Was mich am meisten irritierte, als ich die neue CD Von Mickie Krause im Briefkasten fand? Ich schaute direkt zum Kalender und konnte aufatmen. Es sind noch acht Monate bis zur heißen Phase des Karnevals. Dann fiel mir aber wieder ein, wie das jedes Jahr abläuft: Die neuen sinnfreien Hits werden zunächst in den Enklaven Spaniens gespielt, die vor allem von Deutschen heimgesucht werden. Auch zur Fußball-WM wird Mallorca nicht davon verschont bleiben. Einmal im Gehörgang, nimmt der Tourist die Songs mit in den Winter zur jährlichen Après Ski-Party. “Kenn ich aus Malle. Wieder mit grölen!” Und dann ist die närrische Session nur noch das i-Tüpfelchen, weil jeder belächelt wird, der den neuen Schlager noch nicht kennt.
Also? Mickie hat alles richtig gemacht. Karneval beginnt im Sommer. Nach der Session ist vor der Session. Ein Album mit (übern Daumen) 20 Hits. Neue Songs, alte Songs, gecoverte Klassiker, sogar einige Überraschungen. Es ist beispielsweise logisch, dass ein Krause-Album nicht ohne “Nur noch Schuhe an” auskommt. Diesmal aber in einer unplugged-Version, die so gar nicht fetentauglich scheint. Doch – das ist überraschend.
Zugegebenermaßen bin ich ja überzeugter Karnevalist. Und das nicht nur passiv, sondern abendfüllend auf der Bühne. Das Oeuvre von Mickie Krause ist mir also durchaus ein Begriff. Als heimlicher König von Mallorca hat er Jürgen Drews schon längst abgelöst, auch wenn man das nicht laut sagen darf. Man will ja den Jürgen nicht verärgern, der sogar ein Feature für Mickies CD beiträgt. Seine Partymusik wird seit 1999 (“Zehn nackte Friseusen”) quasi jährlich gespielt.
Die Single “Geh Mal Bier holen (GmBH)” ist schon jetzt ein Krause-Klassiker – ein Tribut an das Getränk auf dem sein Balearenreich errichtet wurde. In den einschlägigen Social Media Kanälen wurde ein kleines Mitsing-Snippet zur Hymne über Nacht von Hunderttausenden gesehen und umjubelt: “Der Sommer-Hit 2014, Leute, mit Ansage!”. An diesem Song wird man im Sommer 2014 kaum vorbeikommen, ob im Urlaub oder in der Disco. Er trifft einfach genau ins Schwarze und erklärt treffsicher warum Krause-Jünger die schönsten sind: “Geh mal Bier holen, du bist schon wieder hässlich”. Niveaulos und weit unter der Gürtelline. So wollen die Spaßgänger das.
Früher hieß es “ein Bild sagt mehr als 1000 Worte”, aber das hat sich im Zeitalter der Smartphones und Fotohandys rigoros verändert. Mickie kommt viel rum und hat bemerkt: alle schauen nur noch in auf ihr Smartphone, fotografieren alles und jeden, dabei bleibt die Konversation auf der Strecke. Da will Mickie gegensteuern und sagt: “Leute, redet wieder mehr miteinander, die 1000 Bilder könnt ihr euch immer anschauen… wenn ihr mal krank seid oder so”, deshalb: “Ein Wort sagt mehr als 1000 Bilder”. Auch der zweite Hit scheint stimmig, wobei man Mickie so viel Hintersinn gar nicht zutraut.
Zusätzlich zu den eigenen Songs gibt es eingedeutschte Versionen älterer Hits, z.B. “Something Stupid”. Dazu uralte Kracher aus der ZDF-Hitparade (“Ein Festival der Liebe”, “Schöne Maid”). Als Gäste stehen ihm Loona und für “Rot sind die Rosen” gar Stefan Raabs Ingrid und Klaus zur Seite.
Der Longplayer ist voll bepackt und wer weiß, worauf er sich einlässt, wird seine Party hinterm Haus wohl damit bereichern können. Drei Schubkarren Sand in den Garten, eimerweise Sangria kalt gestellt und die Sause kann starten. Mickie Krause liefert den perfekten Soundtrack für die nächsten Wochen und falls es bei der WM nicht so klappt, hält er auch den “Loser-Song” parat.
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