November 2012
Westend Festival ’12 Reprise – An Evening with Soundgarden am 07.11. im Dortmunder FZW
Zum bisher einzigen Mal habe ich Soundgarden 1996 in der Kölner Live Music Hall gesehen. Das Quartett stand damals kurz vor seiner Auflösung und hatte hörbar keine Lust mehr aufeinander. Es war ein grottenschlechtes Konzert. Ich bin nach der Hälfte gegangen. Bis dahin gehörten Soundgarden neben Pearl Jam und Nirvana zu den maßgeblichen Seattle-Protagonisten, die Anfang der Neunziger Jahre die Grunge-Ära einläuteten und nachhaltig prägten. Inzwischen haben sich Frontmann Chris Cornell, Schlagzeuger Matt Cameron, Gitarrist Kim Thayil und Bassist Ben Sheperd wieder versöhnt. Am 9. November erscheint ihr neues, sechstes Studioalbum „King Animal“, das sie zwei Tage vor dem Release ihren deutschen Fans bei einem exklusiven Showcase im Dortmunder FZW erstmals live vorstellen.
Der heutige Abend wird vom WDR Rockpalast und dem Visions-Magazin präsentiert und firmiert unter dem Motto „An Evening with Soundgarden“ als Nachschlag zum diesjährigen Westend Festival. Am Wochenende zuvor gaben sich an gleicher Stätte bereits solch illustre Gäste wie Archive, Coheed & Cambria, Danko Jones, Kettcar oder Biffy Clyro die Klinke des FZW in die Hand. Das Westend Festival wird vom WDR Rockpalast komplett aufgezeichnet und zeitversetzt in mehreren Häppchen ausgestrahlt. Soundgarden sind dabei am 26. November zur arbeitnehmerfreundlichen Zeit von 0.15 Uhr an der Reihe.
Aufgrund der Enttäuschung vor 16 Jahren mache ich mich mit durchaus gemischten Gefühlen auf den Weg in den Ruhrpott. Auch wenn erste Hörproben von „King Animal“ vermuten lassen, dass Soundgarden zu gewohnter Stärke zurückgefunden haben (unser vollständiges Album-Review findet ihr hier). Das FZW ist zwar nahezu voll und dementsprechend knackig warm, aber nicht ausverkauft, was am etwas übertriebenen Ticketpreis von 50 Euro liegen mag. Viele Fans haben ihre abgewetzten Nirvana-, Pearl Jam- oder Alice In Chains-T-Shirts aus den Tiefen des Kleiderschranks gekramt und angesichts der prächtigen Haarfülle um mich herum fühle ich mich sofort wieder in jene besondere Zeit zurückversetzt, in der man fast täglich eine andere spannende Band entdecken konnte und es auf MTV noch richtige Musik und keine Dauerwerbesendung für Klingeltöne zu sehen gab. Vielen ist es seitdem jedoch nicht viel besser als mir ergangen und sie haben ihren Kopfschmuck ebenfalls in Ehren verloren. Gemeinsam warten wir gespannt auf den Einzug unserer alten Helden.
Zunächst jedoch erscheint ein junger Mann, der verkündet, dass Soundgarden vor der eigentlichen Show noch eine Art Soundcheck zum Testen der Ton- und Kameraeinstellungen einlegen werden. Als erster wird Matt Cameron mit großem Jubel begrüßt, dann der Rest der Band empfangen. Der Quasi-Soundcheck besteht aus dem grossartigen „Rowing“ von „King Animal“ sowie „Incessant Mace“ von ihrem Debüt „Ultramega OK“. Die Nebelmaschine wird in Stellung gebracht, es folgt eine kurze Pause, dann geht es endlich richtig los. Überraschenderweise sind die ersten sieben Songs allesamt Klassiker. Ob „Spoonman“, „Outshined“, „Room A Thousand Years Wide“ oder „Fell On Black Days“, sie alle werden begeistert abgefeiert. Vor der Bühne bildet sich sogar ein kleiner Mosh-Pit. Der Sound ist nahezu perfekt und Chris Cornell wunderbar bei Stimme. Wenn ich könnte, dann würde ich mich zufrieden zurücklehnen.
Erst „Eyelid’s Mouth“ und „Non-State Actor“ sind dann die ersten beiden neuen Stücke. Am Ende werden es deren acht sein, was fast genau der Hälfte des Sets entspricht. Darunter die Single „Been Away Too Long“ oder das spacige „Blood On The Valley Floor“. Auch wenn die Band auf der Bühne eher emotionslos agiert kommen die Songs mit sehr viel Druck und Intensität rüber. Einzig Chris Cornell versprüht sein Charisma und schäkert mit den Fans in der ersten Reihe: „Ich glaube, du hast Drogen genommen. Mach dir keine Sorgen. Bis der Film hier fertig ist, bist du wieder clean“. Zum Ende des Mainsets macht er dann noch einen auf Pete Townshend und versucht seine Gitarre zu zertrümmern.
Schade ist, dass die Zugaben aus lediglich einem Stück bestehen. „Rowing“ wird ein zweites Mal am heutigen Abend gespielt. Obwohl man den Song ohne Zweifel mehr als nur einmal hören sollte, macht sich ein wenig Unmut breit, als nach knapp zwei Stunden (inklusive Soundcheck) die Lichter im FZW wieder angehen. Letztlich zählt aber wie immer im Leben die Musik. Und was die betrifft haben Soundgarden in Dortmund einen in allen Belangen überzeugenden Auftritt hingelegt. Freuen wir uns einfach darüber, dass sie wieder da sind. Ich habe nach dem Desaster von Köln heute jedenfalls meinen Frieden mit ihnen gemacht.
Setlist:
- Soundcheck:
- Rowing
- Incessant Mace
- Main Set:
- Spoonman
- Let Me Drown
- Outshined
- Room A Thousand Years Wide
- Flower
- Blow Up The Outside World
- Fell On Black Days
- Eyelid’s Mouth
- Non-State Actor
- My Wave
- The Day I Tried To Live
- Been Away Too Long
- Worse Dreams
- Blood On The Valley Floor
- A Thousand Days Before
- Taree
- Rowing
- Encore:
- Slaves And Bulldozers
Amy Macdonald Fotos – Palladium in Köln 2012
Hier gibt es unsere Amy Macdonald Konzertfotos der Tour 2012 aus dem Palladium in Köln am 09.11.2012
Peter Maffay und Tabaluga verzaubern mit „Die Zeichen der Zeit“ die Mannheimer SAP Arena
Es war ein gewagter Schritt im Jahr 1983. Gerade erst hatte Maffay den großen Sprung vom Schlagerstar zum ernst zu nehmenden Rocker geschafft, da versuchte er sein Glück mit einem Rockmusical für Kinder. Wer hätte gedacht, dass diese Idee erfolgreich sein könnte und dass er fast drei Jahrzehnte später mit einer Tabaluga-Show Hallen wie die SAP-Arena in Mannheim (ausverkauft, 8.300 Zuschauer) füllt? Seit 29 Jahren begeistert der neugierige Drache bereits kleine und große Leute und ist inzwischen eine mindestens so bekannte und beliebte Kunstfigur wie die Biene Maja oder das Sandmännchen.
Geboren wurde Tabaluga in den Köpfen der Künstler Peter Maffay, Gregor Rottschalk und Rolf Zuckowski, und der Zeichner Helme Heine gab ihm seine Gestalt. Seit seiner ersten „Reise zur Vernunft“ hat Tabaluga schon drei weitere Abenteuer erlebt und viel über das Leben, die Liebe und das Glück gelernt. 2011 erschien mit „Tabaluga und die Zeichen der Zeit“ das fünfte (und wie Maffay mehrfach betonte: letzte) Tabaluga-Konzeptalbum. Viele deutsche Stars geben sich jetzt die Klinke in die Hand, um bei der Showproduktion mitzuwirken. Die Besetzung wechselt allerdings, so dass nicht alle großen Namen bei jedem Auftritt dabei sind. In Mannheim waren Laith Al-Deen und Sissi Perlinger die speziellen Gäste.
Der Inhalt der Story erzählt sich so: Ein kaputter Wecker ist Anlass für den kleinen Drachen, sich auf die Suche nach dem Geheimnis der Zeit zu machen. Zunächst erfährt er, dass man die Zeit ganz unterschiedlich wahrnehmen kann, abhängig davon, ob man beispielsweise „Alt wie ein Stein“ ist oder eine „Eintagsfliege“. Und die Zeit des Lebens ist endlich, wie ihm der Tod, „Der gutgelaunte Fremde“ mit seinem ausgelassenen Lied klarmacht. Natürlich mischt sich auch Tabalugas alter Wiedersacher Arktos ein, versucht sich als Herr über die Zeit aufzuspielen und zettelt gar eine „Revolution“ zu ihrer Abschaffung an. Dann schmilzt er jedoch fast in der Hitze des Sommers, bevor ausgerechnet Tabaluga ihn rettet, weil er erkennt, dass Arktos wohl immer „Der geliebte Feind“ bleiben wird. Tabaluga begegnet noch den unterschiedlichsten Aspekten der Zeit. Der König der Tiere behauptet „Time Is Money“, und sein Vater erscheint ihm im Traum und gesteht „Ich hatte niemals Zeit für dich“. Auf einem Basar will ihm ein Händler sogar „Die Wunderuhr“ mit 13 Stunden auf dem Zifferblatt andrehen. Schließlich offenbart sich eine Erscheinung in Mädchengestalt als die Zeit, erfüllt Tabaluga seinen Herzenswunsch, noch einmal mit seiner geliebten Lilli tanzen zu können, und verrät ihm mit „Die Zeit hält nur in Träumen an“ und „Alles im Leben hat seine Zeit“ ihre großen Geheimnisse.
Es ist eine bunte Show, die zur Live-Umsetzung geboten wird. Mit Tänzern, Ballerina, Schauspielern, schrillen Kostümen – sehr farbenfroh und über die ganze Fläche der Arena verteilt. Die Rockband steht auf der Bühne, die vor allem für Massenszenen genutzt wird. Dialog und Interaktion finden aber auf einem Podest in der Mitte und zwei seitlichen Podesten im Zuschauerraum statt. Das erzeugt Nähe und bringt die Leute mitten ins Geschehen. Schauspielerisch gibt es mit Heinz Hoenig als Arktos und Rufus Beck als Magier (zugleich der Regisseur des Stücks) absolute Hochkaräter. Auch die übrigen Figuren sind perfekt gespielt. Ein besonderes Augenmerk liegt auf Mandy Capristo als Lilli, auf Sissi Perlinger als Kameliendame und auf Jonathan Beck als 0815, die sichtlich in ihren Rollen aufgehen. Als besonderer Gast mit Heimspiel ist zudem Laith Al-Deen dabei. Seine Auftritte – zum Beispiel als Kuckuck – werden vom Publikum besonders gewürdigt.
Die Show ist ein Spektakel in einer Mischung aus Musical, Revue und Rockkonzert. Da trägt Maffays formidable Band einiges zu bei. Und die ganz magischen Momente entstehen, wenn der Meister selbst auftritt. Dann geht spürbar eine Wandlung durchs Publikum und es wird schlagartig klar, warum die meisten Anwesenden dort sind. Erwachsene sind gegenüber (durchaus anwesenden) Kindern weit in der Überzahl. Ungewöhnlich für eine solche Produktion. In einer Szene richtet Maffay das Wort an Tabaluga: „Als ich so klein war wie du…“ Zunächst lachen einige Zuschauer in den vorderen Reihen, dann breitet sich ein Gelächter in der ganzen Arena aus. Der Künstler ist zuerst sichtlich irritiert, versteht aber schnell die Anspielung auf seine Körpergröße. „Sehr witzig“, sagt er – und ein Zuschauer ruft in voller Lautstärke: „Du bist der Größte, Peter!“ Dem kann man nur zustimmen. Ein ganz besonderer Moment entsteht – und der sympathische Rocker ringt sichtlich um Fassung, bevor die Show weiter gehen kann.
Nach drei Stunden gibt es zum Finale das bewegende Duett „Die Zeit hält nur in Träumen an“ zwischen Maffay und der Ex-Monrose-Sängerin Mandy Capristo. Im roten Blütenreigen fangen sie die Magie des Abends zum Schluss nochmal ein und lassen ein begeistertes Publikum zurück. Als Zugabe ganz zum Ende tritt Maffay allein auf und schmettert gemeinsam mit den Zuschauern Nessajas Hymne „Ich wollte nie erwachsen sein“. Und bevor der Abend endgültig vorbei ist, gibt es einige bewegende Worte zum Abschied. Maffay hat sich entschieden, dass die laufende Tabaluga-Tour die „letzte Show dieser Art“ gewesen sein wird. Vielleicht sind nach fünf Geschichten die philosophischen Themen, mit denen man sich beschäftigen kann, ausgereizt. Viele blicken sicher irgendwann wehmütig auf die Zeit zurück, in der man Geschichten für seine Kinder mit der eigenen Vorliebe für Rockmusik geschickt verknüpfen konnte. Zum Glück gibt es die CDs und DVDs zum Immer-wieder-genießen.
Reckless Love rocken im Kölner Underground – Support: Rebellious Spirit und Hollywood Burnouts
Wer an Finnland denkt, sollte nicht nur blonde Frauen, große Seen und wunderschöne Landschaften mit dem nordischen Land assoziieren, sondern auch guten Rock und Metal. Mit Reckless Love schicken die Skandinavier eine Sleaze Rock Band ins Rennen, die das Publikum zu begeistern vermag, wie sie an diesem Montagabend im Kölner Underground unter Beweis stellt. Mit im Gepäck die deutschen Bands Rebellious Spirit und Hollywood Burnouts.
Die Nachwuchsrocker von Rebellious Spirit eröffnen den Ausflug in die Welt des Spandex und Haarsprays der 80er Jahre. Die Jungspunde zelebrieren den Sound und Look des 80er Jahre Hard/Glamrock auf der Bühne trotz ihres zarten Alters erstaunlich glaubhaft. Seine Entertainerqualitäten beweist Gitarrist und Sänger Jannik, indem er wie ein Wirbelwind über die Bühne fegt, während sein Bruder und Bassist Jens mit allerlei Glamrock Posen für die tiefen Töne des Auftritts sorgt. Eher unbeholfen, aber sympathisch wirkt Gitarrist Corvin bei seinen Versuchen das Publikum zu animieren und auch der Gesang der Truppe lässt stellenweise zu wünschen übrig. Alles in allem liefern die Jungs aber eine partystimmungserzeugende Show ab und bereiten nicht nur mit ihrer neuen Single „Lights Out“ und ihrer sehr eigenwilligen Version von „Sweet Child O´ Mine“ das Publikum auf die nachfolgenden Auftritte vor.
Weiter geht der Trip in das Jahrzehnt der auftoupierten Haare und Animal-Prints mit den vier Musikern der 2008 gegründeten Band Hollywood Burnouts aus Augsburg. Sehr authentisch und souverän liefern sie eine solide Sleaze- Show ab. Mit viel Rock begeistern sie das Publikum. Nicht nur dank ihrer Outfits, sondern auch wegen ihrer musikalischen Qualitäten hinterlassen sie einen bleibenden Eindruck. Ihre Liebe zum Hairmetal a la Mötley Crüe, Poison, Ratt und vielen anderen bleibt dabei nicht unerkannt, wobei sie aber doch besonders durch ihren ganz eigenen Sound glänzen. Eine durch und durch professionelle Show mit tollen Frisuren und eingängigen Songs wie „Roll The Dice“ oder „Kings Of Sin“, die eindeutig Lust auf mehr gemacht hat.
Höhepunkt der Reise sind dann Reckless Love, die dank ihres Frontmanns Oli Hermann eine eindrucksvolle Show abliefern. Während er zu Songs wie „Animal Attraction“, „Romance“ und „Beautiful Bomb“ wie ein Funkemariechen Beine schwingend über die Bühne wirbelt und jede Stripperin wegen seines lasziven Hüftschwungs vor Neid erblassen würde, überzeugt die Band an ihren Instrumenten. Stolz das Underground mit 170 Leuten gefüllt zu haben bei ihrem allerersten Auftritt in Deutschland, legt sich die Band richtig ins Zeug. Hessu Maxx, der Drummer bearbeitet sein Schlagzeug in einer beachtlichen Geschwindigkeit, der Gitarrist Pepe flirtet mit dem Publikum und Jalle Verne wirft sich am Bass in die verschiedensten Posen. Dass Oli Hermann für die Bühne geboren wurde, beweist die Rampensau durchweg. Immer in Bewegung, aber niemals atmenlos, singt er, meist mit der Unterstützung des textsicheren Publikums, alle Songs mit einer beeindruckenden stimmlichen Leistung und animiert die Leute immer wieder ihn zu begleiten. Seine körperbetonte Performance lässt die Bühne des Undergrounds noch kleiner als sonst erscheinen und man wünscht sich, er hätte mehr Platz zur Verfügung gehabt, um sich auszutoben. Als den beliebtesten Song des Abends kann man reinen Gewissens wohl „Hot“ bezeichnen, zu dem das Publikum der Band den Refrain regelrecht entgegenschmettert.
Als das Publikum fast schon ein wenig wehmütig die Welt aus Spandex, Haarspray, Glitzer und Nieten verlässt, um ins Jahr 2012 zurückzukehren, hallen diese Worte wohl auch noch immer durch die Köpfe: Hot, Hot, Hotter than Hell.
Setlist:
- Animal Attraction
- Speedin’
- Badass
- Born To Break Your Heart
- Beautiful Bomb
- Dance
- Back To Paradise
- Coconuts
- Push
- Romance
- On The Radio
- Wild Touch
- ———-
- Hot
- One More Time