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02.05.2014 - 04.05.2014 /

Ein grandioses Death Metal Festival, Neurotic Deathfest 2014 – Tilburg, Holland

Willkommen zur elften Ausgabe des Neurotic Deathfest! In der diesjährigen Edition des Death-Metal und Grindcore-Festivals sollte wirklich jeder Nischen-Liebhaber auf seine Kosten kommen. Von Slam-Death, Tech-Death und vielen Helden der Anfangstage von extremen Metal, bietet das im Poppodium 013 stattfindende Event eines der besten Underground-Festivals Europas. An diesem Wochenende kommen Menschen aus 43 Nationen nach Tilburg, um sich dieses Line-Up ansehen zu können. Aber auch die Bands, 45 Stück an der Zahl, kommen aus Island oder Kolumbien, um hier dabei zu sein.

Am Freitag gaben Aborted sich am Release-Tag zu ihrem neuem Album „The Necrotic Manifesto“ die Ehre, dies live zu präsentieren. Die Belgier sind seit ihrem Line-Up-Wechsel 2011 wieder auf absoluter Höhe und spielen Death Metal, für den die Menschen sie lieben. Besondere Hits gibt es natürlich von ihrem Album „Goremageddon“. Ein Meilenstein im Death Metal, der ihr Set perfekt abschließt.

Während Spasm auf der Second Stage Goregrind präsentieren, wird auf der Mainstage die Bühne für Massacre vorbereitet. Die Band um Rick Rozz hat im März ihre erste Platte seit 1996 veröffentlicht. Auf der Bühne wird das neue Material präsentiert. Massacre sind definitiv eine der besten Death-Metal-Bands der alten Schule. Die anwesende Fanbase ist begeistert ,die Band wieder live zu sehen. Die jüngeren Besucher, mich eingeschlossen, freut es, sie zum ersten Mal zu sehen. Besonders das ältere Material wirkt live noch um Einiges härter und grooviger als vom Album. Grandioses Comeback der Band!

Kraanium sind für mich einer der besten Slam-Death-Bands. Die Norweger sind schon seit ein paar Jahren hier und haben die Bude abgerissen und genauso kam es heute wieder. In jedem Song gibt es Circle-Pits, viele Beatdowns und Pig Squeals. Es ist immer schön zu sehen, wenn eine Band sich dankbar zeigt, dass Leute auf ihre Shows kommen. Sympathische Band und super Publikum!

Nach dem God Macabre fertig sind, kommen wir zu einem exklusiven Gast für das Neurotic Deathfest. Die legendären Terrorizer, die Gründer des Grindcores, kommen auf die Bühne und performen viele Songs ihrer legendären Platte „World Downfall“ von 1989. Diese Platte hat ihren Charme und ihren Reiz überall die Jahre nicht verloren. Auch Sänger Anthony „Wolf“ Rezhawk von der Punk-Band Resistant Culture hat sich in den letzten vier Jahren perfekt in die Band eingegliedert. Der Applaus spricht für die Band. Hoffentlich arbeiten sie neben den Touren auch an einem neuen Album.

Der Samstag hat genau wie gestern ein volles Programm vorgesehen. Drei Bühnen mit 16 Bands! Da hilft nur ein straffer Zeitplan, um wirklich alle mitzuerleben. Aber der Aufwand lohnt sich einfach.

Auf der Second Stage kommt endlich eine junge deutsche Band auf die Bühne namens Cytotoxin. Die Herren mixen ein wildes Gebräu aus Tech-Death und Gore-Metal. Hier scheinen viele Besucher die Band vor dem Festival ausgecheckt zu haben. Die Band ist von der Resonanz einfach überwältigt. Die Besucher fliegen geradezu durch den Mosh-Pit. Der Merch ist direkt vergriffen. Die Nachfrage spricht für Cytotoxin. Vielleicht gehen sie bald auch mal in Deutschland auf Tour. Sie haben übrigens einen weltweiten Plattenvertrag bei Unique Leader Records.

Für Brutal Truth sollte es dieses Jahr die Abschiedstour werden. Da diese Tour aber auf so große Resonanz traf, gibt es diesen Sommer noch einige kleine Festival-Besuche. Heute kommen die Grindcore-Veteranen voll auf ihre Kosten, dank dem feiernden Publikum. Alleine der Hut von Kevin Sharp ist diese Show wert. Am besten kommen die schnelleren Nummern von Alben wie „Evolution Through Revolution“ an. Ein guter Blastbeat verbessert jede Setlist.

Cerebral Bore haben die Ankündigung um ihren neuen Sänger lange geheim gehalten. Als dann Shawn Whitaker von Insidious Decrepancy die Bühne betritt, gibt es Freudenjubel. Dieser Mann hat das Organ eines Gorillas. Viele sorgten sich, dass nach dem Ausstieg von Sängerin Som Pluijmers die Band nicht mehr ihr Level halten könne. Heute wird das Gegenteil bewiesen und einfach nur eine gute Show geliefert.

Ich war bisher auf jeder Abschiedstour von Despised Icon. Klingt komisch, aber nach vier Jahren kommen die Kanadier wieder nach Europa. Diesmal zum letzten Mal, hahaha! Nichtsdestotrotz kann sich die Band diesen Status nur leisten, weil sie immer noch gefragt ist. Keine andere Kapelle verbindet extremen Metal so gut mit Hardcore. Sie haben eine treue Fanbase und zerlegen das 013, wie bekannt. Am Schluss ihres Sets gibt es „MVP“. Ich werde diese Band vermissen, bis zur nächsten Tour.

Als nächstes stellen Hour Of Penance ihr neues Album „Regicide“ vor. Ab Mitte Mai erhältlich! Eine Empfehlung für alle Tech-Death-Liebhaber. Kurz darauf bieten Lock Up eine der besten Shows auf dem Neurotic Deathfest. Die Deathgrind-Supergroup mit Mitgliedern von verschiedenen Bands wie Cradle of Filth, Dimmu Borgir, Napalm Death, Hypocrisy oder At the Gates zeigen heute Abend, wo der Grind-Hammer hängt. Alleine was Drummer Nicholas Barker bietet, ist einfach legendär, die Drum-Maschine aus Britannien. Zwischendurch kommt Dan Lilker von Brutal Truth, ehemals Anthrax, auf die Bühne und zockt spontan einen Song mit. Gewiss eine der schnellsten Bands auf diesem Festival! Da staunt das Publikum einfach nur und applaudiert. Diese alten Hasen lassen viele ALT aussehen.

Schon wieder betritt ein exklusives Highlight in Tilburg die Bühne. Skinless spielen in ihrer nach der Trennung der Band 2011 reformierten Band mit den Mitgliedern des Albums „Progression Towards Evil“. Skinless haben neben Aborted die größte Fangemeinde hier und bieten guten amerikanischen Death-Metal. Jason Keyser keift und brüllt ohne größere Anstrengung. Die Songauswahl gibt Songs aus der kompletten Diskographie. Besonders freut es mich, viele Hits von „From Sacrifice to Survival“ zu hören. Diese Platte ist für mich der Inbegriff von Death Metal mit Groove.

Der Headliner der Mainstage ist kein Geringerer als Suffocation. Die Gründer des harten Death-Metals bieten wie immer eine großartige Show. Guy Marchais und Terrance Hobbs haben mit ihrem Riffing und Stilen den Death Metal revolutioniert. In 25 Jahren haben sie nicht ein schlechtes Album geschrieben. Die Erfahrung merkt man ihnen spieltechnisch einfach an. Sie beherrschen es, die Leute zu animieren und auf der Bühne eine tolle Show zu bieten. Terrance Hobbs ist für mich einer der besten Gitarristen und auch heute lässt er seine Finger über seine Klampfe flitzen. Die New Yorker werden auch weiter ein Aushängeschild für genialen, extremen Metal sein. Im Sommer wieder mit Havok auf Tour, sollte sich jeder diese Band live ansehen.

Wir kommen leider schon zum letzten Tag. Wie gut muss ein Festival sein, dass Cephalic Carnage als Erste spielen? Die dissonanten Könige von Relapse Records nehmen es gelassen und spielen chaotischen Math-Metal, dass einem vor lauter Rechnerei schon schwindelig wird. Nebenan auf der Second Stage bieten Meathook mit ihrem Slam-Death ein kleines Kontrastprogramm. Stumpf ist eben Trumpf! Beide Bands räumen ab.

Die Herren von Misery Index haben von der ersten Sekunde an die Meute komplett im Griff. Das Banner ist passend zum kommenden Relase „The Killing God“ angelehnt, eines der meisterwarteten Death-Metal Alben des Jahres. Dröhnende, schnelle Gitarren unterlegt mit Blastbeats und Mid-Tempos werden geboten. Es ist immer eine Freude, diese Band live zu sehen. Jason Netherton spielt Bass und singt dabei locker die tiefsten Growls. Das Neurotic-Publikum headbangt sich den Nacken kaputt. Wahrscheinlich gibt es nach dem Release diesen Sommer noch eine Festival-Tour. Wünschenswert wäre es.

Auf Gorguts freue ich mich, seit ihre letzte Platte „Colored Sands“ veröffentlicht wurde, eines der besten Metal-Alben aus dem Jahre 2013. Leicht dissonant, eigene Melodien und dennoch so hart! Luc Lemay hat sich mit diesem Album wirklich selbst übertroffen. Auch die Show heute ist wirklich ein Hochgenuss. Direkt die ersten vier Songs von „Colored Sands“ gibt es zu lauschen. Kevin Hufnagel hat sich gut an der Gitarre eingefügt. Vielleicht kommt er mit seiner anderen Band Dysrhythmia auch nach Europa. Gorguts sind eine überragende Tech-Metal-Band. Es ist zu hoffen, dass sie am Ball bleiben und ihre Arbeit fortsetzen. Für mich eine der besten Bands von Neurotic Deathfest!

Als Abschluss gibt es die Trash-Metal-Legenden von Dark Angel, die sich im letzten Jahr wiedervereint haben und in Europa dieses Jahr nur wenige Festivals besuchen. Ein grandioser Abschluss eines tollen Festivals!

Das Neurotic Deathfest hat auch mit seiner elften Edition des Festivals bewiesen, dass sie das beste Indoor-Extrem-Festival Europas machen. Das Neurotic-Team leistet wirklich hervorragende Arbeit. Die Location ist Spitze und das Publikum weiß die Arbeit hinter diesem Festival zu schätzen. Hoffentlich bleibt uns dieses schöne Metal-Ereignis noch lange erhalten. Danke Tilburg für ein super gelungenes Wochenende!