FOOTLOOSE – der explosive Kultfilm aus den 80ern erobert ENDLICH die Musical-Bühne! Hier hält kein Fuß mehr still – Mitfiebern und Mittanzen ist angesagt: Erlebe Welthits wie HOLDING OUT FOR A HERO, ALMOST PARADISE, LET’S HEAR IT FOR THE BOY und natürlich den Titelsong FOOTLOOSE von Kenny Loggins LIVE und tauche völlig ein in das ausgelassene Lebensgefühl der 80er: Sichere dir jetzt Tickets für diese mitreißende Show – 2024 in Basel, Berlin, Bochum, Bremen, Dresden, Duisburg, Frankfurt, Hamburg, Hildesheim, Köln, Leipzig, Linz, Mannheim, München, Nürnberg, Saarbrücken, Salzburg, Stuttgart, Wien und Zürich!
FOOTLOOSE – Der Musical-Erfolg von den Machern des Kultfilms! Lass dich begeistern vom FOOTLOOSE-Feeling! – Atemberaubende Tanznummern treffen auf einen Oscar-nominierten #1-Soundtrack und eine mitreißende Geschichte voller Nostalgie! Wir tauschen Couch und Bildschirm gegen Lebensfreude pur! Klingt gut? Dann nichts wie los!
DANCING IS NOT A CRIME! Teenager Ren McCormack liebt sein Leben in Chicago und vor allem eins – das Tanzen. Nach der Trennung seiner Eltern sind er und seine Mutter jedoch gezwungen, zu Verwandten in die Kleinstadt Bomont zu ziehen. Und es kommt noch schlimmer: In der bibelfesten Gemeinde sind Rockmusik, Alkohol und Tanzen verboten. Dahinter steht der örtliche Priester und ein Schicksalsschlag, der die Menschen dort für immer verändert hat…
Als Ren sich in die Tochter des Priesters verliebt, wird es noch komplizierter und er beginnt, sich gegen alle Ungerechtigkeiten zu wehren. Schnell hat er auch die anderen Jugendlichen auf seiner Seite und ihr Kampf um Freiheit beginnt. Sei Teil der Rebellion und erlebe „FOOTLOOSE – Das Musical“ live!
Erlebe bei ROCK OF AGES die größten Rock-Hymnen aller Zeiten live auf der Musical-Bühne und reise mit uns zurück in die 80er Jahre – In die Zeit der Vokuhila-Frisuren, lässigen Outfits und abgefahrenen E-Gitarren-Sounds.
Rock of Ages – Das Musical: Das wird dreckig, das wird laut, das wird geil! ROCK OF AGES ist das Live-Spektakel, das sich selbst nicht so ernst nimmt und garantiert kein Klischee der unverwechselbaren 80er auslässt. Liebesgeschichte oder rockige Hommage, Musical oder Parodie? ROCK OF AGES ist einfach alles und definitiv von jedem zu viel!
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2024 gibt es die heiß erwartete Zugabe von „Rock of Ages“! Nach einer abgefahrenen Tour in diesem Frühjahr und Standing Ovations von Hamburg bis Wien geht es auch im nächsten Jahr mit den größten Rock-Hymnen aller Zeiten zurück in die 80er!
Ab März 2024 heißt es „Here We Go Again“ und wir bringen wieder Theater in ganz Deutschland und Österreich zum Beben – sichere dir direkt die besten Plätze und rock mit uns ab!
Ursprünglich sollte die Show von Max Giesinger in Saarbrücken vor drei Jahren stattfinden. Vier mal ist sie verschoben worden – jetzt war es endlich so weit. Und Max brachte von Beginn an seine Freude darüber zum Ausdruck. Strandkorb- und Picknick-Konzerte waren okay, sagte er, aber es geht doch nichts um den hautnahen Kontakt zum Publikum. Und so zelebrierte er diesen Kontakt vor 3.000 Zuschauer*innen in der Saarlandhalle vom ersten bis zum letzten Moment.
Zunächst war aber ein feiner Support an der Reihe. Florian Künstler begann seine halbstündige Show mit den Worten „Ich heiße wirklich so“. Wäre ja auch bescheuert, wenn man sich den Künstlernamen Künstler gibt. Sehr redselig war er allein an der Gitarre, die er immer wieder nachzustimmen versuchte. Dabei war es absolut egal, dass einige Töne nicht 100 % sauber waren, denn es war seine Stimme, die das Publikum von Beginn an in den Bann zog. Eigentlich aus Berlin stammend lebt er aber in Lübeck und ließ sich über die lange Reise von dort ins Saarland aus, wobei er ein ganzes Stephen-King-Hörbuch konsumiert habe.
Mit „Leise“ begann der Set und genau so verhalten klangen auch die übrigen Songs. Florian ist ein Mann der ruhigen, sentimentalen Worte. Und er hatte zu jedem Stück eine Geschichte zu erzählen. Von seinem Leben als Pflegekind und der Liebe zu den Ersatz-Großeltern, die er in „Tausend Raketen“ besang. Die Textzeile „Wenn du jetzt glücklich bist“ wurde zum krassen Moment, denn tausende Anwesende schleuderten ihm diese entgegen und man konnte ihm das Glück ansehen. Die aktuelle Single, die man in den Medien hört, ist „Kleiner Fingerschwur“, doch darauf konnte man ihn nicht reduzieren. Auch schwierige Themen verschwieg er nicht und thematisierte in „Vergiss die guten Tage nicht“ eine zeitweilige Depression, die der Pandemie geschuldet war. Kein Wunder, wenn eine Musikerkarriere kurz nach dem Start so ausgebremst wird.
Am 28. April 2024 wird Florian auf seiner Solotour in Saarbrücken spielen – im Kleinen Klub. Wenn nur ein Zehntel der Anwesenden fleißig Tickets kauft, wird das Konzert vielleicht in die Garage hochverlegt. Es wäre dem sympathischen Künstler zu wünschen! Man fand ihn den ganzen über in Selfie-Laune mitten im Publikum. Ein schöner Start in einen grandiosen Abend – und die Saarlandhalle war begeistert.
Für Max Giesinger wurde ein Vorhang herunter gelassen, um den Start seiner Show ordentlich abfeiern zu können.Die musikalische Sause startete mit „Das Wunder sind wir“ hinter dem Vorhang und man sah die Band als Schattenspiel. Dann war Max auf der Bühne, grenzenloser Jubel und der Vorhang fiel. Schon beim zweiten Song „Legenden“ nahm er sein obligatorisches Bad in der Menge – und es sollte nicht das letzte bleiben. Max Giesinger war schon immer ein nahbarer Künstler, der absolut bodenständig geblieben ist. Selbst bei Strandkorb-Konzerten begab er sich mitten aus Gelände und spielte einen Akustik-Set. Und jetzt, wo alles wieder möglich ist, will er gefühlt jedem Anwesenden zumindest einmal am Abend ganz nah sein. Das macht sein Wesen aus.
Jeder hat seine Highlights. Bei mir war es der melancholisch-nostalgische Song „Die Reise“, der die Biografien von Freunden und unterschiedliche Lebenswege besingt. Auch Max‘ Karriere war nicht ohne Tiefen, als er beispielsweise Wohnzimmerkonzerte spielte, um sein Album „Laufen lernen“ zu produzieren, weil keine Plattenfirma ihn unterstützen wollte. Jetzt hat er es geschafft und mit einem Song wie „Wenn sie tanzt“ ist er in aller Munde – wortwörtlich, denn jede Textzeile wird stimmgewaltig mitgesungen.
Wie gewohnt gab es in der Mitte des Sets einen Ausflug auf die B-Stage beim Mischpult. Dort sang Max in das große Rund zunächst den ganz neuen Song „4000 Wochen“, der die Vergänglichkeit eines Lebens behandelt. Zuerst a cappella, dann sanft am Piano. Mucksmäuschenstill war es da zeitweise, gefolgt von dem englischen Stück „More To This Life“, das er normalerweise im Duett mit Michael Schulte, heute aber zusammen mit Gitarrist Matze sang.
Zurück auf der Bühne gab es zunächst ein „Happy Birthday“ für eine 18jährige Zuschauerin aus der ersten Reihe, dann ging es akustisch weiter mit „Auf das was da noch kommt“ und dem Titelsong der Tour „Irgendwann ist jetzt“. Passende Momente für Max, um viel aus seiner Biografie zu erzählen, von seiner Heimat gar nicht so weit weg (Karlsbronn) und seinem neuen Zuhause Hamburg.
Schließlich wurde es spaßig, denn im Stil einer Karaoke-Bar gab es eine Song-Lotterie, bei der das Geburtstagskind als Glücksfee fungieren durfte. Aus einer Trommel mit Hunderten von Zetteln wurde gezogen und das Ergebnis musste dann auf jeden Fall gespielt und gesungen werden. Das glückliche Händchen zog zwei wunderbar unterschiedliche Titel, nämlich „Time Of My Life“, bei dem Max und Matze im Sopran-Duett glänzen konnten, und „Highway To Hell“, bei dem auch die letzten ungewollt mitgeschleppten Männer wach wurden und rockig abfeierten. Die zufällige Choreografie des Abends hätte nicht besser sein können.
Mit dem sentimentalen „Zuhause“ endete nach 90 Minuten der Hauptteil des Konzerts in einem Meer aus Papierschnippseln. Für die Zugaben ging es ebenso beschaulich wieder auf die B-Stage. Es gab das ruhige „Das letzte Prozent“ und einen akustischen Mitsing-Gitarrenpart für „80 Millionen“ das dann aber mit voller Band auf der Hauptbühne fortgesetzt wurde. „Für immer“ beendete das herausragend gute Konzert und Max Giesinger hatte mal wieder gezeigt, wo seine Stärken liegen: in der Kommunikation mit dem Publikum und der Auswahl von Themen, die alle angehen und berühren. Das Saarland ging beseelt nach Hause!
Setlist – Max Giesinger, 28.3.2023, Saarlandhalle Saarbrücken
Das Wunder sind wir
Legenden
Die Reise
Für dich, für mich
Irgendwo da draußen
Wenn sie tanzt
4000 Wochen
More To This Life
Kalifornien
Auf das, was da noch kommt
Irgendwann ist jetzt
The Time of my Life (Cover)
Highway To Hell (Cover)
Roulette
Zuhause
Das letzte Prozent
80 Millionen (akustisch)
80 Millionen (mit Band)
Für immer
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Am 1. Februar 2023 durften wir Max Giesinger über Zoom einige Fragen stellen. Wir trafen auf einen gut gelaunten und sympathischen Sänger mitten in den Vorbereitungen zu seiner anstehenden Hallentournee. Das Interview führte Andreas Weist.
MHQ: Du spielst am 28. März in Saarbrücken in der Saarlandhalle. Eigentlich sollte das Konzert ja schon vor drei Jahren stattfinden. Wie hast du dir in der Zwischenzeit die Zeit vertrieben?
Ich komme gerade aus dem Urlaubsmodus und bin noch auf einer anderen Frequenz unterwegs. Aber ich hab versucht, die Zeit relativ sinnvoll zu nutzen. In der ersten Phase hab ich Kochen gelernt, weil ich nicht mehr rausgehen konnte, aber dann hab ich plötzlich gecheckt, dass man ja auch Essen bestellen kann. Aber die ersten zwei Monate hab ich tatsächlich für mich selber gekocht. Dann hab ich mit Yoga angefangen, im zweiten Corona-Jahr mit Tennis, Surfen – und dann, als es wieder ging, die Welt bereist. Ich habe versucht, ein paar gesündere Lebenseinstellungen einfließen zu lassen und mich nicht mehr kaputt zu arbeiten. Vorher war ich ständig unterwegs, jetzt habe ich ein ziemlich gutes Privatleben wiederhergestellt.
MHQ: Immerhin habe ich dich danach zweimal open air gesehen. Letztes Jahr in Echternach (Luxemburg) und vor zwei Jahren beim Strandkorb-Konzert am Bostalsee. Was war das für ein Gefühl, vor Strandkörben zu spielen?
Die Strandkorb-Konzerte waren schon was besonderes. Die Distanz zum Publikum war etwas schwierig. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Der erste Strandkorb ist so in 25 Meter Entfernung. Du guckst von einer Riesenbühne runter und hast keine Masse vor dir, die miteinander agiert. Es war schwierig, dass der Funke übergesprungen ist, weil wir einfach so weit entfernt waren. Die Konzerte haben zwar Spaß gemacht, aber sie haben sich immer wie eine Probe angefühlt.
MHQ: Ich finde, die Stimmung war sehr gut. Besser als erwartet. Du hast dazu beigetragen, indem du trotz aller Einschränkungen dein „Bad in der Menge“, also zwischen den Strandkörben, genommen und auch die Zugaben von einem Podest aus dem Publikum gespielt hast. Gab es keinen Ärger deswegen?
Nein. Das war zu der Zeit auch schon wieder erlaubt. Ich bin ja nicht in die Strandkörbe rein gekrochen. Es war einfach eine absurde Zeit. Die Strandkorb-Shows waren gebucht, aber manche Clubs hatten auch schon wieder geöffnet. Trotzdem wollten wir die Konzerte spielen. Die Leute hatten ja Tickets dafür gekauft. Und wir versuchten, nach besten Möglichkeiten ein wenig Intimität zu schaffen. Das geht am besten, wenn du ins Publikum gehst. Und ich glaub für die Leute war das ganz cool, gemütlich zu sitzen. Aber meine Musiker mussten viel Energie in die Shows stecken. Das waren ja riesige Flächen wie Fußballfelder.
MHQ: Was dürfen wir den jetzt für die Saarlandhalle erwarten? Wird es neue Songs geben?
Es wird auf jeden Fall eine Kracher-Show. Wir proben jetzt erstmal eine Woche. Im Sommer haben wir viele Festivals gespielt und wieder ein Gefühl fürs Touren bekommen. Es wird ein „Best of“ aus allen großen Hits und Fan-Lieblingen. Es wird rockige aber auch akustische Momente geben. Es ist mir wichtig, dem Publikum nah zu sein und in den Dialog zu kommen. Es ist immer ein Highlight, auf unsre Konzerte zu kommen. Wir stecken sehr viel Liebe rein und sind auch bekannt dafür, dass es live echt Spaß macht. Ich kann alle nur herzlich einladen: Gönnt euch das!
MHQ: Deine Alben gefallen mir vor allem deshalb so gut, weil sie meist ein Konzept verfolgen und in vielen Songs deine Geschichte erzählen. Manchmal hat man das Gefühl, dass eine Story noch nicht zu Ende erzählt ist und die Alben einen „Director’s Cut“ brauchen. So hast du damals „Die Reise“ akustisch neu aufgenommen und in der Tracklist verändert. Und du hast „Vier“ um einige Songs erweitert und als „Viereinhalb“ neu veröffentlicht. Was ist deine Motivation dahinter?
Wenn man schöne Songs geschrieben hat, finde ich es immer ganz gut, wenn man die auch nochmal anders aufleben lässt. Bei der „Reise“-Platte haben die Songs auch so viel hergegeben. Man konnte sie super akustisch umarrangieren. Und bei „Vier“ hatte ich einfach extrem viele Songs geschrieben und es war total schwierig, die Stücke für die Platte auszuwählen. Also machten wir eine Art „add on“ und nannten das „Viereinhalb“, weil quasi nochmal eine halbe Platte mehr drauf war. So bediene ich mich an den Optionen, die möglich sind. Man kann Deluxe- oder Akustik-Platten machen. Und ich finde, ein guter Song ist nicht so schnell auserzählt.
MHQ: In „Pulverfass“ hältst du eine Ansprache an dein zukünftiges Kind, die ziemlich pessimistisch rüber kommt. Gleichzeitig gibt „Stell dir vor es wird gut“ eine positive Zukunftsperspektive. Wie ist deine Einstellung? Ist das Glas halb leer oder halb voll?
Das hängt von meiner Tagesform ab. Ich kann schon ein Pessimist sein und versuche dann, meine Erwartungen runter zu schrauben, damit ich nicht enttäuscht werde, wenn es doch nix wird. Damit bin ich schon öfter gut gefahren. Aber meist würde ich mich als kleinen Sonnenschein beschreiben, dass ich versuche, gut gelaunt durch du Welt zu gehen und das Beste draus zu machen. Es kann mich ziemlich abfucken, wenn es nicht gut läuft, aber ich bin auch sehr begeisterungsfähig, wenn es dann mal gut läuft.
MHQ: Als Motto für die Tour hast du den Song „Irgendwann ist jetzt“ ausgewählt. Eine Hymne für Eigenverantwortung und ein Aufruf, nicht alles aufzuschieben, was man erreichen will. Ist das die Botschaft, die du deinen Fans vermitteln willst? Geht nicht irgendwann mal wieder zum Konzert – sondern jetzt!
Stimmt. So kann man das auch sehen. Wer weiß, wie lange wir noch auf Tour gehen. Vielleicht hab ich ja in drei Jahren Bock, ein Café in Brasilien aufzumachen. Wenn du ein Konzert besuchen willst, dann mach es jetzt. Und wenn du Dinge in deinem Leben verändern willst, dann auch jetzt und nicht erst in ein paar Monaten. Diese Aufschieberei tut keinem gut. Natürlich ist es leichter, Instagram durchzuscrollen als deine wirklichen Probleme anzugehen. Ich hab letztes Jahr viel aufgeräumt und auch Dinge verändert, die mir auf den Keks gegangen sind. Das tut manchmal weh, aber es ist wie beim Fitness-Studio: Erst hat man keinen Bock drauf, aber hinterher ist es dann doch ein super Gefühl.
MHQ: In den ersten Albentiteln waren immer Bewegungselemente wie Laufen, Rennen und Reisen vertreten. Das Album „Vier“ fand ich dann schon überraschend. Heißt das, dass du inzwischen sesshaft geworden bist?
Das kann man noch nicht so genau sagen, aber ich bin jetzt näher dran am Sesshaft-werden. Mit 34 will man auch nicht mehr auf jeder Party rumtanzen. Man hat schon viel gesehen, weiß wie manche Dinge laufen und wird dadurch etwas entspannter. Da ist schon eine Grundentspannung und ich merke, dass ich weder mir noch irgendjemand anderem etwas beweisen muss. Ich hatte ein paar sehr erfolgreiche Alben und gute Songs im Radio. Da bin ich unfassbar dankbar für. Man kommt schon ein Stück bei sich an, aber es ist kein finales Ankommen. Das würde ich mit einem Stillstand verbinden. Wenn ich ein Ziel erreicht habe, will ich ein nächstes Ziel erreichen.
MHQ: Am Bostalsee hast du „Über den Wolken“ von Reinhard Mey gespielt. Kannst du dir vorstellen, mit 80 Jahren noch zweistündige Konzerte zu geben?
Auf jeden Fall hab ich da großen Respekt vor. Nach zwei Stunden oder oft auch zweieinhalb Stunden komm ich von der Bühne, bin fertig und könnte auch direkt schlafen gehen. Ich würde mir schon wünschen, dass ich das noch lange so machen kann. Aber mit 80? Das ist schon krass. Vielleicht sag ich auch mit 50: Okay, das war ne coole Zeit, aber jetzt kümmere ich mich um Kind und Garten und später um Enkel. Auf jeden Fall liebe ich das Musikmachen so sehr, dass ich mir im Moment nicht vorstellen kann, je ohne Publikum auszukommen. Aber sechs Wochen Tour mit 40 Konzerten wird es in zwanzig Jahren vermutlich nicht mehr geben. Dann macht man einfach etwas weniger.
MHQ: Hast du noch viel Kontakt zu Waldbronn und Karlsruhe? Eigentlich ist Saarbrücken ja fast ein Heimspiel für dich. Hat das eine besondere Bedeutung, dort zu spielen?
Ich mag es immer noch sehr, im Süden zu sein. Auch ans Saarland habe ich nur gute Erinnerungen. Das ist ein Bundesland, in dem wir immer tolle Konzerte gespielt haben. Das passt gut, ich hab Bock drauf und bin dankbar, dass mir die Leute dort schon seit Jahren so treu sind.
MHQ: Wann wird es denn ein fünftes Album geben? Hast du schon Pläne?
Gefühlt ist das noch ne Ecke weg. Ich hab langsam angefangen, ein paar Songs zu schreiben, aber ich will mir auch keinen Druck machen. Ich finde, du kannst nicht alle anderthalb Jahre eine neue Platte rausbringen. Du musst erstmal etwas erleben. Für eine gute Platte braucht man Stoff von 2-3 Jahren. Also: Es ist noch nichts in Aussicht, aber Ewigkeiten wird es auch nicht dauern.
MHQ: Der Song mit Michael Schulte ist aber kein Zeichen, dass du es mal auf Englisch probieren willst?
Also solomäßig fühle ich nicht, dass es ein englisches Album geben wird. Im Duo-Kontext könnte ich mir das schon vorstellen. Es ist nichts geplant, aber ich will das auch nicht komplett verneinen. Es wäre vorstellbar. Als Künstler will man auch mal was anderes machen. Nach links und rechts gucken, was da so geht, finde ich ganz spannend.
MHQ: Ich danke dir sehr für das Gespräch. Danke für deine Zeit!
Ein besonderer Dank geht an Heiko Renno von Saarevent für die Vermittlung, an die Tourpromoterin Anika Grillis für die Organisation und natürlich an Peter Goebel, der uns stets mit News zu Max Giesinger auf dem Laufenden hält.
Wie Luxemburg hat auch das Saarland seinen „Temple of Metal“. Normalerweise ist das die Garage in Saarbrücken, aber wenn dann für einen Doppel-Act wie Trivium und Heaven Shall Burn besonders viele Metalfans erwartet werden, muss die ehrwürdige Saarlandhalle herhalten.
Insgesamt war es gar ein metallisch lautes Quartett, das den Abend recht früh beginnen ließ. So hatte ich leider den Opener verpasst, traf aber punktgenau zu den Death-Metal-Heroen OBITUARY aus Florida ein. Seit 1984 sind die Altmeister schon aktiv, gehören aber noch lange nicht zum alten Eisen. John Tardy brüllt seine Lyrics immer noch energisch und vollmundig in die Menge. Hart, brutal und düster kommt die Show ohne viel Schnickschnack um die Ecke. Den Fans in Saarbrücken war das nur recht und sie feierten das Quintett und seinen 45minütigen Set gebührend ab. Mit „Circle of the Tyrants“ gab es gar ein Cover von Celtic Frost und „Don’t Care“ schloss das Happening fulminant ab.
In der Pause hätte man sich locker die Tagesschau ansehen können, dann betraten TRIVIUM pünktlich zur Wettervorhersage und unter den Klängen von „Run To The Hills“ (vom Band) die Bühne. Sie hatten eine bunte Kulisse mit dominierenden Schlangenköpfen und eine laute Show mitgebracht. Ihr Gig wurde mit dem aktuellen Album eingeläutet: „In the Court of the Dragon“ hieß es gleich zu Beginn und der umtriebige Matthew Heafy lieferte von Anfang an ein Feuerwerk an Growls und melodischen Einlagen ab.
TRIVIUM stammen wie OBITUARY aus Florida, sind aber als Band 15 Jahre jünger. Natürlich haben TRIVIUM auch alte Hits in ihrer Setlist, die die Stimmung der Halle weiter antreibt. Sänger und Gitarrist Matt Heafy wechselt zwischen Shouts und Gesang ohne Probleme und zockt sich dabei die Finger wund. Der Rest der Band ist genauso live-technisch vollkommen und so zeigt sich die bekannte Power dieser Herren. Sie sind eine der besten modernen Metal-Bands und beweisen, dass harte Arbeit sich auszahlt. Das Publikum zog zunächst nur verhalten mit, ließ sich aber zu dezenten Circle Pits aufstacheln und gab schließlich ein gemütliches Rudern am Hallenboden zum Besten. Mit „In Waves“ und „Pull Harder on the Strings of Your Martyr“ endete der 70minütige Set und ließ die nächste Pause mit den Klängen von „Heaven and Hell“ starten.
HEAVEN SHALL BURN sind nicht aus Florida, sondern nur aus Thüringen angereist. Und doch zogen sie vermutlich das meiste Publikum, gehören sie doch zu Recht zu den erfolgreichsten deutschen Metalcore-Bands. Marcus Bischoff und seine vier Mitstreiter bieten feinsten Metalcore, Hardcore und Death Metal mit Growls sowie aggressiver Attitüde. Megastark und wuchtig brettern sich HEAVEN SHALL BURN durch ihren Set.
Textlich geht es um alternative Wahrheiten in den verschiedenen Filterblasen der sozialen und sonstigen Medien, um die Spaltung der Gesellschaft, das Erstarken rechter Bewegungen, um die Klimakrise und die Schattenseiten von Kapitalismus, Globalisierung und Digitalisierung.Das wird auch in den Video-Einspielern deutlich, die auf große Leinwände transportiert werden. Die Arbeit der Meeresschutz-Organisation Sea Shepherd wird ebenso visuell gezeigt wie der Wahnsinn von Kriegen und menschengemachten Naturkatastrophen. Während der Vorhang zu Beginn noch ein sehr martialisches Bild zeigt, wird die pazifistische Botschaft doch mehrfach in Filmen und Marcus‘ Ansagen deutlich: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!
Beim Publikum gab es jetzt definitiv mehr Bewegung, eine Legion an Crowdsurdern und riesige Circle Pits. Zwischenzeitlich kam Matt von TRIVIUM für einen Song mit auf die Bühne und später (vor „Profane Believers“) entdeckte Marcus den siebenjährigen Headbanger Lenn in der ersten Reihe und bat ihn zur gemeinsamen Performance mit auf die Bühne.
Mit „Numbing the Pain“ und „Tirpitz“ endete die formidable und dynamische Show nach starken 70 Minuten. Besucher und Bands haben sich gegenseitig einen super Abend bereitet. Besser hätte es nicht laufen können.
In den vergangenen zwei Jahren hatten wir zweimal über das Programm „Schmitzenklasse“ berichtet – und eigentlich wollte ich es damit fürs Erste gut sein lassen. Doch meine Tochter war anderer Meinung: „Papaaaa, bitteeee, der ist immer so lustig“, waren ihre Worte, als sie das Plakat sah. Stimmt, dachte ich, klein und klein gesellt sich gern. Also das Töchterlein geschnappt und auf in die Saarlandhalle. Die größte Eventhalle im Saarland war ausverkauft – beste Voraussetzungen also für einen vergnüglichen Abend.
„Wer viel zu sagen hat, muss schneller reden.“ Mit diesem Motto-Shirt stürmte der Komiker auf die Bühne. In Windeseile erzählte er vom Konzept der Schmitzeljagd-Show, die ihn quasi von Hinweis zu Hinweis durch ein vom Publikum maßgeblich gestaltetes Programm führen soll. Und sogleich ging er auf Tuchfühlung zu den Zuschauern, machte Witze über seine etwas geringe Körpergröße und hetzte von Reihe zu Reihe. Dabei nahm er Namen auf, Begriffe – und lernte zudem Grundbegriffe der saarländischen Mundart.
Okay. Mit einer Schnitzeljagd im ursprünglichen Sinne hatte das nur wenig zu tun. Dafür ist Ralf zu sehr Impro-Mann. Zum Einstieg belustigte er das Volk mit Handfotos vom Smartphone seiner Mutter. Und dann ging es in die erste Übung: Die Zuschauer versorgten ihn mit Dialekten und möglichen guten bzw. schlechten Gefühlen, außerdem mit einem Handlungsort. Sandra aus Homburg schlug „Puff“ vor und durfte dann prompt auf die Bühne. Sie wurde (etwas einseitig) Dialogpartnerin für Gestalten wie einen verliebten Sachsen und einen schüchternen Hessen.
Als genialer Imitator ließ Ralf den Kollegen Paul Panzer die Nachrichten sprechen, begleitet von Otto und Mario Barth als Korrespondenten. Dann war wieder Szenenspiel angesagt: Eine Lovestory wurde nachgespielt und Lorena sollte die entsprechenden Geräusche machen. Auch wenn dies bisweilen recht misslungen klang, zeigte sich die wahre Klasse der Schmitzschen Komik: Er kommentierte und korrigierte, dass es eine wahre Freude darstellte. Wie der Blitz war die erste Stunde vergangen und es gab eine Erholungspause.
Der zweite Teil brachte ein falsches Versprechen: „Es muss keiner mehr auf die Bühne“, stand auf dem T-Shirt. War natürlich gelogen, wie sich schnell herausstellte. Schmitz‘ Katze ist ein beliebtes Thema in Ralfs Wortschwall – und so gab es einige Anekdoten aus dem Leben mit der Katze Hildegard. In der Pause durfte das Publikum Fragen aufschreiben, die jetzt in ein Spiel „Mann und Frau streiten auf der Arbeit über die Ehe“ eingebaut wurde. Verblüffend, wie passend die zufällig ausgewählten Zettel ins Geschehen passten: „Wenn alle Männer gleich sind, warum brauchen manche Frauen so lange, um den passenden zu finden?“, hieß es da beispielsweise. Oder auch: „Können Fische Pupsen?“
Interessant aber, wenn man Gelegenheit hat, die ernste Seite eines Komikers kennenzulernen. Aus dem hinteren Hallenbereich wurde nach einem Sanitäter gerufen. Ralf reagierte sofort, ließ das Saallicht einschalten und verfolgte das Geschehen vom vorderen Bühnenrand. Es war zu sehen, dass er sich ernsthaft Sorgen machte. Nach zehn Minuten ließ er sich hinter der Bühne Bericht erstatten, teilte dem Publikum mit, dass eine Frau einen Kreislaufzusammenbruch hatte, es ihr aber besser gehe. Dann setzt er die Show ebenso souverän fort, wie er die Unterbrechung gemeistert hatte. Kompliment.
RTL-Zuschauer wissen, dass Ralf mit „Take me out“ neuerdings eine ungewöhnliche Datingshow moderiert. Diese konnte natürlich nicht 1:1 in die Show einfließen, aber Ralf erfreute die Saarländer mit einer ganz besonderen Form des Speed-Datings. Dann durfte Michelle aus Ottweiler auf die Bühne. Ein Glücksgriff für Ralf, der der jungen Saarländerin im Interview nicht nur einen breiten Dialekt entlockte, sondern auch viele Alltagsinformationen. Diese baute er dann in eine musikalische Hommage ein, gesungen in den zufällig ausgewählten Musikrichtungen spanische Folklore, Marsch und Kuschelsong. Das Geschehen fand in einem Pyrofeuerwerk seinen Abschluss und Ralf verließ um 22.40 Uhr die Bühne.
Im Zugabenblock gab es die immer wieder gern gesehene Marionetten-Impro: Zuschauer Marvin bewegte Ralf zu seiner Lieblingsbeschäftigung – dem Zocken. Eine weitere Glanzleistung. Abende mit Ralf Schmitz sind definitiv empfehlenswert. Und keiner verläuft wie der andere. Einstudierte Abläufe sind nun wirklich nicht sein Ding. Wer den Comedian live erleben will, hat hier regional noch zwei Möglichkeiten: Für die ganz Spontanen heute, 17.3.2019, in der Conlog-Arena Koblenz, und dann am 15.11.2019 in der Europahalle Trier.
Vor zwei Jahren ging die Erfolgsgeschichte der „Bibi und Tina“ Reihe mit einem Musical weiter. Bereits beim ersten Musical „Die große Show“ wurden die bekannten Songs aus den Realverfilmungen in eine musikalische Handlung gepackt und von neuen Darstellern vorgetragen. „Neu“ erwähne ich deshalb, weil es sich nicht um die Schauspieler aus den Filmen handelt. Das sollte aber auch jedem klar sein – allein schon anhand des Entstehungsdatums der Filme. Lina Larissa-Strahl ist zur jungen Frau heran gereift und macht inzwischen ganz andere Musik.
Die Handlung ist ziemlich an den Haaren herbei gezogen – da will ich nichts beschönigen: Bibi hat es per Hexerei in die Saarlandhalle Saarbrücken verschlagen. Parallel soll auf Falkenstein ein wichtiges Konzert stattfinden, aber der erwartete Chor hat leider abgesagt. Statt nun dem Grafen vor Ort unter die Arme zu greifen, zaubert Bibi lieber ihre Freunde alle nach Saarbrücken, um mit ihnen ein Konzert einzustudieren, das dann auf Falkenstein aufgeführt werden soll. Sie hat also die bekannten Figuren Holger, Alex und Tina um sich – und irgendwie schaffen es auch die unbeliebte Sophia und Pseudo-Bösewicht Kakmann ins Saarland. Damit ist dann die Truppe fast komplett. Aus den Zuschauern rekrutiert Bibi zwei männliche Tänzer, aber es wird schnell klar, dass diese zum Show-Ensemble gehören.
In der Folge werden die bekannten Hits auf die Bühne gebracht. Im Gegensatz zu „Die große Show“ hat das Bühnenbild allerdings stark nachgelassen. Es gibt eine LCD Leinwand im Hintergrund, auf der Telefonate mit den verzweifelten Falkensteinern abgebildet werden. Hinzu kommen einige bewegliche Bühnenelemente – das war’s dann aber schon. Die Musik kommt vom Band, wenigstens wird live gesungen. Und es sind die bekannten Lieder, die gut funktionieren. Das junge Publikum mit seinen Eltern singt begeistert mit, wenn „No risk, no fun“, „Mädchen gegen Jungs“ oder der Titelsong „Bibi und Tina auf Amadeus und Sabrina“ erklingen. Da war in der Saarlandhalle ordentlich Stimmung in der Bude.
Ich hatte meine elfjährige Tochter dabei, die ich um ihre Expertise gebeten habe. Das Ergebnis klingt so: „Ich als Bibi und Tina Fan bin im Großen und Ganzen zufrieden mit der Show. Die Geschichte war toll und einfallsreich. Aber da ich die Lieder aus den Filmen zum Teil auswendig kann, habe ich gemerkt, dass sie nicht alle sauber gesungen wurden. Mein Highlight war am Ende der Teil, als alle Lieder nacheinander gesungen wurden.“ Genau. Es gab nämlich zum Abschluss ein umfangreiches Medley, das alle bekannten Titel als Ensemble-Stück auf die Bühne brachte. Die Begeisterung im jungen Publikum war hier klar auf dem Höhepunkt.
Alles in allem dauerte die Show 150 Minuten. Der erste Teil verbuchte 50 Minuten und endete mit besagtem Titelsong der Filme, der aus tausend Kehlen geschmettert wurde. Die Pause zog sich dann 40 Minuten hin – vermutlich der Tatsache geschuldet, dass Fans mit Extraticket einen Ausflug ins backstage machen durften. Der zweite Teil fiel mit 60 Minuten länger aus und mündete in die Zugabe „Bester Sommer“.
Fazit: Das Konzept funktioniert auch noch im zweiten Anlauf. Die Saarlandhalle war zwar nicht ausverkauft, aber sehr gut gefüllt. Die Songs von Peter Plate und Ulf Leo Sommer sind kindgerecht und zeitlos schön. Als Darsteller fand ich Eve Rades, die schon im ersten Teil die Bibi darstellte, sehr quirlig und immer auf Augenhöhe mit den Zuschauern. Gesanglich sehr stark fielen Vera Weichel als Tina und ganz besonders Katharina Beatrice Hierl als Sophia mit dem Titel „Ordinary Girl“ auf. Es war ein kurzweiliges Vergnügen und die Zielgruppe wurde erreicht. Eltern, die sich von einem hochpreisigen Musical vielleicht mehr erwartet haben, durften sich von den strahlenden Augen ihrer Kinder eines Besseren belehren lassen: Wir haben Bibi und Tina live gesehen. Toll!
Wenn Korn aus Kalifornien – die Mitbegründer des Nu Metal – Saarbrücken besuchen, reicht die Kapazität der Garage nicht mehr aus. Für diese Show musste es die Saarlandhalle sein, die dann auch ein Publikum beherbergte, das aus Metalfans unterschiedlicher Generationen bestand. Es war ein Konzert der Einheizer, das keinen Platz für ruhige Momente ließ.
Pünktlich um 20 Uhr ging es los in der sehr gut gefüllten Halle. Die Sitztribünen hatte man gleich zugelassen: Bei solchen Konzerten muss man in der Menge stehen und die Energie hautnah erleben. Zunächst gab es Metalcore aus deutschen Landen mit Caliban, die aus Hattingen (NRW) stammen. Die Band stand vorn auf der Bühne und tummelte sich meist im Dunkeln oder wurde seltsam rot angestrahlt. Eine grelle Lightshow beleuchtete nur das Publikum. Machte aber nichts. Caliban waren laut und ungestüm. In knapp 40 Minuten Support-Zeit wurde ein Set aus neun Titeln gespielt. Auch das deutschsprachige „Mein schwarzes Herz“ war darunter. Die Vocals spielten aber eine untergeordnete Rolle. Die Texte waren ebenso unverständlich wie die gekrächzten Ansagen. So gehört sich das. Die Menge dankte es dem Quintett mit einer respektablen Wall of Death und zwei etwas spärlichen Circle Pit Versuchen. Mit „We are the many“ endete der Set und Caliban hatten respektabel für den Hauptact vorgelegt.
Um 21.20 Uhr war es Zeit für Korn. Es ist halt ein großes Ereignis, wenn die Nu Metal Pioniere endlich mal wieder in Deutschland sind. Der Vorhang fiel und die Stimmung war direkt ganz oben. Man fing mit „Rotting In Vain“ vom aktuellen Album an. Die neuen Songs wurden munter in die Setlist gemischt und ebenso bejubelt wie alle älteren Stücke – der Backkatalog ist groß und jeder fand vermutlich etwas nach seinem Geschmack.
Die Bühne bot genug Platz für eine große Show. Das Schlagzeug war prominent inmitten beweglicher LCD Tafeln platziert. Mit „Falling Away From Me“ und „Got The Life“ gab es große Klassiker der Band, „Coming Undone“ wurde mit einem Snippet von Queens „We Will Rock You“ vermischt und zu „Shoots And Ladders“ gab es die gefeierte Dudelsack-Einlage, auf die sich Korn-Fans bei jedem Konzert freuen. Natürlich gab es auch Dubstep und schnelle Rap-Einlagen, doch der Schwerpunkt des Konzerts lag auf harten Gitarren.
Nach 70 Minuten unermüdlichen Einsatzes und großartiger Show ging es in den Zugabenblock. Der fiel mit „4U“, „Blind“ und „Freak On A Leash“ gewaltig aus und entließ ein begeistertes Publikum in die Nacht.
„FALCO – Das Musical“ ist derzeit auf Premieren-Tournee durch den gesamten deutschsprachigen Raum und gastierte auf diesem Weg gestern auch in der Saarlandhalle Saarbrücken. Ein bunt gemischtes Publikum hatte sich eingefunden. Junge und ältere Fans – drei begeisterte Generationen. Erwarten durfte man eine schrille und stimmgewaltige Show mit Musical-Darstellern, einer großen Dance-Company und einem Schauspieler, der den Erzähler (Falcos Manager) verkörperte. Umsäumt wurde das Geschehen von ständig wechselnden Kulissen und historischen Einspielern auf großer LCD-Leinwand.
Momentan gibt es eine Flut an Musicals, die keine klassischen Musical-Darstellungen sind, sondern vielmehr Biopics mit Showeffekten. Dazu gehört definitiv das FALCO-Musical. Im Prinzip handelt es sich um eine Revue aus den bekanntesten Falco-Songs, die von einem äußerst talentierten Falco-Darsteller, nämlich Alexander Kerbst, interpretiert werden. Und ich kann versprechen: Man vergisst oft, dass nicht der echte Falco auf der Bühne steht.
Verbunden ist diese Greatest-Hits-Sammlung durch eine biographische Erzählung, die Falcos Karriere von den Anfängen 1981 („Der Kommissar“) bis zu seinem Tod 1998 betrachtet. Die schauspielerische Leistung der Protagonisten war okay, aber nicht weltbewegend. Viel stärker waren aber die Songs, die in nahezu chronologischer Reihenfolge die Höhepunkte dieser Karriere zu Gehör brachten. Und das jeweils mit allem nötigen Brimborium: passende Kulissen, eine sehr gute Liveband, fantastische Tänzer, die für Bewegung auf der Bühne sorgen und das Geschehen perfekt illustrierten.
Etwas diffus fand ich die Geschichte um zwei weibliche Wesen, die an Falco zerren: Einmal die dunkle Gestalt „Ana Conda“, die von Stefanie Kock gespielt wurde und Falco zu den skandalösen Seiten des Künstlerlebens verführt, dann Jeanny (gespielt von Claudia Müller-Kretschmer), die für ihn den Traum vom Familienleben und einer emotionalen Partnerschaft verkörpert. Solche Gegenpole braucht man vermutlich, um eine Story mit Irrungen und Wirrungen zu stricken. Zumindest waren beide weiblichen Parts stimmlich sehr stark und brachten Farbe in die Gesangseinlagen.
Highlights? Auf jeden Fall „The Sound Of Musik“ und „Der Kommissar“. Dann natürlich „Rock Me Amadeus“ im Dialog aus Barock-Tänzerinnen und Rockabilly-Tänzern. Auch das düstere „Dance Mephisto“ gefiel mir im ersten Teil sehr gut – bildete es doch die Überleitung vom Erfolgsweg des Österreichers Hansi Hölzel hin zu einem sehr düsteren zweiten Teil, der nach einer 30minütigen Pause startete und Falcos Niedergang bis hin zu seinem Tod zeigte. Hier fand ich „Egoist“ perfekt dargestellt (ein großes Lob an Alexander Kerbst). „Jeanny“ sorgte für Jubelrufe aus dem Publikum. Das legendäre Konzert auf der Wiener Donauinsel (ein künstlerisches Aufbäumen, während Falco im Rest der Welt auf dem absteigenden Ast war) wurde sehr emotional dargestellt. Und schließlich „Coming Home“ und „Out Of The Dark“, die Falcos Tod umrahmten.
Am Ende gab es stehende Ovationen des Publikums für eine Show, die ich mal als „biographische Revue“ bezeichnen möchte. Auch wenn die Handlung für ein Musical recht dürftig ist, erfährt man doch viel über den Menschen Falco und die Hintergründe seiner Karriere. Wer sich für dessen Musik begeistert, dem sei die Show absolut zu empfehlen. Nächster Termin in der Region: am 2. April 2018 in der Arena Trier. Dann wird die Legende ein weiteres Mal wiederbelebt.
Die Beginner sind wieder da! Und an der ausverkauften Saarlandhalle in Saarbrücken konnte man erkennen, dass die HipHop-Welt lange auf diesen Moment gewartet hat. Einlass war schon um 18 Uhr, um den Ansturm der Fans zu entzerren. Und doch gab es lange Schlangen überall: beim Einlass, an der Garderobe und vor allem am Getränkestand. Das konnte aber die Vorfreude nicht schmälern. HipHop-Fans aller Generationen harrten gespannt, um Jan Philipp Eißfeldt (alias Eizi Eiz, alias Jan Delay), Dennis Lisk (alias Denyo) und Guido Weiß (alias DJ Mad) live zu erleben.
Zuvor ging es aber pünktlich zur Tagesschau-Zeit um 20.15 Uhr mit Afrob los, der dem Publikum ordentlich einheizte. Der Rapper trat klassisch mit DJ und einem Rap-Kollegen auf. Und obwohl er sich auf das schmale Stück vor dem Vorhang beschränken musste, holte er alles aus seinem halbstündigen Set raus. Songs von seinem aktuellen Album „Mutterschiff“, Titel zum Bouncen, aber auch viel Oldschool-Material und zur Freude des Publikums „Adriano (letzte Warnung)“ von Afrobs Kollektiv-Projekt Brothers Keepers.
Punkt 21 Uhr (und das auf die Sekunde) fiel der Vorhang für die Beginner. Seit 2003 firmieren die HipHop-Meister aus dem hamburgischen Eimsbüttel nur noch unter diesem Namen. Als sie sich Anfang der 90er Jahre gründeten und mit englischsprachigem Rap begannen, hieß die Truppe noch Absolute Beginners. Das „s“ musste als erstes weichen, als man sich vermehrt der deutschen Sprache zuwandte. Drei Alben waren erschienen und bis 2003 war man auf ein Trio geschrumpft.
Dann die lange Sendepause. Man hat fast schon aufgehört, die Beginner überhaupt zu vermissen, obwohl sie sich offiziell nie getrennt haben. Aber Jan Delays Solo-Entwicklung hat in eine so großartige Richtung geführt, dass es recht einfach war, die Hamburger Rapper aus dem kollektiven Gedächtnis zu verbannen – oder zumindest in den Hintergrund zu rücken.
Umso erfreuter der Aufschrei in Fan- und Medienkreisen, als bekannt wurde, dass das Trio wieder aktiv wird. Und dieser Freudenschrei entlud sich auch in der Saarlandhalle. Die Show begann mit „Ahnma“. DJ Mad hatte seinen Platz auf einer hohen, begehbaren Pyramide aus LCD-Bildschirmen. Begleitet wurde das Trio von zwei hübschen Tänzerinnen, die auch einen stimmgewaltigen Backgroundgesang an den Tag legen. Die Lightshow kann man nur als bombastisch bezeichnen. Da wurde einiges aufgeboten, um Hits wie „Hammerhart“ und „Rap & fette Bässe“ zu illuminieren.
Die Sound-Abstimmung in der Saarlandhalle kann man nur bewundern. Trotz ohrenbetäubendem Bass war der Klang einfach geil und das schlug ordentlich auf die Begeisterung der Fans durch. Langeweile kam hier an keiner Stelle auf. Die Comic-Plüschfiguren zur Aufheiterung wären da gar nicht nötig gewesen.
Nach einer Jan Delay-lastigen Coverversion von Nenas „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ betraten als Überraschungsgäste die Namensgeber des aktuellen Beginner-Albums die Bühne: Advanced Chemistry aus Heidelberg waren als Duo mit am Start und boten unter anderem ihren Hit „Fremd im eigenen Land“. Und auch die Beginner hatten mit „Meine Posse“ einen aktuellen Mitsing-Hit zu bieten. Mit einer LCD-Pyramide voller vorbei schleichender Füchse endete der Hauptset nach 65 Minuten.
Die ersten stellten sich bereits in die Garderoben-Warteschlange, doch der Zugabenblock hatte noch einiges zu bieten: beispielsweise das unvermeidbare „Liebeslied“, das aus mehreren tausend Kehlen erklang – und einen Statisten im Hühnerkostüm beim Crowdsurfen. Die Show war absolut überzeugend, was Gäste, Sound, Lightshow, Setlist und Stimmung anging. Ich mag Jan Delay als Soul- und Disco-Künstler, doch hier hat er seine wahre Berufung wieder gefunden und fällt respektabel in seine Rolle als Bandmitglied zurück. Die Open Air-Shows im Sommer warten. Unter anderem im Amphitheater Trier am 21. Juli 2017. Der Vorverkauf ist eröffnet – nicht verpassen!
Wolfgang Niedecken und BAP feiern ihr 40jähriges Bühnenjubiläum. Grund genug für eine ausgedehnte Tour nach dem Motto „Das Beste von 1976 bis 2016“. Und diesem Motto wird die Band eindeutig gerecht. Schon vor Beginn kann man auf der LCD Wand aus versetzt aufeinander gestapelten Würfeln die Cover der BAP Alben bewundern und in Erinnerungen schwelgen. Meine Sitznachbarn begannen sogleich eine Diskussion über die Qualität der einzelnen Werke. Ein kommunikativer Einstieg also.
Apropos Sitznachbarn: Ja, das Konzert in der Saarlandhalle war als Sitzplatz-Konzert angelegt. Kein schlechter Gedanke, wenn man das durch alle Generationen gehende Publikum betrachtete. Und doch schafften es Wolfgang Niedecken und seine Mitstreiter schon mit dem ersten Song des Abends „Frau, ich freu mich“ alle – und wirklich alle – Zuschauer von den Sitzen zu reißen. So sollte das auch über den Rest des mehr als dreistündigen Konzerts bleiben. Die meisten Zuschauer feierten fast alle Songs stehend, zogen sich damit ab und zu auch den Unmut der hinter ihnen Sitzenden zu – doch alles in allem war es einfach eine große Party und niemand konnte den Fans in der Umgebung lange böse sein.
Der Gig kam in Schwung mit „Ne schöne Jrooß“, „Nix wie bessher“ und dem aus Tausenden von Kehlen mitgesungenen „Anna“. Da fühlte man sich doch gleich in die 80er Jahre zurück versetzt. Doch Niedecken verwies auch auf das „Da capo“ Album, dessen Songs (warum eigentlich?) so selten gespielt werden und brachte zu meiner großen Freude „Fortsetzung folgt“.
Ein Wort zur Band: Man nennt sich nun ja Niedeckens BAP. Ob das juristische Gründe hat oder dem Ego des Frontmanns geschuldet ist, sei mal dahin gestellt. Zumindest ist die Zeit von solch illustren Figuren wie dem Major, Effendi Büchel und Schmal Boecker seit Ende der 90er Jahre vorbei. Menschlich vermisst man sie, vor allem wenn im Hintergrund Einspieler alter Konzerte erscheinen und man die bekannten Gesichter sieht, doch musikalisch ist das Ensemble um Wolfgang Niedecken einfach top und sie reißen locker alle Mauern des Zweifels ein.
Am längsten ist Bass Werner Kopal dabei – nämlich 20 Jahre schon. Bemerkenswerte Neuzugänge sind aber Sönke Reich am Schlagzeug und Ulrich Rode an der Gitarre (beide seit 2014 dabei). Was diese an ihren Instrumenten abfeuern, ist eine wahre Pracht. Sei es Sönke mit seinem Power-Solo zu „Alexandra, nit nur do“ oder der gute Ulle, der (ohne sich dabei in den Vordergrund zu spielen) ein geniales Solo nach dem anderen raus haut und dafür mehrfach dicken Szenenapplaus bekommt. Hinzu kommt Michael Nass am Keyboard. Und natürlich Anne de Wolff: Sie ist nicht nur eine hübsche Erscheinung in der Männerrunde, sie bereichert die Arrangements auch als Multi-Instrumentalistin mit diversen Streichinstrumenten und Percussion. Der Gesamtklang in Saarbrücken war überragend. Dazu trugen unter Umständen auch die offene Bühne bei und der ausufernde Platz für die Band, der stark genutzt wurde.
BAP stellten auch Songs des aktuellen Albums „Lebenslänglich“ vor. Nicht versteckt im Set, sondern als selbstbewussten Fünferblock, dessen Songs von den Fans online gewählt wurden. Ich fand die Stücke sehr überzeugend – und vermutlich ist der Absatz des neuen Albums am Merchandise-Stand im Anschluss in die Höhe gegangen.
Ein Vierer-Block mit Liebesliedern brachte die Band und auch die Zuschauer für kurze Zeit zum Sitzen. Man begann mit dem herzlich-nachdenklichen „Jraaduss“. Danch war es Niedecken ein Anliegen, den kürzlich verstorbenen Leonard Cohen zu würdigen. Wie er selbst sagte: „Wenn wir es in jungen Jahren endlich geschafft hatten, dass ein Mädchen uns über Nacht mit nach Hause nimmt… Leonard Cohen war schon da.“ Als Hommage gab es den Titel „Famous Blue Raincoat“ in kölscher Sprache. Und unter tiefem Seufzen endete der ruhige Block mit dem Evergreen „Do kanns zaubre“.
Danach konnten BAP aber in die Zielgerade einbiegen. „Kristallnaach“ als Rockkracher mit weiterhin aktuellem Inhalt, das auffordernde „Arsch huh, Zäng ussenander“ und das mit starken Gitarrenriffs und donnerndem Schlagzeug versehene „Verdamp lang her“ schlossen nach gut zwei Stunden den regulären Konzertteil ab.
Doch Kenner wussten: Schon vor 25 Jahren dauerten Konzerte der Band mindestens drei Stunden. Ich habe selbst schon in der Saarlandhalle erlebt, dass der reguläre Set mit Stones-Titeln auf 210 Minuten ausgedehnt wurde, weil man keinen Bock hatte aufzuhören. So durfte sich die Band auch diesmal bis deutlich nach 23 Uhr verausgaben. Am Ende hatte jeder Anwesende viele Lieblingssongs gehört und es ging zurück in die kalte Saarbrücker Nacht.
Eine bombastische Show hat Tobias Sammet da in der Saarlandhalle Saarbrücken aufgezogen – und das wirklich in jedem Belang. Über 2000 Metalheads waren dem Ruf des Meisters gefolgt und sahen ein Konzept der Superlative. Die Bühne war mit gigantischem Aufbau versehen und dem Fantasy-Cover des aktuellen Albums „Ghostlights“ nachempfunden. Stars der Hardrock- und Metalszene gaben sich die Klinke in die Hand und feierten mit Sammet ein mehr als dreistündiges Konzert, dass sich quer durch die Werke des Avantasia-Projekts zog. Ein spektakuläres Ereignis in jeder Hinsicht.
Tobias Sammet ist in der Szene seit den 90er Jahren bekannt. Bereits als 14jähriger gründete er mit Freunden die Power-Metal-Band Edguy. Fünf Jahre später (1997) erschien das erste Album. Die Band besteht immer noch und ist recht erfolgreich – viel mehr Aufmerksamkeit erregt aber seit Gründung im Jahr 2000 das Projekt Avantasia. Der Holländer Arjen Lucassen hat es mit Ayreon vorgemacht. Im gleichen Stil etablierte Sammet sein All-Star-Projekt Avantasia und verwirklichte die Idee einer Metal-Oper.
Im Prinzip ist Avantasia immer noch sein Soloprojekt, doch es gibt eine Stammband, die mit Sammet aufnimmt und tourt. Und dazu gesellt sich eine Legion von Gastsängern, die auch in Saarbrücken am Start war. Was für ein Aufgebot. Michael Kiske war mit dabei (ehemals Helloween), Bob Catley von der Band Magnum, Ronnie Atkins, Jorn Lande und nicht zuletzt Eric Martin, der mit den Hardrockern Mr. Big manchen Superhit landete.
Diese Heroen gaben sich die Klinke in die Hand, sangen allein, wahlweise mit Sammet im Duett oder in polyphoner Zusammenstellung. Solche Rockröhren wie Kiske, Atkins und Lande können einen Abend im Alleingang stemmen. Catley war der Mann für die Balladen – und Eric Martin musste Acht geben, dass er mit seinem Hardrock-Stimmchen nicht in der vokalen Gewalt unterging. Schließlich war da auch noch Amanda Sommerville, die entweder den Backgroundgesang lieferte oder weibliche Soloparts übernahm.
Das Programm dauerte über drei Stunden und zog sich durch Avantasias sieben Alben. Da war viel vom aktuellen Werk „Ghostlights“ dabei, hinzu gesellten sich Fan-Favoriten wie „The Scarecrow“, „The Wicked Symphony“, „Stargazers“ und „Avantasia“. Zwar kam der Konzeptcharakter bei der Liveshow nicht entsprechend rüber, trotzdem war es ein kraftvoller und gelungener Abend. Sammet ist ein vielseitiger Songwriter und sein Bombastrock funktionierte hervorragend in diesem Ambiente. Zum Schluss stand die komplette Mannschaft auf der Bühne und gab den imposanten Abschluss eines Konzerts voll von hymnischem und melodischem Metal.
Ein Bühnenaufbau für vergrößerte Band und Backgroundsänger, zwei kleine Showtreppen, im Hintergrund eine LCD-Leinwand – und plötzlich stand er auf der Bühne: leibhaftig! Elvis lebt! Zumindest sein Doppelgänger Grahame Patrick aus Irland. Seines Zeichens gehört er zu den besten Elvis-Darstellern weltweit. Das passt vor allem dann wie die Faust aufs Auge, wenn er den älteren Elvis gibt. Im weißen Glitzeranzug und mit Speckröllchen um die Hüfte.
Doch halt – ist das ein Setting für ein Musical? Zu Beginn war ich schon etwas skeptisch. Die Saarlandhalle Saarbrücken war sehr gut gefüllt. Das Publikum bestand aus älteren Jahrzehnten, die sehr gespannt auf den Auftritt des King of Rock ’n’ Roll warteten. Und so war der Jubel auch große, als es endlich los ging. Doch das Setting hatte – gemessen am Bühnenaufbau und dem ersten Auftreten des Protagonisten – eher etwas von einer Tribute Show. Auch gut. Aber wo sollten die Musical-Elemente einfließen?
Der dramaturgische Kniff kam schon nach dem ersten Song. Auf der Leinwand wurde die Todesmeldung aus dem Jahr 1977 verbreitet und im Anschluss konnte es losgehen mit einer chronologischen Zeitreise, die den Werdegang des 20jährigen Mechanikers aus Memphis hin zum Weltstar erzählte. In einer dokumentarischen Rahmenhandlung kam ein junger Schauspieler zu Wort, der zunächst den Sun Records Inhaber Sam Philipps und später den RCA Manager Colonel Parker darstellte. So wurde die Story von Elvis Presley sehr realitätsnah erzählt.
Die Handlungselemente waren auch erforderlich, um Grahame Patrick immer wieder die Gelegenheit zu geben, sein Kostüm zu wechseln. Im Hintergrund liefen über Leinwand Film- und Fernsehaufnahmen des King, während Patrick im Vordergrund dem Künstler seine wundervolle Stimme gab und sich in der Kostümierung perfekt dem jeweiligen Aussehen von Elvis anpasste. Ein Punkt, der die Zeitreise so faszinierend machte. Und der andere Punkt war die unglaubliche Stimme des Iren, die dem Original so unfassbar nahe kommt. Grahame Patrick schafft alle Höhen und Tiefen von Elvis‘ Vocals und gibt den Zuschauern eine wundervolle Illusion, den King leibhaftig zu erleben.
Dass ein Gassenhauer den nächsten jagte, muss nicht extra erwähnt werden. Schließlich umfasste die Chronologie alle Phasen der Karriere, vom Rockabilly über Blues und Gospel bis hin zum deftigen Rock ’n’ Roll. Bei Hits von „Love Me Tender“ über „Jailhouse Rock“, „Heartbreak Hotel“, „Can’t Help Falling In Love“ bis „Suspicious Minds“ sang der ganze Saal mit.
Berührende Momente waren aber nicht die Gassenhauer, sondern die leisen Töne in der Produktion von Bernhard Kurz. Immerhin wurde Patrick vom legendären „Stamps Quartet“ begleitet, dessen ältestes Mitglied Ed Enoch schon zu Lebzeiten des King mit dabei war und mehr als 1000 Konzerte mit ihm spielen durfte. Die Gospel-Klänge dieser vier Männer waren eindringlich und faszinierend. Im Zusammenspiel mit dem Elvis-Darsteller boten sie „Bridge Over Troubled Water“ dar, was mitten in der Aufführung zu stehenden Ovationen führte. Ein sehr bewegender Moment. Die Intonation war wundervoll stimmig und verursachte Gänsehaut.
Doch auch der Glamour sollte in der Show nicht zu kurz kommen. Aufwändige Choreographien mit vier Tänzerinnen, zwei stimmgewaltige Background-Damen und die siebenköpfige „Las Vegas Showband“ – das waren schon Hausnummern, die der Revue aus Filmsequenzen, Projektionen und darstellerischen Elementen des letzten Schliff gaben.
Zudem schuf die schauspielerische Handlung die Möglichkeit, auch kritische Töne mit einfließen zu lassen. Es wurde deutlich, wie Philipps und Parker den Künstler manipulierten, Entscheidungen über ihn hinweg trafen und vor allem an den eigenen finanziellen Vorteil dachten. Als Beispiel sind nur die unendlich vielen seichten Kinofilme zu nennen, die dem Renommee von Elvis zeitweise gar nicht gut taten.
Das alles ist aber vergessen, wenn Grahame Patrick zum Ende der Show den gealterten Elvis als Lichtgestalt gibt und die großartige Vegas-Show nachspielt. Nach über zwei Stunden Show-Zeit war das Publikum ganz auf der Seite des Mannes im weißen Glitzeranzug. Er zog durch die Zuschauerreihen, ging auf Tuchfühlung, bekam Geschenke und vergab Küsse. Ein junger Mann im Vorschulalter, der das gleiche weiße Kostüm wie Elvis trug, wurde kurzerhand auf die Bühne gebeten. Dann ging das Schlendern durch die Ränge weiter und zum Abschluss feierte die Saarlandhalle zwei Personen: den verstorbenen King und die Lichtgestalt Grahame Patrick, die voll und ganz überzeugen konnte.
Ich gebe zu: Ich war skeptisch zu Beginn. Und ich hatte auch Probleme damit, die Show als Musical anzuerkennen. Eine Revue mit Doku-Elementen wäre wohl der objektiv korrekte Name, doch darüber sieht man gerne hinweg. Die Show lässt einen toten Künstler auferstehen und schafft eine schöne Illusion. Wer in der Region nach der nächsten Gelegenheit sucht: am 17. März gastiert das Ensemble in der Arena Trier. Es lohnt sich!
The Voice Of Germany war im Jahr 2015 nicht mehr so erfolgreich wie noch zu Anfangszeiten der Show. An den Coaches (neu im Boot: Andreas Bourani) kann es ebenso wenig gelegen haben wie an den Kandidaten, die mit durchweg guten Performances glänzten. Vielleicht hat sich das Casting-Konzept inzwischen überlebt? Bei den Konkurrenzformaten geht es schon lange nicht mehr um die Musik, sondern vielmehr um das Ego von Dieter Bohlen.
Auch bei The Voice Of Germany ist wohl nicht alles Gold, was glänzt. Man munkelt, dass die Macher über YouTube nach neuen Talenten suchen und dass im Vorfeld vielmehr fest gelegt ist, als es während der Fernsehsendungen den Anschein hat. Doch was haben wir erwartet? Es ist eine Show! Da wird so wenig wie möglich dem Zufall überlassen. Ein Gutes hat The Voice Of Germany aber: Die Musikdarbietungen werden nicht der Lächerlichkeit preisgegeben. Wer da im Fernsehen auftaucht, kann wirklich singen. Und das versehen die Coaches mit ultimativen Lobhudeleien, ob sie nun den Buzzer gedrückt haben oder nicht.
Das Team der acht Finalisten war mal wieder sehr vielseitig. Und die Siegerin Jamie-Lee hat wirklich Entertainment-Charakter. Sie ist jung und flippig. Damit hat diesmal das größere Charisma über die bessere Stimme (Tiffany Kemp) und die stärkeren Songwriter-Qualitäten (Ayke Witt) gesiegt. Zumindest bei der Finalisten-Tour wird eine ordentliche Vielfalt geboten. Es gibt sechs Sängerinnen – und auf männlicher Seite gesellen sich zu den beiden Finalisten noch ein Wild-Card-Gewinner und der Vorzeigerapper aus Staffel 4 (Alex Hartung) hinzu.
Die Saarlandhalle Saarbrücken war sehr gut gefüllt. Leider nur mit Sitzplätzen – und mit einem Publikum, das sich nur selten von den Stühlen erhob. Die zehn Solisten, zwei Backgroundsängerinnen und die Rock-Liveband mussten schon einiges aufbieten, um die Zuschauer zum Stehen zu bringen.
Der Abend begann mit der Siegerin Jamie-Lee Kriewitz, die Adeles „Hello“ schmetterte. Symptomatisch für die Show war aber auch, dass sie den Titel nicht allein zu Ende bringen durfte, sondern die anderen Finalisten nach und nach dazu kamen und aus dem Solo ein Ensembleklang wurde. Das war bei manchen Stücken in Ordnung, oft hätte ich mir aber eine alleinige Performance gewünscht.
Weiter ging es mit einem weiteren Manko: Es wurde ein Medley rund um das Daft Punk Stück „Get Lucky“ geboten. Gehört es zum Konzept von The Voice Of Germany, dass man Songtitel nicht ausspielt? Schon bei den Fernsehsendungen wurden die meisten Tracks empfindlich gekürzt. Hier machte man nun weiter, indem Medley über Medley zu hören war. Da lobe ich mir doch Isabel Ment, die allein mit einer Gitarre bewaffnet „Hero“ zum Besten geben durfte. Für mich einer der Höhepunkte des Abends.
In verschiedenen Video-Einspielern wurde das Fernseh-Geschehen rekapituliert und die Solisten nach und nach vorgestellt. Alex Hartung rappte sein Paradestück „Loose Yourself“ und Ayke Witt performte „Flash mich“ von Mark Forster. Tiffany Kemp glänzte mit „Writings On The Wall“. Zum ersten Finale vor der Pause ging es aber mit Medleys und Ensembleklang weiter. Ganz in weiß gekleidet performten die Mädels „Dance With Somebody“, während die Jungs „Shut Up And Dance With Me“ antworteten.
Kein Solist spielte sich zu sehr in den Vordergrund. Jamie-Lee bekam den wohlverdienten Applaus als Siegerin, verzichtete aber auf allzu ausgefallene Kostüme. Szenenapplaus gab es vor allem für Ayke Witt, der einfach sehr sympathisch rüber kommt und dem die deutschen Titel sehr gut stehen. Auch Denise Beiler, Tiffany Kemp und Mary Summer durften sich über Sonderapplaus freuen, wenn ihre starken Stimmen den Ensembleklang übertönten.
Neben vielen Balladen gab es echte Rocknummern vor allem von Tobias Vorwerk, der die Halle mit kräftiger Stimme endlich mal zum Stehen brachte, und von Michael Bauereiß, der zu „Lila Wolken“ mit einstieg. Ein Highlight von Mary, Isabel und Ayke war dann „Hold Back The River“ in einer sehr energischen Version. Und sogar die Gewinner-Coaches Fanta 4 durften mitwirken. Michi und Smudo waren zwar nicht persönlich anwesend, wurden aber für „Name drauf“ zumindest per Videoleinwand eingespielt.
Man muss The Voice Of Germany auch im fünften Jahr für seine starken Talente loben. Das Ensemble ist in der zehnköpfigen Gesamtheit vielleicht das Beste, das bisher unter diesem Label auf Tour war. Von Akustikballaden bis zur harten Rocknummer konnte die fantastische Band alles aufbieten und die Show begeisterte die Saarlandhalle.
Das mehr als zweistündige Programm sah zum Ende hin die Performance von „Ghost“ durch Jamie-Lee Kriewitz vor. Der Siegertitel war dann auch das einzige eigene Stück des Abends. Darüber hinaus gab es leider nur Coverversionen. Schade eigentlich, denn „Bis gleich“ von Ayke und „Ich wünschte du könntest das sehen“ von Dimi Rompos hätten meiner Meinung nach ebenfalls Hitpotential.
Zur Zugabe gab es eine emotionale Ansage von Alex Hartung, der sich für die Freiheit und die Gleichheit aller Menschen aussprach. Passend folgte dann auch der Titel „Imagine“, bei dem alle Talente – angeführt von Siegerin Jamie-Lee – die Saarlandhalle in ein Lichtermeer verwandelten.
Die Hallen werden größer! Nachdem ich Sido im vergangenen Jahr noch in der Trierer Europahalle erleben durfte, musste es für die „Liebe live“ Tour schon die Saarlandhalle Saarbrücken sein. Und da geht noch mehr – in Kürze stehen auch SAP und Lanxess Arena auf dem Programm. Paul Hartmut Würdig schafft den Balanceakt, ein etablierter Künstler zu sein, der bereits ein MTV unplugged hinter sich hat, als Juror bei diversen Castingshows in Österreich zu sehen war, inzwischen verheiratet ist und eine Familie hat. Zugleich bietet er aber eine gigantische HipHop-Show, die diesen Namen auch verdient.
Die Massen strömten in die Saarlandhalle. Immerhin ist Sido seit Jahren in aller Munde, sei es durch seinen großen Soloerfolg „Bilder im Kopf“, die Kollaboration mit Mark Forster „Au Revoir“ sowie natürlich die aktuelle und zugleich erste Nummer-1-Single „Astronaut“ featuring Andreas Bourani. Diese melodischen Hits haben sein Publikum stark erweitert und man sah neben gestandenen Rappern auch viel Jungvolk und weibliche Wesen.
Die Bühne war gigantisch aufgebaut für die fast zweistündige Show – mit riesigen LCD Wänden und einem Laufsteg, auf dem Sido sich oberhalb der beiden DJ-Pulte bewegen konnte. Zudem war genügend Platz für eine Legion an Gaststars, seien es Lokalmatadoren oder Langzeitfreunde wie B-Tight und Adesse. Allerdings fehlten die ganz großen Namen (Forster, Tawil & Bourani), die sich vielleicht höchstens mal zu einem One-off-Gig nach Berlin verirren, nicht aber ins tiefe Saarland.
Egal, es wurde genug für Freunde aller Stilrichtungen geboten. Sido spielte viel vom neuen Album, vergaß aber auch Klassiker wie „Mein Block“, „Meine Jordans“ und den vom Publikum lautstark geforderten „Arschfick Song“ nicht. Die Bässe hämmerten, es gab nette Filmchen als Einspieler, eine stimmige Lightshow und dem HipHop-affinen Publikum wurde ordentlich eingeheizt.
Für die ruhigen Songs wurden auch akustische Instrumente eingefahren. Piano und Gitarren auf der Bühne darf es heutzutage auch beim Aggro-Rapper geben. Da lagen dann eher meine Highlights: „Der Himmel soll warten“ und „Astronaut“ mit einem bewegenden „Refugees Welcome“-Intro. Sido versteht sich inzwischen als Mann der großen Gesten und kann ein Publikum lange bei der Stange halten. Jägermeister-Witze inklusive.
Als die Tour verschoben wurde, konnte man Bedenken haben, ob das „Liebe live“ Konzept eventuell zu groß angelegt war. Aber im Gegenteil. Mit dem Album „VI“ und der Nummer-1-Single hat Sido jetzt genau den Rückenwind, den er für eine solche Produktion braucht. Saarbrooklyn hat gebebt – das wird auch in anderen deutschen Städten funktionieren.
Setlist SIDO – „Liebe live“, Saarbrücken, 5.11.2015
Wenn zwei junge Männer – der eine am Flügel, der andere am Cello – ihr Publikum zu Begeisterungsstürmen hinreißen, dann muss es dazu eine Vorgeschichte geben. Und diese hat heutzutage meist mit dem Internet zu tun. Jon Schmidt und Steven Sharp Nelson sind ein YouTube-Phänomen. Ihre Geschichte beginnt in einem Klaviergeschäft namens „The Piano Guys“, das dem Videografen der Band (Paul Anderson) gehört. Um den Verkauf anzukurbeln, stellte Anderson selbst aufgenommene Videos von Jon Schmidt am Piano ins Netzt. Zunächst mit mäßigem Erfolg. Als aber Steven mit seinem Cello hinzu stieß, explodierten die Zugriffszahlen auf YouTube. 500 Millionen sind es nach jüngster Rechnung, bei über zwei Millionen festen Fans.
Nach riesigen Erfolgen in den USA wird ihr Bekanntheitsgrad auch in Europa immer größer. Am 20. November gastierte das Quartett (von dem in der Regel nur die beiden Protagonisten auf der Bühne stehen) in der Saarlandhalle Saarbrücken. Am Anfang sah man einen Flügel und einige Celli im Scheinwerferlicht. Recht unspektakulär mit Kinoleinwand im Hintergrund. Am Ende stand die Halle Kopf und die Piano Guys wurden mit Standing Ovations gefeiert.
Aushängeschild der Band sind die spektakulären Videos. Wie bringt man so etwas aber auf die Bühne? Natürlich indem man sie im Hintergrund abspielt – das ist bei vielen Stücken der Fall. Und es sind authentische, grandiose, oft sehr berührende Momente, die dort gezeigt werden. Aber Jon und Steven bestechen auch durch ihre Virtuosität an den Instrumenten. Da nimmt ihnen keiner die Butter vom Brot. Steven sagt, er wolle anders sein, als gewöhnliche Cellisten. Diese schauen immer so ernst. Bei ihm das nicht der Fall – er hat ein sympathisches Lachen und neigt ebenso zu Clownerien wie sein kongenialer Partner.
Jons Eltern stammen aus Hamburg und er spricht ein paar Worte Deutsch. Das wird im Lauf des Abends ordentlich ausgewalzt. Zudem muss er mehr tun, um gegen Steven zu bestehen. Es reicht eben nicht, dass das Piano im Bandnamen steht. Jon spielt sein Instrument mit dem Rücken zu den Tasten, bearbeitet es mit den Zehen und tanzt auch mal enthusiastisch über die Bühne, um Aufmerksamkeit zu bekommen.
Gespielt wurde eine Mixtur aus klassischen Stücken und Pop. Die Piano Guys schreiben viele Songs selbst, arrangieren Bekanntes um und verknüpfen Musik unterschiedlicher Epochen zu großartigen Mash-Ups, wobei man die Originale oft im Melodienreigen suchen muss. Zudem haben sie sich Grenzen auferlegt. Die Bandmitglieder sind als Mormonen sehr religiös geprägt und haben bei vier Mitgliedern insgesamt 16 Kinder. Daher achten sie darauf, dass auch die Originalvideos gecoverter Künstler kinderfreundlich sind. Miley Cyrus zeigt nackte Haut, also werden ihre Songs nicht gecovert. Das nenne ich mal konsequent.
Es gab trotzdem noch genügend Auswahl für den Abend: Der Soundtrack aus den „Bourne“-Filmen wurde mit Vivaldi verknüpft und im Film mit Action-Elementen versehen. Coldplay und U2 tauchten in Schnipseln auf, die chinesische Mauer wurde mit dem eigenen Song „Kung Fu Piano“ bespielt, wobei Steven sein Cello in eine chinesische Fiedel transformierte. Auf Video gab es einen bewundernswerten Auftritt in einem Altenheim zu sehen, wobei sich mit der Zeit viele alte Menschen begeistert zur Musik bewegten. Das sind besondere Momente im filmischen Schaffen. Ein solcher kam dann später nochmal, als zu „The Story Of My Life“ ein wunderschönes Video die Geschichte eines Lebens und eines Baumes erzählte. Gänsehaut pur!
Jon und Steven bekamen jeweils einen Solopart, um die Pause einzurahmen. Dabei verband Jon am Piano das Weihnachtslied „I Saw Three Ships“ mit seinem Titel „Waterfall“. Steven hingegen vermengte Beethoven einzigartig mit One Republics „Secrets“ und spielte per Loop-Maschine gleich ein ganzes Orchester aus acht Celli ein, um die Musik von Johann Sebastian Bach zu würdigen. Weiter erklang David Guettas „Titanium“ neben einem Song von Christina Perri und dem Weihnachtsklassiker „O Come Emmanuel“.
Zum berühmt-berüchtigten Kanon von Pachelbel gab es ein Comedy-Lehrstück der beiden. Nur acht Töne Grundmelodie für den Cellisten, der seine Unzufriedenheit ausgiebig zeigte und schließlich auf der Bühne schnarchte, während Jon am Piano zum Höhenflug ansetzte und beide das Stück schließlich in „Rockelbel’s Kanon“ umwandelten.
Erst kurz vor Schluss kamen mit Paul Anderson (Videograf) und Al van der Beek (Produzent) die restlichen Teile des Kleeblatts auf die Bühne und man zog zu viert eine sensationelle Show mit dem Stück „Ants Marching / Ode To Joy“ ab. Jeder fand sich irgendwann an allen Instrumenten, man wirbelte durcheinander, es gab Percussion an Celli, Piano und mit allem, was den Einzelnen in die Finger kam. Standing Ovations für das Quartett waren der Dank. Als Zugabe wurde dann der Paradesong „What Makes You Beautiful“ angestimmt, bei dem die vier um den Flügel stehen und neben mehrhändigem Spiel die Klaviersaiten auch Zupfen und das Holz als Schlaginstrument missbrauchen. Unglaublich, was acht Hände aus einem einzigen Instrument heraus holen können.
Das Publikum in der Saarlandhalle war begeistert – und das mit Recht. Mein zehnjähriger Sohn fand den Auftritt „cool“ und man konnte an den Gesichtern der Zuschauer sehen, dass generationenübergreifend der Geschmack der Menschen getroffen wurde. Schaut euch den YouTube-Chanel der Piano Guys an. Man kann süchtig davon werden!
Die Fernsehsendung „Sing meinen Song“, die von Xavier Naidoo ins Leben gerufen wurde, hat einiges bewirkt. Die Künstler, die dabei mitgewirkt haben, hatten in der Regel schon zuvor einen hohen Bekanntheitsgrad. Eine Ausnahme ist vielleicht Gregor Meyle, der nach den Clubkonzerten für Insider, die er in der Vergangenheit gab, plötzlich auch große Hallen füllt. Die anderen Sängerinnen und Sänger lernte man aber von einer sehr neuen, fast schon privaten Seite kennen. Und die gesanglichen Qualitäten wurden aufgrund des vielseitigen Repertoires der beteiligten Künstler stark gefordert.
Anscheinend sind aber auch echte Freundschaften entstanden. Zumindest unterstützen sich die Beteiligten seitdem bisweilen auf ihren Konzerten. So geht Gregor Meyle momentan als Support von Roger Cicero mit auf Tour. Zwar spielt er keinen riesigen Set (30 Minuten sind sogar recht dürftig, wenn man seine Chartpräsenz in den letzten Monaten bedenkt), bekommt aber immerhin die Gelegenheit, sich einem neuen Publikum zu präsentieren, und nutzt diese Chance auf seine einmalig sympathische Weise.
In der Saarlandhalle Saarbrücken – leider bei weitem nicht ausverkauft – begann sein Set pünktlich um 20 Uhr. Wie gewohnt hatte er auf der Bühne ein kleines Wohnzimmer mit Teppichen und Lampen aufgebaut. Als Unterstützung war die komplette Meyle-Band mit dabei. Das war gar nicht so selbstverständlich, denn der Keyboarder war auf dem Weg nach Saarbrücken im Zug eingeschlafen und erst in Basel wieder aufgewacht. Eine Freundin brachte ihn dann mit dem Auto zur Saarlandhalle. Diese Anekdote wurde (typisch für die lustigen Ansagen Meyles) zum Running Gag des Abends. Bei einem so kurzen Set musste er aber aufpassen, sich nicht in den Ansagen zu verzetteln, wie das sonst der Fall ist.
Zunächst gab es den aktuellen Titel „Hier spricht dein Herz“ und die Latino-Version von „Heute Nacht“, die mir nicht ganz so zusagt. Ich mag eher die getragenen, melancholischen Titel aus seiner Feder – wie das nun folgende „Finde dein Glück“. Gregor ist ein Lebenskünstler par excellence. Er kokettiert auch damit, dass er mit dem momentanen Erfolg endlich mal ein paar Kröten vor dem Finanzamt retten konnte. Dabei hat er nichts von seiner Leichtigkeit verloren und erzählt frei von der Schnauze weg, wie schlimm er die momentane Medienhetze gegen seinen Freund Xavier Naidoo findet, der anscheinend nachmittags ganz spontan zum Kuchenessen nach Saarbrücken kam.
Der kurze Auftritt endete dann mit „Du bist das Licht“ und „Hätt nix dagegen“. Ein sehr schöner Auftritt, der mit riesigem Applaus belohnt wurde. Es gab sogar stehende Ovationen – und wann erlebt man so etwas schon mal bei einer Vorband. Gregor hatte mal wieder alles richtig gemacht und entließ das Publikum in eine 20minütige Umbaupause.
Roger Cicero fuhr dann die schweren Geschütze auf. Fantastische Bigband mit acht Bläsern und Kontrabass neben der obligatorischen Rockband. Eine Bühne mit Stegen, die um die Musiker herum führten und dem Sänger die ganz großen Showposen ermöglichten. Er kam im dunklen Anzug und mit typischem schwarzem Hut. So hatte er sein Publikum von Beginn an nicht nur optisch im Griff. Sein Vater war ein berühmter Jazzpianist, seine Mutter Tänzerin – Roger ist der Swing einfach in die Wiege gelegt. Diesen verpackt er aber nicht etwa in verkopfte Arrangements, die Otto Normalhörer nur schwer ertragen kann, sondern er wählt leichte Pop-Nummern mit sympathischen Texten, die durch den Bigband-Einschlag an Tiefe gewinnen.
„Glück ist leicht“ war der erste Titel. Damit nahm Roger den Faden auf, den Gregor aus der Hand gelegt hatte. Wunderbar eingängige Titel. Und zwischendurch erzählte Cicero vom Eis essen in Saarbrücken und dem Badezimmer in der Künstlergarderobe der Saarlandhalle, das er erstmals seit zehn Jahren in renoviertem Zustand vorfand.
Cicero erzählt in seinen Stücken gern von Beziehungsdingen. Von Abschied und Freiheit, von Begegnungen und dem schmerzhaften Loslassen. Egal, ob da die Bigband mit virtuosen Trompetensoli glänzt oder Cicero allein zur Akustikgitarre im Rampenlicht steht. Er trifft den richtigen Ton und erzeugt wohlige Gefühle. Opulenter Orchesterklang, entspannte Gitarren, eingängige Pianoballaden – da war alles vertreten. Meist aber dominierten kraftvolle und modern groovende Rhythmen.
Roger gab den großen Entertainer und nahm ein Bad in der Menge. „Zieh die Schuhe aus“ als herzliche Botschaft der Frau zuhause an den Liebsten war der perfekte Song, um auf den Boden der Tatsachen zurück zu kommen. Er sprach dann auch das Thema an, dass jetzt eigentlich Pause im Programm wäre. Aber man hatte ja erstmals einen Supportact dabei und die Pause musste entfallen. Kein Problem – der kraftvolle Sänger stand das auch ohne Verschnaufen durch. Allerdings hätte ich mir ob der neuen Männerfreundschaft erwartet, dass Gregor Meyle irgendwann im Programm des Hauptacts nochmal im Geschehen auftaucht. Das war leider nicht der Fall – die Gründe dafür erschlossen sich dem Publikum nicht.
„Frauen regier’n die Welt“ war ein weiterer Song für die textfesten Zuschauer. Doch es ging nicht nur lustig zu. Ciceros Texte sind insgesamt nachdenklicher geworden, manchmal sogar philosophisch, wenn er mit „In diesem Moment“ eine großartige Ballade über die Bedeutung eines beliebigen Momentes für die Welt und für den Einzelnen besingt. In die gleiche Kerbe schlug „Wenn es morgen schon zu Ende wäre“, bevor „Murphys Gesetz“ das Konzert zunächst beschloss.
Inzwischen waren die Zuschauer längst nicht mehr auf den Sitzen. Der Großteil hatte sich vor der Bühne eingefunden und machte den Konzertabschluss mit „Du bist mein Sommer“ und „Bin heute Abend bei dir“ zur riesigen Party, bevor der Auftritt nach gut zwei Stunden endete. Mit lässiger Eleganz und deutschen Texten im swingenden Big-Band-Sound bezauberte Cicero mal wieder sein Publikum. Er bleibt sich und seinem Stil seit Jahren treu, erweitert aber gleichzeitig die inhaltliche und musikalische Bandbreite. Und er beweist einmal mehr, dass deutschsprachiger Swing durchaus modern und populär sein kann.