Kürzlich habe ich ein Interview mit der schottischen Band Runrig gelesen, die mutmaßen, warum sie in Deutschland so erfolgreich sind: Die Deutschen lieben den schottischen Folk, da auch ihre Volksmusik so melodisch ist. Man stutzt im ersten Moment, aber es ist auch was dran. Andreas Gabalier beispielsweise ist zwar Österreicher, aber er hat in “Sing meinen Song” einige deutsche Popsongs in sogenannte volkstümliche Stücke umgewandelt. Und oh Wunder – das hört sich manchmal richtig gut an. Also nicht immer nur Rumtata und Heissassa, sondern die Stücke auf das Wesentliche reduzieren und mit etwas “Heimatsound” versehen. So funktioniert’s.
Ein Motto dieser Art verfolgt inzwischen auch der Radiosender Bayern 2. Man muss einfach zugestehen, dass sich einiges getan hat in der Szene – vor allem in Bayern, seltsamerweise. Wie war das mit LaBrassBanda? Sie trafen nicht den Massengeschmack, aber plötzlich waren sich alle einig, wie viel besser sie uns doch beim Eurovision Song Contest vertreten hätten als weiland die unsäglichen Cascada.
Und derlei Beispiele gibt es inzwischen viele. Mathias Kellner aus Niederbayern. Er singt mit wohlig-tiefer Stimme und hangelt sich durch eine Mischung aus Folk und Blues mit zum Teil lupenreinen Pop-Elementen. Claudia Koreck und Hubert von Goisern – dazu muss man nicht mehr viel sagen. Ringswandl ermöglichen ein Ausflug in nostalgische Zeiten. Aber auch Ami und MarieMarie. Zwei Newcomer, die man auf keinen Fall dem Alpenraum zuordnen würde. Ganz zu schweigen von der Schweizerin Sophie Hunger. Den Abschluss von insgesamt 42 Titeln machen Dexico, die 2014 den Heimatsound-Wettbewerb gewonnen haben.
Die Compilation versucht eine Bestandsaufnahme für Bayern und die südlichen, bergigen Gefilde. Das gelingt phänomenal und mit einer deutlichen Vielseitigkeit. Mir fehlen auf Anhieb nur Andreas Gabalier und irgendwie auch Frei.Wild (wobei letztere natürlich den musikalischen Rahmen gesprengt hätten). Es gibt inzwischen ein Heimatsound-Festival, das Anfang August in Oberammergau stattfindet, und eine Fernsehreihe im Bayrischen Fernsehen, die im Oktober und November ausgestrahlt wird. Der wilde Süden – es gibt ihn noch!
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Lange war es ungewiss wie die Zukunft des größten Festivals Deutschlands Rock am Ring aussehen mag. Dass die Knappheit des Geldes ein immenses Problem für den Nürburgring ist, stellt längst kein Geheimnis mehr dar. Die Politik rund um den ehemaligen Ministerpräsidenten Beck hatte die Sorgen der Ausrichter unendlich vieler Autorenn- und Musikveranstaltungen nicht gerade gemindert. Glücklicherweise konnte man sich am Ende irgendwie einigen, so dass die 28. Ausgabe von Rock am Ring pünktlich am Freitag starten konnte.
Angereist wird bereits am Sonntag auf den altbewährten C2 Zeltplatz, der einem schon so viele schlaflose Nächte durch Parties, Musik und die Zeltplatzterroristen gebracht hat. Letztere sind zum ersten Mal übrigens nicht vollzählig angereist, da ihnen Rock am Ring allmählich zu viele Regeln beinhalte. Im späteren Verlauf des Berichts wird sich herausstellen warum so manche Regeln doch ihre Berechtigung haben und trotzdem eine gewisse Anarchie ständig präsent ist. Ansonsten ist alles beim Alten: Nachbarn begrüßt man anprostend mit Dosenbier, wahlweise „Turmbräu” oder „5,0″, verabredet sich zu Bierpong oder zu einem Ründchen Flunkyball. Ja, es könnte alles idyllisch sein – doch plötzlich, ein lauter Knall wenige Meter neben uns! Was war das? Rauchbomben? Schnellfeuerwaffen? Nein, nur ein China Böller, den unsere Nachbarn aus Kaiserslautern auf ihrem Grill angezündet haben. Puh, noch mal Glück gehabt. Vorerst…
Am Abend stehen schon die ersten Konzerte auf dem Programm. In einem kleinen Gästehof mit Eventzelt geben sich KMPFSPRT, Kapelle Petra und die einzigartigen Kassierer die Ehre. Wer Letztere noch nie zuvor hautnah erleben konnte, bekommt seinen ersten Kulturschock, noch bevor das Festival überhaupt anfängt. „SAUFEN, SAUFEN, JEDEN TAG NUR SAUFEN!” schallt es aus hunderten durstiger Kehlen. Schnell fliegen die Klamotten von Frontmann Wolfgang Wendlandt, dem wohl dicksten Punkrocker auf diesem Festival, und er steht wie Gott ihn schuf vor den ca. 1500 Leuten. Es wird gelacht, getrunken und sich aufs niveauloseste artikuliert. Alles ganz lustig soweit, bis mehrere Leute das unglaubliche Bedürfnis verspüren auf Traversen klettern zu müssen, die senkrecht aus dem Boden herausragen, sodass die Band ihr Programm unterbrechen muss. Schade eigentlich, bis dahin waren „Blumenkohl am Pillemann” oder „Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist” doch recht unterhaltsam. Zurück auf C2 geht das feuchtfröhliche Zündeln mit „Pyrotechnik ist kein Verbrechen!” – Gegröle weiter. Andere verziehen sich lieber ins Zelt, da die morgigen Bands weitaus mehr wert sind, als ein Feuerchen unter Ringrockern.
Der Freitag beginnt mit strahlendem Sonnenschein und wunderbaren 25 Grad im Schatten. Man öffnet entspannt das erste kühle Blonde, spielt Flunkyball – und sieht wie die Nachbarn aus Kaiserslautern eine gesamte Mülltonne in ein riesiges offenes Feuer werfen. Zum Glück hat die Security in diesem Jahr weniger Nachsicht mit Leuten, die Raketen als Artillerie benutzen oder halt mit Müll den gesamten Zeltplatz abfackeln wollen. Daher geht es nach dieser Aktion für den Großteil der Truppe nach Hause mit einem weinenden und einem betrunkenen Auge.
Nebenbei steht am Nachmittag ein ganzer Haufen großartiger Bands auf der Bühne, wie zum Beispiel Imagine Dragons auf der Center Stage. Zwar passt das Wort „Rock” nicht wirklich zu der Gruppe aus Las Vegas, dennoch werden sie vom Publikum bei jedem Radiohit ordentlich abgefeiert. Musikalisch sieht es auf der Alternastage dann doch deutlich härter aus. A Day To Remember betreten am frühen Abend die Bühne und zum ersten Mal in diesem Jahr erlebt die Alternastage ein richtiges Erdbeben. Luft wird verprügelt, die ersten blutüberströmten Gesichter taumeln Richtung Zelte der Sanitäter, aber mit einem Lächeln auf den geschwollenen Lippen. Verabschiedet wird sich standesgemäß mit „The Downfall Of Us All” bei dem das Publikum noch einmal alles gibt. Ja, der Freitag ist von den Bands her das qualitativ beste und vielseitigste Line-Up. Dies untermauern auch Wax auf der Clubstage, die derzeit mit ihrem Hit „Rosana” in sämtlichen Radiostationen weltweit zu hören sind. Die richtigen Pfunde lassen aber noch auf sich warten. Neben den Broilers (Award für das aggressivste und härteste Festival-Konzert des Rings, dagegen sehen ADTR wie ein Haufen von Anfängern aus) und Bullet For My Valentine, gibt es auf der Alternastage Trailerpark-Musik par excellence: Die Begründer des NuMetal Limp Bizkit und KoRn geben sich heute nacheinander die Ehre. Die Weichkekse beginnen direkt mit ihrem Klassiker „Rollin’”. Fred Durst, in weißem Hoodie und Gandalf Bart, lobt das Publikum ein ums andere Mal für seine Gesangseinlagen, vor allem bei „Behind Blue Eyes”. Wes Borlands heutiges Outfit könnte von dem Herrn der Finsternis dieses Mal höchst persönlich geschneidert worden sein: Mit einer neonweißen Maske, blau/braunen Augen und pechschwarzen Zähnen hämmert er ein Riff nach dem anderen heraus. Manches 16-jährige Mädchen wird deshalb wahrscheinlich noch tiefste Albträume von ihm haben. Die vorderen Reihen quittieren dies eher mit einer minütlichen Wall Of Death. Als KoRn mit „Freak on a Leash” ihr Set beenden, sind die meisten so dermaßen im Arsch, dass sie sich nur mit Mühe und Not zu ihren Zeltplatzen schleppen. Dort geht die Party bis in die frühen Morgenstunden weiter.
Wes Borland als Dämon aus der Hölle
Das Ringwetter ist ja geprägt von Regen. Am Samstag ereilte einen die lang erwartete Sintflut bei Papa Roach auf der Centerstage. Das bringt jedoch Jacobi Shaddix nicht aus der Ruhe in den Fotografengraben zu gehen und das wohl schönste Foto des gesamten Festivals von sich machen zu lassen. Danke für diese Pose.
Jacoby Shaddix hautnah am Samstag auf der Centerstage
Kaum sind Papa Roach vorbei, legt sich auch der Regen wieder. Eine kurze Pause an Marios Pizza, gefolgt von einem nahrhaften Knoblauchbaguette, schon ist man wieder bei seinen Kräften, um in die vorderste Reihe bei Biffy Clyro zu marschieren. Diese verwöhnen die Menge mit einem Best-Of der letzten beiden Alben „Opposites” und „Only Revolutions”. Tocotronic gehen anschließend ein wenig unter, Stimmung will bei den Hamburgern einfach nicht wirklich aufkommen, trotz einer grandiosen Setlist. So endet ihr 45-minütiges Konzert ein wenig abrupt mit „Drüben auf dem Hügel”. All diese Nachmittagsbands kann man als einen kleinen Vorgeschmack empfinden, auf das was einen am Abend erwartet. Als man es sich gerade gemütlich macht mit einem Bier auf der „Scheiiiiß Tribüne”, bekommt man eine SMS, dass eine Berliner Band gerade auf der Clubstage ihr einziges Deutschlandkonzert in diesem Jahr geben wird. Und zack, schon steht man in der ersten Reihe der Beatsteaks. Eine gelungene Überraschung!
Überraschungskonzert der Beatsteaks auf der Clubstage
Die Sonne geht allmählich unter, ein Schwarz erfüllt den Himmel, wolken- und sternenlos. Dann der erste konzentrierte Lichtstrahl von der Bühne, mitten in die Menge. „Where are my voodoo people? WHERE ARE MY VOODOO PEOPLE?!?!” Es hämmert aus den Boxen und The Prodigy beginnen ihr Set. Danach gibt es kein Halten mehr. Alles was ich eben über die Broilers geschrieben habe: Vergesst es! Menschenmassen verschmelzen zu einer riesigen Welle, die ständig in Bewegung ist. Man will gar nicht wissen wie viele Leute sich in diesen 90 Minuten verletzt haben und zugleich eines der wohl besten Konzerte ihres Lebens gesehen haben. Während der Hälfte des Sets wechselt man ein weiteres Mal auf die Alternastage. Nicht etwa wegen der Leistung von The Prodigy, die war großartig, sondern um den Abend mit der Freundin gemütlich bei The Killers ausklingen zu lassen. Nach „When You Were Young” inklusive Feuerwerk macht man sich bereit für den letzten Tag und der beginnt mit…
REGEN. Das ist das erste was einem in den Sinn kommt, wenn man sein Zelt aufmacht und sich diesen Rotz von Wetter angucken muss. Die Stimmung ist dementsprechend bedeckt. Zwar werden immer noch Leute an irgendwelchen Gegenständen festgetapet, es wird weiter das Kartenspiel „Kings” gespielt, aber die Motivation bei allen Mitstreitern den langen Hügel von C2 aus zum Festivalgelände zu besteigen, hält sich doch eher in Grenzen. Scheißegal, geht man halt alleine nachmittags dorthin. Mit Dosenbier bewaffnet macht man sich auf die Reise. Heute beherrscht der Hip Hop die Alternastage. So spielen nacheinander Die Orsons, Blumentopf, A$AP Rocky und zeigen, dass es auch eine Daseinsberechtigung für Sprechgesang auf dem Ring gibt. Andernorts zerschmettern gerade Bullet die Clubstage. Ein kleiner Mann, vielleicht 1,50 m, jedoch mit einer wahnsinnigen Stimme, welche selbst Brian Johnsons Gesang in den Schatten stellt, kann die halbvolle Clubstage für sich begeistern.
Am Abend gibt es eine Premiere. Green Day dürfen, zum ersten Mal in ihrer Bandgeschichte , den Ring headlinen. Für diese Ehre haben sie sich etwas Besonderes ausgedacht und holen gleich mehrere Leute auf die Bühne, um mit ihnen Songs zu singen.
Lassen sich ordentlich feiern: Green Day als Abschlussact am Sonntag auf der Centerstage
Den glorreichen Abschluss macht jedoch die wohl bekannteste Dancehall-Combo Deutschlands. Seeed zeigen wie Blumentopf und A$AP Rocky heute Mittag, wie wichtig die Vielfalt von Genres auf Festivals ist und sichern sich den Platz für den besten Sonntags-Act, zum Einen wegen der großartigen Setlist – „Dancehall Caballeros” direkt zu Beginn, wie geil ist das denn bitte? – bis hin zu Mitmach-Aktionen wie dem Harlem Shake, inklusive „Kleidungsstücke rumwirbeln”. Ein absolut würdiger Abschluss.
Sicherlich werden viele Festivalisten über gewisse Aspekte etwas zu meckern haben: Beispielsweise waren die Ordner, was das Organisatorische anging nicht immer auf der Höhe. Außerdem hörte man immer wieder die gleiche Leier: „Rock am Ring ist voll scheiße geworden. Da spielt jetzt sogar der schwule Panda, was soll das?”.
„Kommerz am Ring” hin oder her, das was Marek Lieberberg und sein Team dieses Jahr veranstaltet haben, überzeugte weitgehend auf ganzer Linie. Ein großer Pluspunkt war wie immer das gut ausgesuchte Line-Up, bis hin zur Sicherheit auf den Zeltplätzen. Wie es auch weiter geht mit der Ringplanung in den nächsten Jahren, 2013 war eine hervorragende PR für die Location.
Unter dem Motto “Free Your Mind” geht das Summerjam Festival 2013 in sein achtundzwanzigstes Jahr – eine Zahl, die sich in der Besucherzahl wiederspiegelt. Laut offizieller Stelle nämlich werden wieder 28.000 musikliebende Besucher das Gebiet rund um den Fühlinger See in Köln vom 05. bis zum 07. Juli 2013 bevölkern. Weitere Einzelheiten und genauere Informationen gab es auf der Pressekonferenz am 27.05. im Greatlive, einem Laden für Kulturbedarf auf der Kölner Luxemburger Straße.
Neben Klaus Maack von der Contour Festival Organisations GmBH, Jutta Hackland und Karl-Heinz Brozi, beide von der Fühlinger See Veranstaltungs GmBH, haben auch die beiden Headliner Gentleman, der dieses Jahr darüber hinaus auch noch sein 20jähriges Bühnenjubiläum feiert, und Patrice Platz genommen, um über das Summerjam und ihre aktuellen musikalischen Projekte zu sprechen.
“Das Line-Up ist Killer”, verkündet da Patrice zum diesjährigen Kontingent an nationalen und internationalen Künstlern, das auf den beiden Hauptbühnen und in der Dancehall Arena die Menge zum Feiern bringen wird. Neben den Anwesenden, Gentleman, dessen aktuelles Album “New Day Dawn” zuletzt auf Platz 6 chartete, und Patrice, dessen neues Album “The Rising Of The Son” am 23. August diesen Jahres released wird, erscheint schließlich allerhand musikalische Prominenz aus einer bunten Mischung an Genres. Allen voran gibt sich Snoop Lion die Ehre, der sich zuvor unter dem Namen Snoop Dogg jahrzehntelang einen Namen als Rapper gemacht hatte. Jetzt ist er mit einer Reggae-Platte zurück. Das DJ-Projekt Major Lazer, welches den ehemaligen Gangsterrapper bei der Produktion seines neuen Albums „Reincarnated” unterstützte, wird auch selbst am Freitag auf der Green Stage für Stimmung sorgen. Leider zeitgleich mit Gentleman, der derweil auf der Red Stage performen wird – woran „noch gearbeitet wird”, so Klaus Maack, „allerdings lassen sich Überschneidungen nicht vermeiden”. Das aber verwundert bei über 40 Künstlern in drei Tagen nicht weiter. Immerhin befinden sich unter ihnen internationale Größen wie Protoje, Ken Boothe, Chronixx und Furasoul.
Aber auch die Hiphop-Fraktion wird großflächig, von vorwiegend deutschen Acts, repräsentiert: Unter anderen wären da Blumentopf, SAM und Dendemann zu nennen, die mit ihrem Sound zur Vielfältigkeit des alljährlichen Großevents beitragen. Was den Veranstaltern sehr wichtig ist, denn „frei von Selbstbeschränkung, weltoffen und abwechslungsreich” möchte sich das Festival präsentieren und dass dieses Jahr sogar mit richtigen sanitären Einrichtungen anstelle von Dixi-Klos. Eine Service-Verbesserung die wohl bei vielen Summerjam Besuchern gut ankommen wird. Darüber hinaus wird es Chillout-Areas und den seit letztem Jahr eingeführten dritten Eingang zur Festival Insel geben. Nur eine kleine Anzahl von Dingen die auf die Gäste zukommen werden, um ihnen ein unvergessliches Wochenende zu bereiten. Unvergesslich ist das Ereignis auch immer wieder für Gentleman und Patrice. Für Gentleman, alias Tilmann Otto, ist das Summerjam immer etwas ganz Besonderes, da es schließlich in seiner Heimatstadt Köln stattfindet und der Fühlinger See Erinnerungen an seine Jugend weckt. Auch bei Patrice, ebenfalls Kölner, der früher selbst immer zu den tausenden Besuchern des Summerjams zählte, löst das Festival nostalgische Gefühle aus: „Es war auf jeden Fall immer das Festival, bei dem es am schwierigsten war sich rein zu schmuggeln”, erinnert sich der 34-Jährige lachend, „und das Event des Jahres!”.
In diesem Sinne freuen wir uns auf ein Summerjam 2013 voller Top-Acts und bester Stimmung.
„Nieder mit der GbR – Live”. Gut, denkt man sich, Blumentopf letztes gleichnamiges Album war ein ziemlicher Hit, warum sollte es mit einer DVD der Töpfe anders sein? Ihre legendären Freestyles sind teilweise bekannter als die eigenen Songs. Wer die Töpfe live gesehen hat, wird ihren Auftritt nicht so schnell vergessen. Untermauert wird die These durch eine Vielzahl an Gastauftritten und neuen Songs wie „Supermänner” mit den Sportfreunden Stiller oder „Rosi” bei der sogar Günther Sigl himself mit den Töpfen auf der Bühne die Vorstadtdirne auferstehen lässt. Doch als „Blattgold auf Anthrazit”, der letzte Song der großen „Nieder mit der GbR”-Tour seine letzten Töne anspielt, ist man sich sicher – der Schein trügt dieses Mal bedauerlicherweise.
Die 25 Songs umfassende DVD gibt wenig wieder, was man von den vier Rappern sowie DJ Sepalot sonst gewohnt ist. Zum einen ist es die Münchener Meute, die sich bei den meisten Songs doch sehr bedeckt hält. Vereinzelt zeichnen sich Versuche eines kleinen „Ich-schubs-dich-weg-du-schubst-mich-weg-aber-bitte-ohne-Ellenbogen” – Pits an, die aber direkt im Keim erstickt werden, aus welchen Gründen auch immer. Zum anderen werden Klassiker wie „6 Meter 90″ und „Was der Handel” schmerzlich vermisst. Der Hauptkritikpunkt ist jedoch folgender: Die DVD ist einfach unspektakulär. Zieht man Vergleiche zu anderen nationalen Künstlern wie beispielsweise Die Toten Hosen heran, die mit ihrer „Machmallauter”-DVD richtige Emotionen hervorgerufen haben, entpuppt sich „Nieder mit der GbR live” als harmlos, bestenfalls als ein Konzert wie jedes andere.
So, genug kleinkarierte Kritik, kommen wir zum Positiven: Das ist zum Beispiel “Liebe und Hass” von Album „Topf”. Die Rarität entpuppt sich als eines der Highlights auf dem Konzert, da hier das Publikum durchs Integrieren der Textpassagen endlich in vernünftiger Art und Weise zur Geltung kommt. Dies beinhaltet „Was sich liebt / Was sich hasst” – Parts und anschließende „Mann oder Maus” – Lines, die in Form von hunderten Kehlen den Töpfen entgegen schallen. Als die ersten Zeilen von „Party Safari” gerappt sind, ist auch endlich Bewegung in der Menge. Mit Arm in der Höhe bewegt sich die Menge synchron Auf und Ab. Doch bei der anschließenden Zugabe ist der Spuk schon wieder vorbei und die alte Manier von zwar grinsenden, aber sonst regungslosen Menschen vorzufinden.
Die DVD ist ein klassisches Fan-Sammlerstück. Für Anhänger der Gruppe wird sie sicherlich interessant sein, aber das 90-minütige Konzert ist leider kein Muss in der Vitrine des durchschnittlichen Musikfans.
Wenn man nicht alles selber macht… Mitte Dezember in Köln: Die Chefredaktion verabschiedet sich in den vierwöchigen Urlaub, während die geknechtete Schar der Redakteure und Fotografen noch tief gebeugt über den aus rohem Holz gezimmerten Schreibtischen sitzt, die letzten Reviews schreibt, Fotos bearbeitet und sich im ungeheizten Redaktionsbüro den A…llerwertesten abfriert. Eine Woche später kommt dann eine Postkarte aus der Karibik: “Denkt daran, dass alle den Poll ausfüllen. Der Praktikant kümmert sich drum!”. Der Praktikant? Der Praktikant, der 24 Stunden am Tag in seinem fensterlosen 8-qm-Raum still vor sich hin schuftet? Genau der! Und deshalb ist er hier also wieder: Unser traditioneller Jahresrückblick aus der Musicheadquarter-Redaktion in 12 Kategorien. Okay, manche haben geschummelt, einige haben sich gedrückt (“Mir ist zu kalt”), aber wir hoffen ihr habt trotzdem ein wenig Spass mit unseren Tops und Flops 2012!
In diesem Sinne bedanken wir uns bei euch und all unseren Promo-Partnern für die Treue und grossartige Zusammenarbeit in den vergangenen zwölf Monaten und wünschen allen einen bruchsicheren Rutsch und ein neues Jahr voller guter Musik! Bleibt gesund, munter und vor allem neugierig!
Eure Musicheadquarter-Chefredaktion (auf der Suche nach der nächsten Cocktailbar…)
MARC BRÜSER
Beste Neuentdeckung:
Nothington
Größte Live-Überraschung:
Sick Of It All auf dem Area 4 (Ruhe in Frieden) in diesem Jahr. Lustige Aktionen mit Wasserschlauch in die Menge halten und Wall Of Death. Sum 41, Köln – ich hatte wirklich schlimmes erwartet, aber das Konzert war mit eines der besten in diesem Jahr.
Top 3 – Alben 2012:
Nothington “Borrowed Time”
Blumentopf “Nieder mit der GbR”
The Offspring “Days Go By”
Flop 3 – Alben 2012:
Justin Bieber “Believe”
Cro “Raop”
Green Day “Uno!”
Top 3 – Konzerte 2012:
Broilers, Düsseldorf
Donots, Area 4
Nothington, Köln
Flop 3 – Konzerte 2012:
Bullet For My Valentine, Area 4 – Eine Lachnummer, die ihresgleichen sucht.
The Gaslight Anthem, Köln – haben sehr unmotiviert gewirkt
Prinz Pi, Köln – viel zu viele Balladen.
Bestes Festival:
Area 4 – Das beste Festival, welches je stattgefunden hat und nie mehr geben wird.
Musikmoment des Jahres:
Wall Of Death bei Sick Of It All (wieder Area 4), wo die Security einen Wasserschlauch in die Menge gehalten hat. Und Social Distortion – “I Was Wrong” live zu hören (ihr könnt euch denken wo).
Enttäuschung des Jahres:
Und wieder: Der Tod des Area 4 (Wir haben es verstanden. Anm.d.Praktikanten)!
Held des Jahres:
Jay Northington, ein absolut genialer Musiker, der es schafft mit simplen Melodien Berge zu versetzen.
Gute Vorsätze für 2013:
Die Buchhaltung nicht wegen jedem Kleinscheiß anzurufen.
MICHAEL HASS
Beste Neuentdeckung:
Alt-J
Größte Live-Überraschung:
Joss Stone
Top 3 – Alben 2012:
Alt-J “An Awesome Wave”
…And You Will Know Us By The Trail Of Dead “Lost Songs”
Calexico “Algiers”
Flop 3 – Alben 2012:
The Faceless “Autotheism”
Down “Down IV Part I”
Fear Factory “The Industrialist”
Top 3 – Konzerte 2012:
Jack White im E-Werk Köln
Deichkind im Palladium Köln
Mono im Gebäude 9 in Köln
Flop 3 – Konzerte 2012:
Of Monsters And Men im E-Werk Köln
Wilco im E-Werk Köln
Bestes Festival:
Leider dieses Jahr keine Zeit für Festivals…
Musikmoment des Jahres:
Die Überraschung war groß als eine Handvoll sehr hübscher Frauen elfengleich in weißen Kleidern die Bühne enterten und sich als unfassbar gute Backingband für Jack White erwiesen…
Enttäuschung des Jahres:
Unsere Bundesregierung beschliesst die Herdprämie… Politik aus der Steinzeit.
Held(en) des Jahres:
Alle Menschen die sich selbstlos und ehrenamtlich für Andere einsetzen… die kleinen Taten zählen (Endlich denkt mal einer an mich! Danke! Anm.d.Prakt.)!
Depp(en) des Jahres:
Unsere Bundesregierung
Gute Vorsätze für 2013:
Mehr Spocht, weniger Suff – mmmhhh… wie jedes Jahr…
LANA GIESE
Beste Neuentdeckung:
Imagine Dragons
Größte Live-Überraschung:
Jennifer Rostock
Top 3 – Alben 2012:
Kraftklub “Mit K”
Deftones “Koi No Yokan”
The Gaslight Anthem “Handwritten”
Flop 3 – Alben 2012:
Green Day “Dos”
Cro “Raop”
Top 3 – Konzerte 2012:
Jennifer Rostock
Placebo
Your Demise
Flop 3 – Konzerte 2012:
Red Hot Chili Peppers – auch wenn ich gesteinigt werde, aber die Jungs haben meine Erwartungen leider nicht erfüllt (Wo sind meine Steine? Anm.d.Prakt.).
Angels & Airwaves – tolles Konzert aber das gewisse Etwas hat gefehlt.
Bestes Festival:
Vainstream (ein Tag volle Power).
Musikmoment des Jahres:
Jennifer Rostock beim CSD.
Enttäuschung des Jahres:
Blink 182 nicht zu sehen!
Held des Jahres:
Brian Fallon (The Gaslight Anthem)
Gute Vorsätze für 2013:
Weiter so!
SHIRIN KAY
Beste Neuentdeckung:
Mist Within
Größte Live-Überraschung:
Whalerider
Top 3 – Alben 2012:
Crippled Black Phoenix “Mankind The Crafty Ape”
Gazpacho “March Of Ghosts”
Kaizers Orchestra “Violeta Vol. III”
Flop 3 – Alben 2012:
keine
Top 3 – Konzerte 2012:
Crippled Black Phoenix
Pain Of Salvation
Gazpacho
Flop 3 – Konzerte 2012:
Katatonia
Lis Er Stille
Gavin Harrison & 05RIC
Bestes Festival:
keins
Musikmoment des Jahres:
Crippled Black Phoenix in der Harmonie Bonn (Rockpalast).
Enttäuschung des Jahres:
Anathema Acoustic Show
Held des Jahres:
Mein Vater
Depp des Jahres:
Mitt Romney
Gute Vorsätze für 2013:
Noch mehr gute Konzerte besuchen und fotografieren!
STEFAN KAULEN
Beste Neuentdeckung:
Art By Numbers
Größte Live-Überraschung:
Give Em Blood
Top 3 – Alben 2012:
Gojira “L’Enfant Sauvage”
Cattle Decapitation “Monolith Of Inhumanity”
Pig Destroyer “Book Burne”
Gute Vorsätze für 2013:
Das 500ste Konzert fotografieren (Lokalrunde! Anm.d.Prakt.).
THOMAS KRÖLL
Beste Neuentdeckung: Led Zeppelin
Größte Live-Überraschung: Bob Mould
Top 3 – Alben 2012: Ich nenne vier… dafür aber nur zwei Flop-Alben… Brad “United We Stand”
Chris Robinson Brotherhood “Big Moon Ritual”
Wolf Maahn “Lieder vom Rand der Galaxis”
Black Country Communion “Afterglow”
Flop 3 – Alben 2012:
Ben Harper “By My Side”
Aerosmith “Music From Another Dimension”
Top 3 – Konzerte 2012: Foo Fighters, O2 Arena, Prag
Peter Gabriel, König Pilsener Arena, Oberhausen
Bruce Springsteen & E Street Band, RheinEnergie Stadion, Köln
Soundgarden, FZW, Dortmund (Das sind wieder vier! Hält sich hier überhaupt jemand an die Regeln? Anm.d.Prakt.)
Flop 3 – Konzerte 2012: Rich Robinson, Luxor, Köln
Alabama Shakes, Live Music Hall, Köln
Musikmoment des Jahres: 10 Jahre Musicheadquarter!
Und einige schöne Interviews, aber insbesondere das mit Jan Plewka und Leo Schmidthals von Selig, die sich am Ende eines langen Tages noch fast eine Stunde Zeit nahmen.
Enttäuschung des Jahres: Das ganze Musikjahr 2012 war eine Enttäuschung. Und der völlig unnötige Abstieg des FC.
Held(en) des Jahres: Meine Familie (im engeren und weiteren Sinne)
Depp(en) des Jahres: Jede Menge! Vor allem die ganzen religiös Verblendeten (egal welchen Glaubens), die meinen, dass ihr Gott der einzig Wahre ist. Aber auch ihr werdet irgendwann merken, dass die Erde keine Scheibe ist!
Gute Vorsätze für 2013: Interview mit Dave Grohl! (Träum weiter! Anm.d.Prakt.)
MIRIAM ROBELS
Beste Neuentdeckung:
Reptile Youth
Größte Live-Überraschung:
We Are Augustines (wow!) und Die Orsons (ja, wirklich).
Top 3 – Alben 2012:
Habe viele “Tops”, spontan fallen mir diese ein:
Reptile Youth “Reptile Youth”
Friends “Manifest!”
Lana Del Rey “Born To Die – ist ein bisschen peinlich, aber da muss ich durch.
Top 3 – Konzerte 2012:
Hier muss ich ganz rebellisch die Regeln brechen und auf meine Top 5 ausweichen (grrrrrr… Anm.d.Prakt.):
We Are Augustines – das letzte Konzert der 15-monatigen Tour. So gut, dass selbst der Klomann rauskommt, um zu gucken, was da los ist.
Boots Electric – mit Fotos aus der Pogogrube. Ab der Hälfte dann ein Eagles Of Death Metal Konzert.
Reptile Youth – alle Gerüchte stimmen.
Moneybrother – zum Jahresende noch reingerutscht. Großartige Liveband, immer wieder.
We Were Promised Jetpacks – stillstehen und nicht glauben wollen, dass der Typ auf der Bühne das gerade wirklich live singt.
Musikmoment des Jahres:
Die Ärzte und Jack White spielen am selben Tag in Köln.
Enttäuschung des Jahres:
Ich hatte Ärzte-Karten und hätte Jack White-Karten kaufen sollen.
Held(en) des Jahres:
Security bei Konzerten, die auf meine Kamera aufpasst, damit ich da bleiben kann. Anders Wendin – hat meinen Namen gesagt.
Depp(en) des Jahres:
Der Film “Rock Of Ages”. Ein Film, der aus klassischen 80er Jahre Rocksongs fröhlich-glitzernde Glee-Songs macht und das mit einer der dümmsten Handlungen seit jedem beliebigen Teenie-Film verbindet. Wer allerdings gerne aus Augen und Ohren blutet, sollte sich den Film mal ansehen. Und Lana Del Rey – machte mir mit starrem Blick auf den H&M-Plakaten jeden Morgen Angst auf dem Weg zur Arbeit.
THORSTEN SCHMIDT
Größte Live-Überraschung: Neneh Cherry & The Thing
Top 5 – Alben 2012:
Für Flops hatte ich keine Zeit in 2012! (Ich geb’s auf… Anm.d.Prakt.)
Motorpsycho & Stale Storlokken “The Death Defying Unicorn”
CAN “The Lost Tapes”
Animal Collective “Centipede HZ”
The Swans “The Seer”
Neil Young & Crazy Horse “Psychedelic Pill”
Top 5 – Konzerte 2012:
Pearl Jam – Amsterdam II, Ziggo Dome
Motorpsycho mit Orchester – Oslo, Oper
Animal Collective – Rolling Stone Weekender
Primus – Köln, Live Music Hall
Here We Go Magic – Rolling Stone Weekender
Musikmoment des Jahres:
“Crown Of Thorns” endlich live
Bestes Festival:
Weekendfest Köln
Held(in) des Jahres:
Meine Tochter
Depp des Jahres:
DFB
INGRID SILVASI
Beste Neuentdeckung:
Meine persönliche: Philipp Poisel, auch wenn kleine Mädchen ihn schon länger anschmachten… ich bin durch einen Zeitungsartikel erst vor kurzem auf ihn aufmerksam geworden und die Dortmunder Konzertkritik war so gut geschrieben, dass ich in der Mittagspause direkt das Album kaufte und es nicht bereut habe.
Größte Live-Überraschung:
Russkaja – Wacken-Stimmung auf dem Höhepunkt!
Top 3 – Alben 2012:
Philipp Poisel “Projekt Seerosenteich” …und das für mich als Metalbraut! (Headbangen in Zeitlupe. Du machst mir Angst! Anm.d.Prakt.)
Paradise Lost “Tragic Idol”
Tremonti “All I Was”
Flop 3 – Alben 2012:
Richie Sambora -“Aftermath Of The Lowdown” (nicht direkt ein Flop, jedoch für mich recht enttäuschend).
Top 3 – Konzerte 2012:
Richie Sambora – Berlin, Huxley: trotz enttäuschendem Album ein grandioses Konzert!
Opeth – Bochum, Christuskirche: Gänsehaut wegen Atmosphäre, Licht, Songauswahl. Schade nur, dass es keine Zugaben gab…
Annihilator auf dem 70.000 Tons
Flop 3 – Konzerte 2012:
Epica in Berlin – war ganz nett, aber mehr auch nicht… habe mich an der Band satt gesehen…
Bestes Festival:
Mit dem 70.000 Tons Of Metal-Schiff durch die Karibik schippern und dabei mit Metal beballert zu werden! Bereits zum zweiten Mal nicht enttäuscht worden!
Musikmoment des Jahres:
Unzählige Momente auf dem 70.000 Tons-Schiff… mit Jeff Waters quatschen, Bobby Blitz mit seiner Frau bei der Delphin-Show treffen, Michael von In Extremo total betrunken erleben, mit Kenny Winter über Tourismus philosophieren, im Fitness-Center auf Anette Olzon treffen, mit Mary Demurtas und Fabio Lione auf Italienisch plaudern und vieles mehr!
Und: Henry Rollins Spoken Words auf dem Wacken-Festival – habe großen Respekt vor ihm!
Enttäuschung des Jahres:
Die Europäische Union schwindet dahin.
ANDREAS WEIST
Beste Neuentdeckung:
Mumford & Sons
Größte Live-Überraschung:
Royal Republic
Top 5 – Alben 2012:
Birdy “Birdy”
Kylie Minogue “Abbey Road Sessons”
Purple Schulz “So und nicht anders”
Muse “The 2nd Law”
Cro “Raop”
Flop 3 – Alben 2012:
Robbie Williams “Take The Crown”
Mando Diao “Infruset”
The Killers “Battle Born”
Top 3 – Konzerte 2012:
Philipp Poisel – Projekt Seerosenteich
Westernhagen – Hottentottenmusik
Gregor Meyle – Meile für Meyle
Flop 3 – Konzerte 2012:
keine
Bestes Festival:
Burg Herzberg Festival
Musikmoment des Jahres:
Udo Lindenberg (egal was er macht)
Enttäuschung des Jahres:
Gottschalk beim Supertalent
Held(en) des Jahres:
Pussy Riot
Depp des Jahres:
Peer Steinbrück
Gute Vorsätze für 2013:
Diesmal nicht!
ASTRID WEIST
Beste Neuentdeckung:
Christina Perri und Fun!
Größte Live-Überraschung:
Wallis Bird als Support von Boy im Exhaus Trier
Top 3 – Alben 2012:
Anna Depenbusch “Sommer aus Papier”
Gregor Meyle “Meile für Meyle”
Purple Schulz “So und nicht anders”
Flop 3 – Alben 2012:
Ich habe keine Zeit, mir schlechte Alben anzuhören!
Top 3 – Konzerte 2012:
Maria Mena Viktoria Tour im E-Werk Köln
Gregor Meyle live im Café Hahn in Koblenz
Philipp Poisel live in der Philharmonie Luxemburg (Meine Güte, was hat dieser Philipp Poisel nur was ich nicht habe??? Anm.d.Prakt.)
Flop 3 – Konzerte 2012:
Ich habe auch keine Zeit, mir schlechte Konzerte anzuhören!
Musikmoment des Jahres:
Auftritt mit dem Chorschatten beim Herbstkonzert in Fohren-Linden.
Held(en) des Jahres:
Alle, die trotz des angekündigten Weltuntergangs noch ein Apfelbäumchen gepflanzt haben.
Depp(en) des Jahres:
Alle, die sich freiwillig der öffentlichen Beurteilung durch Dieter Bohlen ausgesetzt haben.
Gute Vorsätze für 2013:
Zumindest nichts schlechter zu machen als 2012!
THOMAS WELSCH
Beste Neuentdeckung:
Witchcraft
Größte Live-Überraschung:
Billy Talent, 9.10., Düsseldorf
Top 3 – Alben 2012:
Motorpsycho & Stale Storloekken “The Death Defying Unicorn”
Baroness “Yellow & Green”
Deftones “Koi No Yokan”
Neil Young & Crazy Horse “Psychedelic Pill”
Torche “Harmonicraft”
Flop 3 – Alben 2012:
Brad “United We Stand”
Top 3 – Konzerte 2012:
Motorpsycho & Stale Storloekken, Leuven
Pearl Jam, Kopenhagen
Billy Talent, Düsseldorf
Flop 3 – Konzerte 2012:
keins
Musikmoment des Jahres:
Pearl Jam Konzert während “Baba O’Riley”.
BETTINA ZIMMERMANN
Beste Neuentdeckung:
Admiral Fallow
Jake Bugg
Größte Live-Überraschung:
Parov Stelar Band
Reptile Youth
Top 5 – Alben 2012:
Mumford & Sons “Babel”
Keane “Strangeland”
Of Monsters And Men “My Head Is An Animal”
Borko “Born To Be Free”
The Lumineers “The Lumineers”
Flop 3 – Alben 2012:
The Killers “Battle Born”
Placebo “EP3 (EP)”
Billy Talent “Dead Silence”
Top 5 – Konzerte 2012:
Mumford & Sons – Hurricane Festival, Scheeßel
Two Door Cinema Club – Große Freiheit 36, Hamburg
Nada Surf – Markthalle, Hamburg
Keane – Docks, Hamburg
Beatsteaks – FM4 Frequency Festival, St.Pölten Österreich
Flop 3 – Konzerte 2012:
New Order – Hurricane Festival, Scheeßel
The Stone Roses – Hurricane Festival, Scheeßel
Hey Rosetta! – Haus 73, Hamburg
Bestes Festival:
Open Air – Hurricane Festival Scheeßel
Clubfestival – Reeperbahn Festival Hamburg
Musikmoment des Jahres:
Musikpreis HANS in Hamburg
Enttäuschung des Jahres:
Konzertabbruch von Placebo nach nur einem Song auf dem FM4 Frequency Festival.
Held des Jahres:
RIP Oscar Niemeyer (Architekt von Brasilia)
Depp(en) des Jahres:
Rücksichtslose Zuparker in meiner Straße.
Gute Vorsätze für 2013:
Mehr und vor allem regelmäßig Erholungsurlaub (Urlaub? Was ist Urlaub? Anm.d.Prakt.)!
Kein Autotunage, keine überzogenen Beats, keine Hook mit ausschließlich “Wooohoo” und “Yeeeeah”-Parts – einfach nur Bass, Beats und ein Sprechgesang der dazu beigetragen hat, dass Blumentopf zu einer der einflussreichsten Gruppierungen der letzten zwei Jahrzehnte im Hip-Hop Genre wurden. Sie kommen aus München, Stuttgart… egal, Hauptsache Österreich. An diesem Tag war das der Leitsatz von MHQ-Reporter Marc Brüser. Verwechselte er doch aus Versehen die Herkunft der Töpfe. So konnte man fast von Glück reden, dass diese dennoch bereit waren ihm vor ihrem Konzert in der Kölner Live Music Hall Rede und Antwort zu stehen.
Ganz Nordrhein-Westfalen ist gestern im Schnee versunken.Wie habt ihr es eigentlich geschafft bis hier hin durchzukommen?
Unser Busfahrer hat da so einige Tricks auf Lager. Es gab zwar Sperrungen auf der Autobahn, aber insgesamt sind wir gut durchgekommen.
Aber gut, ihr seid ja auch anderes gewohnt, da ihr ja schließlich aus MÜNCHEN kommt.
Ja gut, aber wir touren ja jetzt schon seit einiger Zeit durch Deutschland, da ist man schließlich einiges gewohnt. Wir fahren in München eigentlich nie Auto. Autofahren geht für uns bei Strecken bis zum Beispiel Köln so los.
Euer neues Album “Nieder mit der GbR” wurde von den Kritikern rundum positiv aufgenommen. Mich würde interessieren, wie der Schaffensprozess des Albums war und ob es Unterschiede zu den Vorgängern gab?
Wir hatten schon in der Anfangsphase jede Menge Songs vorgeschrieben und auch sehr viele Beats gehabt. Das waren so um die vierzig Stück vom Sepalot, viele davon sind auch auf das Album gekommen. Ich glaube insgesamt sechs. Das war auf jeden Fall eine gute Grundlage. Bei “Musikmaschine” und “Wir” war das schon ein wenig schleppender.
“Blattgold auf Anthrazit” ist mein persönlicher Lieblingssong auf der neuen Platte. Irgendwie merkwürdig, dass alle Bands ihre besten Songs immer als letztes Stück auf dem Album platzieren. Könntet ihr ein wenig über den Song erzählen?
Naja, wenn du auf so eine melancholische Musik stehst ist es kein Wunder, dass die Songs oft am Schluss von den Alben kommen. Das ist halt ein absolut perfektes Outro. Den Text dazu hatten wir schon einige Zeit, aber der Beat kam erst sehr viel später. Es hat auch etwas länger gedauert, da man wirklich in der Stimmung sein muss, um so einen Song zu machen. Bis zum Schluss war er eigentlich ein Wackelkandidat, gerade weil er so anders ist: Sehr stimmungstragend, kein Chorus und total unkonventionell für uns. Aber irgendwie haben wir ihn dann doch immer wieder angehört und waren mit dem Endergebnis sehr zufrieden. Wir spielen ihn heute auch als Outro der Show.
Zu einem anderen Thema: Habt ihr schon einmal vom Red Bull Soundclash gehört?
Ja, den haben wir gestern gestreamt. Wieso?
Ich finde, dass das Format sehr unterhaltsam und mit eines der besten Konzerte in diesem Jahr war. Könntet ihr euch vorstellen bei so einer Veranstaltung auch mitzumachen und wenn ja, wer wäre euer Lieblingsgegner?
Boah, das ist schwer zu sagen. Vorstellbar ist das glaube ich nicht für alle von uns, weil es ja irgendwie schon ein sportlicher Wettkampf ist. Außerdem müsste man wenn jemanden haben, der aus demselben Genre kommt. Kraftklub und K.I.Z. waren ja doch sehr unterschiedlich. Aber klar, für das Publikum ist so was super.
In diesem Jahr ist euer 20-jähriges Jubiläum als Band. Wie habt ihr diesen “Geburtstag” gefeiert?
Wir hatten eine Tour quer durch Deutschland, wo wir nur unsere ersten beiden Alben gespielt haben. Alles ist eigentlich dieses Jahr irgendwie in diesem Jubiläum drinnen, allein unser Album-Release. Auf der Deluxe-Edition von “Nieder mit der GbR” sind auch Tour-Mitschnitte zu hören, unter anderem auch zum ersten Mal Freestyles. Es war auch das erste Mal seit einer etwas längeren Zeit, dass wir in sehr kleinen Clubs gespielt haben.
Zum Thema kleine Clubs: Gibt es bei euch spezielle Vorlieben in welchen Clubs ihr spielt?
Es hat alles seinen Reiz. Wir haben in Hannover auch wieder gemerkt, wie geil es eigentlich ist Konzerte ohne Graben zu spielen. Es hat halt einen total krassen Punkrock-Faktor. Aber wir sind in der Live Music Hall heute auch sehr gut aufgehoben.
Solange heute keinem der Himmel auf den Kopf fällt. Gibt es schon Pläne für 2013?
Erst einmal werden alle in den Urlaub fahren. Anschließend haben wir eine Nachholtour und dann beginnt auch schon wieder die Festivalsaison, unter anderem beim Summerjam und in der “Heimatstadt” Stuttgart, beim Stuttgart Open-Air. Da freuen wir uns schon drauf wieder vor heimischem Publikum zu spielen, wenn du verstehst was ich meine.
Aber total. Leider ist unsere Zeit um. Vielen Dank für das tolle Interview!
Ein Dankeschön geht hiermit auch an Elke Schneider von Wilde + Schneider für ihre freundliche Unterstützung bei diesem Interview!
Es kommt nicht oft vor, dass man sich überlegt, ob ein Schutzhelm auf einem Konzert von Nöten ist. Wenn dann aber die Rede von der „Live Music Hall”, maroden Decken und angeblichem Vandalismus ist, dann ist diese Überlegung durchaus berechtigt. Zur Vorgeschichte: Es begab sich vor einigen Wochen, dass die Band Callejon in der Location gastierte. Zuerst schien alles nach einem soliden Konzert der Metal-Band aus Düsseldorf auszusehen. Bis schließlich ein Cover von „Schrei nach Liebe” gespielt werden sollte. Als die Zuschauer wie aus einem Guss „Nazis raus, Nazis raus” der Gruppe entgegen brüllten, löste sich eine 5×2 m große Zwischendecke wie aus dem Nichts und knallte mit voller Wucht auf die Besucher. Das Resultat: Neun Verletzte. Ein abartiges Szenario. Anfangs war noch von Vandalismus die Rede, doch stellte sich schnell heraus, dass Verschleiß des Deckenmaterials der Hauptschuldner war. Eines vorweg: Heute ist in dieser Ruine zum Glück nichts vom Himmel gefallen.
Vielmehr freut man sich auf einen Act, den es in letzter Zeit immer wieder in die Domstadt verschlägt. Gemeint sind Blumentopf, ihres Zeichens Rap-Ikonen aus München. Ich hatte bereits des Öfteren das Vergnügen die Töpfe in den letzten Jahren live zu sehen. Was diese Band vor allem auszeichnet sind ihre individuellen Konzerte. Kein einziger Gig gleicht bei den Münchenern dem anderen. Sprich: Andere Setlist, andere Aktionen und vor allem immer Freestyles, die zu keiner Zeit einstudiert wirken.
Als schließlich das Licht ausgeht, die Halle zu beben beginnt und Blumentopf mit „Antihelden” alle Hände in die Höhe schnellen lassen, kann sich der erfahrene Konzertgänger schon darauf einstellen, dass das heute ein verdammt guter Abend wird. Auffällig ist die Anzahl an neuen Songs: So werden „Ich bin dann mal weg”, „World On Fire” und viele andere Lieder von ihrem Neuling „Nieder mit der GbR” direkt am Anfang zum Besten gegeben. Vom Publikum wird’s wohlwollend aufgenommen. Kein Wunder bei den Granaten, die das Album zu bieten hat. Eines der größten Highlights sind natürlich die Freestyles, welche zur Tradition auf Blumentopf-Konzerten gehören. Die Themen sind immer auf die jeweilige Stadt abgestimmt. So rappen die Münchener unter anderem über Kölsch, die Bläck Föös, Brings und den FC.
Nicht zu vergessen sind aber auch ihre Klassiker: Das großartige „Manfred Mustermann” wird in voller Länge gespielt sowie „Was der Handel” oder „Party Safari”. Mit „Solalala” verabschieden sich die Töpfe von den gut 1.200 Leuten, lassen es sich aber nicht nehmen noch einmal für eine saftige Zugabe auf die Bühne zurückzukommen. Nach „Blattgold auf Anthrazit” – ein perfektes Outro für so einen Abend – verabschiedet sich die Band nach gut zwei Stunden dann endgültig.
Noch einmal: Wer die Gruppe kennt und schätzen gelernt hat weiß, was für eine großartige Live-Band sie ist. Zwei Stunden präsentierten die Töpfe einen Mix aus Neuem und Altem. Zwei Stunden steht auch im hinteren Teil der Menge kein Fuß still. Zwar wurde die Erde zum Beben gebracht, aber diesmal ohne dass irgendetwas herunter fiel… oh Wunder. Beim nächsten Gastspiel gerne wieder.
Das Warten hat ein Ende, endlich gibt es wieder Studentenrap auf die Ohren! Das ist in keiner Weise negativ gemeint, vielmehr freut man sich auf intelligente, witzige Texte, mit teils aufwendigen, teils simplen Beats, teils ernsten, teils witzigen Themen. Der Kenner weiß von wem die Rede ist: Blumentopf sind wieder da mit ihrem siebten Werk „Nieder mit der GbR”.
Flott rotiert die Scheibe, als der Opener „Antihelden” aus den Boxen des CD-Players ballert. Ein Song, perfekt geeignet zum Auflegen kurz bevor es auf die Piste geht und zeitgleich wohl der Opener zukünftiger Konzerte. Verdrängte Gedanken an ihre Blaskapellen-EP „Fenster zum Berg” kommen hingegen bei „Kein Schu draus” auf, was im Vergleich zu den meisten Stücken des Neulings ziemlich untergeht. „Bin dann mal weg” besitzt auf jeden Fall die perfekte Voraussetzung zur ersten Single-Auskopplung. In dem Song wird ein lyrisches Ich ohne Perspektive und soziales Umfeld beschrieben und wie es versucht sein Leben in den Griff zu bekommen. Im Anschluss ist anscheinend die Steinzeit auf ein Neues ausgebrochen: „Alles im Lot” (herrlich zynisch) und „World On Fire” erinnern sehr an die alten Zeiten, an die richtigen Hochzeiten der Töpfe. Der Höhepunkt der Unterhaltsamkeit bietet „Schwarzes Gold”, in dem es um den Konsum von Kaffee geht. Dazu nur soviel: „Ich sorg für Kaffeeklatsch, weil ich dich für Kaffee klatsch”.
Trotzdem hat das Album auch seine Schwächen: Die „Uh Uhs” bei „Affentanz” erinnern mehr an eine schlechte B-Seite von Peter Fox’s Debütalbum „Alles neu”. Und dann ist da noch „Supermänner”… Löblich, dass man auch Features mit Bands wie den Sportfreunden Stiller probiert. Leider geht der Schuss komplett nach hinten los. Vor allem der Refrain grenzt an penetrante Kindergartenmusik. Da kann man selbst meine vorhandenen Vorurteile gegenüber den Sportis außen vor lassen. Zum Glück sind dies die einzigen beiden Fehlgriffe.
Irgendwie ist es lustig, dass alle Bands den besten Song des Albums immer für das Ende aufbewahren. „Blattgold auf Anthrazit” strotzt vor Monogamie. Das ist aber durchaus erlaubt, gar erwünscht, wenn man dieses schwieriges Thema so eloquent und differenziert behandeln kann wie der Vierer aus Freising. Ganz klar ist das Letzte Lied von „Nieder mit der GbR” eines der besten Lieder ihrer gesamten Karriere. Natürlich aus subjektiver Sicht gesprochen.
Nichtsdestotrotz: „Nieder mit der GbR” ist um Längen besser als „Wir”. Facettenreichtum, Wortwitz, alles gepaart mit aktuellen Themen, sodass auch die Ernsthaftigkeit nicht zu kurz kommt. Blumentopf sind zurück – und wie!
Kein Autotunage, keine überzogenen Beats, keine Hook mit ausschließlich „Wooohoo” und „Yeeeeah”-Parts – einfach nur Bass, Beats und ein Sprechgesang der dazu beigetragen hat, dass Blumentopf eine der einflussreichsten Gruppierungen der letzten zwei Jahrzehnte im Hip-Hop Genre waren. Ein Hauch von Nostalgie macht sich breit als „B-Seiten und Raritäten”, die neue Scheibe mit alten, vergessenen Perlen eingelegt wird.
Prinzipiell muss man die Songs nicht aufarbeiten, die meisten Kenner der Herren aus Bayern werden sofort in den Sprechgesang einsteigen, mit dem Knopf nicken und diese 21 Werke abfeiern. Als Hörempfehlungen stechen vor allem „Wollt Ihr” und „Alte Bekannte” direkt ins Ohr. Gelang Blumentopfs Versuch Blaskapellenmusik und Rap auf einen Nenner zu bringen („Das Fenster zum Berg”) doch eher mehr schlecht als irgendetwas anderes, zeigt „B-Seiten und Raritäten” ihre Daseinsberechtigung in voller Montur. An Kompaktheit und Wortwitz kann die Platte locker mit den regulären Studioalben mithalten. Hoffen wir nur, dass der Nachfolger von „Wir”, ihr siebtes Album „Nieder mit der GbR” (das Ende August erscheint), dem in nichts nachsteht. Hoffen wir…
Heute gaben Blumentopf im Club Bahnhof Ehrenfeld den Auftakt zu ihrer kleinen, aber feinen Jubiläumstour “Kein Zufall/Grosses Kino”. Wie der Titel der Tour schon erahnen läßt – es handelt sich um die ersten beiden Alben der Band – geht es hier zurück zu den Anfängen.
In lediglich acht und eher kleineren Locations wollen die Münchner sich nach zwanzig Jahren Bandgeschichte bedanken. Und das im klassischen Set – ein DJ und vier MCs.
Grosses Kino erwarteten wohl auch die Fans, die Konzerte sind fast allesamt seit Monaten ausverkauft. Und so freute auch ich mich darauf, mal wieder den HipHop, mit dem ich “aufgewachsen” bin, live zu hören.
Nach einer halben Stunde warm werden mit dem ebenfalls aus München kommenden Rapper Edgar Wasser kommen dann gegen 22 Uhr die Jungs vom Topf auf die Bühne und starten ihre Retrospektive.
Von Anfang an herrscht hier eine super Stimmung! Jeder einzelne auf der Bühne wird laut und herzlich vom Publikum begrüßt und die “Zeitzeugen” – O-Ton Schu – sind bei jedem Song textsicher dabei.
Dass Holunder, Schu, Cajus und Roger mit das Beste sind, was es auf dem deutschen Freestyle-Rap-Markt gibt, bekommen wir dann nach drei Tracks zum ersten mal zu hören. Über die Champions-League-Niederlage des FC Bayern oder auch nur Blockschokolade hauen die vier sich die Reime um die Ohren, und das in einer intelligenten und witzigen Weise ohne “bushidoesques” Vokabular bemühen zu müssen. Und auch Sepalot zeigt beim Scratchen, daß er das Platten auflegen nicht verlernt hat.
Bis auf ein neues Stück von Roger und eines Appetithappens vom neuen Blumentopf-Album werden, wie angekündigt, nur die alten Sachen gespielt.
Zum Kochen wird der Bahnhof Ehrenfeld dann endgültig beim vermeintlich letzten Song gebracht – die “Party Safari” mobilisiert nochmal alle Kräfte, um zu singen und zu springen was das Zeug hält.
Als Zugabe, zu der man bei so einer Stimmung nicht lange bitten muss, bekommen wir unter anderem nochmal einen ihrer feinen Freestyles zu hören. Diesmal muß das zu kleine Handtuch auf der Bühne als Textgrundlage herhalten.
Nach zwei Zugaben und über zwei Stunden Spaß – sowohl auf als auch vor der Bühne – entlässt uns der Topf, klitschnass aber glücklich, wieder in die Nacht.
Das war definitiv eines der cremigsten Konzerte, mit tighten Beats und freshen Raps, auf dem ich war – drei Vokabeln, die in keiner HipHop Rezension fehlen dürfen, oder?