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Nicholas Müller "Ich bin mal eben wieder tot: Wie ich lernte, mit der Angst zu leben"

Nicholas Müller – Autobiographie: „Ich bin mal eben wieder tot“

Nicholas Müller ist ein wundervoller, oft sehr redseliger Mensch. So verwundert es nicht, dass er seine Autobiographie „Ich bin mal eben wieder tot: Wie ich lernte, mit der Angst zu leben“ höchstselbst eingelesen hat. 7 CDs, jede im eigenen Pappschuber und gesammelt in einer schönen Hochglanzbox. Die Geschichte aus seinem Mund zu hören, ist ein Genuss. Emotionale Achterbahnfahrt inklusive.

Nicholas Müller war Sänger der Band Jupiter Jones. Sein Song „Still“ ist in die deutsche Musikgeschichte eingegangen. Dann aber – auf dem Höhepunkt der Karriere – musste er im Jahr 2014 aufgrund einer Angststörung bei der Band aussteigen und sich eine längere Genesungsphase gönnen. Inzwischen ist er wieder musikalisch aktiv, allerdings im kleineren Rahmen mit der Band Von Brücken.

Die Angststörung ist eine der psychischen Krankheiten, die oft noch belächelt wird. Die man mit „stell dich nicht so an“ und „reiß dich zusammen“ abtut, was auch mit der Depression oft geschieht. Man kann nicht oft genug darauf hinweisen, dass eine solche Erkrankung nicht steuerbar ist. Dass man ärztliche und therapeutische Hilfe braucht. Dass sie einen bis zur Bewegungslosigkeit lähmen kann.

Nicholas ist von Beginn an sehr offensiv mit seiner Geschichte und dem Krankheitsbild umgegangen. Schon zur Jahreswende 2015/16 gab er in Talkshows und Interviews sehr persönliche Einblicke in die Thematik und war gerne bereit, in sein Innerstes blicken zu lassen. Auch im Gespräch mit MHQ, das ihr HIER nachlesen könnt.

Die autobiographische Erzählung springt manchmal in der Chronologie, hat aber einen roten Faden, was die ersten Anzeichen der Erkrankung, den Verlauf und die Auswirkungen angeht. Nicholas erzählt von der engen Verbundenheit zu seiner Familie, von der Zeit, in der er einige im nahe stehende Menschen, darunter die Mutter, verlor und was das in ihm auslöste. In einem Moment lustige Anekdoten aus dem Dorfleben, dann wieder tiefe Verzweiflung. Und das Credo, dass es irgendwie weitergehen muss. Schließlich hängt ein Rattenschwanz an Abhängigkeiten hinter der Band Jupiter Jones und man kann nicht alle im Stich lassen.

Es gelingt Nicholas gut, diese emotionale Reise im inneren Monolog zu beschreiben. Die Annäherung an die Angst als solche bleibt dabei absolut subjektiv. Logisch – es soll ja auch kein psychiatrisches Sachbuch sein. Stattdessen kann der geneigte Leser nachvollziehen, was im Kopf des Protagonisten vorging und vorgeht. Er versucht eine wirklichkeitsnahe Beschreibung der Vorgänge und das gelingt ihm auch in den meisten Fällen. Wo Dinge unerklärbar bleiben, wird das auch ehrlich ausgesprochen.

Nicholas kann seinen Lesern Mut machen. Auch dann, wenn sie selbst in einer scheinbar ausweglosen Situation stecken. Er zeigt auf, wie er mit der Angst umgegangen ist, wie Menschen in seinem Umfeld ihn gestärkt und ihm geholfen haben. Und mit der Rückkehr zur Musik und der neuen Band Von Brücken hat die Geschichte auch ein Happy End.

Das Buch ist bestens geeignet für Fans guter Musik, für alle, die mehr über Jupiter Jones, Von Brücken und die Person Nicholas Müller wissen wollen. Aber auch für alle, die Angst als psychische Erkrankung verstehen wollen, selbst darunter leiden oder jemanden kennen, der eine Angststörung oder Depressionen hat. Das mir vorliegende Hörbuch ist spannend anzuhören und gibt häufig eine Gänsehaut mit. Großartig!

Nicholas Müller - Ich bin mal eben wieder tot: Wie ich lernte, mit der Angst zu leben

Letzte Aktualisierung am 19.03.2024 um 01:17 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Bezahlte ANZEIGE