen Single „Sans Sousi“ endete.
Adel Salah Mahmoud Eid El-Tawil betrat schon recht früh um 20.15 Uhr die Bühne und los ging es mit einem gut zweistündigen Konzert, das voller Hits und Atmosphäre war.
Zu „Liebe to Go“ waren die Bandmitglieder hinter einem durchsichtigen Vorhang versteckt und setzten sich auf Laufbändern in verschiedene Richtungen in Bewegung. Ein sehr cooler Effekt, der dem Auftritt von Anfang an Dynamik brachte. Mit „Katsching“ fiel der Vorhang und der große Bühnenaufbau wurde auf die Bühne gefahren.
Schon an vierter Stelle gab es mit „Vom selben Stern“ ein erstes Highlight der Ich + Ich Phase, dem später auch noch das wundervolle „Stark“ folgen sollte. Seine Songs im Duett mit Annette Humpe sind nicht vergessen und wurden vom Publikum begeistert aufgenommen.
Doch auch die Solostücke entfalteten ihre Wirkung. Für „Zuhause“ brachten die Zuschauer mit ihren Handylichtern „die Welt zum leuchten“. „Ist da jemand“ wirkte als Frage in die Dunkelheit, die mit großem Jubel beantwortet wurde. Adel erzählte offen von Katastrophen in seinem Leben. Auch von einem Fehlalarm auf Hawai, der ihm 18 schreckliche Minuten bescherte, da eine Atombombe avisiert wurde. Die Panik und die Gedanken dazu inspirierten ihn zum gleichnamigen Lied.
Zu Songs wie „Wind“ hatte Adel eine hervorragende Backgroundsängerin dabei, die manche Stücke auch mit Violinen-Klängen veredelte. Das alles führte zu einem sehr atmosphärischen Konzerterlebnis – zu wechselweise lauten und ruhigen Klängen.
Sehr stark fand ich “Wohin soll ich gehen”, das sich mit den neuen Formen von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Deutschland auseinandersetzt – aus der Sicht eines Menschen, der hier von Geburt an seine Heimat hat aber fremdländisch aussieht. Adel Tawil hat das seltene Glück, über eine Stimme zu verfügen, mit der er über all diese Dinge sprechen kann und ihm die Leute zuhören. Er kann seinen Schmerz in Melodien packen und so die eigene Verletztheit verarbeiten.
„Ich will nur dass du weißt“ gab es in der Version, die man von der Band SDP featuring Adel Tawil kennt. Dicht gefolgt von der gesungenen Biographie „Lieder“, die immer noch jeder mitsingen kann. Es folgte der Ich + Ich Titel „So soll es bleiben“ und schließlich das aktuelle “Tu m’appelles”, natürlich stilecht mit Sängerin Peachy.
Zwischendurch fielen Adel zwei Kids im Publikum auf, die noch recht jung waren (10-11 Jahre alt), aber schon ordentliche Tanzmoves hinlegten. Er holte sie auf die Bühne und zog die Dance-Show gemeinsam mit ihnen durch. Großer Applaus, zumal auch noch ein Geburtstagsständchen fällig war: Einmal für Elias (eins der Kids) und für Lichtmann Ingo.
Der Zugabenblock begann gegen 22 Uhr und lieferte unter anderem „Pflaster“ (ihr wisst schon: der Song mit dem tobenden Hamster). Es war ein herausragendes Konzert, fanfreundlich mit Ausflügen des Künstlers in die Menge. Er mag den Spitzenplatz der Charts nicht mehr sicher haben, aber er versteht sein Handwerk. Und allein der Backkatalog sorgt für ein Feuerwerk an Hits.
Nachdem Wincent Weiss im Februar 2018 mit seiner Akustik-Tour noch in der kleineren Europahalle weilte und das Trierer Publikum mit einem Sitzkonzert verwöhnte (HIER unser Bericht zum Konzert in der Europahalle Trier 2018), musste jetzt die Arena dran glauben. Die fünffache Zuschauermenge mit Stehplätzen im Innenraum – ein fantastisches Liveerlebnis – eine gigantische Show. Das Publikum vereinte alle Generationen und viele Kinder freuten sich auf ihr erstes Konzerterlebnis, während die Mädelsfraktion in Windeseile die vorderen Reihen stürmte und sich dort mit Bannern und Pappschildern breit machte. Zum Glück gab es eine lange erste Reihe, denn die Produktion sah einen langen Laufsteg vor, der mitten ins Publikum führte.
Die Bühne war zu Beginn noch verhangen und kurz vor 20 Uhr startete Bengio, der Sänger/Songwriter aus Fulda. Er bot eine Mischung aus Pop und HipHop. Vor allem emotionale Songs, die er mit sanfter Stimme vortrug. Dazu durfte er ein großes Banner am Bühnenvorhang hissen, drei Instrumentalisten mitbringen und den Laufsteg für seine Performance nutzen. Das ist nicht selbstverständlich für einen Support und man sollte es Wincent hoch anrechnen, dass er Bengio diese Möglichkeit gibt. Vermutlich weiß er selbst, was eine solche Unterstützung bedeutet. Es ist gerade mal drei Jahre her, dass Max Giesinger den damals 23jährigen Wincent Weiss mit auf Tour nahm, der mit dem Radiohit „Musik sein“ erste Erfahrungen gesammelt hatte. Und damit begann das Märchen des Sängers aus Bad Oldesloe (HIER unser Bericht zum Konzert in der Garage Saarbrücken 2016).
Bengio beendete seinen 35minütigen Set mit dem Song „Irgendwas“, den er gemeinsam mit Yvonne Catterfeld aufgenommen hat und der dann doch vielen Zuschauern vage bekannt vorkam, und der aktuellen Single „Fan von dir“, die ordentlich abgefeiert wurde. Bengio war ein durchaus starker Support – und er wird bestimmt noch länger in Erinnerung bleiben.
Der Umbau dauerte bis um 21 Uhr und pünktlich ging es los mit Wincent Weiss, der sich allein mit Gitarre im vorderen Teil des Laufstegs einfand. Ein stiller, sehr heimeliger Beginn – und der perfekte Moment für erste Mitsing-Einlagen des Publikums. Doch dann ging es noch während des Songs in die Vollen und man konnte ahnen, was einen erwarten würde: Pyro mit Knalleffekt und ein Konfettiregen leiteten „Kaum erwarten“ ein. Wincent begrüßte das Publikum vom Bühnenrand, ein Hüpfer über unsere Fotografen Alexander Moell, um den ich dabei schon ein wenig Angst hatte (HIER die Konzertfotos aus Trier 2019), und wie der Blitz stand Wincent schon zum dritten Stück „Hier mit dir“ mitten in der Menge und räumte das Feld vom Mischpult her auf.
Was für eine Energie in dieser Show! Immer in Bewegung – hautnah zu den Zuschauern und voller Power beim Gesang. Dazu hatte er eine formidable Liveband mit dabei. Vor allem Gitarrist Benni Freibott ragt kongenial heraus und bietet seine eigene Instrumentalshow mit fulminanten Soli und perfekten Gesangseinlagen in den Höhen. Wer die Karriere von Wincent Weiss verfolgt hat, der sich in drei Jahren und zwei Alben vom One-Hit-Radiowunder zum Arenen füllenden Star gemausert hat, erkennt, dass dieser alles richtig macht und einen erfolgreichen Karriereplan verfolgt. Ob gewollt oder nicht – es gibt keine halben Sachen. Und diese Hammershow, die allen lange in Erinnerung bleiben wird, ist ebenso Teil dieser Erfolgsgeschichte wie ein solcher Gitarrenheld. Hinzu kommt Wincents frisches Auftreten, der hier sichtbar sein Ding macht.
Im ersten ruhigen Moment erzählte er vom lange zurückliegenden Trier-Erlebnis mit einem Freund im Südbad. Ein Raunen ob dieser Anekdote. Dann Europahalle und gleich beim dritten Besuch in der Arena. So schreibt man Trier-Geschichte. „Einmal im Leben“ tauchte die Arena wieder in Regenbogenfarben. Wincent scheint bunte Farben und Konfetti zu lieben. Bei „Unter meiner Haut“ war er schon wieder mitten unter den Fans und danke ihnen dafür, ihm schon nach zwei Alben solche Konzerte zu ermöglichen. Sehr authentisch und sympathisch.
„Weck mich nicht auf“ war dann eigentlich ein Weckruf für alle, die in emotionale Gefilde wegzudriften drohten. Rockige Power, ein Gitarrensolo, Flammenpyro bis hin zu dem Moment, in dem Wincent selbst an den Armen in Flammen stand. Das waren Show-Momente! Danach wurde es wieder ruhiger. Zunächst mit dem anklagenden „1993“ gerichtet an seinen Vater, den er nie kennen gelernt hat, dann „Herzschlag“ akustisch vorgetragen für die kleine Schwester, die er so oft vermisst, wenn er auf Tour ist. Im Glanz Tausender Handylichter waren das sehr romantische Momente. Der Akustikset auf dem Laufsteg wurde fortgeführt mit einem Medley bekannter Deutschpop-Titel wie „Chöre“, „80 Millionen“, „Holz“, „Vincent“, „Pocahontas“, „Tausend Tattoos“ und „Cordula Grün“. Spätestens bei letzterem sang die komplette Halle lautstark mit.
Im Anschluss wieder Publikum-Action: „365 Tage“ ließ alle in die Hocke gehen und auf Zuruf springend abfeiern. Zu „Was machst du nur mit mir“ konnte erst die Band auf dem Laufsteg Übungen im Synchrontanz vollziehen, bevor das Publikum zum ultimativen Stopptanz aufgefordert wurde. Es folgte Wincents erster große Hit „Musik sein“ und der Sänger kletterte (vermutlich zur Freude der Security) die eingefahrenen Tribünenwände hoch zum sitzenden Publikum. Agil und sportlich – schließlich sollte jede und jeder Anwesende ihn hautnah erleben dürfen.
Wer bis dahin noch keine Berührung ergattert hatte, durfte jetzt bei „Frische Luft“ sein Glück versuchen, als Wincent sich crowdsurfend durch die Menge bewegte. Kein Rock-Klischee, das er nicht gekonnt bediente, bis hin zu den riesigen Luftballons, die nun zum letzten Abfeiern vor dem Zugabenblock ins Publikum geschossen wurde.
Kann man diese Fete noch toppen? Als Zugabe lieferte Wincent ein Hardrock-Medley von Songs seines ersten Albums, bei dem die Instrumentalfraktion nochmal ihr ganzes Können zeigen durfte. Damit hatte er zum Schluss vermutlich sein komplettes Repertoire aus zwei Alben gespielt. Auch eine Leistung!
Die letzte emotionale Ansage ging an eine Freundin, die sich nach fünf Jahren Beziehung von ihm getrennt hatte und für die er den Song „Pläne“ geschrieben hat. Großaufnahmen zeigten ihn mit Tränen im Gesicht. Also auch an Wincent Weiss gehen die persönlichen Momente nicht spurlos vorüber. Und zum furiosen Ende der 2-Stunden-Show gab es „Feuerwerk“. Und – ja! – mit echtem Feuerwerk in der Arena. Das kontrollierte Abschießen von Feuerwerkskörpern in der Arena habe ich auch noch nicht erlebt. Ein explosives Ende einer beeindruckenden Show. Man mag sich nicht vorstellen, wie Wincent das noch steigern will. Beim nächsten Besuch in der Region wird die Arena vermutlich nicht mehr ausreichen.
Wincent Weiss – Setlist, Arena Trier, 28.11.2019
Irgendwie anders
Kaum erwarten
Hier mit dir
Einmal im Leben
Jemanden vermissen
Unter meiner Haut
Weck mich nicht auf
1993
Herzschlag
Medley (deutsche Songs)
365 Tage
Was machst du nur mit mir
Musik sein
Frische Luft
An Wunder
Betonherz
Medley (Rockversionen eigener Titel)
Pläne
Feuerwerk
Der Schweizer Superstar DJ Bobo war am 23. Mai 2019 in der Arena Trier und gut 3.000 Zuschauer durften eine Show der Extraklasse verfolgen. Das Alter der Anwesenden war bunt gemischt, aber mit deutlichem Schwerpunkt auf den Ü40ern. Kein Wunder, hatte der inzwischen 51jährige Star des „Eurodance“ seine Glanzzeiten doch zu Beginn der 90er Jahre. Seitdem allerdings hat er sich hervorragend in der Szene gehalten und vor allem mit seinen grandiosen Shows immer wieder für Aufsehen gesorgt. Eine solche Fantasy-Show der Extraklasse wurde auch in Trier geboten und die Zuschauer hielt es nicht lange auf den Sitzplätzen: Mitklatschen und Mittanzen war ein Muss!
Im Vorfeld wurde ich von Freunden nach den Hits gefragt, die der tanzende DJ wohl aus alten Zeiten spielen wird. Ehrlich? Mir fiel (außer „Chihuahua“) auf Anhieb kein einziger ein. Aber vielleicht ist das auch ein gutes Zeichen – werden viele Weltstars doch allein an einzelnen Titeln festgemacht. Bei DJ Bobo war es dann vor allem der Gesamtklang zwischen Discofox und Dancebeats. Das merkte man von Beginn der Show an. Und natürlich kamen die bekannten Klänge im Lauf des Abends. Von „Somebody Dance With Me“ über „Freedom“ bis hin zu „What A Feeling“ waren alle Charthits dabei, die ihm Jahrzehnte lang feste Top 10-Plätze in der Schweiz, Deutschland und Österreich bescherten.
Dass DJ Bobo nicht der beste aller Sänger ist, konnte man von Beginn an merken. Aber es war und ist egal. Die Leadvocals übernahmen ohnehin diverse Gesangs-Profis, die perfekte Jobs ablieferten. Bobo himself war ebenfalls sängerisch tätig – wobei nicht jeder Ton auf korrekter Linie lag – und dazu rappte er überaus passabel die bekannten Textzeilen mit charakteristischem Sprechgesang. Viel stärker als die Gesangsparts waren aber seine Fähigkeiten als Entertainer. Er brachte die Leute zum Aufstehen und Mitklatschen. Er holte alle von ihren Sitzen. Und wenn die Stimme und der Drang zu ausufernden Bewegungen im Alter etwas nachlassen, machte er dies mit starken Sympathiewerten wett.
Überbordend großartig war jedenfalls die Show. Beginnend mit einem virtuellen Countdown auf riesigen LCD Leinwänden begaben wir uns mit dem Astronauten Bobo in den Weltraum und steuerten zielsicher die Arena Trier an. Erstes großes Bühnenbild war ein Sternengleiter, der sich über die komplette Bühne entfaltete. Das Bühnenbild bestand aus riesigen in sich drehbaren LCD-Wänden, die einen überdimensionalen Raum in mehreren Etagen schufen. Zeitweise standen Sänger und Tänzer an einer Reling knapp unter der Hallendecke. Die Hälse der Zuschauer mussten sich oft nach ganz oben recken.
DJ Bobo hat eine sehr menschliche, zum Teil auch autobiografische Show entworfen. Er erzählte von den Träumen, die er selbst als kleines Kind hatte, und hielt Queens „Live Killers“ LP in die Kameras. Damit hat bei ihm nach eigener Aussage der Traum angefangen, ein Rockstar zu werden. Um auch anderen diesen Traum zu erfüllen, bat er den 11jährigen Yannick auf die Bühne und ließ ihn an einem virtuellen Schlagzeug „We Will Rock You“ intonieren. Das war ein besonderer Moment – nicht nur für den kleinen Protagonisten.
Die Show bot weitere Gimmicks auf. Tänzer im Schwarzlicht-Anzug, was besondere Effekte erzeugte. Leucht-Drohnen, die sich fliegend einer Tänzergruppe anschlossen. Konfetti und Lametta – dazu überraschend viel Pyrotechnik. Auf den großen LCDs wurde ein Haus abgebildet, das sich ständig veränderte und dessen Bilder Atmosphäre erzeugte. In ruhigen Momente tanzte DJ Bobo in einer gezeichneten Landschaft und interagierte mit Strichmännchen. Gemeinsam mit dem Publikum erarbeitete er eine Choreo zu Handy-Taschenlampen. Und zu „Colours Of The World“ gab es einen bewegenden Film, der das multikulturelle Miteinander in den Vordergrund stellte. DJ Bobo hat tausende von Ideen und es gelingt ihm, diese authentisch umzusetzen.
Höhepunkt der Show war eine bewegliche Bühnenfläche, die sich bis zur 45-Grad-Neigung nach oben bewegen ließ. Die Illusion zeigte Tänzer und Sänger, die der Schwerkraft trotzten. In Wirklichkeit wurden sie von Stahlseilen gehalten und boten ein aufregendes „Believe in Freedom“. Knapp 80 unterschiedliche Kostüme, viele Fantasy-Welten, eine kurzweilige Show mit überraschenden Effekten: „KaleidoLuna“ bietet ein Fest für die Sinne. DJ Bobo hat es immer noch drauf. Ruhestand nach 27 Jahren? Fehlanzeige. Gut so!
DJ Bobo – live in der Arena Trier. Seht hier unsere Fotos vom 23.5.2019
Der Sänger klingt heiser wie einstmals Rio Reiser. Das Konzert ist mit 90 Minuten recht kurz – aber dafür sehr intensiv. Henning May hat das junge Publikum fest im Griff. Aber hätte man sich vor wenigen Jahren vorstellen können, dass diese Band fast 6.000 Leute in die Arena Trier lockt?
Okay. Die Voraussetzungen waren bestens: Obwohl Henning May bereits auf die 30 zugeht (was man ihm aber keineswegs ansieht) spielt er die Rolle des ewigen Studenten im Zwiespalt der Gefühle perfekt. Daher funktioniert die Musik in den Studentenstädten so gut und fasziniert Schüler wie Studierende. Und nicht nur die! Die markante, raue Stimme zieht viele Zuhörer in ihren Bann.
Die Show startete pünktlich um 21 Uhr. So pünktlich, dass einige im Vorraum Feiernde erschrocken in den Innenraum stürmten, um den ersten Song „Marie“ zu hören. Und es war beeindruckend, wie AnnenMayKantereit das Flair eines kleinen Clubkonzerts auf die große Bühne brachten, ohne Fans in der letzten Reihe zu verprellen. Mit Schrammelgitarre und Country-Einschlag gab es Titel wie „Nur wegen dir“ und „Wohin gehst du“. Fasziniert konnte man bemerken, wie das junge Publikum auch ohne Elektro-Spielereien und Rap in den Bann der Musik gezogen wurde.
AMK waren zum ersten Mal in Trier – und das gleich vor dieser Kulisse. Eigentlich vermisste keiner die große Show, denn die verlebte Singstimme und das Flair eines kleinen Klubs reichten zum Abfeiern völlig aus. Trotzdem war klar, dass da mehr kommen würde. Und nach „Es geht mir gut“ öffnete sich die große Showbühne. Der Aufbau war großartig: Keine der inzwischen üblichen LCD-Leinwände, sondern viele Blätter in gefühlter DIN A4-Größe, wie an Wäscheleinen aufgereiht. Schon Wind- und Lichtspiele sorgten für coole Effekte. Und später sollte diese flattrige Wand auch noch als Projektionsfläche dienen. Extrem geil.
Auch auf der großen Bühne blieb die Band meist im Vordergrund. Das Gründungstrio verstärkt um einen Bassisten und einen Trompeter als ständigen Gastmusiker. „Jenny Jenny“ wurde gehuldigt und Henning interpretierte „Hinter klugen Sätzen“ allein am Klavier. Dann aber machte er den Fehler, die Leute in den VIP-Lounges zu grüßen. Sofort startete im Innenraum der sattsam bekannte Sprechchor: „Scheiß Tribüne“. Man machte aus der Not eine Tugend und forderte die komplette Arena zum Tanzen auf. Mit dem rockigen „21, 22, 23“ gelang das hervorragend und auch die Tribüne bewegte sich mit.
Alles fand im ständigen Wechsel zwischen Melancholie und Ausgelassenheit statt. „Oft gefragt“ spielte sich wieder am Piano ab – dann folgte der Knaller zum Abschluss des regulären Konzertteils: „Pocahontas“, der wider Willen zum Karnevalshit avancierte Klassiker, beendet mit einem frenetisch singenden Publikum nach 80 Minuten die Show. Andere Bands hätte ein solcher Erfolgshit vielleicht verändert. „Fetenhits“ und „Après Ski“ verleiten gern zu Scheißegal-Mentalität im Songwriting. Nicht aber bei AMK. Die Band bleibt authentisch und lässt sich nicht in den Hit-Strudel reißen. Gut so!
Für die Zugabe begaben sich die Bandmitglieder ganz nach hinten auf die Tribüne und es gab „Ozean“ im Lichtblitzgewitter. Für „Barfuß am Klavier“ musste Henning wieder nach vorne ans Piano. Und „Ich geh heut nicht mehr tanzen“ brachte nicht nur eine Ukulele mit ins Spiel, sondern zum Abschluss auch noch energische rhythmische und vor allem elektronische Elemente. Um 22.30 Uhr endete das Konzert recht abrupt, doch es war alles gesagt. Die Studioalben wirken manchmal etwas eintönig, da die Reibeisenstimme sehr homogen klingt, doch live sind AMK definitiv eine Wucht.
Seht hier unsere Fotogalerie zu Leoniden und AnnenMayKantereit vom 9.4.2019 in der Arena Trier
Seht hier unsere Fotogalerie vom Auftritt der Harlem Globetrotters am 29.3.2019 in der Arena Trier
Im Juni werden es schon zehn Jahre sein, dass mit Michael Jackson einer der größten Popstars und Entertainer der letzten Jahrzehnte verstarb. Am 29. August 2018 wäre der erfolgreichste Popinterpret des vergangenen Jahrhunderts, 60 Jahre alt geworden. Am selben Tag feierte das Musical „BEAT IT!“ Weltpremiere in Berlin und setzte damit dem „King of Pop“ ein würdiges Denkmal. Seit einigen Monaten ist das Bühnenspektakel auf großer Tournee durch Deutschland, Österreich und die Schweiz.
In der Arena Trier war die bunte Show nahezu ausverkauft. Einige Fans hatten sich schwer in Schale geworfen, um dem King of Pop zu huldigen. Zunächst durfte man den Bühnenaufbau bewundern, der aus einer LCD Leinwand bestand und zwei Treppenaufbauten rechts und links. Die mehr als zweistündige Show (plus Pause) startete bereits mit einem Knalleffekt, als der stampfende Beat von „They Don’t Care About Us“ ertönte – alle Regler weit aufgedreht – und Hauptdarsteller André Santisi erstmals in Erscheinung trat. Der Musical-Künstler ist schon seit über zwanzig Jahren als Jackson-Double aktiv und hat seine Performance inzwischen deutlich in Richtung Perfektion ausgebaut. Bewegungen, Tanzschritte, Vocals und kleinste Gesten bringt er so gekonnt rüber, dass man mehrfach das Gefühl einer Zeitreise in die 80er und beginnenden 90er Jahre hat.
Inhaltlich erzählt das Musical die Geschichte des Michael Jackson von seiner Zeit bei den Jackson 5 bis hin zu seiner Ehe mit Lisa Marie Presley. Die späteren schwierigen Jahre werden höchstens angedeutet, sein früher Tod spielt keine Rolle. Alles zusammen gibt Anlass, die größten Hits des Künstlers live zu performen – und davon gibt es eine Menge, wie den Zuschauern im Verlauf des Abends bewusst wurde. Für den jungen Michael aus der Zeit der Jackson 5 und der ersten Soloalben gab es einen zweiten singenden Schauspieler: Koffi Missah. Auch dieser machte seine Sache sehr gut und fuhr den wohlverdienten Applaus des Publikums ein, in der Tanzperformance konnte er aber nicht an Santisi heran reichen.
Weitere Sprechrollen waren für Figuren wie Diana Ross und Janet Jackson vorgesehen. Die Dialoge der Protagonisten kamen nicht zu kurz, nahmen aber auch keinen breiten Raum ein. Es ging hauptsächlich darum, die Story zusammenzuhalten, was auch gut gelang. Die Streitigkeiten zwischen Michael und seinen Brüdern wurden gut dargestellt. Ebenso die Umstände, die ihn zur Solokarriere und den ersten großen Erfolgen führten. Selbst seine Vorbilder Charlie Chaplin und Fred Astaire wurden im Schattenspiel nachgezeichnet.
Starke Choreographien stellten weltbekannte Videos wie „Smooth Criminal“ und „Thriller“ nach. Man bekam visuelle Eindrücke von seiner Megashow 1993 in São Paulo und im Prinzip waren die Megahits schon in der ersten Showhälfte gespielt. Vor allem zu „Beat It“ kam die große Stunde des fantastischen Ensembles. Eine elfköpfige Tänzergruppe erweckte die Musik zum Leben und der „Acting Captain“ Aloysia Astari hatte zudem in Trier quasi ein Heimspiel. Die in Indonesien geborene und in Wien aufgewachsene Künstlerin stand schon in den regionalen Produktionen „Christmas Moments“ und „Yakari“ auf der Bühne und ist seit jeher Publikumsliebling. Hinzu kam eine fünfköpfige Rockband mit der starken Anja Arnold an der Gitarre, die häufig wie ein Wirbelwind über die Bühne fegte.
Nach einer 25minütigen Pause ging es in Teil 2 mit schwierigeren Themen weiter. Nach Ruhm und Welterfolgen kam es zu Verfolgungen durch Paparazzi, den unmöglichsten Schlagzeilen und schließlich Anfeindungen der Presse. Das wurde in einem Slapstick der als Reporter kostümierten Tänzer gut dargestellt – aber auch in der zunehmenden Verzweiflung Michael Jacksons. Das Schauspiel nahm in dieser zweiten Hälfte breiteren Raum ein, doch die Musik kam nicht zu kurz:
Da war „Black Or White“ als Ensemble-Stück verschiedener Figuren aus Jacksons Karriere inklusive furioser Rap-Einlagen. „Dangerous“ wurde zum Soundgewitter mit charismatischem Sprechgesang, bei dem Santisi zur Hochform auflief, was er mit dem emotionalen „Leave Me Alone“ nochmals toppen konnte. Den showgewaltigen Abschluss lieferte ein tränenrühriger „Earth Song“, wobei die Smartphones der begeisterten Zuschauer die Arena in ein Lichtermeer verwandelten. Allein das wäre schon ein würdiger Abschluss gewesen, doch mit dem Ensemblestück „Man On The Mirror“, dem nostalgischen „Blame It On The Boogie“ und einer vor Schmalz triefenden Version von „Heal The World“ wurden die stehenden Ovationen des Publikums reichlich belohnt.
Es macht Spaß, sich diese Show anzusehen – vielleicht gerade deshalb, weil sie den schmerzvollen frühen Tod Jacksons auslässt. Wer nach Gelegenheiten sucht: In der Saarlandhalle Saarbrücken gibt es das Ereignis am 18. April 2019 – und bereits 2020 soll die Show wieder nach Trier kommen.