Owl City präsentiert “The Midsummer Station”
Adam Young war für mich immer Sinnbild für den schüchternen Musiker, der von zuhause aus agiert und als klassisches Ein-Mann-Projekt lockerleichte, oft süßliche Synthiepop-Melodien mit hier und da einem eingestreuten Gitarrenriff zu Papier bringt und so Hits vom Reißbrett aus schafft. “Fireflies” mit seiner schwebenden Glühwürmchen-Melodie dürfte jeder kennen. Und an diesem Ohrwurm musste Young sich lange messen lassen.
So landet man entweder eines Tages in der One-Hit-Wonder-Chartshow oder man entwickelt sich entschieden weiter. Owl City alias Adam Young machte schon bei der Liveumsetzung seiner Songs einen wichtigen Schritt. Er präsentierte keine egozentrischen Synthie-Schauer nach Art von Jean-Michel Jarre, sondern eine formidable Liveband, die neben der klassischen Rock-Besetzung auch über Violine, Cello und Vibraphon verfügte. Also eher hymnisch als introvertiert.
Für das neue Werk gab es dann erstmals auch Co-Autoren und Gastproduzenten: Seinen Freund Matt Thiessen (Relient K), den Produzenten Stargate (Rihanna, Wiz Khalifa) und ein Dreierteam bestehend aus Josh Crosby, Nate Campany und Emily Wright (letztere ist vor allem bekannt für ihre Arbeit mit Dr. Luke). “Mit anderen Musiker zu arbeiten hält das eigene Ego automatisch im Zaum, den eigenen Stolz übrigens auch”, gibt er unumwunden zu. Nun produziert man also im Team – immer noch schlichte Popsongs, die kleine, verträumte, fast in sich geschlossene Welten präsentieren. Das Fantasy-Motiv auf dem Cover führt in die richtige Richtung.
Das Ergebnis bietet atmosphärische Songs in der gleichen Richtung wie die Vorgängeralben: Glückselig und farbenfroh – insgesamt recht homogen gehalten. Doch es gibt auch Neuerungen. Der Song “Dementia” handelt von den verrückten, schizophrenen Gedanken und Gefühlen, die Young überfielen, nachdem sein Debütalbum vollkommen überraschend die internationalen Charts stürmte. “Shooting Star” klingt mit seinen euphorischen Dance-Sounds ganz schwungvoll. Und mit anderen Songs bricht Young gar in Richtung Rock auf. Highlight ist ohne Zweifel das mit Carly Rae Jepsen eingespielte “Good Time”. Eine tolle Kombi und ein respektabler Radiohit.