Als bezaubernd schöne Stimme im Hintergrund wird Alin Coen den Zuhörern von Philipp Poisels “Projekt Seerosenteich” in Erinnerung geblieben sein. Die in Hamburg geborene Sängerin kann allerdings noch weit mehr – schon vor fünf Jahren gründete sie mit drei Weimarer Jungs die Alin Coen Band und ist seitdem mit ihrer eigenen Musik in ganz Deutschland unterwegs. Aktuell erscheint das zweite Studioalbum “We´re Not The Ones We Thought We Were”.
Alin ist eine der wenigen Songwriterinnen, die sowohl deutsche als auch englische Texte schreibt. Wie der Titel schon vermuten lässt, sind auf dem neuen Album jedoch die englischsprachigen Songs in der Überzahl. Das kann vielleicht die Tür für ein internationales Publikum öffnen, ist aber insofern etwas schade, als gerade die zarte Ballade “Kein Weg zurück” und das rhythmische “Du drehst dich” mit seinem faszinierenden Streicher-Arrangement besonders unter die Haut gehen.
Ihren einzigartigen Sound entfaltet die Alin Coen Band aber ebenso bei den englischen Stücken. Mal sind die Songs dicht arrangiert wie “Kites” oder “Fountain”, mal sparsam und beinahe sphärisch wie “The Ones”. Alins Gesang tanzt leichtfüßig durch den groovenden Beat von “High Expectations”, schwebt über der fließenden Gitarrenbegleitung von “All I Takes” oder taumelt mit den sich drehenden Rhythmen von “Reason”.
Wer dabei auf die Texte hört – oder im schlicht aber wirkungsvoll gestalteten Booklet nachliest – wird zum Nachdenken angeregt. So stellt das ruhige “Rifles” die Frage, wie es den Soldaten geht, wenn der Krieg beendet ist, “As I Am” balanciert zwischen Selbstzweifeln und dem Wunsch nach bedingungsloser Wertschätzung und “Disconnected” zeigt schonungslos die Nachteile der Globalisierung auf.
Mit “We´re Not The Ones We Thought We Were” erweitert die Alin Coen Band ihren musikalischen Kosmos und entwickelt einen Sound jenseits aller Konventionen, der ins Herz trifft und den Verstand anregt. Wen dieses Album gleichgültig lässt, der hat nicht wirklich zugehört.