Die Karriere von Styx lässt sich in drei Phasen einordnen: 1970 bis 1984 war die Hochphase der Band aus Chicago. Perfekter Rock für Erwachsene, bombastische Progalben, quasi Soundschicht auf Soundschicht gestapelt. „Boat On The River“ sollte jeder kennen, aber auch „Mr. Roboto“. Das Album „Kilroy Was Here“ ermöglichte den Sprung in den Mainstream, war gleichzeitig aber auch kommerziell überaus erfolglos und die geplante Tour musste abgesagt werden. Eine Tatsache, die Styx noch lange anhängen sollte. Viele potentielle Fans verbanden den Namen der Band jetzt eher mit dem Discohit als mit den Heroen des AOR.
1989 fand sich die Band mit einigen Umbesetzungen wieder für ein Album zusammen und existierte bis 1992. Eine weitere Reunion – die mit Besetzungswechseln und Schwankungen in der Standfestigkeit bis heute anhält – erfolgte 1995. Die Legende lebt weiter. Und man muss den Jungs um James Young und Tommy Shaw zugutehalten, dass eine Rückbesinnung auf die musikalischen Wurzeln immer drin ist.
Das 16. Studioalbum „The Mission“ ist ein Konzeptalbum, das fiktional die Anstrengungen und Widrigkeiten und den letztendlichen Triumph der ersten menschlichen Marsmission im Jahr 2033 beschreibt. Gitarrist und Gründungsmitglied James Young erklärt dazu: „Da wir dieses Jahr das 40-jährige Jubiläum der Veröffentlichung von „The Grand Illusion“, unserem bestverkauften Album aller Zeiten, feiern, fanden wir es mehr als passend, mit unserem neuen Studioalbum bis jetzt zu warten. Und dass ich extrem aufgeregt bin, muss ich wohl nicht zusätzlich betonen.”
Von den hoffnungsvollen und motivierten Klängen von „Gone Gone Gone”, dem geschäftigen „Locomotive” bis zum Song „Red Storm” und der schwelgerisch-optimistischen Stimmung des Abschlusstitels „Mission To Mars” präsentiert das Album die beste Seite einer Band, die auch 45 Jahre nachdem sie ihren ersten Plattenvertrag unterschrieb, immer noch voller Energie ist.
Die neuen Songs wurden aus der Perspektive der sechsköpfigen Crew geschrieben, die für den Jungfernflug der Raumfähre Khedive angeheuert wurde. Die Besatzung der Khedive besteht aus dem anpackenden Piloten, dem innerhalb der Crew ausgleichenden ersten Offizier, einem dem Erfolg der Mission eher skeptischen, aber gleichzeitig genialen Ingenieur und einem herausragenden Trio aus Wissenschaftler, Astrophysiker und Survival-Experte.
Musikalisch wurde das Konzept mit genialem Progressive Rock und fantastischen Hymnen umgesetzt. Definitiv kann man sagen, dass Styx noch die Gabe besitzen, Zuhörer zu fesseln und auf ihre Reise mitzunehmen. Ich bin auch ein großer Fan von „Mr. Roboto“, doch ich muss gestehen: Wenn Styx ihre Songs von Gitarrenriffs umwehen lassen, zeigen sie ihre ganz große Stärke – auch nach 45 erfolgreichen Jahren.