“Wir werden uns auf jeden Fall den Arsch abspielen” – Interview mit Donots-Gitarrist Guido Knollmann

Vor allem die Hitze bestimmte das Area 4 Festival in Lüdinghausen in diesem Jahr. Da war mittägliche Abwechslung immer willkommen. Musicheadquarter-Redakteur Marc Brüser hatte während des Festivals die Möglichkeit, ein kurzes Interview mit Donots-Gitarrist Guido Knollmann zu führen, um ihn über das neue Album „Wake The Dogs”, das Songschreiben oder die Donots-Tourneen auszufragen.

Guido Knollmann Donots 2

Guido, das Area 4 Festival ist fast um die Ecke für euch. Eure Heimatstadt Ibbenbüren könntet ihr glatt in 45 Minuten mit dem Auto von hier aus erreichen. Welche Vorbereitungen habt ihr für euer Heimspiel getroffen?

Guido: Sagen wir so: Es ist definitiv eines der Highlights der Saison hier spielen zu dürfen. Vor allem spielen wir heute auch vor sehr vielen Freunden und unseren Eltern. Ich kann mich noch gut an das Konzert hier vor zwei Jahren erinnern. Das war echt heftig, also im positiven Sinne. Die Leute haben aus dem ganzen Laden Holzbrei gemacht und da waren wir wirklich sehr beeindruckt von. Das wird für dieses Jahr schwer zu toppen sein. Wir werden uns auf jeden Fall den Arsch abspielen.

Manche eurer Songs werden von lustigen Mitmach-Aktionen unterstützt. Bei „Whatever Happened To The 80´s” lasst ihr das Publikum beispielsweise haufenweise Müll in die Luft schmeißen. Wie kamt ihr eigentlich auf diese Idee?

Guido: Boah, das weiß ich gar nicht mehr. Wir waren da glaube ich bei irgendeinem Festival backstage und da kam mir die Idee, kurz bevor wir auf die Bühne gingen. Da hab ich zu Ingo gesagt: „Lass uns mal bei „Whatever…” ne Aktion starten”. Das hat auch super geklappt. Beim Rocco del Schlacko gab’s ne Premiere, da haben alle Staub in die Hände genommen. Man hätte kurz denken können, es ist der nukleare Winter ausgebrochen.

Du warst in früheren Jahren bestimmt des öfteren auf Festivals unterwegs. Gab’s da Highlights, an die du dich noch gut erinnerst?

Guido: Also eigentlich waren es früher immer so Anfang/Mitte der Neunziger kleine Hardcore-Festivals, vor allem in Belgien. Diese großen Sachen wie Rock am Ring haben mich damals nie so begeistert. Wir sind dann immer mit circa fünf Leuten in ner mörderkleinen Karre rüber geheizt, stundenlang unterwegs und total im Arsch waren wir, als wir angekommen sind. Dann guckt man sich da die zwei bis drei Bands an wegen denen du hingefahren bist und zack – dann geht’s schon wieder zurück.

Eure Heimatstadt Ibbenbüren ist ja bekannt für den Punkrock. Green Day hatten in eurem Jugendzentrum einen ihrer ersten Gigs überhaupt in Deutschland. Warst du auch bei dem Konzert?

Guido: Ja, Ingo hat das mitorganisiert. Das war `94, das weiß ich noch sehr genau: 150 Leute auf engstem Raum und – achja, genau – das war das erste Mal, wo ich Gras gerochen habe (lacht). Die haben die ganze Hütte vollgequalmt.

Durch eure ganzen Tourneen seid ihr ja auch mit einigen Bands in Kontakt gekommen, wie zum Beispiel halt Green Day oder mit Frank Turner, mit dem ihr „So Long” aufgenommen habt. Wie kamt ihr zu den ganzen Bekannschaften?

Guido: Wenn du über die Jahre immer unterwegs bist, entwickeln sich solche Kontakte relativ schnell. Du gehst auf Leute zu, Leute gehen auf dich zu und so entsteht das alles. Prinzipiell sitzen wir ja alle im selben Boot, die meisten Bands verstehen das auch. Dazu kommt noch, dass es immer backstage was zu trinken gibt (lacht).

Durch diese ganzen Kontakte: Habt ihr euch mal überlegt mit einer amerikanischen Band eine U.S.-Tour zu starten?

Guido: Das war mal in Planung. Das Problem ist nur, dass wenn du wirklich etwas machen willst, musst du schon ne Menge Kohle reinstecken. Leider ist eine deutsche Band auch ziemlich unsexy für den amerikanischen Markt, weil die ja quasi alles vor der Haustür haben. Da bist du attraktiv wie, keine Ahnung… ein polnischer Zirkus oder so. Es wäre bestimmt aber mal ne geile Erfahrung, von daher ist das noch nicht komplett ausgeschlossen.

Gerade durch eure Live-Qualitäten denke ich schon, dass da einiges gehen könnte. Gibt es auch Bands mit denen du gerne einmal live spielen würdest?

Guido: Ohne Scheiß, nach 18 Jahren kann ich echt sagen, dass ich alle Bands durch habe mit denen ich gerne spielen würde. Mein größter Wunsch ging mir mit Rancid, meiner Lieblingsband, 2006 in Erfüllung. Wir haben in Japan gespielt und haben dort mit ihnen zusammen in meinen Geburtstag reingefeiert. Die sind auf jeden Fall coole Typen, obwohl ich viel Schlimmes von anderen Bands über sie gehört habe.

Wie sieht die Zukunft bei euch aus? Ist ein neues Album in Planung?

Guido: Es ist ein neues Album geplant, aber das wird noch einige Zeit dauern. „Wake The Dogs” ist ja erst dieses Jahr erschienen. Ich werde in einigen Monaten wieder mit dem Schreiben von Songs anfangen. Nur das Erste, was man nach einer langen Tournee schreibt ist immer vollkommener Rotz. Ohne Scheiß, ich sitz da manchmal vorm PC und denk mir nur: Junge, was ist das für ein Dreck? Das ist eine Phase, die mich wirklich in den Wahnsinn treibt.

Schreibt ihr die Songs jeweils für euch oder auch mal zusammen? Ich habe mal gelesen, dass die Toten Hosen sich für manche Alben ein Ferienhaus angemietet haben, um dort in Ruhe schreiben und komponieren zu können.

Guido: Das haben wir auch schön öfters gemacht. Es ist zwar bei mir so, dass ich vorm Rechner einige Songs schreibe, aber generell machen wir die immer zusammen. Wir setzen uns dann morgens zusammen, hören die Demos durch und diskutieren dann darüber. Bei „Wake The Dogs” hatten wir ungefährt 45 Demos zur Auswahl. Teils ist es auch so, dass wir nur einen einzigen Part aus einem Demo übernehmen und uns überlegen, was wir dort noch mit einbauen wollen.

Unsere Zeit ist leider schon um. Vielen Dank für das Interview!

Ein weiterer Dank geht an Miriam von Jochens Kleine Plattenfirma, die uns dieses Interview ermöglich hat.