Am dritten Festivaltag stecken einem morgens dann doch schon ein wenig die Vortage in den Knochen, ein wenig Muskelkater vom Tanzen, schmerzende Füße von den Gummistiefeln und der leichte Schlafmangel erleichtern das Aufstehen nicht unbedingt. Doch auch am Sonntag warten noch tolle Acts beim Hurricane Festival auf uns und auch das Wetter zeigt sich recht versöhnlich, wenn auch die Temperaturen bereits einen leichten Trend nach unten zeigen.
Am Festivalgelände angekommen bekomme ich leider nur von ganz hinten mit, wie die Rampensau Macklemore zusammen mit Ryan Lewis (14:55 Uhr Blue Stage) gerade die Blue Stage auseinandernimmt, zumindest dem Jubel des Publikums nach zu urteilen und der Stimmung, die über das komplett mit Menschen übersäte Field fegt. Rapper Macklemore zeigt sich als perfekter Entertainer und äußerst kommunikativ mit seinen Fans, denen er eine sagenhafte Party beschert, bei der jeder hier total mitgeht. Es war mir gar nicht so klar, dass sie bei uns mittlerweile derart beliebt sind, ihr Set wäre selbst auf der Green Stage nicht fehlplatziert gewesen. Eine unglaubliche Euphorie ist zu spüren, vor allem natürlich zu “And We Danced” und ihrem Superhit “Can´t Hold Us”, zu der die Menge mitsingt, kreischt, tobt und unaufhörlich die Arme noch oben reißt. Eine fantastische Performance, die sicherlich jetzt schon für viele als Highlight des Tages gilt.
Nach Konzertende will der Publikumsstrom weg von der Blue Stage überhaupt nicht mehr abreißen, zur Front of Stage für Alt-J (16:15 Uhr Blue Stage) ist kaum ein Durchkommen. Zum Auftakt des Sets der Alternative-Pop Band aus Leeds um Frontmann Joe Newman kommt dann endlich wieder die Sonne raus und zaubert mit ihren verträumten Folk-Synthiemelodien eine traumhaft sommerliche Stimmung an die Blue Stage. Ihr Sound ist vorwiegend geprägt durch ruhige Töne mit entschleunigtem Gesang, Synthies und vereinzelt eingestreuten A-Capella Gesangsparts wie in “Interlude I”, die an diesem Nachmittag hervorragend zum Chillen einladen. Selbst wenn einzelne Songs mit knackigen Drums und flotteren, leichtfüßigen Klavier- oder Synthieklängen wie in “Dissolve Me” und “Matilda” mehr Geschwindigkeit aufnehmen und durch tiefe Bässe wie bei “Fitzpleasure” begleitet werden, erhält sich trotzdem die angenehm tief sitzende Ruhe in ihren Songs. Das Publikum ist von diesem Wohlklang durchweg hingerissen und umjubelt das Quartett für ihr wunderbar sonniges Konzert.
Ihr Set ist wahrhaftig die beste Einleitung für das Anschlusskonzert von Two Door Cinema Club (17:45 Uhr Blue Stage), die die mehrheitlich an der Blue Stage verbliebenen Fans direkt zu Beginn mit “Sleep Alone” zum Tanzen bringen. Dem tut auch der kleine Regenschauer keinen Abbruch, Frontmann Alex Trimble rät uns, den Schauer einfach wegzutrinken, was die meisten hier sicherlich auch gerade machen. Die schwungvollen, leichtfüßigen und melodischen Gitarren-Elektropop-Hits von “Undercover Martyn”, “I Can Talk” und “What You Know” bringen die Menge in der Front of Stage Area zum Springen und Jubeln. Die Leichtigkeit ihrer Musik und auch die der außergewöhnlichen hohen und sanften Stimme vom adrett mit Jackett und Krawatte gekleideten Sänger passen einfach hervorragend zu einem Sommerfestival, was Two Door Cinema Club heute erneut unter Beweis stellen.
Bei jetzt blauem Himmel darf Alternative-Punkrocker Brian Fallon mit The Gaslight Anthem (20:00 Uhr Green Stage) seine Live Show starten. Die Fans müssen nicht lange auf ihre Erfolgshits warten, schon ziemlich früh im Set gibt es “The ’59 Sound” und auch “45” auf die Ohren, es wird mitgeklatscht und frenetisch vor der Bühne gefeiert. Brian´s rauh-rockige Stimme passt perfekt zu ihrem antreibenden Rocksound, zuweilen finde ich jedoch Brian´s längeren Vorträge über The Smashing Pumpkins oder die politischen Hintergründe seiner Songs etwas zu langatmig, aber die Sympathie und die Spielfreude seiner Band, welche sie den Fans stets entgegenbringen, machen das alles wieder wett. Ihr absolut gelungener Auftritt unterstreicht wieder einmal die ausgezeichneten Live-Qualitäten des Quintetts und prägt entsprechend die tolle Atmosphäre der letzten Festivalstunden an der Green Stage.
Während Paul Kalkbrenner´s elektronischen Beats von drüben durch den Wind herüber getragen werden nutzen wir die Umbaupause, um als Abschluss doch noch eine Runde mit dem erstmals auf dem Hurricane aufgestellten Riesenrad zu drehen und den großartigen Blick über das weitläufige Festival- und Campinggelände im abendlichen Sonnenschein zu genießen. Und schon ist es auch soweit, ehe man sich versieht ist das Hurricane Festival schon fast wieder vorbei und der Headliner des Sonntags Queens Of The Stone Age (22:00 Uhr Green Stage) steht auf der Bühne. Bei sternenklarem Himmel und nun auch etwas frischeren Temperaturen heizt uns jetzt aber die kalifornische Rockmaschine QOTSA um Frontmann Josh Homme ordentlich ein. Sie ist aus Überresten der Band Kyuss entstanden und seit ihrer Gründung 1996 mit stetig wechselnden Musikern international ein echtes Erfolgskonzept. Gerade erst ist ihr sechstes Studioalbum “…Like Clockwork” erschienen, mit dem sie derzeit auf Tour sind. Megalautes Scherbenklirren markiert den Beginn ihres Konzerts mit “Feel Good Hit Of The Summer”. Ihre druckvollen Rockbeats gepaart mit Blues-Einflüssen und hart schmetternden Drumbeats haben schon ihren völlig eigenen Soundcharakter und sind gerade live performt einfach der Hammer. Zu ihrem extrem starken aber älteren Song “No One Knows”, sowie dem bei Dunkelheit folgenden Charthit “Little Sister” springt das gesamte Publikum und singt sich im Chor dann auch zu “Make It Wit Chu” förmlich die Kehle aus dem Hals. Die Stimmung kocht bei “Song For The Dead” noch einmal richtig hoch, die Securities stellen sich immer wieder besorgt in Alarmbereitschaft, da Josh Homme den Fans quasi den Freifahrtschein für´s Crowdsurfen gegeben hat. Der Kontrast hierzu ist die von Josh gefühlvoll gespielte Rockballade “The Vampyre Of Time And Memory” vom aktuellen Album, die ebenfalls kräftig umjubelt wird. Nach einer knappen Stunde ist das Rockfeuerwerk der Kalifornier leider schon beendet, aber was war das bitte für ein unglaublich kraftvolles Konzert!
Ein sagenhafter Abschluss für ein wieder mal unglaublich tolles Hurricane Festival, von dem wir alle sicherlich wundervolle Erlebnisse mit nach Hause nehmen werden! In der Mediathek von ZDFkultur findet Ihr übrigens nach wie vor zahlreiche Konzertmitschnitte mit Interviews und bei Arte wird am Samstag den 17.08.2013 um 23.40 Uhr noch eine Reportage über das Festival ausgestrahlt.
Vielen Dank Hurricane und vielen Dank an die zahlreichen Beteiligten, die das Festival auch 2013 wieder für 73.000 Besucher zu einem unvergesslichen Ereignis gemacht haben!
Das Hurricane Festival findet im nächsten Jahr übrigens vom 20.-22.Juni 2014 statt und schon in Kürze wird hierfür der Vorverkauf beginnen.