Mit Beyond Borders kehren Fractal Mirror zu ihren Progressive-Rock-Wurzeln zurück, wobei insbesondere das siebzehnminütige Epos „Ashes“ alle Kennzeichen eines klassischen Prog-Epos aufweist, obwohl die mehr songorientierten Stylings des vorherigen Albums Close To Vapor immer noch sehr stark im Sound der Band verankert sind.
Die Kernbesetzung von Leo Koperdraat und Frank Urbaniak wird durch die Rückkehr von Gründungsmitglied Ed Van Haagen am Bass gestärkt, wobei der “neue Junge” Gareth Cole (Tom Slatter Band, The Rube Goldberg Machine, One Sided Horse, Whitewater) seine charakteristische Gitarre zu seinem ersten Fractal Mirror-Album hinzufügt.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Fast ein halbes Jahrhundert standen YES an der Spitze der progressiven Musik: eine Band, an der alle anderen gemessen wurden. Die aktuelle Besetzung hat die schwierige globale Pandemie durchgearbeitet, um ein neues Kapitel in ihrer glorreichen Geschichte zu schreiben. Ihr erstes gemeinsames Album, The Quest, wird am 1. Oktober 2021 über Inside Out Music veröffentlicht.
The Quest: Das Streben – sich sehr, mit aller Kraft, unbeirrt um etwas bemühen; danach trachten, etwas Bestimmtes zu erreichen. So steht es im Duden. Und so lassen wir es auch im Raum stehen, denn was die Prog-Urgesteine hier abliefern ist einen kleinen Tick besser als der unrühmliche Output “Heaven & Earth”. Aber auch wirklich nur einen Tick.
Das Feld des Retro-Prog wird immer wieder neu bestellt und so einige Bands sind aus dem Genre nicht mehr wegzudenken. So auch Big Big Train, die es nun schon seit 31 Jahren gibt und die nach einigen Setwechseln mit David Longdon, Gregory Spawton, Rikard Sjöblom (Gungfly, Ex-Beardfish) und Nick D’Virgilio (Ex-Spock’s Beard) ihr nun schon langjähriges Set gefunden haben.
Nun erscheint ihr 16. Studioalbum “Common Ground”, das sich wie so oft aus dem reichen Fundus der schon fast bekannten Melodielinien des Genres bedient. Jedoch klingt das Album nicht altbacken und aufgewärmt, sondern immer wieder frisch. Der Opener “The Strangest Times” erinnert rudimentär an Elton John oder Joe Jackson. Immer wieder klingen die Altbekannten wie Spock’s Beard, The Flower Kings und die Gründungsväter Yes und Genesis heraus. Was sich Big Big Train allerdings im Gegensatz zu den oft vertrackten Genrespezialisten zu eigen machen, ist das eingängige, schon oft artpoppige Songwriting und ihre Folk-Einlagen.
Während viele Songs von Big Big Train wie „East Coast Racer“ und „Brave Captain“ in der Geschichte Großbritanniens und Europas verwurzelt sind, scheint es angemessen, dass sie heute tatsächlich eine internationale Band sind.
Bassist Greg Spawton, der die Band gründete, in einem Eisenbahnhaushalt aufwuchs und sie nach einem Eisenbahnset aus den 1970er Jahren benannte, das er besaß, lebt noch in Großbritannien, ebenso wie Sänger David Longdon, der 2009 für das Durchbruchalbum “The Underfall Yard” zur Band kam. Die anderen beiden Kernbandmitglieder, Schlagzeuger Nick D’Virgilio und Multiinstrumentalist Rikard Sjöblom, leben jeweils in Indiana, USA, und Gåvle, Schweden.
Die „Common Ground“-Tour wird ihre bisher umfangreichste Tour sein, einschließlich der ersten Auftritte der Band in Nordamerika, und die UK-Etappe wird im prestigeträchtigen London Palladium gipfeln. Zu Greg, David, Nick und Rikard gesellen sich Carly Bryant (Keyboards, Gitarren, Gesang), die den Gesang zu ‘Common Ground’ beisteuerte, Dave Foster (Gitarre), der auf zwei Tracks des neuen Albums spielte, Clare Lindley (Violine, Gesang) und wird noch von einem fünfköpfigen Blechbläserensemble ergänzt.
Big Big Train hat sich lyrisch und musikalisch von Epochen der Geschichte inspirieren lassen, die als große Fortschritte anerkannt werden. Jetzt machen sie mit ‘Common Ground’ selbst einen solchen Schritt.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Ciccada ist eine griechische Progressive Rock Band, die jedoch fest verwurzelt ist im Folk. Mit “Harvest” erscheint ihr drittes Studioalbum seit ihrer Gründung in 2005.
Wenn man will, dann schaffen es die Griechen mit ihrer Spielart einen Parforce-Ritt durch die progressiven Subgenres der 1970er Jahre. Die Gitarren klingen manchmal nach David Gilmour, die Flöten erinnern in Teilen an Jethro Tull, der Gesang von Evangelia Kozoni ist in Teilen an Stevie Nicks angelehnt und das Schlagwerk bringt jazzige Parts mit ein und ein Cembalo versetzt uns in mittelalterliche Kammermusik.
Für viele hört sich dies alles sehr zusammengeschustert an, ist es aber nicht ansatzweise. Es klingt alles aus einem Guss, perfekt arrangiert. Es ist eine Reise in eine vergangene Zeit und die Natur.
Harvest, die erste Veröffentlichung der Band in voller Länge seit “The Finest Of Miracles” (2016), zeigt Ciccada in Bestform. Sechs neue Stücke zeigen ihre markante Mischung aus akustischer und elektrischer Instrumentierung, die alle von der Doppelstimme von Dimi Spela und Evangelia Kozoni begleitet werden.
Ciccadas Sound ist eine einzigartige Mischung aus Rock, Jazz, Folk und westeuropäischer traditioneller Musik. Sie basiert auf starken melodischen Linien, die sich auf Einflüsse der progressiven Größen der 1970er Jahre stützen, wie z. B. Gentle Giant, Jethro Tull, Camel, Gryphon, Strawbs, Renaissance, Hatfield & The North, Spirogyra und Curved Air.
Man kann guten Gewissens sagen, dass es sich bei der Band Eyesberg um eine deutsch-britische Prog-Institution handelt, denn ihre Gründung liegt in den späten 1970ern. Nach ihrer Auflösung in 1987 und der Reunion Anfang der 2000er fanden sie bei Progressive Promotion Records eine neue Heimat zur Veröffentlichung neuen Materials, das nun mit der progressiven Vertonung von van Goghs Leben eine Fortsetzung findet.
Das Album zeigt das Leben von Van Gogh von einer verstörten, ungeliebten Kindheit und Jugend bis hin zu einem unruhigen, von Angst geplagten Erwachsenenalter bis hin zu seinem daraus resultierenden Wahnsinn und unweigerlichen Selbstmord.
Musikalisch spielt sich das Konzeptalbum irgendwo zwischen den üblichen Verdächtigen des Neo-Prog (Arena, Pendragon, Marillion) und Retro-Prog (Spock’s Beard, Transatlantic). Bezeichnend hierfür ist auch das Schlagzeugspiel des Ex-Spock’s Beard und Pattern Seeking Animals Drummer Jimmy Keegan, sowie das stark an Steven Rothery angelehnten Gitarrenspiel. Malcolm Shuttleworth’ Stimme, die in großen Teilen an Fish und Peter Gabriel erinnert, tut ihr Übriges dazu.
Eine Neuerfindung des Rades ist das Album nicht, aber es ist eine kurzweilige und genretypische Veröffentlichung, die den Anhängern der genannten Spielarten des Progs ins Ohr gehen dürfte.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Die Ursprünge des Progressive Rocks mit Yes, Genesis, King Crimson, Van der Graaf Generator werden immer wieder von den Protagonisten des Retro-Prog für ihren heutigen Musikstil bemüht. Mit dem neuesten Album “Retro” des Multiinstrumentalisten Simon McKechnie wird der Albumtitel Programm.
Was der Hörer hier serviert bekommt ist tatsächlich Prog der alten Schule. Man hört immer wieder die alten Recken raus und doch klingt es frisch und nicht zig hundertmal durchgenudelt in den immer wiederkehrenden Arrangements und den alten Stimmen der “neuen” Retroprogger. Auch bleibt Simon Mc Kechnie den Idealen von sagenumwobenen und kruden Texten treu. So wird mit dem 20-minütigen Longtrack-Opener “The Origin Of Species” Charles Darwins Text gehuldigt. Nichts ist neu, nichts ist altbacken.
Für sein neues Werk zeichnete Simon einen Vertrag mit dem szenebekannten Label Bad Elephant Music.
„Ich freue mich sehr, bei den guten Menschen von Bad Elephant Music an Bord zu sein“, sagt Simon. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit, um mein neuestes Album Retro einem neuen Publikum zugänglich zu machen. Ich hoffe, Ihr genießt es!”
“Ich kenne Simon, seit ich 2016 zum ersten Mal “From My Head To My Feet” gehört habe”, sagt Martin Hutchinson von BEM. “Wir haben über die Zusammenarbeit in den letzten Jahren gesprochen, und schließlich haben sich die Sterne neu ausgerichtet. Es ist uns eine große Freude, “Retro” für ein breiteres Publikum zu veröffentlichen. Ich bin sicher, Sie werden es alle lieben! ”
Retro wird am 19. März 2021 weltweit auf CD und in digitalen Formaten veröffentlicht.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Yes stehen als Synonym für die großen Gründungsväter des Progressive Rock. Nach unzähligen Bandumbesetzungen und nach dem Split, der zwei Yes-Bands hervorbrachte, ist die Enttäuschung über die Entwicklung und Demontage des Denkmals allgegenwärtig. Umso erfreulicher sind jedes Mal die Veröffentlichungen der norwegischen Band “Wobbler”. Keine andere Band im Prog-Kosmos spielt die Yes-Klaviatur mit neuen Songs und Arrangements so perfekt wie die Mannen um Andreas Vilthagen.
Mit ihrer nun fünften Studioauskopplung “Dwellers Of The Deep” seit 2005 bestätigen sie einmal mehr ihren Ruf als perfekte Retro-Progger. Vier Songs mit einer Gesamtspieldauer von 45 Minuten, davon zwei Longtracks mit 13 und 19 Minuten sind bereits Anzeichen für ausgefallene, ausgeklügelte Kompositionen, die sich an den Gründungsvätern des Prog orientieren. Die Musiker legen verstärkt Wert auf die Verwendung von Original-Equipment aus den 1970ern, u. a. Rickenbacker-Bass, Mellotron, Hammond-Orgel, Hohner Clavinet, Fender Rhodes, Moog-Synthesizer und ARP Solina String Ensemble.
Die lyrischen Themen des Albums beschäftigen sich mit menschlichen Emotionen und dem anhaltenden Kampf zwischen nebeneinander stehenden Kräften innerhalb der Psyche. Eine introspektive Reise durch die Bereiche der Erinnerungen, Gefühle und Instinkte, in denen das Licht heller und die Dunkelheit dunkler ist. Die Konzepte von Staunen, Sehnsucht und Verzweiflung durchdringen die erzählten Geschichten, und die Strömungen aus der Tiefe sind immer präsent.
Wer die selbstmörderische Demontage der Original-Yes nicht verkraftet, sollte sich schleunigst mit den Werken von Wobbler auseinandersetzen, denn hier fühlt sich der Retro-Progger zu Hause, hat das Gefühl den alten Yes-, Crimson- oder Genesis-Sounds zu lauschen und doch neues Material geliefert zu bekommen und sich nicht zum millionsten Mal die Originalplatten anzuhören.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Als Neal Morse 2002 Spock’s Beard verließ, weil Gott angeblich andere Pläne mit seinem Leben habe, hätte niemand gedacht, dass er auf Predigertouren mit seinem “Inner Circle” gehen und es nicht bei einem nicht nur christlich angehauchten Album bleiben solle. Mit Sola Gratia veröffentlicht Neal Morse die Vertonung des Lebens des Apostel Paulus und seiner Wandlung.
Phew, was soll man zu einem Morse-Album und dann noch zu solch einem schreiben? – Musikalisch ist das alles auf einem sehr hohen Niveau und auch schön geschrieben und gespielt, allerdings für Kenner von Neal Morse auch alles sehr vorhersehbar und somit gilt auch bei dem x-ten (inflationären) Output in den letzten fünf Jahren unter verschiedenen Bezeichnungen mit ähnlichen Besetzungen (immer wieder dabei: Randy George und Mike Portnoy): Mor(s)e of the same! Viele Kompositionen klingen aus dem Neal’schen Baukasten, ein netter Chor mit Frauenstimmen (erinnernd an die legendären drei Pink-Floyd-Background-Sängerinnen), seichtes Gedudel dazwischen, das nicht weh tut und Neals Pathos. Es wird einfach nicht innovativ während des gesamten Albums. Vielleicht ist das ja auch schon das Morse’sche Weihnachtsalbum 2020?
Live wird dieses Album natürlich bei den Fans zünden, denn mit seiner theatralischen Predigerattitüde wird er voll in seinem Element aufgehen.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Einer der aktivsten Prog-Musiker Schwedens, Rikard Sjöblom, veröffentlicht sein sechstes Studioalbum “Alone Together” unter seinem Projektnamen Rikard Sjöblom’s Gungfly.
Während er mit seinem Soloprojekt als Supportact für die schwedischen Progheroen “The Flower Kings” und als Mitglied von “Big Big Train” auf den internationalen Bühnen stand, schrieb er in den letzten beiden Jahren an den Songs für das neue Album, das sich verschiedener Facetten menschlicher Beziehungen als Rahmen bedient. So handelt der Titelsong “Alone Together” von den vorgegaukelten glücklichen, erfüllten Leben im Social-Media-Kosmos. Es wurde aus der Perspektive eines Elternteils geschrieben, dessen Kind sich in einer psychiatrischen Abteilung befindet, weil es den Kontakt zur Realität verloren hat – wahrscheinlich ausgelöst durch die sozialen Medien.
„Alone Together“ nahm Rikard Sjöblom’s Gungfly mit den Brüdern und früheren Mitstreitern Petter und Rasmus Diamant am Schlagzeug bzw. am Bass als Trio auf. „Es hat sehr viel Spaß gemacht, sowohl Keyboard als auch Gitarre zu spielen, weil ich mir viele schöne Parts ausgedacht hatte, aber ich wusste schon früh, dass ich das Album mit den beiden Brüdern am Schlagzeug und am Bass machen wollte – und zum Glück waren sie sehr bereit dafür!” Dieses ‚Power-Trio’ hat sich diesmal auf den Rock konzentriert, und man kann das laut und deutlich hören:„ Ich wollte die Produktion nicht mit zu vielen Schichten von Keyboards und Schnickschnack ersticken, sondern versuchte ein Stück Prog-Rock mit dem Schwerpunkt auf ROCK abzuliefern. Ich wollte jedem Instrument etwas Besonderes im Mix mitgeben.“
Der Opener “Traveler” überzeugt durch rockige Gitarrensoli, quietschende Lord-Schweineorgeln, Morse’sche Akustikgitarren. “Happy Somewehere In Between” ist der Song, der stark an Beardfish-Zeiten erinnert, “On The Shoulders Of Giants” ist in verschiedenen Passagen sehr folkig angehaucht und erinnert in anderen Passagen stark an die Flower Kings.
Anspieltipps: Traveler, Happy Somewhere In Between.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
In den vergangenen 15 Jahren haben sich in der Welt des zeitgenössischen Progressive Rock scheinbar zwei Lager gebildet. Die einen Bands bedienten die erwartbaren, traditionellen Linien des Genres, und die Bands im anderen Lager verbrachten ihre Zeit damit zu bestreiten, dass sie überhaupt eine ‘Prog’ Band sind. Und dazwischen gibt es The Tangent.
Dem ist nichts hinzuzufügen, denn mit jeder Veröffentlichung beweist Mastermind Andy Tillison, dass Progressive Rock nicht immer nur verschwurbelte Kopfmusik ist, sondern auch tanzbar ist; dass man nicht immer nur die gängigen Klischees bedienen muss, sondern wirklich progressiv im besten Sinne sein kann, indem man sich anderen Musikstilen nicht verschließt und diesen auch ihren Freiraum auf den Alben anbieten kann.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Natürlich besteht das Album in erster Linie aus klassischem Progressive Rock, der episch und auch in epischer Länge daher kommt, wie dem Longtrack “Lie Back & Think Of England” (28:16), der jazzy angehaucht ist, aber auch die Bandursprünge um die Flower Kings nicht verbergen kann. Der zweitlängste Song (15:57) “Jinxed In Jersey” kommt in einem wunderbaren Acid/Contemporary Jazz-Kleid um die Ecke und man kann kaum anders als mit zu wippen oder gar zu tanzen. “Under Your Spell” ist die Nummer, mit der man am wenigsten gerechnet hätte: eine wunderbare R&B-Schmusenummer, die in Teilen an “The O’Jays” erinnert. Auch “The Midas Touch” kommt mit einigen R&B-Wendungen aus, die das Album so unberechenbar machen. Der Bonustrack “Proxima” eröffnet mit einem Tangerine Dream Teil und endet in einem groovige Acid Jazz Teil, der entfernt an die frühen Jamiroquai erinnert.
Hut ab und eine Verbeugung vor Andy Tillison und seiner Prog-Jazz-R&B-Wundertüte.