RAMMSTEIN live in Düsseldorf – Fotogalerie vom 19.6.2022
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Brachial, laut, eine Liveshow mit Pyroeffekten und Bombast, die ihresgleichen sucht – wenn Rammstein ein Gastspiel gibt, wird Großes erwartet und entsprechend auch abgeliefert. Am vergangenen Wochenende war die Band für zwei Konzerte in Düsseldorf in der Merkur Spiel Arena zu Gast. Insgesamt rund 90.000 Besucher sahen die ausverkauften Shows. Die Konzerte sind Teil der schon 2019 gestarteten Tournee und mussten in den vergangenen Pandemie-Jahren immer wieder verschoben worden. Das Sextett nutzte die Live-Pause, um ein neues Album zu produzieren: „Zeit“ erschien Anfang März 2022.
Die martialisch anmutende Bühne wird bereits Tage vorher aufgebaut, 60 Meter breit, 30 Meter tief und rund 36 Meter hoch ist das Ungetüm aus Stahl. Die Crew ist mit über hundert Menschen und zwei mobilen Kränen rund vier Tage lang mit dem Aufbau beschäftigt. Etliche Trucks transportieren über 1300 Tonnen Equipment für die Tour durch Europa.
Für das Spektakel beginnt der Einlass bereits um 16 Uhr – los geht es am Abend erst gegen 19.30 Uhr mit dem Duo Jatekok, zwei französischen Pianistinnen, bevor der Hauptact rund eine Stunde später die Bühne betritt. Die Show beginnt mit großem Knall und dem Opener des neuen Albums. Zu den Klängen von „Armee der Tristen“ betreten die sechs Musiker die Bühne, schwarze Rauchwolken hüllen die Arena in ein schmutzig-graues Flair; passend zum Industrial-Look der Musiker wie der Aufbauten. Und damit startet, was seit fast 30 Jahren Rammstein ausmacht und in der über zwei Stunden dauernden, minutiös durchchoreographierten Show das Publikum fesselt: Eine wahre Soundwand aus harten Gitarrenriffs von Richard Kruspe und Paul Landers, simplen, aber eingängig-brachialen Schlagzeug- und Bassrhythmen von Christoph Schneider und Oliver Riedel – alles unterlegt mit elektronischen Synthesizerklängen, für die Christian „Flake“ Lorenz zuständig zeichnet, und dem lyrischen Spiel aus Provokation und Kontroverse, vorgetragen von der Bariton- Stimme Till Lindemanns. Das Erfolgsrezept mit Exportgarantie funktioniert in gleichbleibender Besetzung seit Jahrzehnten und macht aus dem Sextett die international erfolgreichste Band aus Deutschland und die Neue Deutsche Härte (NDH) populär.
Vieles beim Konzept Rammstein basiert auf den angesprochenen, bombastischen Show-Elementen, auf „größer, besser, mehr“. Auch hier setzt vieles auf den Schockfaktor, spielt aber auch mit Slapstick-Elementen – etwa wenn bei „Mein Teil“ Lindemann in einem blutigen Koch-Outfit die Bühne betritt, Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz in einem übergroßen Metallkochtopf Platz nimmt und zum Finale des Songs mit immer größer werdenden Flammenwerfern gegrillt wird. Oder die enorme Überzeichnung, wenn Lindemann zu „Pussy“ auf einer übergroßen Schaumkanone in Phallusoptik Platz nimmt und die vordersten Reihen entsprechend beglückt. Unter anderem zu „Sonne“, kurz vor dem Ende des regulären Sets, wird tief in die Effekt-Kiste gegriffen; Pyrotechnik abgefeuert auf die Zählzeiten des Refrains verwandeln das Stadion in einen Feuerkessel. Die erste Zugabe startet auf einer kleineren Bühne mitten im Publikum mit Unterstützung des Piano-Duos: Bei „Engel“ verwandelt sich die Arena in ein Lichtermeer aus Handytaschenlampen und Mitsing-Chorus, bevor die Bandmitglieder den Rückweg zur Hauptbühne antreten. Auf Schlauchbooten führt der Weg getragen von den Fans quer durchs Publikum – eine Ausnahme bildet Till Lindemann, der seine Bandkollegen auf der Bühne in Empfang nimmt.
„Rammstein“ fährt erneut mit den beliebten Feuer-Einsätzen auf: Lindemann trägt dazu eine Art Rucksack, aus dem Feuerfontänen schießen. Bei „Ich will“ wird, wie auch schon bei „Zeig dich“ das Gefühl, man sei Teil einer grotesken Messe besonders deutlich. Wie gewohnt gibt sich Rammstein wortkarg. Vier Worte werden direkt ans Publikum gerichtet, als der Frontmann sich zum Ende gegen 23 Uhr knapp bedankt. Auch dieses Konzept wendet Rammstein bereits seit den Anfangstagen an: Kaum etwas wird kommentiert oder erklärt – die oft mehrdeutigen Texte zu kontroversen Themen wie Missbrauch, Inzest, BDSM, Gewalt, Homosexualität, Fremdenhass und vielem mehr werden ebenso wie das gesamte Konstrukt dem Publikum zur Eigeninterpretation überlassen.
Die Show ist perfekt abgestimmt – einziges Manko bleibt der Sound. Laut ist zwar Trumpf, gerade bei dem imposanten, harten Klanggebilde Rammsteins, leider geht so aber vieles auch unter. Der Gesang ist insbesondere auf den Rängen oft nur schlecht zu verstehen, vieles geht im Gewummer von Bass und Schlagzeug schlicht unter.
Für Rammstein geht es in den kommenden Monaten zunächst in den Stadien Europas weiter, bis es im von August und Oktober nach Nord- und Mittelamerika geht. Für einige Konzerte gibt es noch Karten. Über die Umweltbilanz sollte man sich dabei allerdings besser nicht zu viele Gedanken machen.
Restkarten für Rammstein Europe Stadium Tour 2022
…und dann war da ja noch das HURRICANE FESTIVAL 2016! Sowohl die Veranstalter von FKP-Scorpio, als auch alle Festivalteilnehmer einschließlich meiner Person, brauchten sicherlich eine ganze Weile, um dieses “Spektakel” im Nachwege zu verdauen. Doch jetzt erstmal von Anfang an…
In diesem Jahr sollte es DIE große Geburtstagssause werden, die Jubiläumsfeier des 20.Hurricane Festival am Eichenring in Scheeßel. Waren bei der ersten Ausgabe 1997 nur rund 20.000 Gäste am Start, feiert das Hurricane in diesem Jahr mit 75.000 Besuchern mittlerweile das zweitgrößte Rock-Festival Deutschlands. Headliner wie Rammstein, Mumford & Sons und The Prodigy sorgten bereits im Februar dafür, dass sowohl das Hurricane als auch das Schwesterfestival Southside komplett ausverkauft waren. Noch nie war der Run auf die Tickets so groß.
Auch die Wettervorhersage macht allen große Hoffnung, Temperaturen bis 30 Grad und Sonnenschein sind angesagt, die besten Voraussetzungen für ein gelungenes Festival. Einen Tag vor Beginn machen die Wetterfrösche plötzlich eine Kehrtwende, Unwetter und Regen sollen kommen, was bei der herrlichen Sommerwoche noch keiner so recht glauben will. Mit bester Festivallaune starten die meisten Anreiser schon am Donnerstag, bei den sommerlichen Temperaturen sind die Staus rund ums Festivalgelände schon die erste Herausforderung, und gen späten Abend verdunkelt sich dann auch noch der Himmel zusehends.
Der Festival-Donnerstag
Doch das lässt die Laune der hartgesottenen Festivalisten nicht schmälern, denn schon am Vortag des eigentlichen Festivalstarts beginnt in der White Stage die Warm Up-Party. In der Zeltbühne herrscht ausgelassene Stimmung, zu den ersten Konzerten von u.a. den NewComern Chefboss und Großstadtgeflüster wird ordentlich abgefeiert. Der nächtlich einsetzende Starkregen mit ersten aufziehenden Gewitterfronten zwingt allerdings die Zeltbühne in die Knie, aufgrund von Unterspülungen der Bühne und des Fußbodens muss die Veranstaltung der Beck’s Camp FM-Party unerwartet abgebrochen werden, da die Sicherheit der Besucher nicht mehr gewährleistet werden kann. Und so nimmt das Dilemma seinen schicksalhaften Lauf…
Der Festival-Freitag
Aufgrund der starken Regenfälle der ersten beiden Tage treten bereits einige Tausend Festivalbesucher ihre Heimreise an, denn viele sind von den Überschwemmungen auf den Campingplätzen betroffen und komplett durchnässt. Das Festivalteam von FKP Scorpio arbeitet am Vormittag mit Hochdruck an den Trockenlegungsarbeiten auf dem Gelände und an den Bühnen. So verschiebt sich der Einlass auf ca. 15:00 Uhr, sodass Zebrahead (16:00 Uhr Green Stage) lärmend das Festival auf der Green Stage eröffnen. Entgegen der Vorhersage hält sich das Wetter mit schwül-sonnigen 30 Grad, der Festivalbetrieb läuft mit einem Schlag auf Hochtouren, die Besucher strömen wie Ameisen zu den Bühnen. Auch wenn vor allem White und Red Stage heute offenbar gar nicht mehr bespielbar sind und die Konzerte dort fast gänzlich ausfallen werden, zeigen sich die Festivalbesucher nach der anstrengenden Regennacht weiterhin feierfreudig.
So genießen wir den erfrischenden Auftritt der sympathischen Schwedenrocker von Royal Republic (17:15 Uhr Green Stage), die ebenfalls gut gelaunt all ihre Fans zu Hits wie “Tommy-Gun” oder auch “Everybody Wants To Be An Astronaut” zum Springen und zu kollektiven Lalalaa-Chören animieren können. Zu “Full Steam Spacemachine” gibt es keine Halten mehr, die Band wird zu Recht umjubelt, denn Frontmann Adam Grahn tut alles, um eine perfekte Performance abzuliefern.
Gerade erst waren alle so richtig in Fahrt gekommen, da zwingt uns eine erneut aufziehende Gewitterfront zum sofortigen Verlassen des Festivalgeländes. Um die Sicherheit aller Besucher zu gewährleisten wird von den Veranstaltern eine Unterbrechung von rund zwei Stunden angekündigt. Nach den Durchsagen an den Bühnen kann das gesamte Festivalgelände ohne Panik innerhalb von nur 17 Minuten komplett evakuiert werden. Wir überlegen kurz, entscheiden uns dann aber schnell für ein Abendessen im Gasthaus des Nachbarorts, statt das Unwetter im Auto abzuwarten. Durch die doch unerwartet kurze Unterbrechung verpassen wir leider The Hives (20:45 Uhr Green Stage), die offensichtlich ein großartiges Konzert gespielt haben und ihre Fans zu “Stop-the-rain” Chören aufgefordert haben.
Wir treffen rechtzeitig zu den Shooting Stars AnnenMayKantereit (21:45 Uhr Blue Stage) wieder auf dem Gelände ein, die seit rund einem Jahr auf Dauertour sind und derzeit ihr im März erschienenes Debütalbum “Alles Nix Konkretes“ vorstellen. Das Publikum macht zu dem Ohrwurm “Pocahontas” schon richtig Stimmung, springt und singt lauthals mit, sodass Frontmann Henning May bei ihrem ersten Hurricane geradezu überwältigt ist. Die durchweg eingängigen Songs der ehemaligen Schülerband wie “Oft Gefragt” und der wundervollen Ballade “Barfuß am Klavier”, geprägt von Mays markant rauer Stimme, fangen alltägliche Geschichten über das Leben und die Liebe ein, in denen sich jeder irgendwo wiederfinden kann.
Absolut glücklich über dieses wirklich tolle Konzert fiebern wir nun dem Kontrastprogramm der Headliner Rammstein (00:15 Uhr Green Stage) entgegen, die auch schon beim Hurricane Festival Debüt mit von der Partie waren. Mit einer Stunde Verspätung und einer Sondergenehmigung für die späte Uhrzeit geht es nun endlich mit der erwarteten gigantischen Pyroshow los, die uns bei jedem Knall ordentlich zusammenzucken lässt. Sie starten ihr Set mit dem Textkracher “Ich Tu Dir Weh”, in dem sie vom Harnkanal, von Salz und Eiter erzählen. Viel konnte ich den Texten ja noch nie abgewinnen, auch überzeugt mich heute die sadomachistische Darbietung auf der Bühne wenig, zu der Frontmann Till Lindemann auf einer Kettenplattform gen Himmel emporfährt.
Mit ihren recht harten Texten und dem sonderbaren theatralischen Sprachstil, der mich dauernd an Berthold Brechts Mackie Messer erinnert, musikalisch begleitet von Marschrhythmen und preschenden Drums, fühle ich mich persönlich nicht wirklich angesprochen. Doch unterhaltsam sind Rammstein irgendwie dann doch, und der Großteil ihrer Fans scheint ganz offensichtlich voll in ihrem Element zu sein, denn zu den tanzbaren elektronischen bis Techno-beeinflussten Stücken “Ich will” und dem Metal-lastigen “Engel” wird ordentlich abgerockt und mitgegröhlt. Als Lindemann auffordert “Wir wollen Eure Hände sehen” werden tatsächlich alle Hände emporgehoben, Rammstein wird geradezu frenetisch gefeiert, wobei fast jeder Song mit Knall und Feuerstrahl beendet wird. Die Show ist an Theatralik kaum zu übertreffen, nicht umsonst ist Rammstein die erfolgreichste deutsche Band überhaupt, obwohl ihre Fans mittlerweile schon sehr lange auf ein neues Album warten. Das regenfreie Konzert endet schließlich mit den Worten “Wir bedanken uns sehr, sehr, sehr!” und tosendem Applaus.
Der Abschluss dieses chaotischen Festivaltages macht uns weiterhin Hoffnung auf das Wetter am morgigen Tag, obwohl der Regen schon auf dem Rückweg langsam wieder einsetzt.
Der Festival-Samstag
Schon am frühen Morgen verfolgen wir die Regenfälle und Gewitter mit Argwohn, erfahren dass es beim Southside durch die schweren Unwetter bereits Verletzte gegeben hat und das Festival schließlich komplett abgebrochen wird. Wir befürchten auch für das Hurricane das Schlimmste und warten gespannt vor unserem Handy auf neueste Meldungen über die App oder das Camp FM Radio.
Die Veranstalter haben offensichtlich alle Hände voll zu tun, die Schäden auf dem Festivalgelände und an den Bühnen in Griff zu bekommen. Laut neuesten Meldungen wird mit Unterstützung von der Gemeinde, dem THW, der Feuerwehr, der Harzer Bergrettung mit schwerem Fahrzeug und der Polizei versucht, der Wassermassen Herr zu werden. Zumindest hört es gegen Nachmittag mal auf zu regnen, der Einlassbeginn ist vorerst von 15:00 Uhr auf 18:00 Uhr verschoben, das macht uns Mut.
Als wir uns auf den Weg zum Gelände machen, sieht es zunächst tatsächlich so aus, als ob die Regenunterbrechung weiter andauern könnte, was leider ein Trugschluss ist. Vor dem Haupteingang angekommen, fängt es wie aus Kübeln an zu schütten. Gut, wenigstens kein Gewitter denken wir uns und harren aus, um die Öffnung der Pforten zu erwarten. Noch immer sind alle bester Laune, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, denn jeder will nun zumindest noch die bereits nach hinten verschobenen Top-Konzerte von Frank Turner, den Editors, Maximo Park und The Prodigy oder auch Boys Noize sehen. OK, jetzt soll es angeblich um 20:00 Uhr nun wirklich losgehen, wir halten weiter durch. Als gegen halb neun der Beginn nochmals nach hinten verschoben wird, streichen wir nach stundenlangem Warten vorm Eingang des Festivalgeländes und inzwischen pudelnass nun endgültig die Segel.
Zusammen mit vielen anderen enttäuschten Fans trollen wir uns im Starkregen entlang der nicht enden wollenden Straße in unseren Gummistiefeln zurück zum Auto, welches wir glücklicherweise vorsorglich gar nicht erst auf einen der unter Wasser stehenden Parkplätze manövriert hatten. Nicht nur mir blutet schließlich das Herz, als wir über Mundpropaganda erfahren, dass der ganze Samstag nun komplett abgesagt ist.
In unserer Unterkunft angekommen haben wir endlich wieder Handy-Empfang und erfahren über die App, dass die 10 Liter Regen pro qm, die bereits Freitag gefallen waren, die Veranstalter zur Absage des Festival-Samstags gezwungen haben. Solche Regenmassen hat es in der Geschichte des Hurricane Festivals noch nicht gegeben. So endet beim ein oder anderen der zweite Festivaltag eher mit der Fußball EM, ob im Womo, zu Hause oder in einer der nahegelegenen Unterkünfte, oder aber mit Schlamm-Wettkraulen, Luftmatratzen Weitrutschen oder Schlauchbootfahren auf dem zu großen Teilen überfluteten Campinggelände. Sogar bei der Motorbooty Party auf dem in diesem Jahr erstmalig vorhandenen neuen Playground wurde in der Nacht trotz Regen noch ordentlich abgefeiert, es ist einfach unglaublich, was die Hurricane Besucher so alles aushalten.
Das ärgerlichste des Tages ist hauptsächlich die Tatsache, dass die laufenden Informationen gar nicht bis zu den Leuten auf dem Gelände durchdringen konnten, da es dort einfach wenig oder gar keinen Empfang gibt. Vielleicht sollte man in solchen Fällen doch eher auf ein SMS-Benachrichtigungssystem ausweichen, denn diese kommen wenigstens ab und an noch durch.
Der Festival-Sonntag
Der Morgen verheißt Gutes denken wir uns nach einem ausgiebigem Frühstück, denn die Sonne traut sich, wie in der Vorhersage angekündigt, tatsächlich am Vormittag aus den Wolken heraus. Und schon kommt auch die Meldung über die App, der Festivalbetrieb startet pünkltich gemäß Timetable auf allen Bühnen! Die Freude ist natürlich riesig, es liegt ein vollständiger und auch noch sonniger Festivaltag vor uns, endlich geht es los!
Fast zu spät treffen wir zu den Alternative Rockern aus Brooklyn/NY mit dem Namen X Ambassadors (12:00 Uhr Green Stage) auf dem Gelände ein. Die letzte Takte ihres derzeitigen Radiohits “Renegades” von ihrem Debütalbum VHS werden gerade von ihren Fans lautstark mitgesungen, mit dem die Band um das Brüderpaar Sam und Casey Harris zusammen mit Noah Feldshuh 2015 sogar den Sprung auf Platz 1 der Alternative Charts schaffte.
Wir bleiben direkt hier und schauen uns die erst 2013 gegründete britische Indie-Pop Band Blossoms an (13:00 Uhr Green Stage), deren gleichnamiges Debütalbum erst Anfang August bei uns erscheinen wird. Die fünfköpfige Band um Sänger Tom Ogden präsentiert melodischen Synth-Pop, zu dessen tanzbaren Beats bei herrlichstem Sonnenschein auf dem vom Regen gebeutelten Feld vor der Green Stage im Schlamm getanzt wird.
Im Anschluss kommt bei BØRNS (14:00 Uhr Green Stage) jeder Eighties-Liebhaber voll auf seine Kosten. Ihr Grundstil erinnert sehr an die guten alten Hits der Achtziger, sie klingen auch ein wenig wie die amerikanischen Hurts, jedoch sind allerhand interessante Einflüsse im Sound verstrickt, mal jazzig, mal poppig. Ihr Erstlingswerk “Dopamine” ist schon im letzten Jahr erschienen, und nach dem was ich auf der Bühne gehört habe lohnt es sicherlich da mal weiter reinzuhören.
Inzwischen hat sich das Festivalgelände sichtlich gefüllt, von der gestrigen Wetterkatastrophe ist bis auf die unübersehbaren Schlammmassen nichts mehr zu spüren. Alle sind wirklich mega gut drauf und man merkt so richtig, wie die gute Stimmung aus allen förmlich rausplatzt.
Nicht entgehen lassen will ich mir das Konzert von Ausnahmetalent Tom Odell (14:45 Uhr Blue Stage), der seine Live-Tour zusammen mit dem früheren Razorlight Drummer Andy Burrows bestreitet und ihn auch bei seinem gerade im Juni erschienen Album “Wrong Crowd” unterstützt hat. Zu dem neuen poppigen Dance-Sound schwingen seine Fans vor der Bühne die Hüften, trotzdem bleibt auch Raum für die ruhigen Songs, in denen seine einmalig kräftige Stimmen zusammen mit den Pianomelodien das Publikum jedes Mal verzaubert. In einigen Songs erinnert er mich sogar ein wenig an den jungen Elton John, der ebenfalls voller Energie den Gesang mit seinen Klavierkünsten vereinte. Natürlich darf auch sein Top-Song “Another Love” zum Ende hin nicht fehlen, wo alle bei den ersten Klängen direkt jubeln und textsicher mitsingen. Tom Odell ist erst zum zweiten Mal beim Hurricane und sagt, dass es eins seiner Favoriten-Festivals sei. So widmet er sogar einen Song seinem wirklich großartigen Publikum, welches von seiner Musik total geflasht wirkt.
Für Publikumsliebling Axel Bosse (16:45 Uhr Green Stage) ist der Andrang auf den Front of Stage Bereich groß, der Anfang dieses Jahres mit “Engtanz” sein sechstes, erneut großartig gelungenes Studioalbum herausbrachte. Nach einigen Dankesworten seitens der Geschäftsführung von FKP-Scorpioan an alle Hurricane-Besucher für deren Geduld und Verständnis aufgrund des Wetterdesasters in diesem Jahr, fetzt der Wahl-Hamburger mit “Du Federst” auch schon richtig los. Um den Wettergott zu beschwören gibt es eine Reggae-Einlage, Bosse jagt dabei von einem Ende der Bühne zum anderen, um das Publikum aufzuheizen und bringt schon beim ersten Song alle hier zum Tanzen. Beim folgenden “So oder So” singen seine Fans komplett mit, während Bosse unermüdlich über die Bühne rockt. So lieben die Fans ihren Aki, ob zu “3 Millionen”, langsamen Walzermelodien oder zu “Dein Hurra” springen und tanzen die Fans, um den außerordentlichen Sympathieträger Bosse zu feiern. On Top gibt es auch noch Sven alias Herr Spiegelei von Deichkind als Ehrengast auf der Bühne, bei anschließenden Aki-Klatschchören wirkt der bescheidene Solo-Künstler zutiefst gerührt und bedankt sich bei allen Helfern und auch dem Publikum, die den heutigen Auftritt überhaupt möglich gemacht haben. Was ein überwältigendes Konzert voller Energie und Gefühle, unser Dankeschön geht zurück an Aki Bosse!
Während James Bay (18:15 Uhr Green Stage) mit seinen herzzerreißenden Pop-Songs wie seinem Radio-Dauerbrenner “Hold Back The River” Mädchenherzen glücklich macht, schauen wir in der wieder bespielbaren Zeltbühne bei den Studio Braun Helden der mittlerweile nicht mehr fiktiven Electro-Pop Band Fraktus (19:00 Uhr White Stage) vorbei. Heinz Strunk, Rocko Schamoni und Jacques Palmiger sind einfach die Oberkracher, wenn sie mit ihrem musikalischen Halbkönnen und einer guten Portion Ironie “Welcome To The Internet”, “Maler und Lackierer” oder “All die armen Menschen” zu tanzbaren Discobeats und einem eher sprechartigen Gesang performen. Hinterlegt wird das Ganze dann noch mit einer Art Lightshow und kleineren Lichtspielereien, die die urige Szenerie der vermeintlichen Techno-Pioniere perfekt abrundet.
Eines meiner heißersehntesten Konzerte steht nun bevor, die nordirische Indie-Rock Band Two Door Cinema Club (19:15 Uhr Blue Stage) um Frontmann Alex Trimble schafft es immer wieder, neue mitreißende Songs zu schreiben. Ihr kommendes Album “Gameshow” wird erst zum Herbst erwartet, bis dahin hören wir sie auf ihrer Live Tour u.a beim Hurricane und Melt! Festival. Sie starten ihr Set mit einem ihrer beliebtesten Songs “Undercover Martyn” und “Sun”, der zum heutigen Sommerwetter einfach toll passt. Das Publikum ist begeistert und schon zu “I Can Talk” geht auf dem Field vor der Blue Stage richtig die Post ab, die Stimmmung hier ist einfach großartig. Jeder ihrer Titel ist praktisch ein Hit und durch Trimbles besondere Stimme auch einfach unverkennbar. Mit treibenden elektronischen Beats und wildem Stroboskoplicht präsentieren uns Two Door Cinema Club neben ihrer gerade neu erschienenen Single “Are We Ready” eine wunderbare Mischung aus ihren bisherigen Alben wie “Eat That Up, It’s Good For You”, “Someday” und den Abschluss bildenden beliebtesten Hit “What You Know”, zu dem schließlich alle springen und mitsingen. Es ist ein absolutes Highlight für alle Fans an diesem großartigen Festivalabend.
Den nahtlosen Übergang bildet das Konzert der von Kele Okereke mittlerweile zum x-ten Male neu formierten englischen Band Bloc Party (20:15 Uhr Green Stage), die wir gemütlich vom Rande auf dem Rasen sitzend in der Abendsonne genießen. Sie waren vor zehn Jahren zum ersten Mal beim Hurricane dabei und freuen sich nach der dramatischen Absage des Southside Festivals ausdrücklich, heute hier spielen zu können und stellen uns gleich auch schon die stärksten Songs aus dem aktuellen Album “Hymns” vor. Mit tanzbaren elektronischen Beats starten sie mit “The Love Within” und “Flux” im Anschluss, die vom Publikum mit großem Applaus bejubelt werden. “Virtue” erinnert stilistisch ein wenig an die alten erfolgreichen Hits, die im Folgenden auch gleich anknüpfen. Richtig überzeugend sind tatsächlich wieder mal die guten alten Stücke wie “One More Chance”, “Hunting for Witches” und “Blanquet”, die natürlich nicht fehlen dürfen und zu denen die Fans hier mächtig tanzen und abfeiern.
Pünktlich zum Beginn der verrückten Hamburger Erfolgs-Elektropunker Deichkind (21:15 Uhr Blue Stage) versuchen wir noch einen guten Platz zu finden, doch das Gelände ist bereits hoffnungslos überfüllt und immer mehr Menschenmassen strömen Richtung Blue Stage. Deichkind eröffnen ihr Set in derselben Reihenfolge ihres im letzten Jahr veröffentlichten Albums “Niveau Weshalb Warum”. Sie starten mit Vollgas mit “So ‘ne Musik” und “Denken Sie groß” durch, wobei die Menge vor der Bühne gefühlt total durchdreht.
Den Rest von Deichkind heben wir uns auch aufgrund des zunehmenden Gedränges und der mittlerweile schlechten Sicht auf die weit entfernte Bühne für das kommende Melt! Festival auf und stellen uns schon mal für Mumford & Sons (22:30 Uhr Green Stage) an der Schlange zum Einlass zur Front of Stage an. Nach ihrer offiziell verkündeten Pause hatte man ja schon Angst, dass die fantastischen Folk-Rocker nie wieder live zu sehen sein würden, doch dann überraschten sie uns im letzten Jahr mit einem überhaupt gar nicht mehr so folkigen Album “Wilder Mind”, an das man sich mit seinen E-Gitarren, Schlagzeug und Synthies erst einmal gewöhnen musste. Und jetzt können wir die Briten um Sänger Marcus Mumford als heutigen Headliner endlich wieder auf der Bühne erleben, welch eine Freude! Ein wenig geschmälert wird diese allerdings, als wir über zwanzig Minuten auf die Herrschaften warten müssen, die ganz offensichtlich größte Schwierigkeiten damit haben, sich während der Fußball EM auf ihr Konzert zu konzentrieren, was sie selbst anschließend auch zugeben. Okay, sei es ihnen verziehen, denn los geht´s mit “Snake Eyes” vom aktuellen Album, darauf gleich weiter mit dem Folk-Erfolgshit “Little Lion Man” vom Debütalbum “Sigh No More”, zu dem hier alle total durchdrehen, springen, tanzen und singen.
Schon ist die lange Wartezeit vergessen, denn nun reißt Mumford & Sons das gesamte Publikum mit, die Stimmung hat quasi schon beim zweiten Song ihren Höhepunkt erreicht. Komplett akustisch spielt die vierer Stammbesetzung “Awake My Soul” und “Below My Feet”, eine großartige Performance, die vom Publikum auch entsprechend gewürdigt wird. Bei “Lover Of The Light” setzt sich Frontmann Marc Mumford persönlich an die Drums, die alten Folk-Songs von den beiden ersten Alben werden zum Glück auch weiterhin klassisch mit dem wunderbaren Banjo, Bläsern und Geige gespielt, was die Fans ja gerade so an ihrer Musik mögen. Bei “Believe” werden nach Aufforderung viele tausend Handys angeschaltet, so dass ein regelrechtes Lichtermeer vor der Bühne entsteht, es ist wirklich eine fabelhafte Atmosphäre. Ein kleines Geburtstagsständchen für den Bassisten Ted Dwane wird anschließend vom Publikum angestimmt und daraufhin mit dem Top-Hit “The Cave” belohnt, die Fans sind jetzt richtig in Tanzstimmung und feiern mit Mumford & Sons den krönenden Abschluss des diesjährigen Hurricane Festivals.
Getoppt werden kann dies nur vom Alleingang Marc Mumfords, der bei “Ditmas” plötzlich von der Bühne mitten ins Publikum rennt und mittendrin weitersingt und sich von seinen Fans feiern lässt. Dieser verabschiedet sich schließlich mit den Worten “Ich liebe Deutschland”, obwohl sie sich dann doch noch zu drei Zugaben hinreißen lassen und natürlich auch noch den mega Ohrwurm “I Will Wait” spielen. Bei den kollektiven I Will Wait-Gesängen des Publikums bekommt sogar Marcus Mumford endlich mal ein Lächeln über die Lippen, der das ganze Konzert über eher angespannt wirkte.
Während wir nun schon langsam das Gelände verlassen, um nicht im absoluten Verkehrschaos zu landen begleitet uns auf unserem Rückweg noch der allerletzte eher rockige Song “The Wolf”, der uns sogar fast über die Schmerzen unserer gummistiefelgeplagten Füße hinwegsehen lässt. Ein wunderbarer Festivaltag geht mit diesem Konzert-Highlight zu Ende, welches den Ausklang des Festivals geradezu perfekt gemacht hat.
Fazit
Insgesamt sind von Donnerstag bis Sonntag an die 100 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Am Abreisetag sind als Folge der starken Regenfälle um die 20 von FKP angeheuerten Trecker damit beschäftigt, die Autos und Womos von den schwer überfluteten und teilweise hüfttief verschlammten Parkplätzen zu ziehen, nach Aussagen der Polizei würden diese Arbeiten sogar die nächsten Tage noch andauern.
Abschließend muss man dem Veranstalter FKP Scorpio ein großes Lob aussprechen, denn nur durch die ausgezeichnete Zusammenarbeit aller Beteiligten und das lösungsorientierte Krisenmanagement ist der letzte Festivaltag überhaupt durchführbar gewesen. Alle haben hier an einem Strang gezogen und auch die Festivalbesucher blieben trotz der widrigen Umstände stets bei guter Laune. Wir sagen im Namen aller “Danke” für den großartigen Einsatz aller Beteiligten und den geretteten wundervollen Festival-Sonntag, der dem ganzen Chaos doch noch zu einem versöhnlichen Abschluss verhalf. Eins ist zumindest sicher, das 20.Hurricane Festival wird jedem Einzelnen für immer in Erinnerung bleiben!
Neben dem Hurricane Swim Team-Slogan wurde ebenfalls die “Festivalhymne” “Am Sichersten Seid Ihr Im Auto” geboren, die ab sofort auf allen digitalen Musikplattformen verfügbar ist. Alle Einnahmen hieraus gehen übrigens direkt an Viva Con Agua, eine super Sache also! Das Video gibt hervorragend die ganze Atmosphäre des diesjährigen Hurricane Festivals wieder, schaut hier mal rein.
Viele tolle Mitschnitte der Konzerte erwarten Euch in der 3sat Mediathek sowie die Reportage über das 20. Hurricane Festival.
Im nächsten Jahr findet das Hurricane Festival vom 23.-25. Juni 2017 statt. Tickets sind über eine Reservierung/Vorbestellung unter Angabe der diesjährigen Ticketnummer unter www.hurricane.de möglich. Eine kleine Entschädigung für die entgangenen Konzerte hat sich FKP Scorpio inzwischen auch überlegt, und so können wir uns durch den etwas reduzierten Ticketpreis bereits jetzt auf das nächste Hurricane Festival 2017 freuen, dann aber bitte wieder in voller Länge und bei hoffentlich besten Wetterbedingungen.
Nachdem Flake mit „Der Tastenficker“ kürzlich eine sehr egozentrische Biographie mit wenig Rammstein-Bezug veröffentlicht hat, ist es nun an der Zeit für eine aktuelle Band-Biographie. Es bleibt momentan sehr ruhig um die Truppe – eine gute Gelegenheit also, um eine (erste) Bilanz zu ziehen.
Die Aufgabe übernahm der Journalist und Buchautor Ulf Lüdeke. Er beleuchtet das Phänomen Rammstein von verschiedenen Seiten und geht mit interessanten Fragestellungen an die Sache heran: Wie wurde Rammstein zu solch einem Riesen-Act? Woher kamen die Ideen und wer hat die entscheidenden Weichen gestellt? Wie wichtig ist Till Lindemann für den Erfolg der Band? Was sind die Pläne, wie geht es weiter?
Um diese Fragen zu beantworten, nähert sich Lüdeke der Bandgeschichte in chronologischer Reihenfolge. Das Buch startet also mit den Anfängen in der Punkszene der DDR. Anschaulich und spannend beschreibt er die Entwicklung der Band, erklärt viel zu Hintergründen, Alleinstellungsmerkmalen und musikalischer Ausrichtung. Seine Analysen sind sehr gut zu lesen und nachzuvollziehen.
Der Rundumschlag betrachtet eingehend die Protagonisten, aber auch die musikhistorischen Geschehnisse, die den Aufstieg von Rammstein meist begünstigt haben – bis hin zu den enormen Erfolgen im Ausland. So muss sich ein Kapitel dem Thema „Rechtsprobleme und Missverständnisse“ widmen, da Sex, Gewalt und militaristische Anwandlungen stets eine Rolle spielten und Rammstein auch gerne mal in die rechte Ecke gerückt wurden. Direkt das nächste Kapital beleuchtet die Band dann aber als „Botschafter der deutschen Sprache“.
Die Gratwanderung zwischen martialischem Auftreten und durchaus linkem Hintergrund macht Rammstein bis heute aus. Abschließend bleibt die Frage, wie es weiter geht: „Album Nummer sieben oder das Ende?“ Eine Antwort darauf weiß auch Ulf Lüdeke nicht. Das letzte Kapitel widmet sich den momentanen Solo-Aktivitäten der Bandmitglieder und Ideen, wie es denn weiter gehen könnte.
Lüdekes Ausführungen sind fundiert und mit einem umfangreichen Quellenverzeichnis belegt. Die 180 Seiten lesen sich sehr flüssig und sind sicher nicht nur für Rammstein-Fans interessant.
Ob man will oder nicht: Rammstein sind das musikalische Aushängeschild Deutschlands in der ganzen Welt. Ob in Osteuropa oder Südamerika – die teutonischen Helden werden überall abgefeiert. Davon zeugen nicht zuletzt die Live-DVDs. „Völkerball“ erschien 2007 und war ein Mitschnitt aus Nimes in Frankreich. „Rammstein in Amerika“ fährt den Kult noch ein paar Stufen höher und zeigt die Band im weltberühmten Madison Square Garden – vor einem enthusiastischen, textsicheren Publikum!
Das muss man in den USA als deutsche Band erst einmal nachmachen: Wenn der Otto-Normal-Ami vor 20 Jahren einen deutschen Song mitsingen konnte, war es höchstens mal „Muss i denn zum Städtele hinaus“. Bei dieser Aufnahme aber hängt die Jugend gebannt an den Lippen von Till Lindemann und genießt das perfekte Entertainment. Die Show vor 18.000 New Yorkern war innerhalb von 20 Minuten ausverkauft. Und jetzt – fünf lange Jahre nach der Show – gibt es das Spektakel endlich fürs Heimkino.
Die Sicherheitsbestimmungen in den USA sehen ja, trotz der Liebe zu Handfeuerwaffen, oft strenge Sicherheitsauflagen vor. Daher geht mein Weg zunächst zu „Feuer frei!“, um zu sehen, was aufgefahren werden darf. Zu Beginn des Songs erst einmal Ruhe auf der Bühne, doch dann wird die ganze Palette geboten: Feuersäulen, eine vollendete Pyroshow. So muss das sein und zieht sich durchs ganze Konzert fort. Rammstein wie wir sie lieben.
Der Mitschnitt dauert gut 100 Minuten und bietet eine gelungene Setlist mit „Benzin“, „Links 2 3 4“, „Du hast“ und zum Abschluss „Engel“. Alles vertreten, was Rang und Namen hat. Lindemann in Topform. Allein wie er zu Beginn dämonisch mit ausgeleuchtetem Mundraum auftritt, ist ein Genuss.
DVD 2 bietet ein 20minütiges Making Of des Albums „Liebe ist für alle da“ – nicht weltbewegend. Aber die zweistündige Doku „Rammstein in Amerika“ ist der Knaller. Der Film von Hannes Rossacher beginnt im Sommer 1988 am Ostseestrand in der DDR, begleitet die Band bei ihrer langen, manchmal schmerzvollen, Eroberung des amerikanischen Kontinents bis zum Jahr 2001, erzählt vom desillusionierten Abschied von Amerika nach den Ereignissen des 11. Septembers und endet vor zigtausend jubelnden Amerikanern im Madison Square Garden. So wird die Geschichte der Band aus einem ganz neuen Blickwinkel betrachtet und man kann viel Neues erfahren.
Rammstein haben für die Dokumentation aus ihrem Archiv umfängliches, bisher unveröffentlichtes Foto- und Filmmaterial zur Verfügung gestellt. In zahlreichen Interviews aus verschiedenen Etappen ihrer Geschichte sprechen die Bandmitglieder über ihre Erlebnisse jenseits des Atlantiks. Zusammen mit dem Konzertmitschnitt bekommt man das ultimative Paket geboten – ein Muss für Fans.
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Auf einer Wiese im schleswig-holsteinischen Dorf Wacken stehen 75.000 Metal-Fans und singen wie ein bombastischer Chor „Du hast” von Rammstein. Der Nachthimmel ist hell erleuchtet von Pyrotechnik und Hunderten von Scheinwerfern. Nicht weit entfernt stehen ein paar Kühe, finden es vielleicht etwas laut, wundern sich aber nicht mehr – denn die Fans kommen jetzt schon seit fast 25 Jahren in ihren kleinen Ort am nördlichsten Rand der Republik…
Am 31. Juli 2014 ist es wieder so weit: Zum 25. Mal begeistert das Wacken Open Air seine Besucher mit „four days of music, peace and mud“. Nur eines ist in diesem Jahr anders: Das größte Heavy Metal Festival der Welt findet in diesem Jahr nicht nur in Wacken statt – das W:O:A kann man 2014 überall erleben. Am 24. Juli, eine Woche vor Festivalbeginn, startet WACKEN 3D in unseren Kinos – und mit der Kinokarte erhält man ein Access All Area Festivalticket der ganz besonderen Art.
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WACKEN 3D ist ein Festivalfilm, wie es ihn noch nicht gegeben hat – über ein Festival, das es so sonst nirgendwo gibt. Überraschend, witzig, laut und ungebremst. Ein Kinoerlebnis für alle Sinne, das den Zuschauer per 3D und Wacken-Surround-Sound mitten rein holt ins Geschehen. Nicht nur für Musikfans und die Metalcommunity ein Muss, sondern auch für die, die noch nie einen Fuß ins „Holy Wacken Land“ gesetzt haben – für sie wird WACKEN 3D eine eindrucksvolle Reise in das faszinierende Paralleluniversum der W:O:A-Community.
Für WACKEN 3D haben Regisseur Norbert Heitker und sein Team (6 Kamera-Units, 18 3D-Kameras) das komplette Festivalgeschehen in stereoskopischem, „echtem“ 3D gefilmt. Entstanden ist dabei ein Trip durch die unendlichen Weiten des Wacken-Universums, das man nun in seiner ganzen Vielfalt, Stimmung und ungebändigten Wucht im Kino erleben, sehen und hören kann.
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Mit WACKEN 3D ist man direkt dran. An den Bands, an den Musikern und natürlich an den Fans. Man ist einer der 75.000, die Rammsteins „Du hast“ mitsingen. Man steht mit Deep Purple vor ihrem Auftritt auf der Bühne, sieht wie sich der Vorhang öffnet und gleitet in der untergehenden Sonne zu den ersten Takten von „Smoke on the Water“ über ein endloses Meer von Menschen. Man erlebt Anthrax, Motörhead, Annihilator und Alice Cooper und spürt, dass Wacken auch für sie alles andere als Alltag ist. Man begleitet junge Bands, die den „Metal Battle“ gewinnen wollen und auch schon bald zu den Großen gehören könnten. Man erlebt Fans, die aus Taiwan, den USA, Indien und Deutschland anreisen, geht mit ihnen in die Zeltstädte und erlebt, wie sie das Freibad von Wacken zur erweiterten Partyzone erklären. Und man ist ganz einfach fasziniert von der Euphorie der Festivalbesucher, die trotz ihres oft martialischen Aussehens friedlich und ausgelassen miteinander feiern…
Regisseur Norbert Heitker arbeitet seit vielen Jahren erfolgreich als Musikfilmregisseur und gewann zahlreiche Auszeichnungen, darunter zwei Echos für Filme mit Rammstein und Die Ärzte. Unterstützt wurde er bei WACKEN 3D von erfahrenen Kollegen wie Uli Gaulke (Havanna Mi Amor), Marco Wilms (Art War) und Tom Kimmig (24h Berlin).
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WACKEN 3D ist eine Produktion von Jumpseat 3D plus Germany, Tomas Erhart und WÜSTE Film, Stefan Schubert. Gefördert wurde die Produktion durch das Medienboard Berlin-Brandenburg, die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, die Filmförderungsanstalt und den Deutschen Filmförderfonds.
Am dritten Festivaltag stecken einem morgens dann doch schon ein wenig die Vortage in den Knochen, ein wenig Muskelkater vom Tanzen, schmerzende Füße von den Gummistiefeln und der leichte Schlafmangel erleichtern das Aufstehen nicht unbedingt. Doch auch am Sonntag warten noch tolle Acts beim Hurricane Festival auf uns und auch das Wetter zeigt sich recht versöhnlich, wenn auch die Temperaturen bereits einen leichten Trend nach unten zeigen.
Am Festivalgelände angekommen bekomme ich leider nur von ganz hinten mit, wie die Rampensau Macklemore zusammen mit Ryan Lewis (14:55 Uhr Blue Stage) gerade die Blue Stage auseinandernimmt, zumindest dem Jubel des Publikums nach zu urteilen und der Stimmung, die über das komplett mit Menschen übersäte Field fegt. Rapper Macklemore zeigt sich als perfekter Entertainer und äußerst kommunikativ mit seinen Fans, denen er eine sagenhafte Party beschert, bei der jeder hier total mitgeht. Es war mir gar nicht so klar, dass sie bei uns mittlerweile derart beliebt sind, ihr Set wäre selbst auf der Green Stage nicht fehlplatziert gewesen. Eine unglaubliche Euphorie ist zu spüren, vor allem natürlich zu “And We Danced” und ihrem Superhit “Can´t Hold Us”, zu der die Menge mitsingt, kreischt, tobt und unaufhörlich die Arme noch oben reißt. Eine fantastische Performance, die sicherlich jetzt schon für viele als Highlight des Tages gilt.
Nach Konzertende will der Publikumsstrom weg von der Blue Stage überhaupt nicht mehr abreißen, zur Front of Stage für Alt-J(16:15 Uhr Blue Stage) ist kaum ein Durchkommen. Zum Auftakt des Sets der Alternative-Pop Band aus Leeds um Frontmann Joe Newman kommt dann endlich wieder die Sonne raus und zaubert mit ihren verträumten Folk-Synthiemelodien eine traumhaft sommerliche Stimmung an die Blue Stage. Ihr Sound ist vorwiegend geprägt durch ruhige Töne mit entschleunigtem Gesang, Synthies und vereinzelt eingestreuten A-Capella Gesangsparts wie in “Interlude I”, die an diesem Nachmittag hervorragend zum Chillen einladen. Selbst wenn einzelne Songs mit knackigen Drums und flotteren, leichtfüßigen Klavier- oder Synthieklängen wie in “Dissolve Me” und “Matilda” mehr Geschwindigkeit aufnehmen und durch tiefe Bässe wie bei “Fitzpleasure” begleitet werden, erhält sich trotzdem die angenehm tief sitzende Ruhe in ihren Songs. Das Publikum ist von diesem Wohlklang durchweg hingerissen und umjubelt das Quartett für ihr wunderbar sonniges Konzert.
Ihr Set ist wahrhaftig die beste Einleitung für das Anschlusskonzert von Two Door Cinema Club (17:45 Uhr Blue Stage), die die mehrheitlich an der Blue Stage verbliebenen Fans direkt zu Beginn mit “Sleep Alone” zum Tanzen bringen. Dem tut auch der kleine Regenschauer keinen Abbruch, Frontmann Alex Trimble rät uns, den Schauer einfach wegzutrinken, was die meisten hier sicherlich auch gerade machen. Die schwungvollen, leichtfüßigen und melodischen Gitarren-Elektropop-Hits von “Undercover Martyn”, “I Can Talk” und “What You Know” bringen die Menge in der Front of Stage Area zum Springen und Jubeln. Die Leichtigkeit ihrer Musik und auch die der außergewöhnlichen hohen und sanften Stimme vom adrett mit Jackett und Krawatte gekleideten Sänger passen einfach hervorragend zu einem Sommerfestival, was Two Door Cinema Club heute erneut unter Beweis stellen.
Bei jetzt blauem Himmel darf Alternative-Punkrocker Brian Fallon mit The Gaslight Anthem (20:00 Uhr Green Stage) seine Live Show starten. Die Fans müssen nicht lange auf ihre Erfolgshits warten, schon ziemlich früh im Set gibt es “The ’59 Sound” und auch “45” auf die Ohren, es wird mitgeklatscht und frenetisch vor der Bühne gefeiert. Brian´s rauh-rockige Stimme passt perfekt zu ihrem antreibenden Rocksound, zuweilen finde ich jedoch Brian´s längeren Vorträge über The Smashing Pumpkins oder die politischen Hintergründe seiner Songs etwas zu langatmig, aber die Sympathie und die Spielfreude seiner Band, welche sie den Fans stets entgegenbringen, machen das alles wieder wett. Ihr absolut gelungener Auftritt unterstreicht wieder einmal die ausgezeichneten Live-Qualitäten des Quintetts und prägt entsprechend die tolle Atmosphäre der letzten Festivalstunden an der Green Stage.
Während Paul Kalkbrenner´s elektronischen Beats von drüben durch den Wind herüber getragen werden nutzen wir die Umbaupause, um als Abschluss doch noch eine Runde mit dem erstmals auf dem Hurricane aufgestellten Riesenrad zu drehen und den großartigen Blick über das weitläufige Festival- und Campinggelände im abendlichen Sonnenschein zu genießen. Und schon ist es auch soweit, ehe man sich versieht ist das Hurricane Festival schon fast wieder vorbei und der Headliner des Sonntags Queens Of The Stone Age (22:00 Uhr Green Stage) steht auf der Bühne. Bei sternenklarem Himmel und nun auch etwas frischeren Temperaturen heizt uns jetzt aber die kalifornische Rockmaschine QOTSA um Frontmann Josh Homme ordentlich ein. Sie ist aus Überresten der Band Kyuss entstanden und seit ihrer Gründung 1996 mit stetig wechselnden Musikern international ein echtes Erfolgskonzept. Gerade erst ist ihr sechstes Studioalbum “…Like Clockwork” erschienen, mit dem sie derzeit auf Tour sind. Megalautes Scherbenklirren markiert den Beginn ihres Konzerts mit “Feel Good Hit Of The Summer”. Ihre druckvollen Rockbeats gepaart mit Blues-Einflüssen und hart schmetternden Drumbeats haben schon ihren völlig eigenen Soundcharakter und sind gerade live performt einfach der Hammer. Zu ihrem extrem starken aber älteren Song “No One Knows”, sowie dem bei Dunkelheit folgenden Charthit “Little Sister” springt das gesamte Publikum und singt sich im Chor dann auch zu “Make It Wit Chu” förmlich die Kehle aus dem Hals. Die Stimmung kocht bei “Song For The Dead” noch einmal richtig hoch, die Securities stellen sich immer wieder besorgt in Alarmbereitschaft, da Josh Homme den Fans quasi den Freifahrtschein für´s Crowdsurfen gegeben hat. Der Kontrast hierzu ist die von Josh gefühlvoll gespielte Rockballade “The Vampyre Of Time And Memory” vom aktuellen Album, die ebenfalls kräftig umjubelt wird. Nach einer knappen Stunde ist das Rockfeuerwerk der Kalifornier leider schon beendet, aber was war das bitte für ein unglaublich kraftvolles Konzert!
Ein sagenhafter Abschluss für ein wieder mal unglaublich tolles Hurricane Festival, von dem wir alle sicherlich wundervolle Erlebnisse mit nach Hause nehmen werden! In der Mediathek von ZDFkultur findet Ihr übrigens nach wie vor zahlreiche Konzertmitschnitte mit Interviews und bei Arte wird am Samstag den 17.08.2013 um 23.40 Uhr noch eine Reportage über das Festival ausgestrahlt.
Vielen Dank Hurricane und vielen Dank an die zahlreichen Beteiligten, die das Festival auch 2013 wieder für 73.000 Besucher zu einem unvergesslichen Ereignis gemacht haben!
Das Hurricane Festival findet im nächsten Jahr übrigens vom 20.-22.Juni 2014 statt und schon in Kürze wird hierfür der Vorverkauf beginnen.
Der Festivalsamstag startet mit offensichtlicher Katerstimmung und sehr wechselhaftem Wetter, bei dem sich bei noch sommerlichen Temperaturen immerhin in den frühen Morgenstunden zunächst auch mal die Sonne zeigt. Aber wie es immer so ist, sobald man zum ersten Konzert los will, fängt es traditionsgemäß erstmal an zu regnen, was mich aber nicht sonderlich beeindruckt, da mich mein Weg direkt zu den Folk-Newcomern Hudson Taylor ins Zelt führt (14:30 Uhr White Stage). Noch bevor das junge Brüderpaar Harry und Alfie überhaupt die Bühne betreten, gibt es in dem vorwiegend sehr jungen, weiblichen Publikum bereits erste Rufchöre nach den irischen Indie-Chart Stürmern, die noch nicht mal ihr Debüt herausgebracht haben. Doch das interessiert die Fans herzlich wenig, denn die gehen hier zu den folkigen, mitreißenden Songs wie “Pray For The Day” oder “Watchtower” im Mumford & Sons -Stil total ab und zeigen sich in jedem Song absolut textsicher. Nach einigen sehr ruhigen Songs präsentieren sie uns ebenfalls ein sehr gelungenes Cover vom Simon & Garfunkel Klassiker “Mrs. Robinson”. Ein wirklich erfrischender Auftritt dieses jungen Trios, das sein Set schließlich mit ihrem Erfolgshit “Battles” und einem Riesenjubel als Höhepunkt beendet.
Auf dem Festivalgelände herrscht derweil noch eine extrem entspannte Atmosphäre, fast verschlafen kann man sagen, dabei ist der Samstag sicherlich einer der musikalisch spannendsten Tage mit leider auch den meisten Slotüberschneidungen in meinem Timetable. Deshalb geht es bei Sonnenschein zunächst auf dem kürzesten Weg weiter zum britischen Quintett von The Maccabees(15:15 Uhr Green Stage), die mich schon im Vorjahr auf zwei Festivals begeistern konnten. Nach der Hitze im Zelt genieße ich die frische Luft auf dem Rasen sitzend mit ihren angenehm rockigen Indiesounds im Ohr. Obwohl noch nicht allzu viel los ist, wird in der Front of Stage Area schon ordentlich zu den recht flotten Beats getanzt und gefeiert, die Band versteht es mit den Fans zu kommunizieren und sie hervorragend zu animieren, wohingegen weiter hinten leider durch den auffrischenden Wind nicht mehr so viel von der Stimmung und dem Sound ankommt.
Eine absolut imposante Vorstellung davon, was man mit einem jungen Orchester so alles anstellen kann liefert uns im Anschluss das The Kyteman Orchestra (16:00 Uhr Blue Stage). Der Kopf des ganzen ist der niederländische Hip-Hop Experte Colin Benders, genannt Kyteman, mit seinem Orchester aus über 18 Musikern, die in einer äußerst anspruchsvollen Form Klassik und Hip-Hop verbinden und sich die Spannung zwischen den beiden Genre somit zu Nutze zu machen. Darüber hinaus integriert das Ensemble weitere Genre wie Jazz, Blues, Rock, Pop und Drum & Bass und hat dabei offensichtlich riesigen Spaß. Auch das Publikum ziehen sie sowohl mit ihrer teils gewaltig-opulenten Instrumentierung, als auch mit den zarten Tönen des Jazz und Blues absolut in ihren Bann. Bei den Rap- Parts stehen zum Teil mehrere Rapper zusammen auf der Bühne, während das Publikum im Takt mit den Armen pulsiert. Insgesamt eine wahnsinnig beeindruckende Inszenierung, die ich als sehr positiv “andere” Erinnerung an dass Hurricane Festival von diesem Tag mit nach Hause nehme.
Während viele Festivalbesucher die sonnigen Wetterabschnitte lieber auf der Wiese verbringen, schauen wir bei der in Deutschland noch als Geheimtipp gehandelten südenglischen Band British Sea Power (16:45 Uhr White Stage) vorbei, die aufgrund starker Einflüsse von Bands wie Joy Divison oder New Model Army grob dem Post-Punk zugeordnet wird. Das Quintett um Frontmann Yan Scott Wilkinson gibt sich naturverbunden und staffiert das Bühnenbild mit liegendem Braunbär, Geweihen sowie einem “lebend” -tanzenden Eisbären aus. Die musikalische Zuordnung fällt wegen der Vielseitigkeit nicht leicht, kraftvolle Indie-Rock Beats mit mit viel Drums und Bässen sind ebenso mit im Programm wie melodische Balladen oder Rockhymnen, die mit einer Prise “Krautrock” angereichert zumindest ihren bereits eingeschworenen Fankreis begeistern, denn leider ist das Zelt heute nicht annähernd gefüllt zu ihrem Set. Sicherlich lohnt es sich mal eins ihrer Clubkonzerte anzuschauen, vielleicht sind sie ja im Rahmen des gerade veröffentlichten Albums “Machineries of Joy” im Herbst mal wieder bei uns zu Gast.
Mittlerweile strömen auch die Massen auf das Festivalgelände, welches sich jetzt sichtlich füllt. Nach einer kurzen Runde an der frischen Luft geht es schnell wieder rein ins Zelt zu dem US-Folk-Virtuosen Darwin Deez (18:00 Uhr White Stage), dessen Konzert ich vor zwei Jahren wegen Überfüllung der Red Stage damals nur von draußen hören konnte. Heute ist es hingegen eher leer, was wohl an den parallelen Auftritten von Bloc Party und Frittenbude liegen muss, aber genügend Indie-Folk Publikum ist dennoch gekommen, das sich immer wieder begeistert die belustigende Tanz-Performance seiner Combo zu Beginn des Sets anschaut. Irgendwie kann mich jedoch weder der dumpfe Sound noch die rücksichtslose Drängelei der Fans in der White Stage so richtig überzeugen, und so zieht es mich direkt weiter nach draußen zu den wieder einmal perfekt aufspielenden Bloc Party um Sänger Kele Okereke (18:00 Uhr Green Stage). Nach mehrfachen Pausen und erneuten Trennungsgerüchten beehren uns die Indie-Rocker aus London mit ihren wunderbar schwungvollen Melodien heute vielleicht zum letzten Mal, nachdem sie im letzten Jahr noch ihr Album “Four” herausgebracht haben. Zu den gitarrengeprägten, teils sehr rockigen und treibenden Beats wird vorne richtig rumgesprungen und sogar bis ganz hinten mitgetanzt und mitgeklatscht, vor allem zu ihrem grandiosen Hit “Banquet”, aber auch zu den Songs des neuen Albums wie “Octopus” und “Truth”. Kele beschert uns hier eine tolle Feierstimmung an der Green Stage, und das obwohl es bereits wieder einmal zu regnen beginnt und der Blick zum Himmel nichts Gutes verheißt. Hoffentlich sind es nur Gerüchte um ihre Trennung und wir sehen Bloc Party bald schon wieder auf der Bühne, denn auch mit neuer Drummerin ist ihre live Performance einfach Spitzenklasse.
Die dunklen Regenwolken entleeren sich dann schließlich direkt zu Beginn des Auftritts der isländischen Folk-Pop Newcomer Of Monsters And Men (19:30 Uhr Green Stage), die gerade erst ihr Debüt herausgebracht haben und jetzt schon auf der Hauptbühne des zweitgrößten deutschen Rockfestivals stehen, Respekt! Zunächst dachte man, dass sie besser auf der Blue Stage platziert wären, aber der Andrang hier sollte mich eines besseren belehren. Auch wenn ihre Musik besser zu strahlendem Sonnenschein passen würde, spielen die Isländer sich mit ihren eingängigen, verträumten Melodien und den vielen mitsingtauglichen “Lalalaaaa´s” und “Ohohoooh´s” in die Herzen der Zuschauer. Sie präsentieren uns trotz der widrigen Umstände auf der Bühne ein liebevolles Set mit den Songs ihres bisherigen Repertoires aus ihrem Album “My Head Is An Animal”, wobei “Little Talks” sicherlich das bekannteste ihrer Stücke sein dürfte, zu dem dann auch noch einmal kräftig mitgesungen wird.
Nach konsequenter personeller Umstrukturierung der Band und noch bevor das aktuelle Album der Editors “The Weight Of Your Love” erscheint, präsentiert uns Frontmann Tom Smith mit seiner jetzt fünfköpfigen Besetzung (20:45 Uhr Blue Stage) sowohl einige der neuen unveröffentlichten Songs wie das hymnische “A Ton Of Love”, als auch viele der älteren musikalischen Kracher, die das Publikum zum Mitsingen, Tanzen, Springen und regelrecht zum Ausflippen bringen, und das sogar trotz des erneut einsetzenden Regens. Mit dem mitreißenden “Bones” aus dem vorletzten Album “An End Has A Start” starten sie druckvoll in ihr Set, mit gleichnamigem Song und “Racing Rats” gelingt es den charismatischen Engländern sofort, das Publikum in den Bann ihrer dynamisch antreibenden Musik zu ziehen. Das großartige “Papillon” darf als Höhepunkt im Set natürlich nicht fehlen, und auch diesmal war es ein wundervolles Konzert, welches nach der längeren Pause der Editors jetzt wieder mächtig Lust auf ihre energiegeladenen Live-Performances und ihre Clubkonzerte im Herbst macht.
Nur mit einer Gitarre bewaffnet steht er auf der riesig wirkenden Bühne, Singer-Songwriter Mike Rosenberg alias Passenger(22:00 Uhr Red Stage), das Übrigbleibsel einer Band, die sich trennte. Doch jetzt ist er allein, und das tut seiner Musik wie auch seiner Karriere offensichtlich ausgesprochen gut, denn Passenger füllt auch Solo mit seiner “All The Little Lights”-Tour bereits große Venues. Direkt zu Beginn fordert uns der sympathische Folk-Musiker dazu auf, das Konzert und den Moment einfach mal ohne Handy und Kamera zu genießen, was von dem sehr zahlreich an der Red Stage erschienenen Publikum tatsächlich weitestgehend berücksichtigt wird. Mit seiner charakteristischen Stimme und der Akustikgitarre verleitet er uns mit “Life’s For The Living”, “Blind Love” und natürlich seinem Erfolgshit “Let Her Go” zum Träumen, bunte Luftballons und Seifenblasen tanzen über uns hinweg und alle sind irgendwie glücklich. Außerdem hat er noch ein tolles Cover von “The Sound Of Silence” mit im Gepäck. Das “Lalalalala” des Refrains von “I Hate” singt schließlich das gesamte Publikum lautstark mit, so dass Passenger davon völlig beeindruckt ist. Auch von der Tatsache, noch vor einem Jahr vor fünfzig Leuten in Hamburg ein Konzert gespielt zu haben und jetzt hier auf der Bühne beim Hurricane Festival zu stehen, wofür er sich bei seinen Fans ausdrücklich bedankt. Diese sind derart enthusiastisch, dass sie Passenger einfach nicht gehen lassen wollen, so dass Mike Rosenberg für uns noch einen seiner neuen Songs, sowie ein Bruce Springsteen Cover von “Whispers” singt. Es ist das einzige Mal auf dem diesjährigen Hurricane Festival, bei dem ich sogar zwei Zugaben erleben darf. Ein wahrhaft tolles Konzert!
Im Anschluss lasse ich mir es nicht nehmen, den als Ersatz für die ausgefallenen Modest Mouse eingesprungenen Ex-Razorlight Frontmann Johnny Borrell mit seiner neuen Band Zazou anzuschauen (23:30 Uhr Red Stage). Der Glamour der Libertines und Razorlight -Zeiten scheint längst vorbei zu sein, so wirkt das ganze Projekt auf die interessierten Zuhörer eher wie eine vergnügliche Jam-Session, da ist sogar der neu interpretierte Razorlight Song “In The City” kaum wiederzuerkennen. Nach anfänglichen Technikproblemen kommt die Band dann doch noch ganz gut in Tritt, Johnny´s Stimme und sein Songwriting mögen nach wie vor qualitativ hochwertig sein, nur kann mich der im 50`s Sound gehaltene Classic Rock´n Roll im Party-Stil, so wie er seine Musik selbst beschreibt, als auch die Art dieser Performance nicht wirklich überzeugen, obwohl eigentlich ganz gute Songs dabei waren. Aber dafür habe ich heute wohl einfach schon zu gute Bands gesehen.
Leider hält auch der mittlerweile echt lästige Regen weiter an, so dass ich mich dann frühzeitig auf den Weg zur White Stage mache, um dort die Nacht im Trockenen und mit tollen Electro-Swing Beats der Parov Stelar Band (00:30 Uhr White Stage) tanzend ausklingen zu lassen. Im fast komplett vollen Zelt herrscht bereits ausgelassene Partystimmung, Ausnahmeproduzent und DJ Parov Stelar erschafft in seinen DJ-Sets mit Unterstützung von ausgezeichneten Live-Musikern (Sängerin, Bläser, Rhythmusinstrumente etc.) die perfekte Symbiose von Electro und Swing, bei der kein Tanzbein mehr still stehen kann. Die sensationell gemixten Beats in Verbindung mit Gesang und Bläsern sorgen für eine besondere Retro-Stimmung, die bei den Fans eine richtige Tanz-Euphorie auslöst. Das Publikum wird von Sängerin Cleo Panther angeheizt, die mit ihrem heißen Outfit auch für den optischen Reiz an der ganzen Performance zuständig ist. Eins steht fest, für Parov Stelar muss man unbedingt ausgeruhte Füße und bequeme Schuhe haben, doch leider schaffe ich es nach zwei Tagen in Gummistiefeln tanzend nur noch bis zu dem herrlich groovigen Song “Jimmy´s Gang”, einer meiner Favoriten ihres Repertoires. Während die Mehrheit noch bis spät in die Nacht weiter swingt, mache ich mich nach elf Bands am heutigen Tag auf den Rückweg zum wohlverdienten Schlafplatz, um auch am morgigen letzten Festivaltag wieder fit für grandiose Konzerte zu sein.
Während die anderen Open-Air Festivals noch immer nur schleppend ihr Line-Up füllen und mit den Headlinern geizen, konnte das in diesem Jahr zum siebzehnten Mal stattfindende Hurricane Festival in Scheeßel mit fest bestätigten Headlinern wie Rammstein, Queens Of The Stone Age, Arctic Monkeys, Deichkind und Billy Talent bereits Ende letzten Jahres punkten und war dementsprechend in einer nie zuvor erreichten Rekordzeit schon im März 2013 komplett ausverkauft. Die Vorfreude auf die rund 100 angekündigten Bands steigt seitdem ins Unermessliche, die Mischung aus international erfolgreichen Bands, beliebten deutschen Acts und aufstrebenden Newcomern macht das Hurricane Festival zu einem immer interessanter werdenden Musikevent der Spitzenklasse. Auch wenn die Absagen von Modest Mouse, Belle & Sebastian, Grouplove und Tame Impala (vor Ort) doch einige Fans etwas mürrisch stimmten.
Das diesjährige Hurricane Festival wird auch am bevorstehenden Wochenende seinem Namen wieder absolut gerecht werden, denn was ist schon ein Hurricane Festival ohne die traditionelle Unwetterwarnung? Noch nicht mal in Hamburg gestartet hören wir die eindringliche Warnung der Polizei schon in Dauerschleife im Radio, der schwül-heiße Anreise-Donnerstag mit locker 30 Grad im Schatten endet also erwartungsgemäß in genau diesem Szenario. Die starken Gewitter mit heftigen Regenfällen haben die Festivalpilger in Scheeßel bereits komplett durchnässt, etliche Flächen überschwemmt, die Folge sind schließlich erhebliche Verzögerungen beim Befahren der Parkplätze, so dass rund um Scheeßel weitreichende Staus entstehen, die die Anreisenden bis spät in die Nacht auf den Straßen festhalten sollten. Bei Ankunft auf unserem Womo-Platz hört es überraschenderweise tatsächlich schlagartig auf zu regnen, doch der Acker gleicht bereits einer Schlammwüste, kreuz und quer stehen festgefahrene Fahrzeuge, von geordnetem Einparken kann heute hier nicht die Rede sein, da können auch die Lotsen nicht mehr helfen. Aber es regnet nicht mehr und so kann der Grillabend zur Einstimmung auch direkt eingeleitet werden, da die Temperaturen noch immer recht milde sind. Am Motorbooty Zelt auf dem Campinggelände wummern schon die Bässe um die Partynacht für die feierwütigen einzuläuten, rund um die Straße herrscht aber immer noch reges Sachen Hin- und Hergeschleppe, hier und da wird sich schon fröhlich im Matsch gesuhlt und ausgelassen betrunken.
Der Freitag beginnt zunächst recht durchwachsen mit einigen heftigen Regenschauern, daher verschiebt sich mein Konzertfahrplan etwas nach hinten. Das Festivalgelände wurde jedoch mittlerweile vom Veranstalter mit Rindenmulch und Schotter soweit hergerichtet, dass alle Konzerte planmäßig beginnen konnten. Auch wenn ich das Auftakt-Set von Kodaline (15:30 Uhr Blue Stage) zunächst nur von weitem hören kann, ihren letzten hervorragend gefühlvoll vorgetragenen Erfolgssong “All I Want”, bekannt aus dem Soundtrack von „Grey’s Anatonomy”, erlebe ich zum Glück noch live und ich muss sagen, er verzückt mich vollends. Eine melodische Parallele zu Coldplay ist nicht von der Hand zu weisen, zeugt aber auch von hoher musikalischer Qualität, so dass ich das nächste Konzert des irischen Quartetts bestimmt nicht verpassen werde. Da sie ja Anfang des Jahres erst ihr Debüt “In A Perfect World” herausgebracht haben, werden sie uns sicher noch einmal im Norden beehren.
Passend zum Konzertbeginn der schwedischen Gute-Laune-Lieferanten Shout Out Louds (16:35 Uhr Blue Stage) mit ihrem leichtfüßigen Indie-Gitarren-Pop kommt tatsächlich zum ersten Mal am Nachmittag so richtig die Sonne durch, so dass die massenhaft erschienenen tanzwütigen Fans direkt von Beginn an bester Stimmung sind und sich zur Freude der Band aktiv vor der Bühne austoben. Das Quintett um Frontmann Adam Olenius zaubert mit Songs wie “Fall Hard” oder “The Comeback” eine herrlich beschwingte Stimmung vor die Bluestage, man merkt ihnen ihre Freude am erneuten Auftritt auf dem Hurricane sichtlich an. Mit dem letzten Song war es das dann leider auch schon wieder mit der Sonne, hinzu kommt dann noch die plötzliche und knappe Absage des Auftritts von Tame Impala, was unsere Stimmung insgesamt etwas nach unten drückt.
Also nutzen wir die Gelegenheit, um vor dem Regen zu flüchten und uns rechtzeitig zu den beliebten Schweden Friska Viljor im Zelt einzufinden (19:15 Uhr White Stage). Die Dauergäste des Reeperbahn Festivals und absoluten Live-Kanonen mit ihren hübschen roten Krawatten haben mit ihrem Enthusiasmus und ihrer Ausstrahlung wieder mal ihr Publikum absolut im Griff. Sie reißen das Publikum mit ihrem locker-frechen Folk-Rock wie “On And On” von Beginn an mit, das fast komplett gefüllte Zelt tanzt und singt mit den sympathischen Blondschopfen um Bandgründer Daniel Johansson und Joakim Sveningsson und ist kaum zu bremsen. Zu dem Ohrwurm “Shotgun Sister” von ihrem Debütalbum “Bravo!” singen alle noch mal begeistert den Refrain mit, bevor sich die grandiose Live Combo Friska Viljor von dem vor Begeisterung tobenden Publikum verabschiedet.
Um möglichst viele von den Live Bands mitzuerleben, geht es dann auch schnurstracks wieder rüber zur Blue Stage, wo schon sehnsüchtig auf The National (20:30 Uhr Blue Stage) gewartet wird. Frontmann Matt Berninger, solidarisch ebenfalls mit Gummistiefeln ausgestattet, legt zusammen mit den beiden Brüderpaaren Dessner/Devendorf druckvoll mit “Squalor Victoria” und dem drumtypischen voluminösen The National-Sound los, wobei meine persönlichen Favoriten “Mistaken For Strangers” und “Fake Empire” auch nicht lange auf sich warten lassen. Seifenblasen fliegen dazu in die abendliche Sonne und das Publikum singt im Chor fast durchgehend textsicher mit. Matt´s Dank gilt erst den Fotografen, dann mit einem Lächeln auch dem einzig tanzenden Security-Mann, da er dies offensichtlich vorher noch so nicht erlebt hatte. Während der Regenbogen die Stimmumg komplett macht, fegt Berninger in gewohnter Manier erst über die Bühne und anschließend über uns hinweg in die Menge. Alle tanzen mit ihm und um ihn herum, das ist mal eine klasse Performance und somit ein echter Höhepunkt des heutigen Tages.
Auf dem Weg zur Green Stage heizen die kanadischen Alternative/Punk-Rocker von Billy Talent (21:00 Uhr Green Stage) dem Publikum schon mal ordentlich mit “Devil On My Shoulder” ein und liefern wie immer eine perfekte und publikumsnahe Bühnenshow ab. Eine optimale Vorbereitung also auf den echten “Burner” des Abends mit dem Auftritt von Rammstein, die im Anschluss (21:00 Uhr Green Stage) die gesamte Stage zum Lodern und die Menge zum Kochen bringen. Ein wahres Höllenfeuerwerk, was die Vertreter der “Neuen Deutschen Härte” um Sänger Till Lindemann in seinem rosa Plüschoutfit da abschießen, ihre explosive Show bringt wohl auch die Massen auf dem Field an der Green Stage in Wallung, so dass sich sogar eine Polizeimannschaft in voller Montur in die Menge begibt, um eine Rangelei zu schlichten. Die Stimmung wirkt sehr angeheizt, auch wenn es offensichtlich der Mehrheit zu gefallen scheint, kann ich diesem brachialen Stil musikalisch nichts abgewinnen und ziehe es vor, zum Abschluss des ersten Konzerttages lieber noch einmal nebenan die bemerkenswerten Töne der Isländer von Sigur Rós (00:30 Uhr Blue Stage) zu genießen.
Das melancholisch, tragende und experimentelle Klangkunstwerk von Frontmann Jónsi erzeugt zusammen mit seinem Orchester schon eine gewisse Dramatik. Die nahezu perfekt abgestimmte Instrumentierung schwankt zwischen sanft, ja fast schon hypnotisch und wild aufbrausend, die dazu über die Leinwand projizierten diffusen Visuals und Jónsis hohe Stimme geben der nächtlichen Stimmung eine ganz spezielle Note, während der Vollmond am sternenklaren Himmel scheint und ein Hauch von Cannabis über uns hinweg weht.
In 17 Jahren haben sich Rammstein zum wichtigsten Exportschlager des deutschen Musikmarktes entwickelt. In den vergangenen Jahren musste man fast fürchten, dass sich die Berliner Vertreter der Neuen Deutschen Härte ganz auf Übersee und Osteuropa konzentrieren. Doch die vergangene Tour belehrt eines Besseren: “Made In Germany” hieß die Devise für das erste Best-Of-Album der Bandgeschichte und es gab endlich wieder Konzerte in heimischen Gefilden.
Fortgeführt wird die Best-Of-Kollektion nun mit einer Videosammlung: “Videos 1995 – 2012“, gleich in einem dicken Package mit drei DVDs. Da wird geklotzt und nicht gekleckert – so wie wir es von Rammstein gewohnt sind. Insgesamt finden sich dort alle 25 Musikvideos, die auf die drei Silberlinge verteilt wurden. Und jedes dieser Videos (bis auf die Piano-Version von “Mein Herz brennt”) ist mit einem ausführlichen Making Of versehen. Man hätte dafür vielleicht nicht unbedingt drei Scheiben gebraucht, doch immerhin finden sich so ganze 455 Minuten Material – und das ist doch ein Fest für jeden Fan.
Rammstein sind von Beginn an bekannt für ihre starken Videos, die oft brachiale, horrormäßig angehauchte Geschichten erzählen. Manchmal gespickt mit martialischen, feuergeschwängerten Liveaufnahmen. Da wird jeder einzelne Song zum Fest und die FSK-Freigabe ab 16 macht schon ihren Sinn. Ich erinnere nur an das Video zu “Engel”, das der berühmten Titty Twister Szene aus “From Dusk Til Dawn” nachempfunden ist. Und als Kontrast macht es unheimlichen Spaß, wenn sich die Bandmitglieder im Interview daran erinnern, wie nervös der gute Flake wirklich war, als ihm die heiße Schönheit ihren Fuß in den Mund steckte.
Solcherlei zieht sich durch das ganze Werk. Die unterschiedlichen Regisseure werden vorgestellt, ihre Ideen und das Drumherum der Umsetzung. Ein solch umfangreiches Werk muss man für einen Videokatalog erst einmal suchen. Doch bei Rammstein ist es einfach jedes Musikvideo wert, ausführlich gewürdigt zu werden.
Die Aufmachung der Box ist ebenfalls vom Feinsten. Ein Digipack mit Holographie-Cover, das je nach Blickwinkel ein anderes Bandmitglied zeigt. Hinzu kommt als Booklet ein dickes Taschenheft mit Szenenbildern aus den Kurzfilmen. Man könnte sich jetzt noch darüber mokieren, dass “Pussy” nur in der zensierten Version vorliegt. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau. Diese Videosammlung ist ein Fest für jeden Freund von Rammstein – ohne wenn und aber.
Dieses Jahr empfand Deutschland endlich mal wieder etwas wie aufrichtigen Nationalstolz hieß in den Medien. Der Fussball verbündete, ließ die Deutschen wieder erhobenen Hauptes gehen und anderen in die Augen blicken. Zeit für Schritt zwei. Umgemünzt auf die Musik bedeutet dies: Stolz sein auf Rammstein! Denn diese Band ist unser erfolgreichster Export und Rammstein werden im Ausland gefeiert wie wahre Helden. Sie füllen die Hallen und liefern eine Show vom Feinsten ab. Wer dies schon mal miterleben durfte weiß wie beeindruckend und überwältigend ein Spektakel rammsteinscher Art wirkt. Und für die, die bis jetzt noch nicht in den Genuss kamen oder für jene die es noch einmal sehen möchten, gibt es nun ein umfangreiches Package mit dem Namen “Völkerball“.
Eins vorweg: natürlich kommt der Live Mitschnitt aus Nimes nicht an das wahre Erlebnis eines Konzertes ran, aber das haben DVDs nun mal so an sich. Das werden sie nie schaffen. Das Package gibt es gleich in drei Versionen und alleine das “kleine“ mit 2 DVDs und einer Audio CD füllt Abende und Nächte. Schön in Schwarz gehalten mit goldglänzendem Schriftzug, stylistischen Elementen und Logo überzeugt die Verpackung mit dem matt und weich lackiertem Karton schon optisch als auch haptisch. Innen bedruckt mit Bildern des Rammstein Publikums aus aller Herren Länder.
Nun gut, klappen wir das Faltwunder mal auseinander und legen zuerst die Audio CD zur Einstimmung ein. Die Songauswahl beinhaltet alte als auch neuere Songs, wobei Fans sicherlich zu bemängeln haben werden, dass manch ein Song fehlt. Aber auf eine CD passt eben nur eine bewisse Megabyte Zahl. Und somit schlängelt sich der Livemitschnitt von Klassiker zu Klassiker. “Links 234“ geht’s zu “Asche zu Asche“. “Benzin“ entflammt die Herzen der Fans, die bei jedem einzelnen Song tatkräftig mitsingen (und man bedenke, dass dieser Mitschnitt aus dem französischen Nimes stammt! Bei “Du hast“ und “Amerika“ fühle ich mich sofort an mein eigenes Konzerterlebnis letztes Jahr erinnert und schon bin ich gefangen in der verschrobenen Welt von Rammstein. Diese CD wird so schnell nicht mehr aus dem Player genommen, das ist mal sicher!
So wunderschön aufgewärmt muss nun unbedingt die DVD rein. Showeinlagen wie man sie von Rammstein kennt und schätzt berauschen hier den Zuschauer. Vom lebenden Schnitzel (Flake flambiert bei “Mein Teil“) bis hin zu Flammenwerfer und Konfettiregen ja für uns Frauen ist auch was dabei ;) Die Ausschnitte sind aus Konzerten in Frankreich, England, Japan und Russland zusammengepuzzelt. The world speaks Rammstein!
Im Haupausschnitt, der aus Frankreich stammt, bebt die Halle. Die Franzosen rocken ebenso wie das Berliner Publikum auf der vorangehenden Live DVD. Oft schwenkt die Kamera über die Köpfe der Zuschauer, was zwar wunderbar die gewaltige Stimmung einfängt, aber manchmal die ein oder andere Action auf der Bühne vernachlässigt. Doch nichts desto trotz bekommt man einen Gesamtüberblick, was Rammstein leisten und warum sie dort sind wo sie eben heute sind. Aber eines ist gefährlich dabei: man bekommt extreme Lust auf ein Konzert und man kann nur hoffen, dass Rammstein bald wieder eine Tour hierzulande plant.
Die zweite DVD enthält einige, besonders für Fans essentielle Specials wie Making of des Albums “Reise Reise“. Auch die Doku “Anaconda im Netz“ (diese Namen immer, tzzz, sehr cool!) ist für Fans als auch Nicht-Fans wirklich sehenswert. Der Preisunterschied zwischen der mageren Völkerball-Ausgabe und der mittleren ist sowieso nicht groß. Die absolut fette Ausgabe mit Bildband ist dann schon Luxus, aber immerhin ist ja bald Weihnachten.
Rammstein überzeugen einmal mehr mit ihren Werken. Beim Völkerball bleiben sie auf jeden Fall die unangefochtenen Könige!