A Kew’s Tag: Semi-Akustischer Art-Prog-Metal der besonders feinen Art
A kew’s tag gehen musikalisch konsequent an die Grenzen des Machbaren ‒ mit der Anything-Goes-Attitüde von Bands wie Agent Fresco, The Hirsch Effekt oder 22. Dabei steht die Band nicht am Anfang, sie ist unterwegs: mit Erfahrungen aus rund einem Jahrzehnt, in dem sie ihren heutigen Stil entwickelte, eroberte sie bereits renommierte Festivalbühnen auf dem Euroblast und Night Of The Prog. Basierend auf einem halb-akustischen Gewand und cleveren Pop-Ideen, hat sich die Musik von A kew’s tag unter dem Einfluss von Neo Prog, Indie Metal und Zeitgenossen wie Leprous, Periphery, Opeth, Haken oder auch Incubus in eine Chimäre aus Artrock und Prog Metal gewandelt.
Was die Band ein weiteres Mal an Sogwriting und musikalischem Können aufbieten ist etwas ganz Feines. Die akustische Gitarre ist das Erkennungszeichen und dient mit teileweise Flamencoeinsätzen, mit Cajoneinsätzen als das Stilmittel der Wahl. Wer die Band bis dato nicht auf dem Schirm hatte und sich als Nicht-Festivalgänger den Auftritt bei der Night Of The Prog 2017 entgehen ließ, dem sei dieses Album absolut empfohlen und ein Gig der Band (sofern irgend möglich) ans Herz gelegt.
Im Strudel der Gegenwart, den sich ständig wandelnden neuen Verhältnissen, rauscht mit Hephioz ein Konzeptalbum auf uns zu, dessen metaphorische Wucht völlig ungeplant unserer Zeit aus der Seele spricht. Es geht um große Fragen und kleine Vögel.
Was tun wir, wenn Wandel unausweichlich ist? Hören wir auf die Alten, die zur Vorsicht mahnen? Auf unser Inneres, das von Neugier gesteuert wird? Oder auf den diffusen Ruf des Unbekannten, das jenseits unserer bekannten Grenzen lockt? A kew’s tag erzählen die Sage des Feuervogels Hephioz und dem tragischen Schicksal seines Reiches, als er mit dem Freiheitsdrang eines seiner Untertanen konfrontiert wird. Spielerisch stellt die Band dabei Fragen nach Macht und Verantwortung, der Kraft von Neugier und Wissensdrang sowie dem ewigen Zwiespalt zwischen Progressivität und Konservativismus. Das Ganze verpacken A kew’s tag in eine Parabel, deren Vielschichtigkeit an dieser Stelle zu viel Raum einnehmen würde. Und damit gleichsam erklärt, was es mit dieser Band auf sich hat: Sie sprengt den Rahmen, und das in jeder Beziehung.
Aufgenommen bei Magic Mile Music, gemischt von Christoph Hessler (The Intersphere) und gemastert in Jens Bogrens Fascination Street Recording Studio (Opeth, Devin Townsend) begeben sich A kew’s tag mit Ihrer Sage von Hephioz auf eine ganz eigene Reise, an deren Ende ein grell leuchtendes Fragezeichen steht: Was wenn jenseits des Baumes, den Hephioz vernichtet wie er ihn mit Leben gefüllt hat, doch eine Welt ist, die erforscht werden will? Eine Fortsetzung ist zwingend erforderlich.