Schon am Bühnenbild war erkennbar, dass die Gürtellinie im neuen Programm hoch angesetzt ist und das Geschehen der Show sich diesmal weit unterhalb derselben abspielt. War ja auch ein eindeutiges Thema, dem sich Atze Schröder in seiner klassischen One-Man-Show widmete: Richtig fremdgehen! Atze live versucht den Männern Tipps zu geben (Top 1: nicht erwischen lassen), strapaziert aber auch die Lachmuskeln der weiblichen Zuhörerschaft.
Dafür braucht er nicht viel. Vor allem sich selbst. Das Bühnenbild besteht aus hängenden, plüschbesetzten Klöten. Auf der Bühne befindet sich ein ebenso plüschbesetzter Flügel, der allerdings nur ein einziges Mal zum Einsatz kommt. Den Hinweis auf den seligen Udo Jürgens – ebenfalls Fremdgänger vor dem Herrn – kann Atze sich dann auch nicht verkneifen. Andere Prominente spielen in seinen vielen Anekdoten mit: Franz Beckenbauer, Boris Becker – eigentlich jeder, der auch dem unbedarften BILD-Leser direkt in den Sinn kommt.
Nur eine Person ist nach Meinung Atzes über jeden Verdacht erhaben. Die Bundeskanzlerin hat sich bestimmt nicht nach oben geschlafen. Obwohl… dann erzeugt Atze ein Bild in den Köpfen, das keiner sehen möchte. Angie kniend vor Helmut Kohls Gemächt. Um dann gleich hinzuzufügen: Das ist eure Phantasie, die euch das jetzt vorspielt. Ich habe nichts gemacht.
Im Gegensatz zu anderen Comedians geht Atze kaum in Interaktion mit dem Publikum. Keiner muss Angst haben, auf die Bühne entführt zu werden. Der Künstler begibt sich auch nicht in die Menge. Das höchste der Gefühle ist eine Umfrage mit Saallicht, wobei Atze dran erinnert, dass die weibliche Person der Begierde nebenan sitzen könnte. Also Vorsicht, an welchen Stellen man aufzeigt.
Die ältere Generation erfährt, was der Szene-Ausdruck MILF bedeutet: Mom I’d Like to Fuck. Natürlich bekommen Prominente wie Manuela Schwesig und Ursula von der Leyen ihr Fett weg. Aber es geht in Atzes Programm nicht nur um unreine Gedanken. Auch die Treue spielt eine große Rolle. Oder – wie er es selbst ausdrückt – der Mangel an Gelegenheit. Was, wenn die RTL2-Sendung „Extrem schön“ das unscheinbare Wesen an Mannes Seite zum begehrten Sexobjekt mutieren lässt? Dann zeigt sich das große Problem der Sendung: Das Aussehen des Mannes hat sich nicht geändert. Höchstens sein gieriger Gesichtsausdruck.
Man könnte lange über Atzes Umgang mit Schwerenötern aller Art lamentieren. Oder seine Vorstellung der sexuellen Sitten in fremdländischen Kulturen. Irgendwann aber kommt er wie von selbst zu seinen Lieblingsthemen – die dem Vorzeigebild des Prolls auf den Leib geschneidert sind: Autos und Fußball. Atze läuft vor allem dann zur Hochform auf, wenn er vom Überland-Rennen seines Porsche mit einem Maserati berichten kann. Bei solchen Monologen lacht der Saal bis zum letzten Platz.
Atze Schröder bekam auch in der Arena Trier stehende Ovationen. Kein Wunder – bei einem Thema, das jeden irgendwie tangiert. Auch wenn die vermeintlichen Tipps dem potentiellen Fremdgänger
nicht weiter helfen und jeder letztlich brav im Schoß der Liebsten landet. Ich muss sagen, dass Atze mir zwar einen kurzweiligen Abend bereitete, sein Humor aber nicht unbedingt der meinige ist. Ein ständiges verbales Gefuchtel im Intimbereich erzeugt nach zweistündigem Dauer-Monolog einen hohen Müdigkeitsfaktor. Sei’s drum. Dem Stimmungspegel bei Männlein wie auch Weiblein in Deutschlands ältester Stadt tat dies zumindest keinen Abbruch.
[itunesButton]Atze Schröder bei iTunes[/itunesButton]
[amazonButton]Atze Schröder bei Amazon[/amazonButton]
Hier gibt es unsere Atze Schröder Fotos der Tour 2015 aus der Arena Trier vom 16.04.2015