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New Model Army "Winter"

Unsere Wertung: 8 von 9 Punkten.

New Model Army läuten schon den „Winter“ ein

Der Weg von New Model Army war kein einfacher in den letzten Jahren. Es gab eine Neuaufstellung innerhalb der Band, das Studio brannte ab, der Rest fiel einem Diebstahl zum Opfer – und trotzdem gab es mittendrin die Alben „Between Dog And Wolf“ und den Companion „Between Wine And Blood“ als Zeichen eines konsequenten Neubeginns. Auch auf der Tour konnte man erkennen: New Model Army waren wieder da. Mit einer energisch auftretenden Band (vor allem Michael Dean am Schlagzeug trug hier neue Akzente bei) und einem Justin Sullivan voller Pathos, der nichts an Anziehungskraft verloren hat.

Jetzt steht also „Winter“ vor der Tür. Sullivan findet deutliche Worte zum Entstehungsprozess: „‚Between Dog And Wolf‘ hat uns sehr  viele kreative Türen geöffnet, es war spannend, da hindurch zu gehen. Die Ergebnisse waren nicht unbedingt geplant – wie üblich haben wir uns eher vorwärts getastet -, aber ich glaube, dass ‚Winter‘ eine wirklich starke Identität bekommen hat. Es ist in hohem Maß der Sound von Menschen in schwierigen Umständen – das ist etwas, was Viele von uns in Zeiten wie diesen  nachvollziehen können, auf sehr vielen verschiedenen Ebenen. ‚Winter‘ ist vielmehr ein Band-Album geworden als ‚Between Dog And Wolf‘ und wir haben es ganz bewusst auch aggressiver und ein bisschen weniger glatt gemischt.“

Das dreizehnte Album sieht die Band immer noch als politische Mahner, als Kommentatoren der sozialen Zustände. So werden Sullivans Texte einmal mehr zu einer Momentaufnahme der Gegenwart, mit anklagenden Gedanken zur ungerechten Verteilung von Ressourcen, mit Wutreden gegen die Kriegstreiberei. Hier kann sich der Songwriter unendlich auslassen und wird in seiner Gefolgschaft genügend Fans finden, die diese Inhalte teilen.

„The Beginning“ startet als episches Gitarrenstück, wie es Justin Sullivan in den 90ern vor allem auf seinen Solo-Platten zelebrierte. Nachdenklich und fordernd. Während dieser Opener noch etwas schleppend daher kommt, bietet schon „Burn The Castle“ einen eingängigen Refrain, der den Hörer mitreißt. Doch solche herausstechenden Einzeltitel bleiben eher die Ausnahme. „Winter“ funktioniert als zusammenhängendes Album. Zwar kein Konzeptalbum mit fortlaufender Story, aber eine thematische Zusammenstellung von Songs, welche die soziale Kälte beschreiben, die immer stärker um sich greift. Dazu passen der Albumtitel und das prägnante Artwork.

Das Album ist nicht glattgebügelt. Es klingt wie ein echtes Bandalbum und hat damit dem sauberen, klaren Sound von „Between Dog And Wolf“ etwas voraus. Höhepunkte sind für mich der mit aggressiven Drums versehene Track „Born Feral“ und das darauf folgende „Die Trying“. Es sind organische, aggressive Songs, die alles beinhalten, was New Model Army seit Jahrzehnten ausmacht: eine Mischung diverser Subkulturen wie Punk, Folkrock, Metal und Gothic, die zu einer musikalischen Einheit verschmelzen.

„Winter“ ist nicht das beste Album der Band. Vielleicht, weil man hier viel Worte um ein Thema machen muss, das man früher („Here Comes The War“, „Today Is A Good Day“) in eine Track zusammenfassen konnte. Doch es ist ein komplexes Album aus einem Guss und bildet einen neuen kreativen Höhepunkt. Und wenn die sanften Klänge von „After Something“ das nachdenkliche Ende einläuten, geht der Finger ganz automatisch zur Play-Taste und man startet mit „Beginning“ erneut.

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