Die Simple Minds zelebrieren ihre Karriere: “Celebrate” enthält 50 Hits inklusive zwei neue Songs
Die Simple Minds waren und sind eine Band mit vielen Gesichtern. Was mit Punk und avantgardistischer Elektronik-Musik begann, entwickelte sich über die Jahre zu einer mainstreamtauglichen Mischung aus New Wave und Pop. Ende der 80er Jahre waren sie so groß, dass sie gar am Thron von U2 kratzen konnten. Doch während diese dem Grunge trotzten und den Pop mit “Achtung Baby” in neue Sphären führten, traten die Simple Minds auf der Stelle und verloren sich in der Replikation alter Erfolge.
Dennoch will man ihre Hits nicht missen. Und gerade im letzten Jahr haben die Schotten um Sänger Jim Kerr bewiesen, dass sie noch für Überraschungen gut sind. Man entschied sich, auf eine ganz besondere Tour zu gehen und nur Songs der frühen Alben zu spielen. Jeweils fünf. Coole Sache! Und die Fans haben nicht gemosert, dass die großen Hits vom Ende der 80er Jahre außen vor blieben.
Die neue Best-of-Veröffentlichung führt das Konzept von Vergangenheitsbewältigung und Zeitreise weiter. Das Paket erscheint als Doppel-CD mit 36 und als Dreifach-CD mit 50 Songs. Jeweils in chronologischer Reihenfolge. Auf der kürzeren Version vermisst man zwar keine essentiellen Tracks, doch mir gefällt die erweiterte Variante allein deshalb schon besser, weil sich die unterschiedlichen Bandphasen auf jeweils einem Silberling tummeln und man einen perfekten Überblick zum musikhistorischen Schaffen in der jeweiligen Epoche bekommt.
Da wäre zunächst CD 1, welche die Jahre 1979-1984 abdeckt. “Life In A Day” bot Punk mit einer Prise Glamrock. Es folgte das düstere Elektronik-Album “Real To Real Cacophony”. Kurze Zeit später war der Sprung zum New Wave geschafft und “Empires And Dance” wob einen Soundteppich mit viel Keyboard. Dann das Doppelalbum “Sons And Fascination/Sister Feelings Call” von 1981 und eine beginnende Hinwendung in den Rockbereich (“Love Song”). Und schließlich “New Gold Dream”, das mit “Someone Somewhere In Summertime” und “Promised You A Miracle” zwei erste große Hits enthielt, die auch heute jedes Simple Minds-Konzert bereichern.
Der Durchbruch war geschafft und “Don’t You” läutete die neue Phase ein. Mit diesem Song beginnt auch CD 2 und es folgen alle Hits der großen Ära, die sich bis ins Jahr 1991 hinzog. Die Simple Minds waren eine Stadionband par excellence. Kein bedeutendes Event, dass ohne ihre Mitwirkung stattfand. Man denke nur an Live Aid und an das spätere Tribute Konzert für Nelson Mandela. Die bekanntesten Songs der Band vereinen sich hier mit sechzehn Tracks.
In den 90ern war die Erfolgswelle vorüber, es gab ständige Besetzungswechsel. Größtes Problem: Ein Erfolg wie mit “Street Fighting Years” war nicht zu toppen. Jim Kerr und Konsorten wagten sich aber nicht an einen rigorosen Richtungswechsel, wie ihn die ewigen Rivalen U2 vormachten, sondern sie testeten die alten Erfolgsrezepte immer wieder neu. Das Ergebnis waren solide Alben, die aber nicht den vorherigen Glanz in sich trugen. Diese Phase dauert seit 1995 an und CD 3 versammelt eine repräsentative Mischung mit Tracks wie “She’s A River”, “Hypnotised”, “Cry” und “Rockets”. Am spannendsten dürften hier die funkelnagelneuen Stücke “Blood Diamonds” und “Broken Glass Park” sein. Man findet allerdings nichts Innovatives: Popstücke mit dem Flair der 80er Jahre. Es ist einfach das, was die Simple Minds am besten können.
Verpackt wird die Edition in einer Pappschachtel, die neben den drei einzelnen CDs ein dünnes Booklet und ein großes, auffaltbares Poster enthält. Alles in allem bekommt man einen sehr guten, chronologisch geordneten Gesamtüberblick zum Schaffen der Band. Für Nostalgiker ebenso geeignet wie für Frischlinge.