Jennifer Warnes: erstes Album seit 17 Jahren
Sie kann sehr überwältigend sein, all die Negativität, die auf einen zukommt. Da ist ein konstanter Fluss von schlechten Nachrichten, Social Media Gerede und die scheinbar tägliche Dosis von Enttäuschung. Hier ist etwas Gutes, in Form von musikalischer Medizin. Eine gute Freundin kehrt zurück, eine der besten Sängerinnen unserer Zeit. Ihre Filmhits “Up Where We Belong” und “(If I Had) The Time Of My Life” sind nach Jahrzehnten noch in aller Munde. Jennifer Warnes ist zurück mit einem modernen Meisterwerk: „Another Time, Another Place“.
Die 71jährige Künstlerin aus Seattle zeigt sich darauf in Bestform – mit brillanten Songs, die persönlich, direkt und intim sind. Sie weiß, wie man Hindernisse niederreißt und Musik kreiert, die den Zuhörer umarmt. In diesen Tagen brauchen wir etwas Trost und Mitgefühl, denn es ist ein seltenes Geschenk. „Another Time, Another Place“ ist ein Album, das ein wichtiger Teil deines Lebens werden kann.
Für ihr erstes Album seit 17 Jahren kehrte sie zu ihren Wurzeln zurück und holte all ihre großartigen Freunde zusammen, um noch einmal Musik zu machen. „Ich bin gekommen, um zu singen“, sagt sie. „Und wenn ich nicht das tue, wofür ich gekommen bin, was ist der ganze Sinn?“
„Another Time, Another Place“ ist eines dieser besonderen Alben, auf dem jeder Song heraussticht, von dem man sich wünscht, dass es nie zu Ende geht und das du mit deinen Freunden teilen kannst. Es ist prall gefüllt mit ausgewählten Stücken der besten Songwriter, wie Mickey Newbury, Mark Knopfler und John Legend sowie Pearl Jam-Frontmann Eddie Vedder, Warren Haynes und Derek Trucks.
Das letzte veröffentlichte Album von Warnes ist „The Well“ aus dem Jahre 2001. Seitdem hat sie vereinzelt an ausgewählten Soundtracks gearbeitet, ebenso an Tribute-Alben oder bei Projekten ihrer Freunde. Sie sah keinen Platz für sich in der jetzigen Musikindustrie. „Ich dachte, ich werde nie wieder etwas aufnehmen. Die Musikbranche war im Wandel, die Plattenläden wurden nach und nach geschlossen, Labels wurden geschluckt und niemand wollte sich Umstände machen mit irgendeinem Girl, das einen Traum hat. Dann starben in kurzer Zeit meine Mutter, meine Nichte und meine zwei Schwestern und mein Manager hatte einen tödlichen Autounfall. Meine halbe Familie war nicht mehr da. Ich wurde still für eine sehr lange Zeit. Und dann habe ich Roscoe angerufen und gesagt ‚Lass uns ein Album machen‘.“
Beck richtete ihr ein Zimmer ein in seinem Haus in Austin und Warnes zog zu ihm. Sie wollte nicht, dass das Album düster wird. „Ich habe so viel Trauer gesehen. Ich wollte etwas machen, um mich besser zu fühlen, etwas, das anderen dabei helfen würde, sich besser zu fühlen. Diese Art von Medizin fällt nicht vom Himmel. Es ist manchmal sehr schwer Erlösung zu finden. Wenigstens hat man dieses Album an traurigen, dunklen Tagen immer griffbereit.“
Das Album wird mit der vielleicht größten Überraschung eröffnet – dem Pearl Jam-Song „Just Breathe“. Die Lyrics von Eddie Vedder sind die perfekte Botschaft, die Warnes senden will: Nimm Dir Zeit, erinnere Dich an die Liebe und atme einfach. Dieser erste Song auf dem Album, wenn man zum ersten Mal seit einigen Jahren wieder hört, das ist ein ganz besonders aufregender Moment.
„Tomorrow Night“ wurde 1939 geschrieben und später ein Blues-Hit für Lonnie Johnson. Elvis Presley und Bob Dylan coverten den Song. „Ich lernte bei einem alten Lehrer aus dem Varieté als ich ein Kind war. Ich lernte viele Songs in diesem Stil kennen. Es war der erste, den wir aufnahmen. Roscoe fragte mich, womit wir beginnen wollten. Ich sagte: ‚Stell ein Mikro hin und lass uns etwas nur mit Bass und Gesang machen.‘ Wir kehrten beide zu dem zurück, was wir am besten kennen. Zurück zu den Anfängen.“
„So Sad“ wurde von dem Rebell aus Nashville Mickey Newbury geschrieben, den Warnes durch die Smother Brothers mit 20 Jahren kennen lernte. Ebenfalls auf dem Album vertreten ist „Once I was Loved“, ein Song aus der Feder von John Legend und Marcus Hummon, der mit dem Tosca String Quartet entstanden ist, arrangiert von Stephen Barer. „I Am The Big Easy“ ist von Ray Bonneville, ein Tribute an New Orleans und seinem leichten und doch dickem Sound.
Das Album endet mit einem bekannten und beliebten Song von Mark Knopfler – „Why Worry“ vom Dire Straits-Album „Brothers In Arms“. Es ist ein perfekter Abschluss für das Set und teilt die gleiche Stimmung und Botschaft wie „Just Breathe“. Es ist das Lachen nach den Tränen.
Jennifer Warnes war schon immer dafür bekannt, wundervoll gestaltete Alben mit einem offenen Herzen zu machen, durch ihre Arbeit furchtlos ihre Liebe und Emotionen zu zeigen. Deshalb ist es der perfekte Zeitpunkt für ihre Rückkehr. Die Welt braucht ein Album wie „Another Time, Another Place“.