Incubus – Fotos aus Köln 2018
Hier findet ihr unsere Fotos vom Incubus Konzert am 28. August 2018 im Palladium in Köln.
Hier findet ihr unsere Fotos vom Incubus Konzert am 28. August 2018 im Palladium in Köln.
Nach „Pink Friday“, „Pink Friday: Roman Reloaded“ und „The Pinkprint“ ist „Queen“ das vierte Studioalbum von Nicki Minaj. Die Rapperin wurde 1982 im Inselstaat Trinidad und Tobago geboren. In den USA verzeichnete sie bereits zwei Alben an der Chartspitze. Nach der Pink-Trilogie ihrer ersten Alben hatte sie sich vier Jahre Pause verordnet, um nun als Königin des Rap zurückzukehren. Und es ist eine äußerst triumphale Rückkehr.
Schon der Opener „Ganja Burns“ zeigt Nicki in ihren beiden gleichberechtigten Welten: als Rapperin und Sängerin. Die Geschwindigkeit und Wortgewandtheit wird dabei nur noch gesteigert, wenn sie sich in Kollaborationen mit den männlichen Kollegen messen muss. Ohnehin sind die Gäste ein Who-is-who der Szene. Keine geringeren Features als Eminem, Lil Wayne, Ariane Grande und The Weeknd sind vertreten.
Wie im Rap-Business üblich, teilt auch Nicki ordentlich aus. In „Barbie Dreams“ rappt sie darüber, welche männlichen Kollegen es im Bett wohl nicht bringen werden. Mit The Weeknd hingegen betrauert sie eine enttäuschte Liebe. Ansonsten aber geht es um altbewährte Themen: Money, Sex und Parties. Dabei bleibt sie durchgehend energisch, angriffslustig, fast schon aggressiv.
Was auffällt sind die sehr saubere Produktion und das mehr als geniale Artwork. Nicki Minaj ist im Rap-Olymp angekommen und verteidigt den Thron gekonnt gegen strebsame Kolleginnen wie Cardi B. Allein mit der Albumlänge hat sie vielleicht etwas übertrieben – die letzten Tracks wirken recht eintönig. Doch das ist Jammern auf wirklich hohem Niveau.
Wenn man die Klänge des Debütalbums von The Gardener & The Tree hört, denkt man unweigerlich an die Weiten Skandinaviens, Australiens, Kanadas und Amerikas. Dass die Indie-Folk-Band allerdings aus der Schweiz stammt, ist dann gleich die erste Überraschung – und lange nicht die letzte.
Die Band wurde 2013 gegründet und hat bisher zwei EPs veröffentlicht. Den Song „Postcards“ hat man sicher schon mal in den Tiefen des Internets gehört. Auf Spotify verzeichnet er über eine Million Klicks. Und das ist kein Wunder! Selten hat mich eine männliche Gesangsstimme auf Anhieb so beeindruckt. Manuel Felders Vocals klingen verlebt und hochgradig emotional. Bisweilen gepresst, aber immer authentisch und eindringlich. Es ist ein Genuss, ihm zuzuhören!
Die Musik erinnert an Kings of Leon, Mumford & Sons und die Fleet Foxes: Folkrock vom Feinsten. Ein Album, das zum Träumen und zum Reisen einlädt. Vielleicht ins schwedische Laxå, das dem Album seinen Namen verlieh. Damit schließt sich der Kreis zur EP „Mossbo“. Obwohl die Band eigentlich geplant hatte, mit neuen Songs aus Schweden heimzukehren, haben sie im hohen Norden viel mehr gefunden. Nicht erwartete Weisheit und Ruhe, um einmal in sich zu kehren, haben den neuen Songs, die schlussendlich erst in der Schweiz geschrieben worden sind, Veränderung verliehen und somit den Sound der Band geprägt.
Und da sind nun diese wundervollen Songs. Oft mit verhaltenem Beginn und einer enormen Steigerung im Verlauf der Tracks. Momente der Stille bekommen ihren Raum, Percussion, spannende Gitarrenklänge. The Gardener & The Tree erzählen Geschichten und lassen uns mit fiebern. Oft werden sie hochemotional wie in „Meantime Lover“, „Baltimore Whiskey“ und „Wild Horses“. Der Facettenreichtum ist unglaublich und es gibt definitiv keine Lückenfüller.
Den Status als Geheimtipp dürften sie nur für kurze Zeit haben. Einmal reingehört und man ist infiziert. Vielleicht erleben wir mit diesem Debüt die Geburt einer ganz großen Band. Wenn der Ideenreichtum des Quintetts erhalten bleibt, dürfte dem nichts entgegen stehen.
Hier seht ihr unsere Fotos vom Wanda-Konzert im Tanzbrunnen am 18.08.2018:
Musikalisch betrachtet ist Tamara Banez kein unbeschriebenes Blatt: Als Tochter eines Jazzpianisten und Produzenten wuchs sie mit Musik und Tontechnik auf und komponierte bzw. produzierte bereits als Jugendliche eigene Songs im Tonstudio ihrer Eltern. Mit ihrem Debüt „Ecken und Kanten“ gilt sie als jüngste Entdeckung von Konstantin Wecker, der ihr Album auf seinem „Sturm und Klang“ Label veröffentlicht.
Parallelen zum großen Meister sind dann auch gleich auszumachen: Die Lieder von Tamara Banez sind wahlweise musikalische Mutmacher oder Weckrufe, ein stilistisch spannendes Wechselspiel zwischen Protestsong und Deutsch-Pop mit kritischen Inhalten. Das Anliegen der Singer-Songwriterin ist es, ihr Publikum zu berühren und zu ermutigen – für ein Stück mehr Offenheit in den Herzen und Köpfen.
Es kommt nicht von ungefähr, dass das Album mit dem Song „Sistas“ beginnt und dem Aufruf: „Die Welt muss weiblicher werden“. Es folgen zwei intensive Pianoballaden. „Yukari“ gesellschaftspolitisch an die Opfer der Fukushima-Katastrophe gerichtet, „Eine Nacht“ ganz persönlich als Liebessong.
„Du spielst – Du verlierst“ gelingt als energisches Duett mit Ni Sala-Sänger Robert Salagean. Die Songs sind einfühlsam und fröhlich, nachdenklich und wütend. Dazu passen die dezenten elektronischen Klänge im melancholischen „Spitze Scherben“.
Als Liedermacherin ist Tamara sehr variantenreich. Da ist das sehr rhythmische „Sinn“ mit filigranen Percussion-Elementen. Der einzige englischsprachige Song „Ain’t easy“ klingt ausgesprochen soulig. Ganz zum Ende gibt es schließlich eine Liveversion des Protestsongs zur „stillen Räumung“ der LMU München, der sie im Rahmen der Bildungsproteste 2009 in der Szene bekannt machte: „Wir bleiben hier“.
Das Album ist durch und durch stimmig. Tamara Banez etabliert sich hier als waschechte Liedermacherin in der langen Tradition von männlichen Vorgängern wie Hanes Wader, Konstantin Wecker und Bodo Wartke. Dass auch die Frauen etwas zu sagen haben, muss gar nicht erwähnt werden. Hier aber wird es eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Annisokay wurden 2007 in Halle/Saale gegründet. Mit Michael Jackson haben sie nur gemein, dass sein Song „Smooth Criminal“ Pate für den Bandnamen stand. Musikalisch liefern sie starken Metalcore – knallhart, modern und bisweilen auch ganz melodisch. Der Wechsel von aggressiven Shouts und Cleangesang macht den besonderen Reiz der Band aus. Da gibt es fantastische Riffs, einen hymnischen Überbau wie bei Parkway Drive und immer wieder sehr melodische Parts, die den Hörer auf den Boden zurück holen.
Klar ist ein Song wie „Innocence Was Here“ mit seinen Piano-Melodien die Ausnahme. Oder das ruhige „End Of The World“. Sie zeigen zumindest, dass Annisokay sich insgesamt ein wenig gezähmt haben und mehr wollen als nur Hau-Drauf-Rhythmen. Damit gehen sie einen wichtigen Schritt in die Zukunft.
„Arms“ ist bereits der sechste Release des Quintetts, wenn man die beiden EPs mitzählt. Und die muss man berücksichtigen, ist doch die EP „Annie Are You Okay“ mit vier Michael-Jackson-Covern ein echter Geniestreich geworden. So hat sich die Band aus Sachsen-Anhalt einen Namen in der Szene gemacht und „Arms“ ist jetzt zu Recht auf Platz 28 der Charts eingestiegen.
Mit „Coma Blue“ und „Unaware“ startet man gewohnt aggressiv, doch im Verlauf des Albums wird viel experimentiert und vor allem der melodische Teil nimmt stark zu. Trotzdem (oder gerade deswegen) macht es großen Spaß, das Album zu hören. Und es wird endlich Zeit, dass Annisokay ihren Status als Geheimtipp verlieren. Sie haben längst zu den europäischen Metalcore-Größen aufgeschlossen.
Feuerschwanz aus Nürnberg waren bei der „1. Trierer Nacht der Spielleute“ für mich noch die Überraschung des Abends. Drei Wochen später erscheint ihr neues Album „Methämmer“, von dem es im Amphitheater Trier bereits einige Songs zu hören gab. Allein der Titel „Schubsetanz“, mit dem man live zum friedvollen Pogo animierte, lohnt ein Hinhören. Und das dreigeteilte Epos „Krieger des Mets“ bringt ordentlich Schwung in die Bude. Hört sich stellenweise an wie eine (sehr gelungene) deutschsprachige Manowar-Parodie.
Inhaltlich wird das Konzept wie immer von zwei Themen beherrscht: Met und Miezen. Doch musikalisch geht es trotz dieser politischen Unkorrektheiten ordentlich zur Sache. Die harten Metalklänge werden mit Folkrock und stilvollen Instrumenten durchmischt. Und gegenüber den Vorgänger-Alben haben Feuerschwanz den Härtegrad nochmal nach oben gezogen. Auch Headbanger können sich hier zuhause fühlen.
Dass der Schlagzeuger sich „Sir Lanzeflott“ nennt und die Violinistin Stephanie Pracht unter dem Namen „Johanna von der Vögelweide“ firmiert – geschenkt. Natürlich geht es darum, Party zu machen und abzufeiern. Einen größeren Anspruch haben Feuerschwanz gar nicht. Und musikalisch gelingt ihnen das Feiern absolut, mit einer sauberen und durchaus hart rockenden Produktion. Darüber hinaus: Ein Song wie „Kinder im Geist“ liefert dann tatsächlich auch ernsthafte Lyrics.
Das Motto von Feuerschwanz: Alles halb so wild, so lange genug Met am Start ist. In der Melange aus mittelalterlichen und Rock-Instrumenten werden sie ihrem selbst gewählten Auftrag voll gerecht.
Die preisgekrönte dänische Rockband ist bekannt für ihre charakteristische Mischung aus Rock und elektronischem Sound mit eingängigen Refrains und energiegeladenen Live-Shows, die eine starke visuelle Ausdruckskraft haben.
Das Album wird eingerahmt von zwei Titeln in dänischer Sprache, die mich in ihrer Lautmalerei sofort gefangen nehmen. Vor allem „Håb“ klingt so berührend, dass ich mir ein ganzes Album in diesem Stil wünsche. In den englischsprachigen Songs gibt es aber die gewohnten Rock- und Elektropop-Nummern mit viel Synthesizer. Das vermutlich autobiographische „When We Were Kids“ klingt wie ein Tribut an die Kindheit in Kopenhagen. „Raise Your Head“ ist einer der reinsten Rocktracks, den die Band jemals geschrieben hat – mit einer Energie, die die Menschen aufrüttelt und zusammenbringt. Ob Hymne oder Hardrock-Hammer: Live werden diese Stücke jeden Zuschauer umhauen.
Ende der 90er Jahre wurde das im heimischen Studio aufgenommene Demo der Band zum meistverkauften Demo in der dänischen Musikgeschichte. Das führte dazu, dass ihr Debütalbum die Nation im Sturm eroberte und die Spitze der Album-, Single- und Radiocharts erklomm. Von Anfang an hat sich die Band an ein striktes Do-it-yourself-Ethos gehalten, wenn es um Musikvideos, visuelle Live-Effekte, Illustrationen, Grafiken und das Songschreiben ging. Mit „Hope“ geht das Trio diesen Weg unbeirrt weiter und sollte es bald schaffen, auch außerhalb Dänemarks ordentlich zu charten.
Auf dem Album gibt es zum Abschloss eine Kollaboration mit Samu Haber – den offiziellen Titelsong für die Eishockeyweltmeisterschaft, die im Mai in Dänemark stattfand.
Bevor wir uns dem neuen Album von Clueso widmen, sollten wir uns nochmal kurz bewusst machen, wo die musikalischen Wurzeln des 38-Jährigen eigentlich liegen. Nämlich im HipHop. Erst seit seinem dritten Album „Weit weg“ und der Überflieger-Single „Chicago“ kennt die Welt Thomas Hübner aus Erfurt als den Clueso von heute. Gelegentliche Kollaborationen, wie kürzlich bei „Zusammen“ mit den Fantastischen Vier, zeugen noch von alten Zeiten und langen Freundschaften. In den vergangenen 20 Jahren wurde Clueso immer erfolgreicher, jedoch ohne seine musikalische Vision aus den Augen zu verlieren. Der vorläufige Höhepunkt dieser Entwicklung war 2014 das Album „Stadtrandlichter“, mit dem er erstmals Platz 1 der deutschen Charts erreichte. 2016 folgte dann ein sehr viel puristischeres Werk, das er passenderweise „Neuanfang“ nannte, und das nun mit Album Nummer 8 seine konsequente Fortsetzung findet. Auf „Handgepäck I“ zieht sich Clueso quasi bis auf die Knochen aus und präsentiert 18 rein akustische Songs, die auf seinen zahlreichen Reisen entstanden sind. Es sind Songs, die ihm genauso gefielen, wie sie waren, die aber nie so ganz auf eines seiner bisherigen Alben passten und von denen der älteste bereits elf Jahre auf dem Buckel hat. Geschrieben hat er sie in Hotelzimmern und Autos, hinter der Bühne, auf Inseln und Bergen. Einige von ihnen hat Clueso schon live gespielt, aber die meisten sind bislang unbekannt.
Es gab für das Album nur einige wenige Studiosessions, die meisten Lieder hat Clueso unterwegs mit dem Equipment aufgenommen, das er sowieso immer bei sich trägt, Gitarre, Mikrofon, Laptop, und sie so gelassen. Nur hier und da wurden ein paar Kleinigkeiten ergänzt: Etwa ein Cello in „Wie versprochen“ oder die Dixieland-Bläser in „Zwischenstopp“. Den ein oder anderen Gesangspart hat er noch verbessert, das Album selbst aufgenommen, die meisten Instrumente eigenhändig eingespielt, alles arrangiert, produziert und abgemischt. Der größte Teil der Arbeit wurde dabei unterwegs erledigt, auch das Tracklisting legte er während eines Fluges fest. Das klingt nicht nur sehr authentisch, das ist es auch.
„Aufbruch“ ist dafür die passende Prelude. Das Stück beginnt wie ein warmer Sommerregen, in den sich eine gezupfte Gitarre und ein in der Ferne geblasenes Horn mischen. Mit „Wie versprochen“ folgt eine melancholische Hommage an das (Allein-)Reisen: „Jeder Gedanke versinkt im Schweigen des Berges nebenan“. Melancholisch geht es dann auch größtenteils weiter. Clueso spürt nicht nur seinen Reisen nach, sondern auch tief in sich hinein. Dabei fördert er aber nicht nur Nachdenkliches zutage. Mal schreitet er beschwingten Schrittes voran wie in „Waldrandlichter“ oder „Kurz vor Abflug“, dann wieder hüpft er fröhlich und ausgelassen durch die Gegend („Du und ich“). „Zwischenstopp“ klingt sogar wie ein ganzer Wanderzirkus. Um ihn herum wird es auch mal voll bluesig („Landstreicher“) oder verhalten bluesig („Morgen ist der Winter vorbei“). Und natürlich darf die Mundharmonika als das typische Wanderinstrument nicht fehlen („Einfache Fahrt“). Zwischendurch sorgt das Instrumental „Wüste“ für eine kleine Verschnaufpause. Abgerundet wird das Ganze durch das Puhdys-Cover „Wenn ein Mensch lebt“. Den Schlusspunkt unter „Handgepäck I“ setzt schließlich „Paris“, eine musikalische wie sprachliche Ode an die französische Hauptstadt, an deren Ende Clueso pfeifend seiner (weiteren) Wege zieht.
In den Texten dreht sich vieles um Sehnsucht und Fernweh, aber auch um ganz konkrete Erlebnisse, wie etwa an der Bar mit Otto und Helge Schneider während eines Auftritts von Udo Lindenberg in Leipzig. Es geht um das Gefühl nach Hause zu kommen, um die Einsamkeit nach umjubelten Konzerten, um Entschleunigung oder endlose Wartezeiten an irgendeinem Flughafengate. Vor allem aber lautet die Botschaft: Genieße den Augenblick! Clueso vermittelt sie auch auf einer Länge von 18 Songs so glaubhaft, dass zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommt. Dafür dass es auch nicht kitschig wird, sorgt die Tatsache, dass er (noch) nicht altklug genug klingt und textlich immer ebenso haarscharf wie präzise an der Tränendrüse vorbeischrammt.
Das erstaunliche ist, dass man „Handgepäck I“ die großen zeitlichen Abstände nicht anhört, die zwischen einigen der Stücke liegen. Sie alle fügen sich zu einem homogenen Gesamtwerk zusammen. Deshalb ist das Album auch alles andere und viel mehr als nur eine vermeintliche B-Seiten-Compilation. Clueso legt mit „Handgepäck I“ sein Herz auf den Tisch und konserviert darauf das wohl intensivste Stück Musik, das er bislang veröffentlicht hat. Wer weiß, vielleicht packt er seinen Koffer ja demnächst auch für eine Akustik-Tour. Der Titel lässt jedenfalls erfreulicherweise vermuten, dass dem ersten Teil des Handgepäcks noch mindestens ein weiterer folgt.
Wer sich das neue Album „Brot und Spiele“ von Saltatio Mortis in der Deluxe Edition zulegt, wird mit einem kompletten Bonusalbum namens „Panem et circensis – ad fontes“ (übersetzt: „Brot und Spiele – zum Ursprung“) belohnt. Und tatsächlich bekommt man zwei ganz unterschiedliche CDs. Das eigentliche neue Album zeigt Saltatio Mortis am Puls der Zeit. Mit zum Teil politischen und sozialkritischen Texten, einer gut produzierten Rock-Attitüde und deutschen Texten. Die Bonus-CD hingegen liefert eine sehr raue Produktion, die ganz zurück zu den mittelalterlichen Wurzeln der Band geht und an ihre Tage auf den Marktplätzen erinnert. Traditionalisten erfreuen sich hier auch an lateinischen, nordischen, skandinavischen und englischsprachigen Texten.
Angefangen hat das Oktett im Jahr 2000 als Straßenmusikband. Die ersten Alben fanden noch keine Beachtung in den Charts, doch bereits 2009 und 2011 ging es dann in die Top 10 und 2013 sowie 2015 folgte der verdiente Lohn mit zwei Nummer-1-Alben in Deutschland. Die Band ist reifer geworden und setzt an, den Platzhirschen von In Extremo den Rang abzulaufen. „Brot und Spiele“ ist quasi ihr Meisterstück. Drei Jahre haben sich die Spielleute dafür Zeit genommen. Geschrieben und geprobt haben alle in einem Raum, laut und mitreißend und zwar so lange, bis auch der letzte überzeugt war: Ja, das ist es. So wollen wir klingen! Entstanden ist ein in sich geschlossenes Album, in dessen zwölf Stücken sich all das verdichtet, was Saltatio Mortis immer schon ausgezeichnet hat: Themen, die berühren, aufregen und mitreißen.
Der Song „Große Träume“ erzählt autobiographisch von den Anfangstagen, „Dorn im Ohr“ beschreibt die Lust, durchaus beim Publikum anzuecken. Dazu passen politische Themen wie „Europa“ und der Titeltrack „Brot und Spiele“. Besonders freut mich der sehr entlarvende Text von „Besorgter Bürger“. Textzeilen wie „Du rettest nicht das Abendland, du bist ein Arschloch und Rassist“ sind ausgesprochen deutlich formuliert. Ganz bewusst nimmt die Band kontroverse Themen auf, ist dabei jedoch nie plakativ, sondern sehr authentisch.
Doch es gibt auch leise Töne, wenn „Spur des Lebens“ mit der Ansprache an ein ungeborenes Kind nachdenkliche Zweifel ausdrückt. Und wem das alles zu ernst ist, der kann in „Nie wieder Alkohol“ und „Mittelalter“ die feierwütige, joviale Seite der Band erkennen. Und mit „Brunhild“ gibt es dann noch ein echtes Epos, das die Nibelungensage erzählerisch aufleben lässt. Ein wirklich rundes Album, das in sich sehr stimmig ist. Die einstigen Spielleute sind vielseitiger geworden – vielleicht auch ein bisschen erwachsener – und haben ihr Spektrum erstaunlich erweitert. Die Texte von Schlagzeuger Lasterbalk spiegeln das überzeugend wider, loten neue Tiefen des bisher schon detailreichen Schaffens aus und scheuen auch emotionale Themen nicht.
Neben mitreißenden Rhythmen, Brettgitarren und hymnischen Melodien bilden historische Instrumente wie Drehleiern und Bouzouki und die Dudelsäcke mit ihrer archaischen Urgewalt traditionell einen wichtigen Pfeiler im musikalischen Schaffen der Karlsruher. Zu den musikalischen Gästen auf „Brot und Spiele“ zählen Malte Hoyer von Versengold sowie Mr. Hurley (Mr. Hurley & die Pulveraffen), deren gemeinsame Geschichte mit Saltatio Mortis weit in die Zeit der Mittelaltermärkte zurückreicht. Was also lag näher, als die beiden bei einem Titel wie „Mittelalter“ um launige Unterstützung zu bitten.
Sind Saltatio Mortis also noch eine Mittelalterband? Auf jeden Fall! Das macht allein die Bonus-CD „Ad Fontes“ deutlich. Hier bekommt man zwölf zuvor unveröffentlichte, komplett akustisch-mittelalterliche Stücke. Wem das eigentliche Album zu glattpoliert erscheint der erhält hiermit den perfekten Ausgleich.
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Neil Diamond kann auf eine über 50 Jahre anhaltende Erfolgsserie zurückblicken, die neben seiner Liebe zum Songwriting ganz klar auf seiner Liebe zur Bühne basiert – weshalb das Livealbum „Hot August Night III“ als weiterer Meilenstein dieser Karriere gelten darf. Das Konzert fand im Spätsommer 2012 im legendären Greek Theatre von Los Angeles zum 40. Jubiläum des Live-Meilensteins „Hot August Night“ (1972) statt.
Im Verlauf der ausgezeichneten Jubiläums-Show kann Diamond zum wiederholten Male seine Live-Qualitäten unter Beweis stellen. Vom akustischen „Forever in Blue Jeans“ über den Americana-Einschlag von „Kentucky Woman“ bis hin zum zeitlosen Sunshine-Hit „Sweet Caroline“, dem leidenschaftlichen „I Am… I Said“ oder auch dem bewegenden „America“ belegt der packende Mitschnitt, wie mühelos Diamond es auch im fünften Jahrzehnt seiner Karriere gelingt, ein Publikum mitzureißen und zu begeistern.
Das im Dezember 1972 veröffentlichte Originalalbum „Hot August Night“, dessen Titel übrigens auf der ersten Zeile des Songs „Brother Love’s Travelling Salvation Show“ (1969) basiert, hatte bereits ein vergleichbar magisches Konzert eingefangen – einen von insgesamt zehn ausverkauften Abenden, die Diamond im August 1972 im The Greek spielte. „Diese Konzerte zählen seither zu den größten Auftrittsserien eines Pop/Rock-Sängers in L.A.“, schrieb Robert Hilburn über die Shows.
Die gut zwei Stunden und zwanzig Minuten lange Performance wird visuell durch exklusives „Behind-the-Scenes“-Material mit der Band und Diamonds Crew abgerundet. Neil ist stimmlich in Topform – und es gibt die geniale Performance des Altmeisters sowohl auf CD als auch auf DVD. Was will man mehr?
Manchmal schließen sich Kreise. Als Alice In Chains 1993 im Rahmen ihrer „Dirt“-Tour in der legendären Bonner Biskuithalle spielten, hatte ich die Ehre den nicht minder legendären Layne Staley, der 2002 an einer Überdosis Drogen starb, am Mikro zu erleben. 25 Jahre später, im Juli diesen Jahres, gab es ein Wiedersehen in der Kölner Live Music Hall. Diesmal mit William DuVall als Sänger, der wohl ähnlich wie Brian Johnson bei AC/DC ewig das Prädikat „Der Neue“ tragen muss, obwohl er Alice In Chains nun auch schon seit zwölf Jahren angehört. Das letzte Album mit Layne Staley entstand 1995 im Bad Animals Studio in Seattle und seitdem haben Alice In Chains keine Songs mehr in ihrer Heimatstadt aufgenommen. Bis zu „Rainier Fog“, dem jetzt erscheinenden sechsten Album ihrer ebenso langen wie wechselvollen Geschichte, das ebenfalls in dem inzwischen in Studio X umbenannten Bad Animals Studio entstand. Der Titel ist eine liebevoll-ironische Hommage an den Mount Rainier in Washington und das Titelstück ein Tribut an die Musikszene der regnerischen Grunge-Metropole im Nordwesten der Vereinigten Staaten.
„Rainier Fog“ ist das erste Album von Alice In Chains seit fünf Jahren. Mit den beiden Grammy-nominierten Vorgängern „Black Gives Way To Blue“ und „The Devil Put Dinosaurs Here“ haben William DuVall, Gitarrist Jerry Cantrell, Drummer Sean Kinney und Bassist Mike Inez die musikalische Messlatte verdammt hoch gelegt, allerdings ließen die bisherigen drei Singleauskopplungen „So Far Under“, „The One You Know“ (gesungen von Cantrell) und „Never Fade“ schon erahnen, dass „Rainier Fog“ in der Lage sein würde diese Marke zu reißen. Und so ist es auch. „Rainier Fog“ ist locker, luftig, leicht, gleichzeitig schwer und dröhnend, entweder abwechselnd oder alles zusammen. So beginnt „The One You Know“ als Opener stampfend wie ein einfahrender Zug, dessen weitere Fahrt dann in einem strahlend hellen Sonnenaufgang endet. Knapp eine Stunde oder zehn Songs lang darf man sich gedanklich wieder in die Zeit zurückversetzen lassen, als Flanellhemden und Chucks zum Dresscode einer ganzen Generation wurden und Bands wie Alice In Chains, Nirvana, Pearl Jam oder Soundgarden die bis dahin vorherrschenden musikalischen Konventionen in Schutt und Asche legten.
Alice In Chains schufen in dieser Zeit nicht nur mit ihren Alben „Facelift“ und „Dirt“ oder dem grossartigen Mitschnitt ihres „MTV Unplugged“-Auftritts, sondern auch mit den EPs „We Die Young“, „SAP“ und „Jar Of Flies“ absolute Meilensteine. „Rainier Fog“ schafft es an diese Zeit anzuknüpfen ohne anbiedernd oder altbacken zu klingen. Den ein klein wenig zu glattgebügelten Eindruck, den sie mit den beiden Vorgängeralben hinterlassen haben, schmeißen Alice In Chains zugunsten dreckiger Kreissägengitarren über Bord und scheren sich einen Dreck um Radiotauglichkeit und Billboard-Charts. So ist kein Song kürzer als viereinhalb Minuten, was die Chancen auf ein regelmäßiges Airplay drastisch verringert. Mal treibend wie im Titelstück oder in „So Far Under“, dann wieder hymnisch wie in „Fly“ oder episch wie in „Drone“, bei dem der frühere Queensryche-Gitarrist Chris DeGarmo den Akustikpart beisteuert. Noch so ein Held aus vergangenen Tagen. „Maybe“ hat sogar was von den Beatles oder zumindest von der Little River Band. „Never Fade“ ist dem im Mai des vergangenen Jahres verstorbenen Soundgarden-Frontmann Chris Cornell gewidmet. Und zum mehr als guten Schluss gibt es mit „All I Am“ nicht nur den mit 7 Minuten und 16 Sekunden längsten Song des Albums, sondern auch noch einen Ausflug in die Prog Rock-Ecke.
Nach eigener Aussage werden Alice In Chains „jeden Entstehungsschritt dieses Albums als wundervolle Erfahrung in Erinnerung behalten“. Dazu gehört dann nicht nur die Phase im Studio X sondern auch weitere Recordings in den Henson Studios in Los Angeles sowie im Studio von Produzent Nick Raskulinecz in Nashville. Für den Mix zeichnet übrigens Joe Barresi (Queens Of The Stone Age, Tool) verantwortlich. William DuVall fasst die Gefühlslage der Band so zusammen: „Wir sind wahnsinnig stolz auf das ganze Album!“. Und das vollkommen zu Recht! Rund um die Veröffentlichung wird es im Club „The Crocodile“ in Seattle am 23. und 24. August eine Ausstellung mit Memorabilia, Fotos und limitiertem Merchandise aus mehr als 30 Jahren Bandgeschichte geben. Alice In Chains selbst beweisen mit „Rainier Fog“ einmal mehr, dass sie noch lange nicht reif für’s Museum sind.
„Rettet das ExHaus“ lautet die Devise im Jahr 2018. Wer die Einrichtung und den Konzertort in Trier nicht kennt: Das Exzellenzhaus ist ein selbstverwaltetes Jugend- und Kulturzentrum. Die Schwerpunkte liegen zum einen in der Jugendarbeit und zum anderen in der Förderung von Jugendkultur. Das Haus wird von einem Verein verwaltet, der von der Stadt finanziell unterstützt wird. Durch einen Kinderhort und verschiedene sozialpädagogisch betreute Freizeitangebote für Jugendliche erfüllt es eine wichtige Funktion im Stadtteil Trier-Nord, einem sozialen Brennpunkt in der ältesten Stadt Deutschlands. Es stellt außerdem Bands der regionalen Musikszene Probe- und Aufführungsräume zur Verfügung.
Seit über 40 Jahren selbstverwaltet steht es momentan nicht gut um das ExHaus: Brandschutzauflagen haben die Kapazität der Räumlichkeiten eingeschränkt, der Trägerverein ist insolvent, umfangreiche Baumaßnahmen stehen an. Da das Haus der Trierer Szene wichtig ist, haben sich viele Unterstützer der Aktion „Rettet das ExHaus!“ und der Kampagne „Werde ExFreund/in“ angeschlossen. Man kann einiges tun, um das Haus zu unterstützen: Spenden, sich öffentlich zu der Einrichtung bekennen, ein T-Shirt „ExFreund/in“ erwerben – und natürlich die vielen Konzerte besuchen, die im Jahr 2018 an Quantität und Qualität enorm zugenommen haben. Auch ein Zeichen von Solidarität!
So fand am 18. August 2018 das „Summerblast Festival“ endlich wieder auf der Sommerbühne statt, ein bekanntes Musikfestival aus den Bereichen Metalcore, Hardcore, Punk, Deathcore, Post-Hardcore und Emocore. Zwölf Stunden lang wurde der Innenhof des ExHauses beschallt. Elf Bands sorgten für ausgelassene Stimmung und laute Töne. Das Festival war leider nicht ausverkauft, aber sehr gut besucht – und die Hartgesottenen, die den kompletten Tag mit Bier und Hitze überstanden hatten, konnte man am Abend gut in der Menge ausmachen.
Wer war alles am Start? Den Anfang machten die Lokalmatadoren I Am Noah aus Trier. Ich selbst war so früh noch nicht auf dem Gelände, aber ich habe mir sagen lassen, dass der Auftritt der Trierer Metalcore-Band ein erstes Highlight war und man von dieser Truppe noch einiges hören wird. Es gab Bands aus Australien, Kanada, UK und den USA. Spielarten wie Deathcore, Metalcore, Hardcore – gerne auch in der melodischen oder punkigen Variante.
Ich trudelte erst zu den Australiern DEEZ NUTS ein, die eine durchaus bedeutende Fanschar mitgebracht hatten (wie man an der T-Shirt-Inflation erkennen konnte) und den Abend kurz nach 18 Uhr stilvoll einleiteten. Es folgten mit NORTHLANE ebenfalls Australier, die die Stimmung weiterhin auf einem hohen Level hielten. In Australien ist die Band eine musikalische Bank und kann drei Top-3-Alben verbuchen. Sänger Marcus Bridge gibt mit seiner Mischung aus Growls und aggressiven Gesangseinlagen den starken Frontmann. Die Stimmung war und blieb siedendheiß. Wagemutige Stagediver, die vom Basketballkorb in die Menge sprangen, und die bewegungsfreudigen Teilnehmer am Circle Pit taten ihr Übriges dazu.
COMEBACK KID aus Kanada vermischten die harten Klänge mit einer Punk-Attitüde. Das brachte Abwechslung ins Geschehen und vor allem die melodischen Parts wurden vom Publikum wohlwollend aufgenommen. Bis es dann um 22 Uhr mit SICK OF IT ALL weiterging, drohte der Stimmungspegel fast schon zu sinken. Hatten sie doch den Umbau um 15 Minuten überzogen und die Zuschauer mit einem langen Live-Soundcheck gequält. Das war aber vergessen, sobald die ersten Oldschool-Klänge der Hardcore-Heroen aus Queens den Innenhof beschallten. Seit 32 Jahren gibt es die Band nun schon – und es sind (zumindest gefühlt) keine alten Herren, die da auf der Bühne stehen und den totalen Abriss veranstalten. Die Fans zollten nicht nur Respekt an die Wegbereiter des Genres, sondern feierten den Abschluss des Festivals ordentlich mit. Geiles Wetter, geiler Sound, geile Bands. So ging der Tag in Trier zu Ende.
Noch was zur Organisation? Das Gelände war ausgestattet mit Bierständen und einer Kaffeebar. Für den Hunger zwischendurch gab es empfehlenswerte Burritos – mit und ohne Fleisch. Die Zahl an Merchandise-Ständen war schier unüberschaubar. Wer einen Kleiderschrank zu füllen hatte, konnte das hier locker tun. Alles verlief reibungslos und friedlich. Und es wurde viel weniger Security gebraucht als bei manchen Schlager-Events. Man kann den Veranstaltern nur ein Kompliment machen.
Was steht noch an im Jahr 2018? Die Konzertreihe ist noch lange nicht beendet – einige Highlights der nächsten Monate:
Fazit: Tut Gutes! Besucht mehr Konzerte! Rettet das ExHaus! Diese Trierer Institution darf nicht sterben…
Klar kann man sich die Frage stellen, ob es unbedingt nötig ist, alte Elvis-Titel neu zu instrumentieren, um ihnen einen modernen Klang zu verleihen. Aber wenn dann Lisa Marie Presley im Duett mit der Stimme ihres verstorbenen Vaters „Where No One Stands Alone“ anstimmt, bekommt man doch zu Recht eine Gänsehaut. Schön, dass die moderne Technik solch einzigartige Momente möglich macht. In den Liner Notes schreibt Lisa Marie über diesen Song: “Es war sehr bewegend, gemeinsam mit meinem Vater zu singen. Der Text spricht mich an und berührt meine Seele. Ich bin sicher, dass die Worte bei meinem Vater sehr ähnliche Gefühle ausgelöst haben.“
Das Album wurde von Joel Weinshanker, Lisa Marie Presley und Andy Childs produziert und präsentiert die gefühlvollen Songs in zeitgemäßem Soundgewand: Instrumente wurden neu eingespielt und legendäre Musiker, die Elvis zu Lebzeiten im Studio und auf der Bühne begleiteten, sind ebenfalls beteiligt. Die Background-Vocals auf dem Album haben musikalische Weggefährten von Elvis Presley beigesteuert. Mit dabei: Darlene Love, die zum ersten Mal 1968 mit Elvis bei seinem NBC TV Special auf der Bühne stand oder Dr. Cissy Houston, ein ehemaliges Mitglied von The Sweet Inspirations, die Elvis Anfang 1969 bei seinen Auftritten begleitete. Dazu kommen Terry Blackwood, Armond Morales und Jim Murray.
„Where No One Stands Alone“ dokumentiert nicht nur 14 Lieblings-Gospelsongs von Elvis, sondern auch die musikalische Vielfalt dieses Genres. Natürlich dürfen hier Klassiker wie der 1965er Top 5-Hit „Crying In The Chapel“ und Songs wie „How Great Thou Art“, „You’ll Never Walk Alone“ und das rockige „Saved“ nicht fehlen. Traditionelle Hymnen und Spirituals („So High“, „Stand By Me“, „In The Garden“, natürlich auch „Amazing Grace“) runden die Titelliste ab.
Elvis Presley sagte einmal: “Von meinem zweiten Lebensjahr an wurde Gospel zu einem Teil meines Lebens. Diese Musik bot eine Fluchtmöglichkeit, wenn ich Probleme hatte und sie nahm die ganze Last von mir.“ Auch wenn man Elvis vor allem mit seiner Version des Rock’n’Roll assoziiert, dem explosiven Stilmix aus Blues, Bluegrass, Country, Swing und Pop, mit dem er die Welt veränderte, war Gospelmusik für ihn immer unglaublich wichtig. Denn hier, in der kirchlichen Musik mit ihren Hymnen und Spirituals, hatte er seine Wurzeln, in denen seine musikalische Vision ein Leben lang tief verankert war.
Das bestätigt auch Lisa Marie Presley in den Liner Notes des Albums, wenn sie sagt: “Gospel war sein Lieblings-Genre. Bei diesen Liedern klang er so leidenschaftlich wie nie und zugleich spürte man seinen inneren Frieden. Wenn er Gospel sang – für sich und mich in unserem Zuhause oder vor Tausenden von Fans – lebte er förmlich auf.“ Wer das Album hört, kann sich davon überzeugen. Und der moderne Sound ist absolut stimmig. Elvis‘ Stimme wird von den Veränderungen nicht angegriffen. Gute Arbeit!
Irgendwann zwischen Guildo Horn, Andrea Berg und Helene Fischer muss irgendein Schlagerfreund entschieden haben, dass das Genre nur noch mit elektronischem Discobeat funktioniert. Den Eindruck kann man zumindest gewinnen, wenn man die Veröffentlichungen der neuen Publikumslieblinge hört. Vincent Gross fällt in diese Kategorie. „Möwengold“ heißt sein zweites Album, das sich musikalisch nahtlos an sein Debüt anschließt und mit einer Mischung aus Pop, Dance und Schlager die Zukunft des modernen Schlagers mustergültig repräsentiert.
„Möwengold“ ist Vincents synonym für das pure Glück: „Hier spielen meine persönlichen Glücksgefühle, die mich stets mit der Nordsee verbinden, eine Rolle. Ich liebe Möwen und ich bin ein absolut positiv denkender Mensch. Ich denke, dass es diese beiden Faktoren waren, die den Geistesblitz zum Albumtitel auslösten. Und das geschah absolut spontan, mitten in der Nacht.“
Das Album strotzt demnach auch vor positiven Gefühlen. „Dieser Beat“ ist Sinnbild für besagten Tanzrhythmus, der fast allen Songs innewohnt. „Nordlichter“ funktioniert als typischer Pop-Schlager und gibt als Eröffnungssong das Motto vor. Meiner Ansicht nach würden dieser Track und andere Stücke akustisch noch viel besser funktionieren.
Eher sanft und ruhig beleuchtet das Lied „Ich schwöre“ die wahre Liebe. „Ich schwöre, du bist mein Glück“ himmelt Vincent die Frau seines Herzens an. Im Hintergrund bauen virtuose Chöre ein Soundgebilde, das Spannung erzeugt und emotional mitreißt. Im Stile eines Singer-Songwriters mit akustischer Gitarre startet der Song „Wer schläft schon gern allein“. Diese klassische Pop-Hymne auf die Liebe ist tanzbar und überzeugt durch seine eingängige, schöne Melodie. Durch Balladen wie „Sarah“ und „Teddybär“ macht Vincent Gross vor, dass ihm auch das Deutschpop-Metier ganz gut liegt. Mit dem Stimmungshit „Supersommer“ hingegen kann er jede Schlagerparty crashen.
So entsteht Song für Song ein vielseitiges Schlageralbum, das jung und alt gefallen könnte. Auf jeden Fall ist es mutig, sich als junger Mann einen Platz zwischen Vanessa Mai und der allgegenwärtigen Helene zu suchen.
Die größte Stärke von Tarja liegt in ihrer Live-Performance. Das war schon bei Nightwish so und zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Solo-Karriere. Im Jahr 2012 trat sie mit „Act I“ den Beweis an, dass ihre Bühnenpräsenz gepaart mit einer fantastischen, charismatischen Stimme auch im Mitschnitt auf CD oder DVD funktioniert. Ein umjubelter Erfolg und hohe Chartpositionen waren der Lohn – und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie mit „Act II“ nachzieht. Jetzt (sechs Jahre später) ist es soweit.
Vermutlich ist es am besten, wenn man der Performance am Bildschirm folgen kann. Mir liegt zur Review nur die 2CD-Version vor, daher beziehe ich mich darauf. Das Konzert wurde am 26. November 2016 in Mailand mitgeschnitten und enthält einen atemberaubenden Auftritt der finnischen Sängerin. Voller Bombast und sehr energiegeladen. Man kann nachvollziehen, wie das jubelnde Publikum auf die Gothic Metal Darbietung reagiert und vor allem Songs wie das Nightwish-Medley aus „Tutankhamen“, „Ever Dream“, „The Riddler“ und „Slaying The Dreamer“ begeistert abfeiert.
Damit endet CD 1 und CD 2 startet mit einem fulminanten James Bond-Cover: „Goldfinger“. Darüber hinaus bietet das Konzert der „The Shadow Shows“ Tour einen ordentlichen Querschnitt von Tarjas bisherigen Soloalben. Fans und Neulinge können sich leicht in ihren Bann ziehen lassen.
Tarja ist eine Diva im positivsten Sinn des Wortes. Das stellt sie mit ihrem Livealbum mal wieder beeindruckend unter Beweis. Meine Empfehlung!
Benne – eigentlich Benedikt Ruchay – bleibt auch mit seinem dritten Album ein Geheimtipp in der deutschen Songwriter-Landschaft. Gerade deswegen lohn es sich, seiner Musik ein Ohr zu gönnen. Benne ist kein Freund lauter Töne und vertrackter Rhythmen. Vielmehr wählt er eine einfache, sehr melancholische Sprache und kommt mit einfachen Mitteln aus. Seine Songs sind der Gegenentwurf zu einer lauten Zeit, die gefüllt ist mit Meinungen, die vorschnell Recht haben wollen und die Stärke und die Zärtlichkeit der Ellbogen als gangbares Mittel auserkoren hat. Es geht auch anders. „Im Großen und Ganzen“ erzählt von der „relativierenden Sicht auf sich selbst, die das Große im Blick behält. Sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen und eingebettet zu sein in der Welt“, fasst Benne zusammen. Solche bescheidenen Töne tun gut.
Viele seiner Stücke erzählen von verlorener Liebe und dem Vermissen. Das ist sehr anrührend. „Auf den alten Fotos sehen wir immer noch gut aus“, heißt es in „Zu früh, zu spät“. Und „Alle haben gesagt, wir heiraten mal“ lautet der verzweifelte Kernsatz in „Ich hab heut Nacht geträumt“. In solchen einfachen Sätzen bringt Benne die Vergangenheit ebenso wie die Gegenwart zum leuchten und macht sie lebendig. Man kann sich diesen intensiven Momenten kaum entziehen.
„Im Großen und Ganzen“ ist ein Album über die Begegnungen mit anderen Menschen, dem Leben und sich selbst. Musik, die starke und ehrliche Bilder erzeugt. Das Erzählen von Geschichten, die man nachvollziehen kann. fällt Benne leicht. In „Herr Krämer“ ist es der langweilige Alltag eines Menschen, der einmal etwas bewegen wollte. Und „Alles bewegt sich“ betrachtet mit philosophischen Worten das Leben an sich: „Mein Herz wird nicht größer, nur weil’s schwerer ist“.
Bennes Texte sind niemals oberflächlich. Dazu kommen einfache, strukturierte Arrangements, die ins Ohr und zu Herzen gehen. In der melancholischen Nische zwischen Tim Bendzko und Philipp Poisel braucht Benne sich nicht zu verstecken. Seine Songs sind ebenso gefühlvoll und überzeugend. „Im Großen und Ganzen“ ist ein fantastisches Album, das man von der ersten bis zur letzten Sekunde immer wieder hören kann.
Vor zehn Jahren sorgte der Film „Mamma Mia!“, der auf dem gleichnamigen ABBA-Musical beruhte, durchaus für Furore. Meryl Streep, Amanda Seyfried und Pierce Brosnan zeigten (zum Teil unerwartete) gesangliche Qualitäten. Und die bekannten Songs funktionierten ausgesprochen gut, sodass auch der Soundtrack ein riesiger Erfolg wurde. Die Hits zum Mitträllern in neuen, fröhlich aufgepeppten Versionen? Aber ja. Das hatte blendend funktioniert.
Zehn Jahre später gibt es die Fortsetzung „Mamma Mia! Here We Go Again“. Ohne Musical-Grundlage, aber nach dem bekannten Erfolgsrezept. Den Film habe ich noch nicht gesehen, aber es gibt ja den Soundtrack zum Eingrooven. Ein Blick auf die Tracklist zeigt, dass die größten Kracher schon verbraten waren. Viele Songs sind mir auf den ersten Blick unbekannt. Doch es finden sich noch genügend Hits wie „Waterloo“, „Knowing Me, Knowing You“, „Dancing Queen“, „Fernando“ und „Super Trouper“.
Die Performance der Schauspieler hat absoluten Charme. Amanda Seyfried singt nicht mehr kindlich naiv, sondern bietet eine charakterlich starke Stimme. Lily James glänzt als junge Donna Sheridan und trägt die meisten der Songs. Eine Aufgabe, die sie mit Bravour meistert. Pierce Brosnan und Colin Firth singen zu hören, macht ohnehin immer Spaß – und „Dancing Queen“ im chorischen Ensemble ist einfach eine Wucht. Sehr betörend auch Cher als Ruby Sheridan mit „Fernando“. Ein Highlight des Albums! Und wenn Meryl Streep am Ende „The Day Before You Came“ anstimmt, bleibt kein Auge trocken.
In der Tracklist finden sich einige neu entdeckte Perlen: „When I Kissed The Teacher“, „I Have A Dream“ und „Angel Eyes“ fügen sich fein in das erzählende Musical-Konzept ein. Wenn der Film so gut funktioniert wie der Soundtrack, sollte man einen Ausflug ins Kino wagen. Bei hochsommerlichen Temperaturen tut die Klimaanlage dort zudem ganz gut.