Midsummer Records aus dem beschaulichen Tholey macht sich als Indie-Label verdient um Punk, Emo, Alternative mit Tiefgang und bringen genau solch eine Scheibe von Great Escapes am 19.03.2021 auf den Markt.
Mit Okay liefern die drei Musiker aus Rheine und Münster ein Album ab, das musikalisch prädestiniert ist für Konzerte, bei denen der Schweiß von der Hallendecke tropft, deren Texte aber tiefgehender sind als nur Publikumsbespaßung.
Leistung. Effizienz. Optimierung. Drei Vokabeln, die man womöglich damit verbindet, wie Führungsetagen Personal oder Arbeitsprozesse umschreiben. Aber eigentlich ist all das auch längst ins Privatleben durchgesickert. In einer Welt, die oft nur noch verzerrt durch Instagram-Filter und Facebook-Reactions wahrgenommen wird, ist Selbstoptimierung lästige Pflicht und allgegenwärtige Maxime. Und man ist vor ihr inzwischen selbst am Laternenpfahl in Innenstädten nicht mehr sicher. „Als ich die Texte für unser neues Album geschrieben habe, ist mir irgendwann ein Aufkleber in der Fußgängerzone aufgefallen. Darauf stand: Expect great things every day“, sagt Frederik Tebbe. Typischer Kalenderspruch, Kategorie Wandtattoo. „Mich hat das furchtbar geärgert. Natürlich sollte es so sein, aber es ist nun mal nicht jeder Tag ausnahmslos großartig“, so der Great Escapes-Sänger. Aber es hatte auch sein Gutes und gab Tyler, dem Opener des neuen Great Escapes-Albums Okay, eine seiner zentralen Zeilen mit auf den Weg: „I’ve been told to expect only great things every day, now my mouth is dry and I can’t think of one nice thing to say.” Es ist ein sich langsam aufbäumender, wütender Emopunk-Song über Erschöpfung, Seitenstechen und Ratlosigkeit, gefördert durch einen Lebensentwurf, der seinen Erzähler regelmäßig bis an die eigene Schmerzgrenze und darüber hinaus treibt.
Gewissermaßen beinhaltet der Song die Quintessenz von Okay. Auf ihrem zweiten Album verhandelt die Band emotionale Verausgabung, Ruhelosigkeit und deren Aufarbeitung. „Der Arbeitstitel der Platte lautete Beyond The Warning Sign“, so Tebbe. „Als ich aber die Demos eingesungen habe, ist mir bewusst geworden, wie oft wir in den Songs aussprechen, dass es okay ist, aus dem vermeintlichen Rahmen zu fallen.“ Es ist okay, zu scheitern. Den Verstand zu verlieren. Schwächen zuzugeben. Die Platte danach zu benennen – Okay – scheint also nur logisch. „Das alles eher positiv zu rahmen, war uns viel wichtiger, als nur das Ausgebranntsein zu benennen.”
Great Escapes sind seit 2014 aktiv. 2015 erschien ihr Debütalbum To My Ruin I’ll Go Gladly, 2018 die EP Shivers and Shipwrecks. Seitdem ist die Band quer durchs Land getourt und spielte Konzerte mit Bands wie Matula, Nothington, Idle Class, Adam Angst, Smile and Burn oder Apologies, I Have None. Okay erscheint am 19. März 2021 als 180 Gramm Vinyl in weißer und schwarzer Ausführung und als CD im Digipack bei Midsummer Records.