Love Machine: Ein verschroben charismatisches Stück deutscher Musik
Der Bandname Love Machine, der Albumtitel ‘Düsseldorf-Tokyo’ und das Cover-Artwork lassen vermuten, dass man hier ein Krautrock-Werk der Düsseldorfer Schule auf dem Tisch hat. Und dann legt man das Album ein und staunt nur noch. Was ist das? Das hat doch nichts mit den ersten Vermutungen zu tun.
Hier treffen Sounds aufeinander, die man nicht mehr dem Erwarteten assoziiert. Eine Stimme, die irgendwo zwischen Leonard Cohen, Achim Reichel und Hans Hartz pendelt; Texte die so verschroben sind, dass man auf Element Of Crime tippt; Orgelsounds, die einem Helge Schneider zu Ehren getrauen und alles fast schon mit einem Easy-Listening-Groove, der den Hörer beschwingt grinsen lässt.
Auf ihrem vierten Studioalbum spielen Marcel Rösche, Noel Lardon, Richard Eisenach, Hendrik Siems und Felix Wursthorn etwas seltsame exzentrische Rockmusik mit deutschen Texten. Rösche singt auf acht der zehn Stücke auf Düsseldorf – Tokyo, was nicht erwähnenswert wäre, wenn es nicht eine Premiere für eine Band wäre. So war es nicht geplant. Aber manchmal läuft alles anders als erwartet und es ist so wunderbar unverfroren, in Ihrer eigenen Muttersprache zu schreiben. Und das trifft jetzt auf knisternde Garage, treibender Rhythmus und alle Arten von Zischen und Jammern. Die Rhythmussektion um Schlagzeuger Noel Lardon und Bassist Richard Eisenach bleibt immer auf dem Laufenden und zeigt große Flexibilität und Reichweite, ebenso wie die gemeinsame Gitarrenarbeit von Hendrik Siems und Felix Wursthorn. Das Quintett wird von dem Pianisten Jan Lammert unterstützt, der elektrische Pianos, Klavier, Orgel und Synthesizer einsetzt und den Stücken auf Düsseldorf – Tokyo eine völlig neue Dimension verleiht. Düsseldorf – Tokyo wurde von Ende 2019 bis Anfang 2020 in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Patrick Stäudle eingespielt, während eines zweiwöchigen Rückzugs auf einen Bauernhof im Schwarzwald und während der letzten Aufnahmen in Düsseldorf im Keller unter dem alten Kraftwerk Studio. Stäudle, der seit der letzten EP Mirrors & Money der Produzent der Band ist, weiß, wie man dem Wahnsinn ein Ende setzt.
Während man sich bei der fast schon Lechtenbrink’schen Countrynummer ‘Gemeinsam Einsam’ am Ende des Albums wähnt, kommen doch noch zwei energiegeladene Rocknummern mit ‘That Mean Old Thing” und ‘The Animal’ zu Tage, die man so nicht erwartet hat und in gewisser Weise an Tom Waits oder Mink De Ville erinnern und am Ende von ‘The Animal’ wird’s dann doch noch krautig.