von Brücken – Fotos aus Düsseldorf 2016
Hier findet ihr unsere Fotos vom von Brücken Konzert am 13. Februar 2016 im Zakk in Düsseldorf.
Hier findet ihr unsere Fotos vom von Brücken Konzert am 13. Februar 2016 im Zakk in Düsseldorf.
Seit circa einem Jahr versuche ich jetzt schon, Annen May Kantereit live zu sehen. Das ist aber gar nicht so leicht, wie man denkt, weil jedes fucking Konzert der drei (mittlerweile vier) jungen Herren aus Köln sofort ausverkauft ist. Auch wenn sie mehrere Zusatzkonzerte hintereinander spielen!
Ich hatte dann doch noch Glück und durfte mir das aller letzte Konzert der Tour im Düsseldorfer Zakk ansehen – auch das war übrigens schon der dritte Abend hintereinander ausverkauft. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass Annen May Kantereit bis dahin nicht mal ein Album draußen hatten? Keine Single im Radio? (Na gut, Henning singt für K.I.Z. »Hurra, die Welt geht unter«, aber das zählt nicht). Jetzt gibt es mittlerweile ihre EP „Wird schon irgendwie gehen“ mit 5 Songs.
Die Leute, die auf die Konzerte von Annen May Kantereit kommen, sind also höchstwahrscheinlich wie ich eines Tages über ein paar YouTube-Videos gestolpert, in denen ein schmächtiger Junge mit der Stimme eines alten Säufers traurige Lieder singt.
Da steckt die offensichtliche große Faszination für die Band. Henning May hat eine Stimme, bei dem jedem halbwegs musikalisch interessierten Menschen schwindelig wird! Gut, das haben andere auch, aber die verstecken die Stimme eben nicht in diesem jungen Körper. Alleine die Stimme kann es dann aber natürlich auch nicht sein, denn auch davon gibt es nun genug.
Die Texte und die Musik von Annen May Kantereit wirken im Gegensatz zu vielen anderen deutschen, aktuellen Künstlern viel ehrlicher. Sie zielen nicht auf die breite Masse mit generischen Liebesliedern, sondern beschreiben auf wunderbare Art und frei von Ironie das Gefühl, Anfang 20 zu sein, so genau, dass es wehtut. In Düsseldorf vergisst das Publikum die Hälfte der Zeit zu atmen, damit sie auch jedes Wort verstehen.
Wäre ich 14 Jahre alt, mein Gott, was wäre ich verliebt in die vier. Wäre ich 24, wie sehr könnte ich bei diesen Texten miterleben, was gerade um mich herum passiert. WG-Leben, Liebe, Verlassenwerden, Wut, Melancholie.
Ich habe schon lange keine so junge Band mehr mit so gutem Sound und so viel Traurigkeit und Wut im Bauch gehört. Wie ehrlich die das meinen, weiß jeder im Publikum spätestens bei »Du bist nicht hier«. Da freestylen Annen May Kantereit ein bisschen und Henning erzählt spontan und sehr bestimmend wie scheiße das ist, wenn er von der Hälfte der Zuschauer das Handy ins Gesicht gedrückt bekommt, während er über seine Gefühle singt. Das meinen sie nicht lustig, das sagen sie bestimmt. Aber es wirkt. Die Leute lassen die Handys in der Tasche.
Die nächste Tour startet schon im April und die Konzerte sind schon so gut wie alle ausverkauft. In Köln spielen sie dann übrigens schon im E-Werk, zweimal hintereinander.
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Augustines könnte eure neue Lieblingsband werden, wenn ihr sie nur einmal live seht. Da ich kein Auto habe, muss ich mich auf einundhalb Stunden Bahnfahrt freuen. Aber was soll’s, jede Sekunde ist es wert.
Wahrscheinlich haben Augustines nicht mit ihrem derzeitigen Erfolg gerechnet, aber erarbeitet haben sie ihn sich hart. Ich will hier jetzt gar nicht die ganze Band-Geschichte wiederkauen. Wer sie aber nicht kennt, muss sich das so vorstellen: Aufstrebende Band, kurz bevor etwas draus wird, zerbricht alles an ewig langen Verträgen und Verhandlungen, Billy und Eric sind unentschlossen, dann trifft besonders Billy ein persönliches Unglück nach dem anderen, und beim Aufarbeiten hilft, naja, was wohl, Musik. Die beiden machen alleine weiter und schreiben das wunderbare Album „Rise ye sunken ships“, und sie touren und touren und touren. Nun ist das zweite Album da. „Augustines“ heißt es und Drummer Rob gehört jetzt voll zur Band. Und damit macht man was? Ja genau, touren.
Wenn die Bühne buchstäblich das zu Hause ist, muss das Publikum zwangsläufig zu Freunden werden. Bei „Philadelphia“ holt Billy seinen neuen „Bart-Bruder“ auf die Bühne und lässt den überwältigten Herrn eine Strophe mit ihm singen. Als Dank schreibt Billy ihm spontan ein Liebeslied, das auch seine Kollegen überrascht und amüsiert.
Aber Augustins sind nicht nur die netteste Band, sondern auch musikalisch eine der besten Live-Bands, die man sich zur Zeit anschauen kann. Jedes Stück, das auf ihrem neuen Album „Augustins“ nicht so ganz bei mir angekommen ist, mach live absolut Sinn. Leise, laut, schnell, langsam, alles ist es genauso, wie es sein sollte.
Als Billy das letzte Lied ankündigt und einer motzt, merkt er ganz richtig an: „Come on, man, this is an Augustines Show. You should know better.“ Als Zugabe, was eigentlich die zweite Hälfte der Show ist, spielen sie dann oben auf dem Rang, dann wieder auf der Bühne, dann mitten im Publikum, dann wieder auf der Bühne, bis die drei sich kaum noch auf den Beinen halten können.
Augustines Fotos 2014 Düsseldorf, Zakk
Hier gibt es unsere Augustines Konzertbericht aus Düsseldorf
Ein schlimmes Unwetter fegt über Düsseldorf mit teils dramatischen Folgen hinweg. Die Zuschauer im zakk bekommen davon nichts mit. Gemeinsam mit drei Norwegern und einem Schweden bereisen sie fast drei Stunden lang unterschiedliche Klanguniversen. Einen sanften Einstieg bildet das Akustik-Set, einem festen Bestandteil der diesjährigen Motorpsycho-Tour. Während sich noch einige Fans im hauseigenen Biergarten mit den herannahenden dunklen Wolken beschäftigen, geht es drinnen mit einem sehr gefühlvollen “Coventry Boy” los. Aus noch früheren Tagen, stammt das nachfolgende “Babylon”, ein Song des Albums “Demon Box”, mit dem Motorpsycho 1993 der Durchbruch gelang. Und spätestens mit “Kill Some Day” entwickelt sich dieser erste Part zur Reminiszenz an das Frühwerk der Norweger. Die Langzeit-Fans mögen so etwas sehr und singen lautstark den Refrain von “Waiting For The One”.
Fast nahtlos leitet dann “Stained Glass” ins Hauptset über. Es stammt aus dem Album “Let Them Eat Cake”, mit dem die Band im Jahr 2000 ihre Pop orientierte Schaffensphase einläutete. Es ist eindeutig dieses Werk, das Motorpsycho für die aktuelle Tour wieder aus dem Regal gezogen haben, um dessen Songs in neuen Gewändern aufleben zu lassen. Ein solch neues Arrangement bekommt auch “Serpentine” verpasst und avanciert darin zu einem der Höhepunkte des Abends. Aus dem schnörkellosen Popsong wird heute Abend ein psychedelisches Meisterwerk mit Doom-Einschlag.
Als Gitarrist “Snah” Ryan die Doubleneck zur Hand nimmt, ist klar, dass der längste Song des Abends bevorsteht. “Hell” verteilt sich mit seinen sieben Parts auf die letzten beiden Alben und wird heute als 45-minütiges Gesamtkunstwerk dargeboten. Den Beitrag, den Reine Fiske – offiziell noch Gastmusiker bei Motorpsycho – an der Gitarre und am Mellotron hierzu beisteuert, ist grandios und mittlerweile eigentlich unersetzlich. Mit einem tollen Solo veredelt er auch “The Magic & The Wonder” vom aktuellen Album “Behind The Sun”. Aus diesem stammt auch “Ghost”, eigentlich eine Akustik-Ballade, die in ihrer Live-Version vor allem dank der Raum füllenden Akkorde von Bassist Bent Sæther viel energischer ist. Einen Ausflug in den Hyperspace dürfen wir vor der Zugabe im Cockpit des “Starhammers” unternehmen. Wuchtige Riffs machen einem sphärischen Mittelteil Platz. “Entropy” ist mit einer guten Portion Overdrive im Bass ein stimmungsvoller Abschluss des Mainsets.
Die besondere Überraschung gibt es dann in der Zugabe. Bent entschuldigt sich schon im Vorfeld für mögliche Ungenauigkeiten, denn wirklich einstudiert wurde “577” nicht. Reine Fiske hatte gerade mal 5 Minuten im Soundcheck zur Verfügung, um sich auf seinen Part im 15-minütigen Power-Jam vorzubereiten. Er macht seine Sache hervorragend, ebenso wie im von vielen Fans frenetisch bejubelten “Plan #1”. Und weil weder Band noch Fans genug bekommen können, wird mit einer zweiten Zugabe der Bogen zum ersten Akustik-Part gespannt. Beim wundervollen “Come On In” stört eigentlich nur der Lärm der unter den Schuhen zerberstenden Plastikbecher. Bent stellt unter großem Applaus noch einmal die Bandmitglieder vor und sich selbst dann als Dieter Hoeneß, im Gegensatz zum Vorabend in Heidelberg, als er sich noch als Paul Breitner ausgab. Drummer Kenneth Kapstad, der mal wieder Großartiges geleistet hat, überreicht seine Sticks gezielt einem der jüngsten Zuschauer, für den dies wohl mehr als ein i-Tüpfelchen auf einen tollen Konzertabend war. Glückwunsch, Ben!
Setlist: