Tracer “El Pistolero” – Powerrock vom Feinsten!
Nicht erst seit AC/DC weiß man, dass Australien weitaus mehr zu bieten hat als Koalabären, Kängurus oder das Great Barrier Reef. In Australien wird richtig gute Musik gemacht. Sinnbildlich dafür stehen solche Namen wie die Bee Gees, INXS, Rose Tattoo, Men At Work, Midnight Oil, Kylie Minogue, Silverchair oder Nick Cave. Nun ist das mit Quervergleichen ja immer so eine Sache. Sie können einer Band durchaus mehr schaden als nutzen. Tracer sind da anders. “Ich sehe das eher als ein großes Kompliment. Ärgern würde ich mich nur, wenn uns jemand mit Justin Bieber vergleichen würde”, gibt Sänger und Gitarrist Michael Brown offen zu. Man kann den Mann beruhigen. Diese Gefahr besteht definitiv nicht. Allerdings wird im Verlaufe dieses Reviews noch der ein oder andere Vergleich mehr hinzukommen.
Gemeinsam mit Dre Wise am Schlagzeug und dem neuen Bassisten Jett Heysen-Hicks veröffentlicht Brown jetzt “El Pistolero”, das zweite Album des Trios aus Adelaide. Tracer wurden bereits 2003 gegründet und neben dem Debüt “Spaces In Between” finden sich noch zwei EP’s auf ihrer Habenseite. Im vergangenen Jahr verlieh ihnen das Classic Rock Magazine den Roll Of Honour Award als “Best New Band”. Und wie man sagt, macht die Band für drei Leute noch dazu einen Haufen Lärm auf der Bühne. Soweit die Vorschußlorbeeren. Da das zweite Album aber bekanntlich häufig das Schwerste ist, holte man sich mit dem Produzenten Kevin Shirley gleich ein Schwergewicht in die Revolver Studios von Los Angeles und prügelte die 13 Songs in gerade einmal sieben Tagen ein.
Der Titelsong ist zugleich der Opener und wenn man sich das Cover betrachtet, weiß man schon ungefähr wohin die Reise geht. “El Pistolero” ist ein Rockbrett, das den Hörer sofort mitnimmt. Neben “Ballad Of El Pistolero”, “Santa Cecilia” und “Until The War Is Won” gehört es zu den vier Stücken, die von dem schrägen Robert Rodriguez-Film “Desperado” inspiriert wurden. Angesichts solch formidabler Stonerrock-Hymnen möchte man sich hinterher tatsächlich den Staub von den Stiefeln klopfen. Schnell wird klar: Dies ist kein Album für Weicheier. “El Pistolero” ist heiß, laut und genau der richtige Soundtrack für einen Grillabend mit viel Gegröhle und einem Testosteronspiegel nahe am Überlaufen. Tracer servieren dazu knackige Kreissägengitarren (“Dirty Little Secret”), eine fette Prise Post-Grunge (“Dead Garden”) und jede Menge feinsten Powerrock (“Wolf In Cheap Clothes”, “There’s A Man” oder “Now I Ride”). Die Abendgarderobe besteht aus T-Shirts von den Ramones, Black Sabbath, Soundgarden oder Queens Of The Stone Age. Dazwischen gibt es mit “Scream In Silence” eine schöne Bombastballade. Falls mal jemand auf’s Klo muss.
Zweifellos haben Tracer es geschafft, die Energie ihrer vielgepriesenen Liveshows ins Studio zu übertragen. Und ebenso zweifellos sind sie mehr als nur ein weiterer dieser typischen Retro-Acts. Wenn mich mein musikalisches Bauchgefühl nicht vollständig verlassen hat, dann werden sie mit “El Pistolero” für mächtig Furore sorgen. Auf der musikalischen Landkarte von Australien muss man für Michael Brown, Dre Wise und Jett Heysen-Hicks jedenfalls ganz schnell eine neue Pommesgabel setzen. Vorher aber kommen die Drei von Down Under noch rüber nach Europa und machen im Juni folgende deutsche Städte unsicher:
- 04.06. – München, Backstage Club
- 05.06. – Berlin, Magnet
- 06.06. – Köln, Luxor
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