Sigur Rós Fotos – Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf 2013
Sigur Rós Fotos 2013 Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle
Sigur Rós Fotos 2013 Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle
Hier gibt es unsere Johannes Oerding Konzertfotos der Tour 2013 aus der Zeche in Bochum am 21.11.2013
Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von Shows, die mehr oder weniger erfolgreich durch Deutschland touren und ihrem Publikum die umfangreiche Welt der Musicals in komprimierter Form nahe bringen wollen. So viele, dass man schon gar nicht mehr weiß, welche davon man Interessenten empfehlen soll. Darum bin ich froh, wenn ich über ein Ensemble wie das Musical Project von David Steines berichten kann. Sein größtes Alleinstellungsmerkmal ist es, dass dort sehr junge Leute auf der Bühne stehen, die allesamt noch Amateure sind bzw. ihre ersten zaghaften Schritte in Richtung einer professionellen Laufbahn gehen.
Gegründet wurde das Ensemble als Projektgruppe des Gymnasiums Hermeskeil. Schon damals war der Saarländer David Steines die treibende Kraft. Er hat inzwischen das Musical-Wesen zu seinem Beruf gemacht und unter anderem an der „Stage School Hamburg“ studiert. Die Liebe zur bunten Welt zwischen Schauspiel und Gesang hat ihn und viele seiner Mitstreiter nicht mehr losgelassen – das erkennt man, wenn man die Lebensläufe im Programmheft liest und vor allem, wenn man die Akteure auf der Bühne erlebt. Wie ich es auch aus dem Chorgesang kenne: viele weibliche, wenig männliche Mitglieder. So müssen Steines und sein Kollege Patrik Sänger viel Kraft aufwenden, um sich gegen die geballte Weiblichkeit durchzusetzen.
Das Musical Project hat vor dreieinhalb Jahren in einer kleinen Halle begonnen und nach einer Vielzahl von regionalen Auftritten diesmal den Weg nach Trier gewagt. Die Europahalle mag die nächste Sprosse auf der Erfolgsleiter sein – etwas gewagt, doch es hat funktioniert. Der vordere Teil der Halle war mit einem Vorhang abgetrennt und so füllten über Tausend Zuschauer den Saal. Die Anspannung aufgrund ihres bisher größten Publikums war den Akteuren bei den ersten Songs noch anzumerken, legte sich aber nach kurzer Zeit, als die Begeisterungswelle aus der Zuhörerschaft die Bühne erreichte.
Das Ensemble packt viele Musicals in seine Show. So viele, dass man zeitweise Angst vor einer Überfrachtung haben muss: 26 nämlich insgesamt, wenn man die Zugaben mit zählt. Es geht darum, die schönsten und intimsten Momente auszuwählen, die einen hohen Bekanntheitsgrad haben. Das können bei „Les Misérables“ mal zwei Songs sein („Lied des Volkes“ und „Ich hab geträumt“), beim Musical „Elisabeth“ mal ein längerer Auszug – oder es kann sich auf einen einzigen Lieblingssong beschränken. Ich nenne mal „Erinnerung“ aus „Cats“. Aus dem Off gibt es in den meisten Fällen eine kurze Beschreibung des Stücks, die zum folgenden Lied hin führt.
Die Requisiten beschränken sich auf ein Mindestmaß. Highlight ist ein hohes LCD-Fenster, das jeweils ein wichtiges Szenen-Element zeigt, hinzu gesellen sich kleine Gegenstände wie Schachfiguren oder eine Schreibfeder. Das reichte aus, um die richtige Atmosphäre zu schaffen – zusammen mit den Kostümen der Darsteller, auf die ein hohes Augenmerk gerichtet wird. Man spürte, dass da sehr viel Herzblut drin steckt – wie in der gesamten Produktion.
Die Sängerinnen und Sänger sind zwischen 15 und 24 Jahre alt, stammen vor allem aus der Region Hochwald (nahe Trier) und haben sehr frische, klanglich saubere Stimmen. Das merkt man in der Vielzahl von Soli, aber auch in den chorischen Passagen, wenn bis zu 14 Stimmen polyphone Arrangements präsentieren. Einziges Manko: Die instrumentale Musik kommt vom Band. Das hat (logisch) finanzielle Gründe, nimmt aber der Show viel von der Spontanität und Lebendigkeit, die sie über das jetzige Geschehen hinaus noch haben könnte. Zumindest wurde Publikumsnähe zelebriert, wenn sich die Darsteller bei „Les Misérables“ oder „Rocky“ durch die Sitzreihen bewegten.
Meist sind es die Ohrwürmer aus bekannten Musicals wie „Starlight Express“, „Les Misérables“, „Elisabeth“ und „König der Löwen“, die geboten werden. Doch selbst der bewanderte Fan des musikalischen Theaters kann unter Umständen noch ganz neue Perlen entdecken wie die Geistergeschichte „Rebecca“ (nach dem Roman von Daphne du Maurier) oder die tragische Story „Ghost“, die auf dem gleichnamigen Film mit Patrick Swayze basiert. Hier will ich auch mal damit ansetzen, einzelne Solisten hervor zu heben – in der Hoffnung, damit niemanden zu verärgern, denn wirklich schwach war niemand an diesem Abend.
Amelie Michel beeindruckte mit dem Elisabeth-Song „Ich gehör nur mir“ und glänzte auch in höchsten Tonlagen. Diese Klasse will ich ebenso Hannah Weiler zugestehen, die über ein beachtliches Stimmvolumen verfügt und in „Mozart“ und „König der Löwen“ brillierte. Dann aber kamen die Musicals, die nicht über einen so hohen Bekanntheitsgrad verfügen. „Aida“ zum Beispiel, das von Elton John geschrieben wurde und die Geschichte um die nubische Prinzessin erzählt. Die Pharaonin Amneris wurde von Janina Jungbluth mit großem Glamourfaktor dargestellt – und mit einer Powerstimme zwischen Diva und Rockröhre. Sehr emotional präsentierte Lisa Vandrey den Song „With You“ aus „Ghost“, mit welchem die Protagonistin den Verlust ihres Geliebten betrauert, und erzeugte in der Europahalle tausendfache Gänsehaut.
Franziska Wollscheid zeigte ihre dynamischen vokalen Fähigkeiten unter anderem als „leichtes Mädchen“ in „Jekyll & Hyde“ und später wieder als Teil eines Damen-Trios in „3 Musketiere“. Bei ihr spürte man die gesangliche und schauspielerische Erfahrung, die sie mit 19 Jahren schon hat, und inklusive Gestik und Mimik war ihr gesamtes Auftreten sehr stimmig. David Steines schließlich lief im Musical „Rebecca“ zur Hochform auf, wo er das Duett „Kein Lächeln war je so kalt“ mit Amelie Michel sang. Er interpretierte viele Hauptstimmen an diesem Abend, doch besonders gut stehen ihm die dämonischen Rollen mit aggressiven Zügen, rezitativem Sprechgesang und emotionalen Ausbrüchen. Nach der Vielzahl von Eindrücken des Abends ist zumindest eins sicher: Die Musicals „Rebecca“, „Ghost“ und „Aida“ möchte ich in voller Länge sehen. Da hat Steines das Ziel erreicht, mich auf diese (doch recht unbekannten) Werke neugierig zu machen.
Obwohl ich jetzt viel von tragischen und emotionalen Songs geschrieben habe, kamen auch die Comedy-Elemente nicht zu kurz. David Steines spielte die gewichtige Edna Turnblad („Hairspray“), Patrik Sänger gab den „Sweet Transvestite“ in der „Rocky Horror Show“ und beide Männer bejammerten in „Der Schuh des Manitu“ ihr Schicksal „Wieder mal am Marterpfahl“. Die reine Programmdauer (!) belief sich auf rund drei Stunden. Das Publikum wurde aber nicht müde, noch weitere Zugaben zu fordern.
Der Abend endete mit einem Zugaben-Medley aus „Ich war noch niemals in New York“ und als die Standing Ovations kein Ende nahmen stimmten Darsteller und Publikum gemeinsam „Nessaja“ aus Peter Maffays „Tabaluga“ an. Alles in allem ein sehr gelungener Abend mit einer von den Laiendarstellern getragenen Begeisterung, die das Publikum mitriss. Die jungen Sängerinnen und Sänger, die Leute im Hintergrund, die für Bühnenbild und Kostüme, für Klang und Maske verantwortlich sind, haben ganze Arbeit geleistet. Es war nicht alles perfekt – und doch konnte man durchgehend vergessen, dass hier keine Profis am Werk waren. Der Sprung von den regionalen Kulturhallen auf die große Bühne ist geglückt und ich warte gespannt ab, was das Ensemble als nächstes anzugehen wagt.
Da fand sich mal wieder ein harter Doppelpack in der Garage Saarbrücken ein. Amorphis sind auf „Circle World Tour“ und haben sich als Gäste die Newcomer Starkill aus Chicago eingeladen. Die Garage war gut gefüllt, aber bei weitem nicht ausverkauft. Schade, denn beide Bands lieferten eine fulminante Show ab und brachten das Publikum (nach anfänglicher Zurückhaltung) zum Kochen.
Das Quartett Starkill wurde bereits 2008 gegründet und darf seit 2013 einen Plattenvertrag bei Century Media sein eigen nennen, dem kürzlich das Debütalbum „Fires Of Life“ folgte. In der Garage legten sie locker-flockig los und stellten in 45 Minuten Länge ihr Album vor. Was wir zu hören bekamen war melodischer Death Metal mit Growls und starker Gitarrenarbeit. Auch der Schlagzeuger legte einen klasse Job hin. Etwas befremdlich waren allerdings die sphärischen Passagen, die an epische Filmmusik erinnerten. Und versteht mich nicht falsch: Klanglich war das hervorragend, wurde aber als Sample abgespielt. Da fehlt noch der richtige Keyboarder, um die Band zu vervollständigen. Dessen Arbeit übernimmt im Studio der Vokalist. Dass er auf der Bühne anderes zu tun hat (nämlich begeistert ins Mikrofon schreien und die Mähne schwingen) sei ihm gegönnt. Alles in allem ein gelungener Start in den Abend und es war augenscheinlich, dass im Anschluss einige CDs der Band über die Merchandise-Theke gingen.
Nach kurzer Umbaupause starteten Amorphis im Bühnenbild ihres aktuellen Albums „Circle“. Der Selbstfindungsprozess der Metaller aus Finnland hat lange gedauert. Man begann weiland mit reinem Death Metal, dem sich allerdings recht zeitig auch Progressive-Rock-Elemente beimischten. Dies wurde weiter verfeinert und Amorphis verzichteten stellenweise gar auf den aggressiven Growlgesang, was sie sicher einige Fans kostete. Seit dem Einstieg von Tomi Joutsen 2005 hat man aber das Gefühl, als hätten Amorphis endlich ihren ureigenen Weg gefunden.
In den Veröffentlichungen ist eine stetige Steigerung feststellbar und „Circle“ ist eindeutig der vorläufige Höhepunkt. Die melodische Mischung aus Death Metal, Progressive Rock und folkigen Klängen, die mal orientalisch angehaucht, mal nach reinem Mittelalterrock klingen, ist absolut stimmig. Tomi Joutsen ist der perfekte Mann am Mikro. Er schwingt seine Rasta-Mähne und hält drauf, was das Zeug hält. Mit energischen Growls oder klaren Vokalpassagen – wie es gerade passt. So lief das auch in der Garage. Der stetige Wechsel im Gesangsstil machte die Klasse von Amorphis aus und es gab auch die typischen folkloristischen Einlagen im Wechsel mit sanften Pianomelodien und den gewohnt düsteren Passagen.
Die Setlist umfasste viele Phasen der Band, los ging es jedoch vor allem mit einigen „Circle“-Songs, die sich mit „Sampo“, „Against Windows“ und „My Kantele“ die Klinke in die Hand gaben. Im Mittelteil erfolgte eine Verschnaufpause mit dem „Tales“-Intro „Thousend Lakes“. Danach ging es eben so energisch weiter. 90 Minuten dauerte die Sause und fand mit dem Zugabenblock aus „Sky Is Mine“, „Black Winter Day“ und „House Of Sleep“ ihren gebührenden Abschluss. Amorphis gelingt der Spagat, Folk, Death Metal und Progressive Rock zu verbinden. Da wundert sich auch niemand, wenn plötzlich ein Marillion-Shirt inmitten der Metalheads auftaucht.
Setlist Amorphis – 21.11.2013 – Garage Saarbrücken
Shades Of Grey
Narow Path
Sampo
Silver Bride
Against Windows
The Wanderer
My Kantele
Thousand Lakes
Into Hiding
Nightbird’s Song
The Smoke
You I Need
Hopeless Days
Leaves Scar
—
Sky Is Mine
Black Winter Day
House Of Sleep
Ende letzten Jahres präsentierte Purple Schulz seinen Fans nach langer Pause endlich das neue Studioalbum „So und nicht anders“ mit dem er inzwischen auch auf Tour ist. In der Live-Umsetzung entstand das Duo-Programm „So ist das live!“ gemeinsam mit Gitarrist Schrader, den Experten von Guildo Horns Combo „Die orthopädischen Strümpfe” kennen. Quer durch die Republik sind die Konzerte der beiden ausverkauft – der Auftritt in Lebach scheint allerdings ein Geheimtipp gewesen zu sein. Nur so erklärt sich die erstaunlich geringe Anzahl an Zuhörern, die die fehlende Masse aber durch große Begeisterungsfähigkeit wieder ausgleichen.
Die Stimmung ist von Anfang an großartig – bereits beim großartigen Opener „Ich hab Feuer gemacht“ wird geklatscht und mitgesungen, und auch sonst beweist das Publikum selbst bei den im ersten Teil dominierenden aktuellen Songs große Textsicherheit. Der auf der Bühne noch immer jungenhaft wirkende Purple Schulz hat nach der Trennung von Karl Josef Piek mit Scharader wieder einen genialen Partner gefunden, mit dem er sowohl musikalisch als auch menschlich perfekt harmoniert. Gemeinsam meistern sie auch den nicht einfachen Spagat zwischen Albernheit, feiner Ironie und zutiefst ernsten und berührenden Themen, der diesen Konzertabend ausmacht.
„Uns kann nix passiern“ inszenieren die beiden als übertriebene Comedy-Einlage, um gleich darauf bei „Mit dem Rücken an der Wand“ ein gespannte Atmosphäre zu erzeugen, oder sich mit „Fragezeichen“ des schwierigen Themas Demenz anzunehmen. Den Bogen schlagen immer wieder Purple Schulz sehr persönliche Ansagen – aber auch Schrader darf mal eine Überleitung übernehmen, wenn es nach den nachdenklichen Titeln „Auf dem Grund“, „Die dünne Wand“ und „Geheimnis“ vor der Pause zu einem ersten Höhepunkt des Konzerts kommt. Ein bekannter Sohn Mannheims wird angekündigt und der Hit „Abschied nehmen“ von Purple mit Strickmütze als „Aufschnitt“ mit Seitenhieben auf die Vegetarier-Lobby neu interpretiert.
Nach der Pause melden sich die zwei in Mexikaner-Kostümen mit „So macht das kein Spaß“ und bissigen Kommentaren zum abgedankten Papst zurück. Dann folgen einige ältere Stücke, darunter natürlich Hits wie „Schöne Leute“, „Sehnsucht“ und „Verliebte Jungs“, aber auch weniger bekannte Titel wie „Sag die Wahrheit“, der sich mit dem Konflikt zwischen Kriegs- und Nachkriegsgeneration beschäftigt. „Gerade noch gefehlt“ gerät zur wahren Mitsing-Orgie, dann lässt Purple seinen Gitarristen erneut alleine auf der Bühne zurück. Jetzt darf Schrader sein solistisches Unterhaltungspotential beweisen und stellt uns den besonderen Menschentyp des Sauerländers in einem sehr treffenden Lied vor. Danach geht es vom Sauerland zurück in die kölsche Heimat der Musiker und damit zu „Brauchtum“- eine wunderbar umgetextete Version des U2-Klassikers „With Or Without You“, die den Kölner Karneval aufs Korn nimmt.
Es scheint unmöglich, von dieser Schunkelstimmung eine Überleitung zur ersten Zugabe, dem ultimativen Abschiedslied „Der letzte Koffer“ zu finden, aber Purple Schulz gelingt auch das. Und in die ergriffenen Stille nach diesem Song spielt er schon das Intro zu „Immer nur Leben“ und schafft damit wieder die Verbindung vom Sterben zurück ins Leben. „Kleine Seen“ – mit kleinen Abstechern zum Schlager „Tränen lügen nicht“ – beendet nach fast drei Stunden als letzte Zugabe schließlich einem rundum gelungenen Abend.
Volbeat Fotos Köln 2013
Vans Warped Tour Germany Fotos Berlin 2013
„An Intimate Evening With Seether“ – unter diesem Motto stehen die drei Deutschlandkonzerte des Trios aus Südafrika in diesem November. Wie wunderbar der Post-Grunge von Seether auch im semi-akustischen Gewand funktioniert, war bereits auf dem 2009 veröffentlichten Unplugged-Album „One Cold Night“ zu bestaunen. Die Kölner Kulturkirche bildet den Tourauftakt, es folgen noch Auftritte in Leipzig (08.11.) und München (11.11.). Inzwischen dürfte sich herumgesprochen haben, dass das neogotische Gotteshaus im schönen Stadtteil Nippes eine ideale Location für Konzerte dieser Art darstellt. So wundert es nicht, dass die intime Begegnung mit Sänger und Gitarrist Shaun Morgan, Bassist Dale Stewart sowie John Humphrey am Schlagzeug restlos ausverkauft ist. Was schon eher verwundert ist die Tatsache, dass man – im Gegensatz zu allen meinen bisherigen Besuchen in der Kulturkirche – die Kirchenbänke diesmal entfernt hat. Das garantiert heute zumindest maximale Bewegungsfreiheit.
Wie immer lässt es sich Pastor Thomas Diederichs nicht nehmen, den Act des Abends persönlich anzusagen. Um kurz nach 20 Uhr betreten die drei Männer aus Pretoria die Bühne zwischen Kanzel und Heiligenfiguren. Shaun Morgan scheint seit dem letzten Köln-Besuch im Bürgerhaus Stollwerck vor gut einem Jahr etwas fülliger geworden zu sein. Die Kurzhaarfrisur ist definitiv neu. Seine Stimme hat aber nichts von ihrer hypnotischen Kraft verloren und darauf kommt es schließlich an. Allerdings versingt er sich häufiger. Da dürfte vor Leipzig und München noch eine Runde Textebüffeln angesagt sein. Dem musikalischen Genuss tut das jedoch nicht den geringsten Abbruch.
Denn die Setlist hat eine ganze Reihe Leckerbissen zu bieten. Darunter den Über-Hit „Broken“ von 2004, die schon in der Elektrikversion grossartigen „Sympathetic“ oder „Here And Now“ vom letzten Studioalbum „Holding Onto Strings Better Left To Fray“, „Tied My Hands“, „Remedy“ und das rockende „Fake It“. Das F-Wort verweigert Shaun Morgan mehrfach augenzwinkernd und mit scheinbarem Respekt vor dem heiligen Ort. Die Fans helfen ihm lautstark aus und feiern ansonsten ausgelassen mit. Bei „Fine Again“ unterläuft Morgan allerdings ein dicker Verspieler, woraufhin auf der Bühne zwischen ihm und Dale Stewart (der songweise auch mal den Gitarrenpart übernimmt) der Flachs blüht. Es darf gelacht werden. Das war vor einem Jahr noch ganz anders. Da machte die Band einen eher lustlosen Eindruck.
Zu den Höhepunkten des Abends zählen „The Gift“ und „Driven Under“, die Shaun Morgan alleine an der Gitarre singt und damit für eine stabile Gänsehaut in ganz Nippes sorgt. Als die Band das reguläre Set beendet, wird sie minutenlang stürmisch bejubelt. Bis hierhin hat der Abend alles gehalten, was man sich von ihm versprochen hat: Sound vom Feinsten, Songs vom Feinsten, Stimmung vom Feinsten. Ein wenig enttäuschend ist dann jedoch, dass Seether mit „Country Song“ nur noch ein weiteres Stück als Zugabe spielen, bevor sie sich endgültig verabschieden. 90 Minuten finde ich persönlich etwas dürftig, auch wenn die ohne Zweifel erstklassig waren.
Am 1. November ist mit „2002 – 2013“ übrigens eine 27 Songs umfassende Retrospektive von Seether erschienen, die auch drei neue Stücke enthält. Laut Aussage von Dale Stewart arbeitet die Band bereits fleißig am Nachfolger von „Holding Onto Strings Better Left To Fray“, der für Mitte Mai des kommenden Jahres erwartet wird. Freuen wir uns drauf! Dann wieder mit großem Besteck.
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Am 3. November 2013 fand sich Fish zu seiner Show „The Moveable Feast“ im Theater Trier ein. Die Erwartungshaltung war hoch, denn Fish war in letzter Zeit nur akustisch unterwegs. Diese Reduzierung auf das Wesentliche hat Fish neue Kraft verliehen und gegenwärtig bringt er mit dem Album „A Feast Of Consequences“ wieder eine volle Band-Produktion auf die Bühne. Drei Stunden vor Showbeginn durften wir den sympathischen und äußerst gut gelaunten Schotten im Theater besuchen und er nahm sich über dreißig Minuten Zeit zur Beantwortung einiger Fragen.
Das ist heute dein erster Auftritt in Trier – der ältesten Stadt Deutschlands. Warst du schon mal hier?
Fish: Ja, denn mein erster Brieffreund kam aus Trier. Unser Lehrer sagte zu uns, wir müssten an einen deutschen Jungen schreiben. Er hieß Ulrich. Wir haben ihn hier besucht – es muss 1970 gewesen sein. Wir fuhren mit meinem Vater im Mercedes den ganzen Weg von Schottland bis nach Italien. Meine Mutter, meine Schwester und ich. Auf dem Rückweg machten wir Halt in Trier um die Familie meines Brieffreunds zu besuchen. Ein Jahr später hat er mich in Schottland besucht, aber der Kontakt ist bald abgebrochen. Wir waren zu verschieden. Auf jeden Fall war Trier der erste Kontakt, den ich zu Deutschland hatte. Heute Mittag habe ich mit meiner Freundin und ihrem Sohn die Porta Nigra besucht. Das ist sehr schön und interessant. Ich habe auch die Modelle im Museum gesehen und war erschrocken, wie viel im zweiten Weltkrieg zerstört worden ist. Und auch im ersten Weltkrieg – genau wie in Karlsruhe. Dort ist 1916 viel zerstört worden und Trier war vermutlich im gleichen Zielgebiet.
Vermutlich spielst du nicht oft vor einem sitzenden Publikum, speziell in einem Theater. Ist das etwas Besonderes? Magst du es?
Fish: Doch, ich spiele sehr oft vor einem sitzenden Publikum, allerdings selten in Deutschland. Es ist nicht so verschieden. Die Acoustic-Tour beispielsweise haben wir in solche Sälen und Kirchen gespielt. Es hängt nicht davon ab, ob das Publikum sitzt. Es hängt davon ab, wie man auf der Bühne agiert, wie man mit dem Publikum interagiert. Meistens stehen am Ende alle. Ich würde niemals sagen, dass ich nicht vor einem sitzenden Publikum spielen will. Es ist ein anderer Ansatz. Die Zuschauer konzentrieren sich mehr auf das Geschehen. Sie gehen nicht zwischendurch Bier holen und reden nicht so viel.
Das kommt dir momentan zugute, weil du viel mit Video-Einspielungen arbeitest.
Fish: Genau. Und gerade heute haben wir einen riesigen Bildschirm.
Kannst du uns etwas zum neuen Album sagen? Ich finde, dass „A Feast Of Consequences“ sehr pessimistisch ist. Es geht um die Zerstörung der Natur, das Ende der Liebe, den Ersten Weltkrieg.
Fish: Das kann ich nicht in wenigen Worten sagen. Es ist ein sehr komplexes Album.
Aber die „High Wood Suite“ ist schon herausragend, oder? In deinen Shows erzählst du viel zu diesem Thema.
Fish: Das wird im nächsten Jahr noch besser funktionieren, wenn die Leute sich mehr in das Album rein gehört haben. Wir haben einiges vor. Noch zwei besondere Gigs Ende des Jahres, dann Mexiko und im Frühjahr eine UK-Tour. Vielleicht ein paar Festivals im Sommer, damit wir die Menschen überzeugen, die normalerweise nicht meine Musik hören. Zum Beispiel spielten wir das „Sweden Rock Festival“ und danach gab es viele Anfragen für schwedische Shows. Wir wollen auch wieder nach Deutschland zurück kehren. Wir haben ein sehr engagiertes Promotion Team mit dem wir jetzt seit einem halben Jahr arbeiten. Wir müssen die Dinge am Laufen halten. Ich werde Zeit in Karlsruhe verbringen, nach Hamburg und Berlin fliegen, im Sommer Festivals spielen – um Werbung zu machen. Und Ende des nächsten Jahres kehrt die Tour nach Deutschland zurück. Ich will 20 Shows hier machen. Wir waren noch nicht in Berlin und in Hamburg. Dann gibt es noch Orte wie Saarbrücken und Ludwigshafen. Auch Bielefeld – und in Köln haben wir noch nicht gespielt. Das werden locker noch 20 Shows. Das neue Album ist so stark, dass wir viel Energie in die Tour stecken.
Ich finde auch, dass die Setlist sehr gewaltig ist. Das neue Material passt hervorragend zu den alten Songs aus den 80ern oder zu Solostücken wie „What Colour Is God“ und „Mr 1470“.
Fish: Ja, die Stücke passen thematisch sehr gut. Wenn du beispielsweise „What Colour Is God“ siehst – das passt sehr gut zu den Texten von „A Feast Of Consequences“. Wir haben die Illumination und die Weltkriegs-Thematik. Es geht nicht nur um den ersten Weltkrieg, es geht um die Menschen. Der Baum ist ein bedeutendes Bild. Die Bäume standen 1914 noch. Danach war alles weiß. Doch die Bäume sind zurück gekommen und heute sieht der Wald wieder aus wie zuvor. Die Natur hat weiter gemacht und der Mensch ist nur eine Plage auf diesem Planeten. Ich habe mir viele Gedanken gemacht über die Setlist und mich bewusst für Songs wie „He Knows You Know“ entschieden. Da ist eine Verbindung zu „Perfume River“. Unser Widerstand, die Realität zu akzeptieren.
Gibt es Pläne, ein Livealbum zu veröffentlichen?
Fish: Ja, sicherlich irgendwann. Im Moment sind die Pläne noch nicht konkret. Wir müssen noch viel touren. Was ich mir vorstellen könnte, wäre das Angebot von Downloads einzelner Shows.
Bei einem anderen deiner Alben, „Field Of Crows“, steht ebenfalls die Kriegs-Thematik im Mittelpunkt. Was ist die frühere Betrachtungsweise, was die heutige? Gibt es Gemeinsamkeiten?
Fish: Ich finde, „Field Of Crows“ hat nichts mit Krieg zu tun. „The Field“ geht leicht in diese Richtung, aber es ist eher ein persönlicher Song. Wir haben mit einem Konzept angefangen, das ist richtig. Dabei ging es um einen Scharfschützen, der am Ende auf Zivilisten schießt. Aber ich habe dann doch gemerkt, dass es zu kompliziert war. Ich hätte viel mehr Zeit gebraucht, um diese Idee zu verfolgen. Nächstes Jahr wird es einen Remix des Albums geben. Calum Malcolm hat das Album remastert. Das ist sehr gut. Wir werden uns nächstes Jahr darum bemühen, die alten Alben zu remastern und neu zu verpacken. Es ist gut, ein neues Album auf dem Markt zu haben, denn die Leute schauen dann auch wieder nach dem Backkatalog. Ich werde mindestens ein Jahr auf Tour sein und dann habe ich die Idee für eine neue Fishheads-Tour in 2015. Keine Ahnung, wann ich ein neues Album schreibe. Da kann noch viel passieren.
Wird Frank Usher dann zur Band zurück kehren?
Fish: Da gibt es momentan keine Pläne. Robin Boult ist ein fantastischer Gitarrist. Er hat den Gitarrensound auf positive Weise verändert. Nichts gegen Frank, aber Robin hat eine neue Dynamik zu uns gebracht. Wir brauchten diese Veränderung. Wir mussten uns regenerieren. Frank hat die Band schon mal vor „Sunsets On Empire“ verlassen, da er diesen Musikstil nicht mochte. Wir sind immer noch Freunde, aber jeder braucht mal eine Pause. Frank mag das akustische Ding. Vielleicht kommt er zurück, wenn wir wieder akustisch unterwegs sind, und Robin geht. Wer weiß? Wir sind ja keine echte Band. Ich engagiere Sessionmusiker und muss schauen, wer verfügbar ist. Ich kann nicht lange „bitte bitte“ sagen. Wenn jemand absagt, suche ich nach jemand anderem. Wir haben momentan brillante Musiker.
Robin und Steve Vantsis ergänzen sich sehr gut.
Fish: Ja, Robin passt super in die Band. Er mag die Musik sehr. In anderen Bands gibt es manchmal 45minütige Diskussion nach dem Gig, wer welchen Hook falsch gespielt hat. Wir wissen, wenn wir es versaut haben, und versuchen es beim nächsten Mal besser zu machen. Was ich bei Robin und auch bei Frank mag: Sie verändern ihre Soli jeden Abend. Als ich noch bei Marillion war, spielte Steve Rothery die Soli immer exakt gleich. Und ich glaube, er tut es heute noch. Robin spielt „Script“ ganz anders, denn Robin Boult ist Robin Boult. Ich will gar niemanden dazu bringen, Steve zu kopieren, denn Steve Rothery ist ein großartiger Gitarrist. Er ist brillant. Aber ich bevorzuge die Flexibilität von Robin. So ist das Leben. Es bedeutet nicht, dass man ein Album in jedem Detail covert. Wenn du das willst, kauf die verdammte CD und hör sie dir an.
Das ist die Art, wie es Steven Wilson macht. Er bringt seine Alben punktgenau und perfekt auf die Bühne.
Fish: Das ist der Grund, warum ich Porcupine Tree nicht mag. Es ist keine so tolle Band, oder?
Aber „Sunsets On Empire“ ist ein großartiges Album.
Fish: Damals war Steven Wilson noch um einiges jünger. Er ist ein liebenswerter Kerl und hat viele tolle Sachen gemacht. Aber das ist nicht mein Ding. Es ist kein Rock’n’Roll mehr sondern Computerarbeit. Egal, wechseln wir das Thema.
Okay. Deine Tour hat im Sommer angefangen – vor einigen Monaten. Jetzt ist der erste Teil fast vorbei. In wenigen Tagen gibt es den Abschluss in England. Gibt es Unterschiede zwischen den ersten Konzerten und den gegenwärtigen?
Fish: Natürlich. Wir sind sicherer in dem, was wir tun. Etwas müder, etwas verrückter. Unsere Herangehensweise an die Songs verändert sich. Wir entdecken sie jeden Abend neu. Zum Beispiel ändert sich die Dynamik von „Crucifix Corner“ ständig.
Gerade diesen Song fand ich in Landstuhl sehr stark, während ich in Duisburg zu Beginn der Tour nicht so beeindruckt war.
Fish: Du kannst nicht erwarten, dass jeder Song an jedem Abend gleich großartig ist. Es hängt auch immer von den Zuschauern ab. Wir waren gestern in Frankreich, in Nancy, und die Menge hat uns keine Energie gegeben. Am Tag zuvor waren wir in Zürich und hatten auf der rechten Seite zwanzig Italiener, die komplett ausgeflippt sind, während auf der linken Seite nichts los war. Es hängt von den Zuhörern ab. Sie geben uns Energie. In Landstuhl war ein gutes Publikum, aber wir bekamen nicht genügend Energie. Das lag vielleicht auch daran, dass unser Mann am Ton absolut krank war und wir ihn nach dem Gig ins Krankenhaus bringen mussten.
Und du warst ziemlich wütend, als du realisiert hattest, dass Leute die Show vom Balkon aus gefilmt haben.
Fish: Ja, ich war so angepisst. Da saß eine Frau, die hat den ganzen Abend nur in ihre verdammte Kamera geschaut. Was haben diese Leute daran, sich eine Live-Rockshow durch ein Objektiv anzuschauen? Wenn jemand mal einen Song mit filmt, das ist okay. Aber wenn jemand die ganze Zeit vor dir steht und seine Kamera auf dich richtet, das macht mich richtig wütend. Es ist doch eine Live-Performance. Warum kauft jemand ein Ticket, um mich zu filmen? Manchmal sitzen Leute fast auf der Bühne und filmen mich. Du musst es mal so sehen: Es ist eine Live-Situation. Ich treffe mal einen Ton nicht oder vergesse eine Textzeile. Das ist nicht schlimm, weil es live ist. Zwei Minuten später haben die Leute das wieder vergessen. Wenn es aber gefilmt wurde, ist es am nächsten Tag auf YouTube und wird wieder und wieder angeschaut. Wenn ich eine Liveaufnahme mache, habe ich die Qualitätskontrolle. „Script“ hat schwierige Passagen und vielleicht treffe ich mal einen Ton nicht. Das ist egal, denn die Leute vergessen es sofort wieder. Viermal klappt es super, dann beim fünften Mal vielleicht nicht.
Und gerade dieses fünfte Mal wird auf YouTube eingestellt und die Leute sagen, Fish kann „Script“ nicht mehr singen.
Fish: Genau das meine ich. Live macht man Fehler. So ist das Leben – es ist menschlich.
Das Internet hat heutzutage einen großen Einfluss aufs Musikgeschäft. Du verkaufst „A Feast Of Consequences“ nur online über deine Homepage. So wissen viele Menschen, die dir nicht regelmäßig folgen, gar nicht, dass es ein neues Fish-Album gibt.
Fish: Aber wie würden sie es sonst erfahren?
Du denkst also, die Zeit ist vorbei, dass Menschen in einen Laden gehen und die neue CD sehen?
Fish: Wo gibt es denn heute noch Einzelhandel? Das sind nur noch Shops, die online verkaufen. Ich bin schon so oft abgezockt worden. Von einer Firma, die meine Alben verkauft hat, obwohl sie gar nicht autorisiert war. Dann waren sie plötzlich auf amazon. Alle unabhängigen Einzelhändler verkaufen inzwischen über amazon. Warum soll ich die Sachen nicht in meinem eigenen Shop verkaufen?
Eine Sache fällt aber weg: Wer eines der früheren Alben gekauft hat, bekommt zum Beispiel eine Empfehlung für das neue.
Fish: Aber es bleibt zu wenig für mich übrig. Amazon verlangen 20-25 % und dann kommt noch die Steuer. Amazon sitzen in Luxemburg. Sie zahlen nicht viel Steuern. Warum soll ich nicht das Geld sparen und das Album selbst verkaufen? Dann verkaufe ich ja auch bei amazon, aber es läuft über meinen eigenen Shop. Ich kann mich nicht um die unabhängigen Plattenläden kümmern, ich muss mich um den unabhängigen Künstler kümmern. Sie scheren sich auch nur einen Dreck um mich. Wir brauchen die ganzen Großhändler nicht. Wer sich freut, ein Paket von amazon zu bekommen, freut sich auch über ein Paket vom Fishheads-Club. Ist doch ganz egal – es kommt trotzdem an deine Tür.
Ich mag vor allem die Idee der „Deluxe Edition“. Mark Wilkinson hat ein tolles Artwork abgeliefert und das ganze Buch ist wunderschön aufgemacht.
Fish: Gerade das gefällt mir, weil die Piraten es nicht kopieren können. Sie klauen die Musik, aber sie können nicht das ganze Artwork kopieren. Das ganze Musikgeschäft wird entwertet. Alle sammeln Downloads, Downloads… Das Musikgeschäft ist tot.
Für mich sind Downloads ein Sammeln von Musik, bei dem es auf die Masse ankommt, nicht auf die Qualität. Doch dann hört keiner mehr die Songs.
Fish: Genau. Da ist dieser Typ der 12.000 verdammte Songs auf seinem iPod hat. Das ist doch nur noch eine Jukebox. Das hat nichts mehr mit Musikhören zu tun. „A Feast Of Consequences“ funktioniert anders. Es ist ein altmodisches Album. Zwei Wochen nach Veröffentlichung wurden Download-Codes illegal verkauft. Die Justiz interessiert das nicht, aber ich muss einen teuren Anwalt bezahlen, der gegen diese Leute vorgeht.
Sowieso muss man „A Feast Of Consequences“ am Stück hören, um es genießen zu können.
Fish: Ganz genau. Es ist kein Album, das man Track für Track runterlädt. Und dann gibt es ja so viel schlechte Musik. Mein Produzent Calum Malcolm sagt, da kommt ein Sturm auf uns zu. Man muss die Juwelen finden. Keiner hat mehr die Zeit dazu, alles zu hören. Es ist heutzutage zu einfach, Musik zu machen. Man kauft die Software und legt los. Und später muss der Musikhörer sich durch so viel Schlechtes durchhören, um die wirklich guten Sachen zu finden. Ich bin raus aus dem Geschäft. Ich mache mein Ding und tue das Beste, um ein gutes Album aufzunehmen. Das alles ärgert mich, weil die Musik so entwertet wurde. Aber ich zahle 75.000 Pfund, um das Album zu produzieren. Dann ist es bezahlt und ich habe wieder Kosten, um es zu promoten. Es wird immer schwieriger, qualitativ gute Musik zu machen. Wie kann ein Musiker noch überleben? Und den Fotografen (Fish zeigt auf Emanuel) geht es doch genau so. Wie kann ein Fotograf noch überleben? Er setzt die Bilder ins Internet und jeder kopiert sie. So denkt die neue Generation: Alles ist kostenlos.
Eine letzte Frage noch: Wird es mal wieder eine Convention in Deutschland geben? Die letzte ist zwölf Jahre her.
Fish: Ich denke schon. Aber ich bin jetzt sieben Wochen unterwegs und das ist schon hart. Man will ja auch Qualität bieten. Und ich muss den richtigen Ort wählen, wo viele Fans hin kommen.
Danke für deine Zeit!
Fish: Ich danke auch. Genießt die Show heute Abend Es wird etwas ganz Besonderes – die Bühne ist riesig.
Unser herzlicher Dank gilt Daniel Sebastian von Sub SoundS und Dominik Dröse von Sounds Promotion für die Vermittlung des Interviews und für die gute Betreuung vor Ort! Alle Fotos stammen vom MHQ-Fotografen Emanuel Recktenwald.
Wer daran gezweifelt hatte, dass die Editors ein besonderes Live-Erlebnis sind, konnte sich am Sonntag im Kölner E-Werk eines Besseren belehren lassen.
Das letzte Album „The Weight of your Love“ war von der Fachpresse eher kritisch beäugt worden und einzelne Stimmen zweifelten schon, ob nun auch bei den Editors der Weg zum Mainstreamrock geebnet wurde. Doch obwohl sie in so viele Fettnäpfchen hätten treten können (Stadionrock! Weltschmerz! Die große Liebe!), spielten sie routiniert und wahnsinnig intensiv das Publikum auf ihre Seite.
Gleich zu Beginn war klar, was die Zuschauer erwarten konnten: wildes Tanzen, große Gesten, Stroboskop-Wellen, und das alles im ersten Song! Energiegeladen und charismatisch, bei „Eat Raw Meat = Blood Drool“ das erste mal auf dem Piano kletternd, hatte Tom das Publikum in der Hand. Wenn er es wollte, raunten wir den Text, tanzten beschwingt, hielten minutenlang die Arme oben, oder hörten einfach ehrfürchtig zu. Dabei brauchte er gar nicht viele Worte, sondern war der Geschichtenerzähler, der fast ausschließlich die Texte für sich sprechen ließ.
Bei „Formaldehyde“ explodiert die Halle das erste Mal, was sofort durch „A ton of love“ sogar noch getoppt wurde. Danach ging es mit den bekanntesten Stücken und auch kleinen Nummern weiter. Die Editors spielten in über zwei Stunden das E-Werk platt. Sie sind eine der wenigen Bands, bei denen ich sage: MEHR! GRÖßER! Ich will sie in der Arena sehen und mit noch mehr Power von tausenden Leuten diese Texte hören. Ganz ohne Ausverkauf und weichgespühltem Stadionrock.
Großartig, egal in welcher Größe, war es auf jeden Fall.
Fish Fotos 2013 aus Trier
Die Telekom Street Gigs sind dafür bekannt Konzerte von namhaften Musikern an ungewöhnlichen Orten zu veranstalten. Biffy Clyro hat sich mittlerweile einen Namen als Stadionband gemacht – aber warum dann immer im Stadion spielen, wenn man ein Konzert auch in einem Stadionbad spielen kann? Und so hieß es „Pack die Badehose ein!“ für die Fans von Biffy Clyro. Die Telekom Street Gigs luden am 18.10.2013 im Stadionbad in Hannover zur Pool-Party ein. Die Tickets für diesen Event waren nicht käuflich zu erwerben, sondern wurden im Vorwege verlost.
Um 18:15 Uhr öffneten sich die Tore des Schwimmbads für die glücklichen Gewinner. Diese verschwanden dann erst mal in den Umkleidekabinen, um in ihre Badesachen zu schlüpfen. Zum Teil bewaffnet mit Taucherbrillen, Wasserpistolen, Schwimmflügeln und Rettungswesten betraten die Fans die Schwimmhalle und diese schien wie von einer anderen Welt zu sein. Es war tropisch warm, ein leichter Nebel lag in der Luft. Bunte Lichtkegel tauchten die Wände in ein sanftes Licht. Leise Gitarrenklänge und Wassergeplätscher drangen ans Ohr.
Vor dem Nichtschwimmerbecken war eine Bühne aufgebaut. Auf dieser eröffnete um 19.30 Uhr „Mimi & the Mad Noise Factory“ den Event. Das Londoner Kreativwunder spielte Songs wie „Smile“ und natürlich durfte ihre aktuelle Single „Get me back“ an diesem Abend nicht fehlen. Die Fans machten sich derweil im Nichtschwimmerbecken mit der ungewöhnlichen Konzertsituation vertraut.
Um 20:30 Uhr war es dann endlich soweit, die Stimmung war erwartungsschwanger und minutenlang stimmten die Fans sich mit „Biffy Clyro“-Rufen ein. Die Jungs aus Schottland ließen nicht lange auf sich warten. Sie stimmten die ersten Töne von „Different People“ an – das Publikum war sofort gebannt. Durch die Wände des Hallenbads und das Wasser wurde der Sound enorm verstärkt, sodass ein extremer akustischer Druck entstand. Schon beim Refrain ließen sich die Fans davon mitreißen und veranstalteten nicht enden wollende Wasserschlachten. Bei dem Song „Bubbles“ verwandelte sich das Nichtschwimmerbecken in ein kochendes Meer, die Fans waren nicht mehr zu halten. Das Publikum verschwand förmlich in dem Wasser, das zu allen Seiten spritzte. Und die Schotten untermalten dies mit Dampffontänen, die beim Höhepunkt des Songs direkt vor der Bühne in die Luft schossen.
Nach „Spanish Radio“ verließ die Band die Bühne. Sänger Simon erklomm, bewaffnet mit einer Akustik Gitarre, das 5 m Sprungbrett und ließ die Herzen vieler Fans mit der Ballade „Folding Stars“ höher schlagen. Dann ging es auch schon wieder auf der Bühne weiter. Textsicher sangen die Fans den ersten Refrain von „Many of Horror“ alleine. Das Konzert gipfelte mit dem für diesen Abend treffenden Song „Captain“. Als die letzten Töne noch nachklangen, stürmte der Frontman auf das 10 m Sprungbrett und stürzte sich unter Applaus in das erfrischende Nass. Doch die Fans hatten noch nicht genug für diesen Abend und verlangten euphorisiert nach einer Zugabe. Und so kehrte Simon, frisch abgetrocknet, mit seinen Jungs zurück auf die Bühne. „Wow – that was fun!“ sagte er. Dann gaben die „Biffy – Jungs“ ihre aktuelle Singel „Opposite“ zum Besten und heizten der Masse mit „Stingin‘ Bell“ und „Mountains“ noch einmal richtig ein. Man merkte, dass Biffy Clyro, genauso wie ihren Anhängern, diesen Abend als außerordentlich besonders empfunden hatten, denn die Band bedankte sich mehrfach für dieses Erlebnis.
Die Fans brauchen zum Glück nicht lange auf ein Wiedersehen warten, denn Ende November touren die Jungs noch einmal durch Deutschland. Dann allerdings wieder in normalen Hallen:
Editors Fotos Köln 2013
Höchstens ein Drittel der heutigen Konzertbesucher hätte ins kleine Luxor gepasst. Dabei war der Auftritt von Karnivool ursprünglich im schnuckeligen Kultschuppen angesetzt, aber schon bald ausverkauft. Nun ist selbst die Live Music Hall voll. Wir nähern uns australischen Verhältnissen an, denn in ihrer Heimat sind Karnivool eine große Nummer, die selbst die dicksten Hallen füllt.
Wie schon 2010 dürfen auch diesmal The Intersphere aus Mannheim den Abend eröffnen und tun dies sichtlich gut gelaunt mit „Prodigy Composers“. Auch mit „I Have a Place for You on Google Earth“ und „Interspheres Atmospheres“ wissen die Musiker um Christoph Hessler zu gefallen und ernten viel Applaus. Ein neues Album befindet sich gerade in der Fertigstellung und so wird zum Abschluss noch ein frischer Song präsentiert. Auf eine anschließende Tour in 2014 darf man sich ebenfalls freuen. Der Verweis auf Karnivool als „großartige Band“ ist keine Höflichkeitsfloskel, sondern vielmehr Ausdruck ehrlicher Bewunderung.
Samstag abends ist Partytime in der Live Music Hall und so ist klar, dass wir gegen 22 Uhr rausgekehrt werden. Gut, dass die Männer aus Perth um kurz nach halb neun auf der Bühne stehen und mit „The Last Few“ ihr Set eröffnen. Während die feierwütigen Fans bei „Themata“ den Moshpit eröffnen, ahnen sie noch nicht, dass dies heute der einzige Song aus der Nu-Metal-Ära bleibt. Unbeirrt wird das Pogen auch bei Stücken wie „A.M. War“ fortgesetzt, aber notgedrungen von der Vielschichtigkeit und vertrackten Rhythmik unterbrochen. Das bisherige Werk der Australier ist ebenso heterogen wie das heutige Publikum und so flüchten sich die Audiophilen in hintere Regionen der Live Music Hall. Ob sie dort einen besseren Sound haben, ist allerdings fraglich. Jon Stockman’s sechssaitiger Bass wummert verschwommen vor sich hin.
Es folgt eine Phase des Konzerts, die vom 2009er Album „Sound Awake“ geprägt ist. „Simple Boy“ und vor allem das zeitlose „All I Know“ wissen sehr zu gefallen. Zu „Sky Machine“ erhält die Band Unterstützung von Intersphere-Drummer Moritz Müller. Da Sänger Ian Kenny eher für die filigranen Töne bekannt ist, verwundert es nicht, dass der Schrei-Part in „The Refusal“ von Bassist Stockman übernommen wird. Der Abend ist eindeutig vom neuen Album „Asymmetry“ geprägt. Karnivool gehen unbeirrt ihren Weg, der nun eben auch beinhaltet, dass bewährte Kracher Platz machen müssen für verspielten Progrock. Und von der Sorte haben sie ja auch tolle neue Songs wie „Aeons“, der das Set beschließt. Sphärisch beginnt auch die Zugabe in Form von „Alpha Omega“, der sich nach und nach hochschaukelt Richtung Finale des Konzerts. Und kaum ein Lied aus dem Repertoire der Band ist hierfür besser geeignet als „New Day“. Das bietet noch einmal alles auf, was die Band groß macht: Tolle Hooklines, fesselnde Lyrics und musikalisches Können. Man darf sehr gespannt sein, wohin der kreative Weg dieser Band führen wird. Klar ist, dass sie ihn unabhängig von äußeren Erwartungen beschreiten wird.