Scorpion Child: Neue Zutaten im klassischen Heavy-Sound

Die Welle der vielen so genannten “Retro – Bands” warf ihre Schatten voraus, nicht erst seit der manischen überbordenden Schaffenswut eines Jack White, der den Blues so offenkundig wie seit Jahren nicht mehr zurück in die moderne Rockmusik fließen ließ oder etwa die Black Keys. Daneben suchten viele Epigonen mehr oder minder erfolgreich ihr musikalisches Werk auf den heiligen Grundfesten von Bands wie Black Sabbath und Led Zeppelin zu gründen. Diese beiden überlebensgroßen Legenden haben unlängst in nahezu originaler Besetzung wieder öffentlich von sich hören lassen und auch aktuelle Tonträger veröffentlicht. Da stellt sich die Frage, ob die (Musik)-Welt all die wie halluzinogene Pilze aus dem Boden schiessenden Bands noch braucht?

Wie im sumerischen Gilgamesch-Epos führt der Ein– und Auszug der Sonne an dem Skorpion-Paar vorbei, dass auf dem Berg Maschu Wache hält. So wie Gilgamesch die Skorpione überzeugen konnte, so überzeugen „Scorpion Child” auf ihrem gleichnamigen Debütalbum mit einer bluesinfizierten Scheibe die knietief in schweren Sabbath – Riffs watet und dabei trotzdem nicht die musikalische Sozialisation der einzelnen Bandmitglieder im Punk, Metal- und Alternative Zirkus der frühen Neunziger leugnen kann.

Was vor allem anderen allerdings besonders hervor sticht, ist die Gesangsarbeit von Aryn Jonathan Black, der wie ein goldener Gott das stimmliche Abbild eines jungen Robert Plant, jedoch mit schwarzen langen Locken und Schnauzbart, gibt. Seine Mitstreiter Christopher Jay Cowart (Gitarre), Thomas Frank (Gitarre), Shaun Diettrick Avants (Bass) und Shawn Paul Alvear (Drums) stehen dem Frontmann schon rein optisch in Nichts nach und wirken wie aus der Zeit gefallen. Das Quintett aus Austin in Texas reiht sich damit auch nahtlos in eine Reihe von Bands wie „Wolfmother”, „Graveyard” oder auch die „RivalSons” ein. Der Sound von Scorpion Child walzt sich über weite Strecken des Albums in elektrischen Wogen aus den Boxen, mit bombastischen Drums, brodelnden Basslines und züngelnden Gitarren, deren Hälse sich wie Skorpionschwänze zu umtanzen suchen um den tödlichen Stich zu setzen. Der schweißgetränkte Sex in diesen heavy Songs wird mit den ersten Klängen von „Kings Highway” offenbar und wechselt über zum treibenden „The Secret Spot” und „Liquor”. Verschnaufpausen auf ihrem Ritt durch die kraftstrotzenden heavy Classic – Rock – Wogen gönnt sich die Band schon auch hin und wieder und baut dynamische Spannungsbögen filigran auf und bricht aus den elektrischen Gefilden aus, um akustische Fäden in die Songs zu weben, die mit einem epischen „Red Blood (The River Flows)” eine gute Platte schließt, die den klassischen Rock feiert und dessen Grenzen noch erweitert.