Malo Moray strebt danach, die menschliche Existenz durch immersive experimentelle Improvisationen in unkonventionellen musikalischen Umgebungen zu verstehen, die von Kosmos, Science-Fiction und veralteten Klängen inspiriert sind.
Sein neuestes Album Improvisations From The Solar System (And Other Solo Pieces) ist „der düstere Soundtrack zu einem dystopischen Stanley Kubrick-Film über die Einsamkeit eines verzweifelt einsam durch den Weltraum treibenden Astronauten“, wie die Presse berichtet. Martin Riebel alias Malo Moray ist der Protagonist dieses herausfordernden, ominösen Soundtracks, der die Weite und Isolation des Weltraums auf seine eigenen depressiven Erfahrungen während der COVID-Krise zurückführt.
Schäfer ist das Soloprojekt des Kölner Musikers Lukas Schäfer. Vom Schlagzeugspielen kommend beschäftigte er sich zunehmend mit elektronischen Klangerzeugern und modularer Synthese. Einen modularen Synthesizer zu beherrschen ist bekanntlich eine Wissenschaft für sich, eine Arbeit, in die sich Schäfer während der Pandemie-Stagnation des Jahres 2020. Mit Mosaik 127 veröffentlicht Schäfer ein Ambient Album, das sich in sinnlicher Dynamik, kontrastierender Tiefe und künstlerischer Eigenständigkeit verliert.
Am 11. Juni erscheint über das französische Label Atypeek Music ein Album, das vollkommen aus Raum und Zeit gerissen scheint. Fünf Tracks mit einer Spielzeit von 50 Minuten, die quälen und heilen. Meditative, meskalingeschwängerte Klanggebilde und -flächen, die an die frühen, experimentellen Pink Floyd oder die sphärisch, abgedrehten Frühzeiten von Tangerine Dream erinnern, aber auch die Dak Jazzer von Bohren & der Club of Gore heraufbeschwören. Menschen, die sich keine 50 Minuten konzentriert auf das eigene Selbst Musik/Geräuschen widmen können, sei vom Verzehr dieser schweren Kost abgeraten.
Diese innere Weltraumreise mit dem Titel Ita Zor zeigt eine internationale Zusammenarbeit zwischen Phurpa, renommierten russischen Ritualisten, die die alte Bon-Musik Tibets aufführen, und Queen Elephantine, der in Hongkong gegründeten Avantgarde-Rockgruppe mit Sitz in Philadelphia, USA.
Gemeinsam verweben sie die Geschichte mit der Zukunft zu einem Angebot, das den gegenwärtigen Moment widerspiegelt und langsam die Spannung eines dichten, elektrisch summenden Chaos neckt, während sie Anker und Verlassenheit im alten Wissen suchen. Diese Werk geht unglaublich tief, astronomisch weit hinaus und ist sowohl der Klang des Todes als auch der Heilung. Phurpa bilden das Rückgrat mit ihrem transzendenten donnernden Kehlgesang, während Queen Elephantine eine jenseitige Wolke um sie herum erschafft, indem sie kreisende Hörner, Muscheln, Gongs, Flöten, zeremonielle Glocken und Schalen, Schlagzeug, Gitarre und Elektronik verwendet.
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Die dunkle Jahreszeit beginnt und ein Newcomer betritt die Bühne, der diese Jahreszeit und dieses unwirkliche Jahr 2020 mit so viel Gefühl in seinem Debütalbum repräsentiert: Brudini.
“From Darkness, Light” ist eine poetische Odyssee, wie ich sie bisher selten gehört habe. Es ist die Geschichte einer emotionalen und spirituellen Reise. Während der fünf Jahre seiner jüngsten Entwicklung wurde der thailändisch-norwegische Londoner Erik Brudvik Vater, sein Buchladen in Soho florierte zuerst, ging dann bankrott, seine langfristige Beziehung endete und er gab seine Karriere im Finanzwesen auf. Aber durch diese Veränderungen fand er schließlich seine kreative Stimme als Brudini.
Die Musik des Album ist so vielschichtig wie die Gefühle, die Brudini in seinen Songs interpretiert. Spoken Words, die an “An American Prayer” von Jim Morrison (+ The Doors), an Anne Clark oder das Album “Songs For Drella” von Lou Reed & John Cale erinnern, Dark Jazz Elemente, die an die Genregrößen von Bohren & Der Club Of Gore erinnern, Chanson-Elemente in “Pale Gold”, Art-Pop-Hommagen an Talk Talk in “Everything Is Movement”. Dies alles gewürzt mit einer Stimme, die in vielen zerbrechlichen Momenten Parallelen an die des Marillion-Sängers Steve Hogarth wecken.
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Selbst aufgenommen und selbst produziert, ist Brudinis Debüt eine Einladung zum bewussten Zuhören und bietet eine nackte und ungewöhnliche Perspektive auf das Blut und die Eingeweide des Übergangs ins Erwachsenenalter. Ein schaurig-schöner Trip in die tiefen einer zerbrechlichen Seele.
Im August sollte auf der Burg Neuleiningen zum 80. Geburtstag von Mani Neumeier, dem Elektrolurch, das Festival “The Cosmic Castle” mit solch illustren Gästen wie Gong, Atomic Rooster, Marblewood und seiner Band Guru Guru stattfinden. Aus den hinlänglich bekannten Gründen wurde das Festival leider verschoben (wir werden dann nächstes Jahr berichten), aber nichts desto trotz war der “alte” Recke nicht untätig und hat mit seinem Krautrock-Weggefährten Bernd Held, dem ehemaligen Keyboarder von Birth Control und rührigen Produzenten eine neue Scheibe aufgenommen. Erschienen ist das Machwerk “The Secret Lives” beim für Krautrock und Elektrokraut etablierten Label Bellerophon.
Bei den zehn Songs (bei Bandcamp gibt’s noch einen exklusiven Bonustrack) zeigen die Veteranen, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehören und das Experimentieren noch nicht verlernt haben. Der Opener “Fox Nr. 7” erinnert mit ein paar quitschigen C64/Amiga-Sounds an die Frühzeiten der elektronischen Musik, bietet aber auch schöne, traumhafte trippige Ambient-Lounge-Passagen. “The Secret Lives of Der Lurch” ist eine genauso gedachte Hommage an das Schaffen des Elektrolurch mit seinen Guru Guru. “Drei Tage Funk” lässt das Tanzbein nicht in Ruhe und groovt mächtig. “Ghost Ritual” ist eine durchaus geisterhaft anmutende Klangcollage, die dem Titel alle Ehre macht. “Volcano Dance” ist mit seinen Weltmusikklängen, Fusion-Einlagen und wilden Klangmalereien sprichtwörtlich der Tanz auf dem Vulkan.
Langeweile kommt bei diesem experimentellen und trotzdem irgendwie doch noch eingängigen Meisterwerk nicht auf und ist ein Zeichen für die Innovationskraft des/der “Alten”, an der sich junge Künstler eine dicke Scheibe abschneiden können.
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Es gibt Bands, die fliegen immer unter’m Radar und sind doch so innovativ und hörenswert, das einem irgendwann Augen und Ohren geöffnet werden.
Hint gibt es nun schon seit 1993 und trotz der Affinität in dieser Zeit zu experimentellem Indie, Post-Punk und Noise-Rock mussten 27 Jahre vergehen bis sie hier auf meinem Radar erschienen sind. Mit ihrem jetzt erschienen Album veröffentlicht das französische Klang-Duo Raritäten und unveröffentlichte Songs aus ihrer Bandgeschichte, unter anderem auch aus ihren ergiebigen Zusammenarbeiten mit Portobello Bones, Gran Kino und den schweizerischen Post-Industrial-Heroen The Young Gods.
Was hier geboten wird spiegelt so ziemlich den innovativen Werdegang der schon oben aufgeführten Genres wider: da gibt es düster Waviges (The Fish And The Fisher); wütend Hardcoriges, wie man es von Henry Rollins gewöhnt ist (Alleged, Sixed); schräger, noisiger Experimental, wie man ihn auch bei den Neubauten finden könnte (Diagonal); noisiger Post-Hardcore/Punk (A Hint Of 1989); aber auch dronig Elektronisches (Alaska’s Polaroid).
Hier wird viel geboten, es gibt viel zu entdecken und es wird definitiv nicht langweilig. Das ein oder andere Werk wird auf jeden Fall hier noch im Regal und den Playern landen.
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Es gibt Musikgenres, die sich dem Ausspruch “Über Geschmack lässt sich vortrefflich streiten” hervorragend unterwerfen. So eine Musikrichtung ist der Noise-Rock, der so sehr spaltet, da viele Hörer nichts damit anfangen können und die Anhänger des Genres versuchen sich den Klangexperimenten und der teilweise großartigen Kakophonie hinzugeben. Fragt man nun den ein oder anderen Musikkundigen nach Protagonisten des Genres, dann wird man immer wieder auf die Band Sonic Youth um Kim Gordon, der Frau mit der charismatischen Stimme stoßen.
“A Shape”, eine Band aus Paris und Toulouse, steht in direkter Linie zu den oben genannten Sonic Youth. Zum einen wurde ihr Vorgängeralbum von Lee Ranaldo (Gesang & Gitarre bei Sonic Youth) produziert und zum anderen erinnert die Stimmlage von Sängerin Sasha Andrès an Kim Gordon. “Black Mamba”, der Opener des Albums könnte auf jedem x-beliebigen SY-Album erscheinen, und so zieht es sich durch das gesamte Album. Hier und da erscheint ein dissonantes Saxophon und gelegentlich wird es so langsam und düster, das der Hörer meint Peter Murphy hätte Bauhaus wieder reaktiviert.
Leichte Kost wird hier nicht serviert, aber das war auch nie Intention des Noise Rock. Wenn man sich aber darauf einlässt, dann wird der Hörer in faszinierende Gefilde musikalischen Wahnsinns entführt.
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Anfang des Monats Juli erschienen die Teile I und II der Trilogie “Tribute To Atrophos” des psychedelischen Avantgarde-Kollektivs Queen Elephantine und nun, knapp drei Wochen später erscheint nun der dritte und letzte Teil der EP-Trilogie, wobei der der Spieldauer von 47 Minuten und vier Songs nicht mehr nur von einer EP gesprochen werden kann.
Wie es sich für ein postapokalyptisches Epos gehört, steigert sich der Reigen im dritten Teil in schwindelerregende Höhen in einem düsteren Turm himmelhoher schwarzer Wolken, um den Zuhörer dann in die tiefsten Tiefen eines dunklen Ozeans zu ziehen. Wer nervlich belastbar ist, wird beim Durchhören aller drei Teile in einen Rausch dystopischer und postapokalyptischer versetzt. Immer wieder sind fernöstliche Mantras zu vernehmen, die diesen (Alb-)Traum in einen tranceartigen Zustand versetzen.
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Queen Elephantine kehren mit zwei neuen EPs in einer digitalen Serie mit dem Titel “Tribute To Atrophos” zurück. Das berühmte psychedelische Avantgarde-Kollektiv wurde 2006 in Hongkong vom indischen Musiker Indrayudh Shome gegründet und wanderte durch viele Städte, bevor es seine derzeitige Heimat in Philadelphia, USA, fand.
Der postapokalyptische globale Sound von Queen Elephantine ist sowohl heavy als auch transzendent und wird von Doom, Drone, Noise, Krautrock, Free Jazz sowie spirituellen und subversiven Sounds aus der ganzen Welt geprägt. Müsste man diesem musikalischen Trip einen halbwegs dienlichen Vergleich zukommen lassen, dann wäre es das Musikerkollektiv von GONG gepaart mit den Gitarrensoli von Robby Krieger (THE DOORS). “Vol. I” umfasst vier Songs mit einer Spielzeit von 31 Minuten und “Vol. II” drei Songs mit 37 Minuten. Als Begleit- oder Hintergrundmusik sind diese EPs nicht geeignet, sondern eher als Kopfhörertrip.
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Neben mehreren Studioalben hat die Band eine Reihe von Splits veröffentlicht, darunter mit SONS OF OTIS und ELDER, und kürzlich ein gemeinsames Album mit den russischen Ritualisten PHURPA fertiggestellt. Um diese Zeit der globalen Atrophie zu würdigen, präsentieren sie eine Sammlung von Improvisationen, die in den Monaten nach der Veröffentlichung ihrer letzten LP “Gorgon” im November 2019 auf Argonauta Records und Atypeek Music aufgenommen wurden.
Er kommt aus der norwegischen Blackmetal-Szene und war langjähriger Fronter von Emperor. Doch seit einigen Jahren ist Vegard Sverre Tveitan als Ihsahn solo unterwegs.
Im Jahr 2020 steht Ihsahn vor einem weiteren Turn in ungewohntes Gebiet. Die erste von zwei EPs mit fünf Titeln wurde von seiner Heimatgemeinde Telemark inspiriert und ist dieser gewidmet.Die erste Telemark-EP repräsentiert die dunkle, brutale und aggressive Seite von Ihsahns kompositorischer Identität. Mit drei neuen Original-Songs und zwei wilden Coverversionen zelebriert er den trotzigen Geist, der ihn vor drei Jahrzehnten zu einem kreativen Weg inspirierte.
Die 25 Minuten der ersten EP sind ein Höllenritt mit einer harten und brutalen Telemark-Landung. Es geht hart und schnell nach vorne, Vegards Stimme gibt dem dürsteren Klanggebilde seine Endnote. Wer jetzt aber davon ausgeht, dass hier nur dunkles Geknüppel abgeliefert wird, dem sei gesagt, dass sich viele kompositorische Wendungen in den Songs finden mit wunderbaren Soli, zarten Streicherhintergründen und Bläsereinsätzen. Sehr gewagt, aber voll im Trend und absolut passend.
Für jeden Musikhasardeur eine absolute Empfehlung in den noch dunklen Wintertagen.
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“Telemark basiert auf ein paar Gitarrenriffs, die mir schon länger zur Seite stehen”, bemerkt er. “Aber ich habe mich vorher noch nie wirklich mit dem Folk-Aspekt befasst, obwohl ich weiß, dass viele norwegische Bands sich darauf berufen. Die Riffs sind stark vom Geigenspiel beeinflusst, aber es gibt auch Blastbeats und schreiender Gesang. Es hat all diese Elemente. Textlich geht es um
historische Metaphern und die Verbindung der Punkte mit dieser Black-Metal-Ästhetik. “