Mic Donet Plenty Of Love
Obwohl das Album schon fertig war, mussten sich die Fans bis heute gedulden. Oder zu Mics deutschsprachigem Debüt aus dem Jahr 2004 greifen, dass allerdings nur als Download oder zu Horrorpreisen als CD erhältlich ist. Mic Donet hat eine Wahnsinnsstimme. Voller Soul, mit viel Pathos, das er in ein ausuferndes Timbre steckt. Oft erinnert er an Xavier. Viele Hörer mögen auch genervt sein von den Koloraturen, dem ewigen Nicht-Einhalten eines zunächst perfekt getroffenen Tons. Und doch weiß Mic zu überzeugen, erzeugt er Gänsehaut und legt soviel Soul in seine Stimme, die am Ende ganz intim und emotional, warm und vor allem organisch klingt.
Zehn Songs sind auf dem Album – und zunächst war ich etwas enttäuscht. Warum? Weil eigentlich kein Track dabei ist, der mich besonders vom Hocker reißt. Klar ist da “Losing You”, der ergreifende Trip durch Liebe und gegenseitiges Loslassen. Oder das tanzbare Uptempo-Stück “Going Insane”, bei dem er endlich mal das ruhige Fahrwasser verlässt. Doch gleichzeitig wird klar, warum Xavier das Album “am Stück zu genießen” empfahl. Es wirkt als Einheit. Unglaublich ausgereift. Fast wie das Alterswerk eines schon lange Jahre aktiven Stars, der sich nicht mehr um Details kümmern muss. Mic singt mit prägnanter, leicht rauchiger Stimme. Und trotz aller stilistischen Homogenität facettenreich und niemals eintönig.
“Plenty Of Love” ist ein wirklich großes Album. Epischer Soul. Vielleicht hatte Xavier Recht und Mic Donet ist ohne das Casting-Stigma besser dran. Zumindest scheint die Freundschaft zwischen den beiden zu halten. Mic beendet seine Danksagung im Booklet mit den Worten: “Ich dachte nicht, dass es in diesem Business noch Menschen gibt, die halten was sie versprechen – die Taten sprechen lassen statt Worte – bis ich dir begegnet bin, Xavier. Ich hab es schon mal gesagt. Für mich bist du ein Engel und ich ziehe meinen Hut vor dir.” Rührselig? Vielleicht. Doch Xavier hat eine Erwartungshaltung geschürt, und Mic Donet hat sie erfüllt. Solche Seilschaften darf es gerne geben im sonst so egoistischen Geschäft.