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Deichkind 12.02.2016 Lanxess Arena / Köln

Deichkind live in der Lanxess Arena in Köln

Manchmal ist wirklich alles, was man braucht, ein bisschen Krawall und Remmidemmi. Deswegen trinkt man ab und an zu viel oder zieht bis zum Sonnenaufgang durch zwielichtige Clubs. Oder man feiert Karneval, naja, jeder wie er’s mag. Und weil jeder, jeder, jeder dieses Gefühl kennt, reichen schon die ersten paar Töne von „Krawall und Remmidemmi“ und das Deichkind-Publikum singt und springt und gibt noch einmal alles.

Als Presse kann man sich die Karten für so ein Konzert nicht aussuchen – ich sitze auf dem Oberrang. Es ist so hoch hier, dass ich mich gar nicht bis ganz nach vorne ans Geländer traue. Wie gut ihr alle ausseht von hier oben! Allerdings enttäuscht ihr mich auch gleich ein wenig. Es ist bei Weitem nicht bunt genug! Wo sind die LEDs? Wo ist das Neon? Was ist denn los, Köln?!

Die erste Hälfte des Konzerts ist gemessen an meinen Erwartungen schwach. Ich will mehr Laser. Ich will Explosionen und nackte Menschen. Eigentlich will ich nach unten in die Menge. Vom Oberrang wirkt das alles mehr wie ein avantgardistisches Theaterstück als eine Gelegenheit alles kaputt zu feiern. „Voodoo“ sieht toll aus – das sind tanzender Derwische und ein japanischer Waldgeist. Vom Text verstehe ich dank der miesen Lanxess-Akustik eh gar nichts, und von der Musik hört man hauptsächlich verzerrten Bass. Dafür ist das Bühnenbild und das Licht ganz wunderbar.

Bei „Hauptsache nichts mit Menschen“ gibt es das erste Mal ein Bad in der Menge und ein wenig Interaktion mit dem Publikum. Später geht es mit dem Schlauchboot schon einmal durch den ganzen Innenraum. Unten tanzen die Menschen zu dem neuen Deichkind-Rave, auf den Rängen feiern sie den alten Krawall. Auf der Bühne kann ich nicht erkennen, wer wer ist, aber das ist bei Deichkind ja eh egal.

Die zweite Hälfte des Konzerts erfüllt dann endlich das, was ich erwartet habe. Immer, wenn mir etwas fehlt, ziehen Deichkind nach:
Ich vermisse den Punk und sie spielen „Illegale Fans“. Das ist das letzte Stück der ersten Hälfte und das Publikum dreht durch.
Ich vermisse den Rave und Deichkind lasern mit „Oma gibt Handtasche“ und „Arbeit nervt“ den Fußboden unter uns weg.
Ich vermisse Trash und Ferris chillt auf einer Sonnenbank auf der Bühne.
Ich vermisse Interaktion mit dem Publikum, und das Fass wird reingerollt.
Zu wenig saufen? „Hört ihr die Signale“. Zu wenig Liebe? „The Power of Love“.

Alles zusammen gipfelt dann in dem unausweichlichen Finale. Stell dir vor, du hast noch nie von Deichkind gehört, und dann stolperst du auf Instagram über eine Aufnahme von „Krawall und Remmidemmi“. Die Menge unten ist ein großer See aus Köpfen und Armen. Becher, Konfetti, Federn und Kleidungsstücke fliegen darin herum. Selbst als die Band sich schon verabschiedet hat, gucken wir gemeinsam noch ein bisschen „Selber machen lassen“. GUTE NACHT, KINDER steht da am Ende auf der Leinwand hinter all dem Kram, der auf der Bühne übriggeblieben ist: Eine Pyramide, eine zusammengefallene Hüpfburg, ein großes Planschbecken voller Federn, silberne Heliumballons, ein großes Bierfass, das aussieht wie eine Diskokugel.

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