Baroness, Yellow & Green (2 CD) drei Jahre nach der Blue Veröffentlichung

Wer Baroness einmal live erlebt hat oder mit ihrer Discographie ein bisschen vertraut ist, ahnte dass diese Band in ihrem musikalischen Werdegang unberechenbar sein würde. Es gehört zu ihrem Selbstverständnis, der Kreativität keine Genregrenzen zu setzen. Was raus muss, muss raus. Frei nach diesem Motto setzt die Band aus Georgia ein Ausrufezeichen. Nein zwei! Denn “Yellow & Green” ist ein Doppelalbum, wie dem Titel unschwer zu entnehmen ist. So viele Ideen und Impulse wären bei dem Nachfolger der Blue Record auch nicht auf einer Scheibe unterzubringen gewesen. Selten war eine Entscheidung für ein Doppelalbum nachvollziehbarer als hier. Die Post-, Prog- und Psychedelic-Rockwelt hätte aus Platzgründen wohl auf so manch bemerkenswerten Song verzichten müssen.

Yellow knüpft durchaus an die vor drei Jahren veröffentlichte Blue an. Der Bass treibt “Take My Bones Away” kompromisslos voran. Matt Maggioni hat in diesem Jahr Summer Welch an diesem Instrument ersetzt und sorgt für neue Akzente. Die Basslinien setzen sich nun deutlicher von den Gitarren ab und erweitern so den Klangraum wohltuend. Auch John Baizley’s Gesang drängt sich nicht mehr so in den Vordergrund, wie zu “Isak”-Zeiten des Red Albums. Spätestens jetzt weiß auch der Baroness-Neuling von der Gewohnheit der Band ihre Alben nach Farben zu benennen. Man könnte dies als wenig originell abtun, aber es funktioniert. Ein leichter Hang zur Synästhesie reicht aus, um die verschiedenen Baroness-Alben auf Dauer mit den jeweiligen Farben zu assoziieren. Gelb ist also auch “Cocainium”, ein Song der eine der neuen Seiten der Band zeigt. Der psychedelische Touch passt wunderbar zu den harten Riffs. Ein gelbes Ausrufezeichen setzt zum Abschluss der ersten Scheibe “Eula”, das die Prog-Herzen höher schlagen lässt.

Nach dem stimmungsvollen Einstieg in “Green” durch das gleichnamige Theme bietet “Board Up The House” alles, was eine Rockhymne mit Mitsing-Potenzial braucht. Danach wird das Tempo etwas gedrosselt, was im großartigen Instrumentalstück “Stretchmarker” gipfelt. “The Line Between” unterstreicht noch einmal das Gefühl der Band für die besonderen Melodien. Auch macht es deutlich, dass Baroness bei aller Entwicklung in ihrem bisherigen Werk verwurzelt sind, denn dieser Song bietet viele Wiedererkennungsmerkmale der Blue Record. Das Outro “If I Forget Thee, Lowcountry” versetzt einen in das Twin Peaks der 90er Jahre. David Lynch hätte seine wahre Freude an der hier erzeugten Mystik. Indem sich die Band an vielen Stellen zurücknimmt, gewinnt sie enorm hinzu. Vielschichtig und gleichzeitig vollkommen stimmig in sich ist das neue Baroness-Album geworden. Eine wahre Ohrenweide, auf der es nach den soundsovielten Durchläufen noch so vieles zu entdecken gibt. Die Unermüdlichen haben ihre neue Tour gerade begonnen und ich bin sicher, dass das neue Material die Setlisten dominieren wird. Und das ist gut so, denn die neue Entspanntheit bei gleichbleibendem Energielevel verspricht tolle Konzerterlebnisse.