Bisher glänzten Billy Talent bei der Auswahl ihrer Albumtitel nicht gerade mit Einfallsreichtum. So erwartete auch jeder, dass die Band aus Toronto ihr viertes Album in logischer Reihenfolge einfach “IV” betitelt. Aber weit gefehlt. Im Juli wurde bekannt gegeben, dass es den Titel “Dead Silence” tragen wird. Sofort wurden auch Spekulationen laut, ob sich die musikalische Ausrichtung eventuell entscheidend verändert – doch denen hatte schon die Veröffentlichung des Teaser-Songs “Viking Death March” den Wind aus den Segeln genommen. Die Riffs hämmern wie eh und je und es geht straight und schnell nach vorne. Beim ersten Durchhören merkt man mal wieder kaum, wie die Songs durch die Ohren rauschen. Zu schnell folgt ein Knaller auf den nächsten.
Wenn man sich eingegroovt hat, werden die Details deutlich. Die Genregrenzen aus Punk, Rock und Pop fließen ineinander, geniale Basslinien gesellen sich stimmig zu den Vocals – mal eindringlich und aggressiv, seltener aber auch sehr erwachsen und mit Tiefgang. Im Verlauf des Albums gibt es zwei ungewöhnlich ruhige Stücke zu entdecken: “Stand Up And Run” sowie “Shallowed Up By The Ocean”. Fast schon balladesk, aber mit deutlicher Steigerung zum Ende hin. Doch keine Angst, es bleibt gewohnt hymnisch “Hanging By A Threat” überzeugt ebenso wie “Show Me The Way” und die typischen Nach-vorne-Prescher namens “Viking Death March” und “Man Alive!”.
“Dead Silence” wurde in den The Armoury Studios (Vancouver), Noble Street Studios (Toronto) und im Billy Talent Headquarters in Toronto aufgenommen. Ja, man hat sich ein eigenes Tonstudio gekauft – die erste große Investition der Band, wie Jonathan Gallant sagt. Produziert wurde das Album von Billy Talents Gitarrist Ian D`Sa, der sich über die letzten Jahre eine Reputation als Produzent von Bands wie “Die Mannequin”, “One Second 2 Late” und “The Mahones” aufbauen konnte. Zudem produzierte er auch schon “Billy Talent II” in Zusammenarbeit mit Gavin Brown.
Das Ergebnis in der Zusammenschau: “Dead Silence” klingt erwachsener, hat aber nichts von der früheren Frische verloren. Man nähert sich etwas den neueren Werken von Green Day an und damit ein Stück weit dem Massengeschmack. Doch wer die beiden Vorgängeralben mochte, wird auch von Nr. 4 nicht enttäuscht sein. Live bleibt sowieso alles beim Alten. Das wurde am Ring vor 85.000 Zuschauern wieder eindrucksvoll bewiesen. Und in Kürze geht’s dann auf Tour in Deutschland:
- 29.09.2012 Dresden, Messehalle
- 30.09.2012 Stuttgart, Schleyerhalle
- 02.10.2012 München, Zenith
- 07.10.2012 Frankfurt, Festhalle
- 09.10.2012 Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle
- 10.10.2012 Münster, Halle Münsterland
- 11.10.2012 Hamburg, Sporthalle
- 13.10.2012 Berlin, Max Schmeling Halle
- 14.10.2012 Saarbrücken, E-werk