Streik der öffentlichen Verkehrsmitteln im Ruhrgebiet und ich will von Dortmund auszu 3 Doors Down nach Düsseldorf in die Mitsubishi-Halle… Das widerspricht sich und es bleibt nur ein PKW als Fortbewegungsmittel, was sich etliche andere Fans wohl auch gedacht haben. Und während die erste Vorband Prime Circle schon ihr Konzert abspult, stehe ich noch im Stau und die Parkplatzsuche steht noch aus! Trotz Dauerregen und Streik ist es überraschend voll in der ehemaligen Philippshalle als ich es zu Seether auf einen der Rangplätze auf der Tribühne schaffe. Die ursprünglich südafrikanische Band gibt sich als 3-Mann-Kombo puristisch und im Grunge-Stil – Sänger Shaun in seinem Skelett-Shirt lässt seine langen Haare ins Gesicht hängen, Bassist Dale trägt einen Irokesenschnitt während sein Bass an seinen Knien hängt und John trommelt souverän auf seinen Drums. Ein wenig Alternative kann nicht schaden bei Songs wie “Gasoline” und “Fine Again”. Der “Country Song” der aktuellen Scheibe wird von Dale mit Akustikgitarre angestimmt und mit heavy tunes gepaart. Seinen Bass lässt er eine Etage drunter einfach hängen. Der Backdrop auf der Bühne stellt das Titelbild der aktuellen CD “Holding Onto Strings Better Left To Fray” dar. Zum romantischen “Broken” wird für Dale ein Barhocker herangetragen, sein Bass gegen Gitarre getauscht und die Bühne in herrliche Lichtkegel getaucht – Jubel aus dem Publikum inklusive. Um 21 Uhr beenden Seether ihr Set mit “Remedy”, nochmals Geschreddere zum Wachwerden in der Umbaupause. Positiv am Veranstaltungsort ist die recht passable Gastroverpflegung, so überbrücken zumindest heiße Würstchen und Brezeln die Wartezeit bis zum Headliner 3 Doors Down. Auf der mit Vorhängen abgehangenen Bühne steht nur einsam ein Mikro, mit einem Ruck werden die Vorhänge weggerissen und Bühne ist frei für eine Riesenuhr auf der Leinwand, die sich als Motiv auf den Bass-Drums wiederspiegelt. Mit “Time Of My Life” startet die Show, stimmlich ist Sänger Brad noch weit weg vom “warmgesungen” sein, jedoch kriegt er die Halle sofort zum Mitklatschen. Kein Wunder… Es ist 21.45 Uhr als die Show beginnt und alles wartete ungeduldig auf den Headliner. Sofort bedankt er sich mit “God bless you, my friends” und es geht weiter mit “Duck And Run”. Brad springt auf die kleine Anhöhe, auf der das Schlagzeug steht, schnappt sich ein Drumstick und schlägt auf die Cimbals ein. Den benutzen Drumstick überreicht er in den ersten Reihen persönlich einem Fan. Er sucht oft den Kontakt zu seinen Anhängern und wagt sich immer wieder an die Absperrung oder springt auf die Lautsprecherboxen, um näher an den seitlich stehenden Fans zu sein. Zu “Away From The Sun” werden mal nicht die Feuerzeuge gezückt, sondern die hochgehaltenen Handys und Kameras dienen als Leuchtpunkte im Publikum. Das müsste die Band mal von Publikumseite sehen! Auf der großen Leinwand hinter Drummer Greg werden zu den Songs Graphiken und Bilder oder auch kurze Live-Einblendungen von Brad gezeigt. Brav bedankt er sich immer wieder bei seinen “Freunden”, dem Publikum – von der restlichen Band kommt nicht viel Regung. Lediglich Drummer Greg klinkt sich bei den backing-vocals ein und verleiht nach und nach Brads Live-Stimme mehr Ausdruck.
Zu “What´s Left” wird die Bühne und die Leinwand in rosa und lilafarbene Lichter eingetaucht, während beim leicht patriotischen “Citizen Soldier” Feuermotive die Leinwand beherrschen. Körpereinsatz zeigt Brad bei “Changes” und schmeisst sich kniend auf den Boden und lässt sich von den Fans aus erster Reihe auf die Absperrung der ersten Reihe heben und festhalten, während er den Song zum Besten gibt. Brav bedankt er sich sogar bei den Fans für das Festhalten – irgendwie scheinen 3 Doors Down ja schon die nette, brave und fast schon kitschige Kopie von Alter Bridge zu sein. Mit der Absicht, die Welt verändern zu wollen, äußert sich Brad in einer schwarz/weiß Video-Einspielung zur schwierigen Jugendzeit und stimmt live “When You´re Young” an, um das Lied zum Ende hin a cappella ausklingen zu lassen. Toll! Mehr davon! “You sound wonderful tonight!” ruft Brad der Menge zu.
Schnulzig und romantisch wird es zu “Heaven”, wenn die Leinwand in ein Vollmondbild mit Meeresimpression getaucht wird. Zum wohl größten Hit der Band “Here Without You” kann nun endlich fast die ganze Halle – ausverkauft mit 5000 Leuten – mitsingen. Brad ist gerührt – vor ca. 11 Jahren spielten sie ihre Show in Deutschland vor einer handvoll Leute und mittlerweile handelt es sich um ihre bisher größte Show in Deutschland, ach was – außerhalb der Staaten, behauptet er. Richtig rockig wird es mit den Zugaben “Kryptonite”, dem Song, mit dem der Durchbruch der Band erfolgte, und dem Old School Rock&Roll- Song “Believer” und seinen kurzen Soli und Judas-Priest-Breaking-The-Law-Einlagen. Den Abschlusssong “When I´m Gone” widmet Brad allen Soldaten, die in seinem und unserem Land für das Wohl und den Frieden der Menschheit sorgen. Patriotistisch eingestimmt, verlässt die Band um 23.15 Uhr die Düsseldorfer Bühnenbretter mit einem lang nachklingenden E-Dur-Akkord.
Ich weiß von Bands, die Live ein vielfaches mehr rüberbringen und besser sind als auf Platte, leider gehören 3 Doors Down genau zum Gegenteil. Außer den Dankeszeremonien von Brad gab es wenig Interaktion mit den Fans, keine gesamte Bandvorstellung, wenig Gitarren-Soli, kein Drum-Solo. Klang fast wie von Platte… schade.