Die Band mit diesem ellenlangen Namen, die in den Zwanziger Jahren des dritten Jahrtausends ihr zehntes Album vermarkten und schon immer irgendwie die populäre Musikgeschichte aufarbeiteten, geben sich auch hier wieder dieser Leidenschaft hin.
Beginnend mit einem Italo-Western-Intro geht’s gleich danach in die Vollen. “All Who Wander” ist ein krachendes Alternative-Prog-Statement, das so vielchichtig und doch so eingängig ist, wie man diese kompositorische Leistung nur von den Manchester-Alternative-Rockern von Amplifier kennt.
Apropos englische Musikanleihen: Man wird mit jedem Hören des Longplayers weiter in die Tiefen des englischgeprägten Independent-Rocks der 1980er und 1990r Jahre gezogen. Man könnte gar meinen, das Bandprojekt von Conrad Keely und Jason Reece arbeite sich an den Künstlern der beiden großen britischen Indie-Labels 4AD und Rough Trade Records ab.
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Als ein in den 1980ern und 1990ern musikalisch im Indie/Postpunk/Wave-Milieu sozialisierter Mensch findet man immer wieder schöne Anspielungen und Musikzitate und man ist versucht, nach jedem Titel entsprechende Alben rauszukramen und wieder hören zu wollen. Keely und Reece gelingt es dennoch die Zitate so in die eigenen Kompositionen einzuarbeiten, dass keine reinen Aneinanderreihungen oder Plagiate entstehen, sondern neue Kompositionen, die niemals Langeweile aufkommen lassen.
Wer hätte gedacht, dass sich die New Yorker von Kill Your Idols vom Hardcore entfernen, um sich in einem neuen Projekt dem Death- und Black Metal zu widmen. Black Anvil war geboren und wurde direkt gut in allen Szenen aufgenommen. War „Time Insults the Mind“ eine Trash-Keule der Marke Bolt Thrower, kamen mit ihrem zweiten Album „Triumvirate“ die ersten Schritte in Richtung Black Metal. Es war eine Hymne an Darkthrone und man merkte der Band hörbar an, dass sie versuchen, ihren Stil zu finden, aber dennoch traditionell klingen wollen.
Vier Jahren nach „Triumvirate“ kommt „Hail Death“ wieder aus dem Hause Relapse Records an die Startlöcher. Diesmal wurde weniger auf Experimentieren oder Stilsuche gesetzt, sondern mehr verfeinert. Die Songs klingen anspruchsvoller und variabler, dabei machen Black Anvil immer noch den bekannten Black Metal ihrer Helden. Direkt im ersten Song „Still Reborn“ fallen die Neuerungen auf. Die Produktion hat in den Gitarren mehr rockigeren, fast punkmäßigen Sound bekommen. Die Riffs, so düster sie klingen, wirken durch den leichteren, klareren Klang etwas persönlicher. Die Stimme von Gary Bennett kratzt und faucht perfekt und fügt sich in ein passendes Gesamtbild. An manchen Stellen gibt es doch noch ein bisschen Groove, der an Crowbar und Down erinnert, um nicht im gleichen Muster zu bleiben. „Seven Stars Unseen“ beginnt mit einem melancholischen Intro, das einfach berührt und fasziniert. Solche Momente gibt es sehr oft auf „Hail Death“. Es sprüht vor Energie und nicht endender Dynamik. Man merkt, dass sie ihren Sound mit diesem Album gefunden haben. Die Songs sind länger, eigener und machen richtig Lust auf mehr. Mit „Next Level Black“ als letzer Track der Platte werden noch mal alle Stärken zusammengegossen und ein Monster aus schweren Gitarrenwänden und Blastbeats losgelassen, das im Laufe immer langsamer und träger wird. Dabei wird der Gesang vom rauchigen Geschrei immer härter und variiert nachher zum Death Metal. Zum Schluss gibt es ein Cover der legendären Rockband Kiss. Wer „Under The Rose“ so frisch und originell in eine Doom-Hymne umkomponiert, verdient Anerkennung.
Black Anvil haben geniales Album geschrieben. Anders lässt es sich nicht beschreiben. Ich hatte lange nicht mehr das Verlangen, mir ein Album so ausdauernd anzuhören und begeistert zu lauschen. Es ist eine Empfehlung für alle Black Metal-Fans, die wieder ein gutes und frisches Album brauchen.
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Rückblick: Nach einem dreijährigen Schreib- und Aufnahmeprozess erscheint 2004 ein neues Studioalbum von Wolf Maahn. Es ist das erste nach “Soul Maahn” mit ausschließlich neuen Songs. Sein Titel: “Zauberstrassen”. Wolf Maahn beschreitet darauf für ihn völlig neue musikalische Wege und experimentiert mit Industrial-, Rock- und Dance-Elementen. Als seine damalige Plattenfirma Universal genau in der Release-Phase das gesamte zuständige Team des Motor Labels entlässt, gerät auch “Zauberstrassen” in schwieriges Fahrwasser. Trotzdem trifft das Album bei Fans und Kritikern gleichermaßen auf Zustimmung. Für Wolf Maahn selbst bleibt die verpatzte Veröffentlichung jedoch eine grosse Enttäuschung, die schließlich zur Trennung von Universal führt. Nach langwierigen Verhandlungen gelingt es ihm immerhin sich die Rechte an “Zauberstrassen” zurückzuholen. Bis zum nächsten Wolf Maahn-Album mit ausschließlich neuen Songs wird es danach übrigens weitere sechs Jahre dauern, aber das ist eine andere Geschichte…
Gegenwart: Fast ein Jahrzehnt nach dem ursprünglichen Release erscheint “Zauberstrassen” nun frisch remastered und mit dem Zusatz “Revisited” auf Wolf Maahn’s eigenem Label Libero Records quasi neu. Erweitert um eine zweite CD mit 16 zum Teil bislang unveröffentlichten Songs. Wenn man “Zauberstrassen” heute hört, dann wirken die elf Stücke immer noch ein wenig wie aus der Zeit gefallen. Ich persönlich bin nie so wirklich damit warm geworden. Mir ist der Stilmischmasch nach wie vor eine Spur zuviel des Guten. Dabei hat “Zauberstrassen” mit “Schatzjäger” oder “Treibsand” einige wahre Perlen zu bieten. Was den Re-Release aber erst lohnenswert macht, ist die Zugaben-CD, die einige feine Entdeckungen bereithält.
Zum einen sechs unveröffentlichte Live-Takes der “Zauberstrassen”-Tour, aufgenommen in der Hamburger Fabrik beim 1.000sten Wolf Maahn-Konzert am 1. April 2004, darunter auch “Here Comes The Sun” von den Beatles. Dazu gibt es lange Zeit unvollendete Songs der “Zauberstrassen” Studio Sessions, wie etwa “Fest der Liebe” oder das zweiteilige Dance Opus “Es La Musica!” und last but not least remasterte Stücke aus vergangenen Studioalben, die zum größten Teil nicht mehr erhältlich waren. Zum Beispiel die “Ich wart auf dich”-Interpretation des vergriffenen 2001er “Absolut Best Of” oder die Synthiepop-Hymne “Mutter Erde”, die Wolf Maahn 1997 für den Greenpeace-Sampler “Taten statt Warten” produzierte.
So wird “Zauberstrassen Revisited” letztlich doch zu einer runden Sache, die sich auch für all diejenigen lohnt, die das Original-Album bereits im CD-Regal stehen haben. Die liebevolle Aufmachung beweist zudem, wie stolz Wolf Maahn bis heute auf das Album ist. “Die Leute wollen Wunder hören und alle leidenschaftlichen Musiker sind damit beschäftigt, in diese Zauberstrassen vorzustoßen”, hat er einmal gesagt. Er hat es längst geschafft! [amazonButton]Wolf Maahn Zauberstrassen-Revisited hier bestellen![/amazonButton] [youtube id=”kUilM-jAI6w” width=”600″ height=”350″]
Deaf Havana wurden 2005 im englischen Norfolk gegründet. Seitdem ging es für das Sextett stetig bergauf. Zuletzt spielte die Band im Vorprogramm von Bruce Springsteen im Rahmen des Londoner Hard Rock Calling Festivals oder begleitete Muse auf deren Deutschlandtour. “Old Souls” ist ihr zweites Studioalbum.
Darauf haben Deaf Havana alle Zutaten des klassischen Rockbaukastens in den musikalischen Kochtopf geworfen: Hymnische Gitarren, ein Bund Pathos, eine Prise Bläser und als Krönung die übliche Quotenballade. Die zwölf Songs sind ohne Zweifel handwerklich souverän umgesetzt und sauber arrangiert. Zudem hat Frontmann James Veck-Gilodi eine schöne Stimme, die nicht rein zufällig der von Jon Bon Jovi ähnelt. Leider verlieren sich Deaf Havana auf “Old Souls” zu sehr in der kompositorischen Beliebigkeit. Die Stücke bleiben austauschbar, harmlos und gehen zwar schnell ins Ohr, ebenso schnell aber auch wieder raus. Ecken und Kanten sucht man da vergeblich. Das ständige Schielen auf ein möglichst hohes Airplay beraubt Deaf Havana jeglicher Eigenständigkeit.
So bietet “Old Souls” einen Strauß netten Gute Laune-Rocks. Dazu gibt es die ein oder andere Anleihe im Pop. So etwas ähnliches haben Huey Lewis & The News schon vor 30 Jahren gemacht. Für meinen Geschmack plätschert da zuviel Belanglosigkeit vor sich hin und mit zunehmender Dauer läuft das Album sogar Gefahr langweilig zu werden. Am Ende wird es mit dem bombastischen “Caro Padre” regelrecht kitschig. “Saved” hätte vielleicht noch als gelungene Ballade durchgehen können, wenn dabei nicht gepfiffen würde. Das ist seit “Wind Of Change” von den Scorpions allerdings ein absolutes No-Go und müsste im Rockbaukasten eigentlich auch vermerkt sein.
Trotzdem sollte man nicht vorschnell den Stab über Deaf Havana brechen. Die Band hat zweifellos ein größeres Potential als sie auf “Old Souls” zeigt. Sie müsste nur mehr Mut zum Risiko haben. Ich fürchte allerdings, dass das Album eben genau wegen seiner Radiotauglichkeit genügend Käufer finden wird, um die Plattenfirma davon zu überzeugen, das keimfreie Image noch eine Weile aufrechtzuerhalten.
Nicht erst seit AC/DC weiß man, dass Australien weitaus mehr zu bieten hat als Koalabären, Kängurus oder das Great Barrier Reef. In Australien wird richtig gute Musik gemacht. Sinnbildlich dafür stehen solche Namen wie die Bee Gees, INXS, Rose Tattoo, Men At Work, Midnight Oil, Kylie Minogue, Silverchair oder Nick Cave. Nun ist das mit Quervergleichen ja immer so eine Sache. Sie können einer Band durchaus mehr schaden als nutzen. Tracer sind da anders. “Ich sehe das eher als ein großes Kompliment. Ärgern würde ich mich nur, wenn uns jemand mit Justin Bieber vergleichen würde”, gibt Sänger und Gitarrist Michael Brown offen zu. Man kann den Mann beruhigen. Diese Gefahr besteht definitiv nicht. Allerdings wird im Verlaufe dieses Reviews noch der ein oder andere Vergleich mehr hinzukommen.
Gemeinsam mit Dre Wise am Schlagzeug und dem neuen Bassisten Jett Heysen-Hicks veröffentlicht Brown jetzt “El Pistolero”, das zweite Album des Trios aus Adelaide. Tracer wurden bereits 2003 gegründet und neben dem Debüt “Spaces In Between” finden sich noch zwei EP’s auf ihrer Habenseite. Im vergangenen Jahr verlieh ihnen das Classic Rock Magazine den Roll Of Honour Award als “Best New Band”. Und wie man sagt, macht die Band für drei Leute noch dazu einen Haufen Lärm auf der Bühne. Soweit die Vorschußlorbeeren. Da das zweite Album aber bekanntlich häufig das Schwerste ist, holte man sich mit dem Produzenten Kevin Shirley gleich ein Schwergewicht in die Revolver Studios von Los Angeles und prügelte die 13 Songs in gerade einmal sieben Tagen ein.
Der Titelsong ist zugleich der Opener und wenn man sich das Cover betrachtet, weiß man schon ungefähr wohin die Reise geht. “El Pistolero” ist ein Rockbrett, das den Hörer sofort mitnimmt. Neben “Ballad Of El Pistolero”, “Santa Cecilia” und “Until The War Is Won” gehört es zu den vier Stücken, die von dem schrägen Robert Rodriguez-Film “Desperado” inspiriert wurden. Angesichts solch formidabler Stonerrock-Hymnen möchte man sich hinterher tatsächlich den Staub von den Stiefeln klopfen. Schnell wird klar: Dies ist kein Album für Weicheier. “El Pistolero” ist heiß, laut und genau der richtige Soundtrack für einen Grillabend mit viel Gegröhle und einem Testosteronspiegel nahe am Überlaufen. Tracer servieren dazu knackige Kreissägengitarren (“Dirty Little Secret”), eine fette Prise Post-Grunge (“Dead Garden”) und jede Menge feinsten Powerrock (“Wolf In Cheap Clothes”, “There’s A Man” oder “Now I Ride”). Die Abendgarderobe besteht aus T-Shirts von den Ramones, Black Sabbath, Soundgarden oder Queens Of The Stone Age. Dazwischen gibt es mit “Scream In Silence” eine schöne Bombastballade. Falls mal jemand auf’s Klo muss.
Zweifellos haben Tracer es geschafft, die Energie ihrer vielgepriesenen Liveshows ins Studio zu übertragen. Und ebenso zweifellos sind sie mehr als nur ein weiterer dieser typischen Retro-Acts. Wenn mich mein musikalisches Bauchgefühl nicht vollständig verlassen hat, dann werden sie mit “El Pistolero” für mächtig Furore sorgen. Auf der musikalischen Landkarte von Australien muss man für Michael Brown, Dre Wise und Jett Heysen-Hicks jedenfalls ganz schnell eine neue Pommesgabel setzen. Vorher aber kommen die Drei von Down Under noch rüber nach Europa und machen im Juni folgende deutsche Städte unsicher:
In netter Regelmäßigkeit versorgen die seit 2005 wiedervereinigten Dinosaur Jr. ihre Fans mit neuen Alben. “I Bet On Sky” ist in der neuen Zeitrechnung die Nummer drei und knüpft stilistisch an das gute “Beyond” und den noch besseren Vorgänger “Farm” an. Dennoch sind hier stilistische Elemente zu bestaunen, die man mit dem Trio aus Massachusetts bisher kaum in Verbindung brachte. Da begleitet die Akustik-Gitarre in angenehmer Gleichmäßigkeit einen Song wie “Almost Fare” oder Keyboards und funkiges Gitarrenspiel hauchen “Don’t Pretend You Didn’t Know” einen ganz besonderen Zauber ein. Auf Mascis’ berüchtigte wie geniale Ausbrüche an der oft alles dominierenden E-Gitarre wartet man vergebens. Er stellt sein Spiel ganz in den Dienst des Songs, was wunderbar funktioniert. Wohl dosiert setzt er dann auch ein hervorstechendes Riff ein, mit dem z.B. “Watch The Corners” gesegnet ist.
Über allem schwebt J’s unverwechselbare Stimme. Sein Timbre ist und bleibt das wesentliche Alleinstellungsmerkmal dieser Band. Und so gesehen findet ein Bruch nach dem begeisternden Beginn des neuen Werks mit “Rude” statt. Es stammt aus Lou Barlow’s Feder und mag mit seinem Punkbeat so gar nicht zum Rest der Songs passen. Ein komplett homogenes und harmonisches Werk ist von einer Band, die sich eher als Zweckgemeinschaft denn als Freundeskreis darstellt auch nicht zu erwarten. Mit ordentlich Wah-Wah findet “I Know It Oh So Well” wieder zurück ins Fahrwasser. Vor Energie strotzt “Pierce The Morning Rain”, das nicht nur wegen seiner Textzeile “I Bet On Sky” als Kern des Albums gewertet werden kann. Und um Lou Barlow nicht ganz im Schatten seines Frontmannes zu belassen: Sein zweiter Song “Recognition” weiß wirklich zu gefallen.
Einige Reminiszenzen an verschiedene Größen des Rock könnten in einem Review des vorliegenden Albums gezogen werden, jedoch soll an dieser Stelle nur eine benannt werden: Mit “See It On Your Side” sind Dinosaur Jr. so nah an Neil Young wie nie zuvor. Besser gesagt an ihm und Crazy Horse. Epische Gitarren und säuselnder Gesang, ein würdiger Abschluss eines inspirierten Werks. Alles gesagt? Nein, der dritte Mann im Bunde, Murph, darf nicht vergessen werden. Ohne ihn und seine mutmaßliche Rolle als sozialer Kit zwischen den Egos seiner Bandkollegen, gäbe es diese Combo wohl nicht mehr. Und damit auch ein so gelungenes Werk wie “I Bet On Sky” nicht. Danke, Murph.
Vom ersten Augenblick ihrer Gründung im Jahr 2005 an waren die Gallows eine für die britische Rockszene eher untypische Band. Das Quintett kommt zwar aus Watford und damit aus der britischen Underground-Punk-Szene, ihre Wurzeln liegen jedoch mehr im amerikanischen Hardcore. Seitdem haben sie zwei von Fans und Kritikern gleichermaßen gelobte Alben veröffentlicht und mit ihrem brachialen Sound den weichgespülten Kollegen der Marke Green Day oder Rise Against kräftig in den Hintern getreten. Unsere Freunde des “Kerrang!” lobten sie nicht umsonst einst als “the best britisch punk band since The Clash”.
Auch auf ihrem dritten selbstbetitelten Longplayer bleiben die Gallows diesem Stil treu. Wobei man dabei eigentlich kaum von einem Longplayer sprechen dürfte, erreichen die elf Songs zusammen doch nur eine Länge von knapp 33 Minuten. In der Kürze liegt bekanntlich die Würze. “Gallows” ist zudem das erste Album mit neuem Sänger. Nach dem letztjährigen Ausstieg von Frank Carter fand die Band mit dem ehemaligen Alexisonfire-Frontmann Wade MacNeil einen würdigen Nachfolger. Seine Stimme passt wie die Faust aufs Auge zur kraftstrotzenden musikalischen Dynamik der Herren Laurent Barnard, Steph Carter, Stuart Gili-Ross und Lee Barratt.
Beim Intro zum Opener “Victim Culture” wähnt man sich noch kurz im falschen Film, aber dann geht im wahrsten Sinne des Wortes “der Punkcore ab”. Schrammelige Gitarren wechseln sich ab mit leicht gebremstem Schaum. Überwiegend explodiert das Ganze einfach im kreativen Chaos. Bands wie Orchid oder Refused gaben den unzufriedenen Kids da draußen so schon in früheren Zeiten ein Ventil, heute singt und schreit sich Wade MacNeil für sie die Seele aus dem Leib. Und alle gröhlen mit bis der letzte Ton von “Cross Of Lorraine” verklungen ist. Danach darf jeder sein T-Shirt auswringen und die blauen Flecken aus dem Pogo-Pit zählen.
Das alles ist weder neu noch sonderlich innovativ. Aber in den Gallows steckte schon immer eine besondere Art von Wut und Wucht. Dass die nach dem Ausstieg von Chef-Giftspritze Frank Carter nochmal in einem solch druckvollen Album münden würde, hätten wohl die wenigsten gedacht. So kann man sich irren.
Am 6. August 2009 starb William Paul Borsey Junior kurz vor seinem 59. Geburtstag in New York an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die Welt kannte ihn als Willy DeVille. Sein musikalisches Erbe umfasst zahllose Solo- und Bandalben, seine Karriere war ein stetiges Auf und Ab. Wer mit seiner Musik nichts anfangen konnte, der erinnert sich mit ziemlicher Sicherheit zumindest an sein extravagantes Outfit: Das überlange Jackett, den Diamanten im Schneidezahn, das Menjou-Bärtchen. Für viele gilt Willy DeVille bis heute als der letzte Grandseigneur des Rock.
Zu seinem dritten Todestag ehrt ihn das Kölner Label Meyer Records mit einer ganz besonderen Veröffentlichung: “Live At The Metropol Berlin”, einem Mitschnitt des Konzertes vom 24. Juni 2002, das in Fankreisen als eines der besten von Willy DeVille gilt. Die CD enthält jedoch leider nur 18 Songs. Wer das vollständige Konzert sein Eigen nennen möchte, der sollte lieber direkt zur zeitgleich erscheinenden Doppel-LP greifen, die zudem noch ein 24-seitiges Booklet mit einem Interview des Meisters bereithält. Dagegen nimmt sich das Artwork der CD schon fast lieblos aus. Als Konsequenz gibt es dafür einen Punkt Abzug in der B-Note.
Musikalisch lässt Willy DeVille an diesem frühsommerlichen Abend des Jahres 2002 so gut wie keine Wünsche offen. Von “Loup Garou” bis “Hey! Joe” röhrt, flüstert und stöhnt er sich durch sein gleichermaßen rührseliges wie bluesgeschwängertes Repertoire. Unterstützt wird er dabei von einer famosen Backing-Band, bestehend aus Freddy Koella (Gitarre, Violine, Mandoline), Bassist David Keyes, Boris Kinberg (Percussion) sowie den beiden Sängerinnen Dorene und Yadona Wise. Das Metropol verwandelt sich in eine verrauchte Kneipe irgendwo in den Südstaaten, in der die Whiskeyflaschen schneller kreisen als der Deckenventilator.
Ein grosser Musiker. Ein grosses Konzert. Ein grossartiges Vermächtnis. Das Ganze gibt es übrigens auch noch als aufwändig ausgestattete 3-DVD-Box (“Still Alive”). Die Willy DeVille-Festwochen sind eröffnet!
Als Glenn Hughes im Herbst 2009 die neue Supergroup Black Country Communion formierte, fand er in Joe Bonamassa (Gitarre, Gesang), Jason Bonham (Schlagzeug) und Derek Sherinian (Keyboards) die perfekte Besetzung. Drei Jahre sind seit der Bandgründung vergangen, in denen Black Country Communion die Rock-Messlatte durch zwei überragende Studioalben und eine rasante Live-DVD sehr hoch gelegt haben. Man darf also gespannt sein, ob ihr Ende Oktober erscheinendes drittes Album “Afterglow” (Mascot Records / Rough Trade) diesem Anspruch erneut gerecht werden kann. Erste Hörproben lassen vermuten, dass dem so ist. Im Vorfeld der Veröffentlichung stand Glenn Hughes Musicheadquarter-Chefredakteur Thomas Kröll im Kölner Hotel im Wasserturm Rede und Antwort. Die beiden unterhielten sich jedoch nicht nur über das neue Album, sondern auch über das Älterwerden oder Hughes’ besonderes Verhältnis zu Jason Bonham.
Lass uns zunächst über das neue Black Country Communion-Album sprechen. Es erscheint in Deutschland am 26. Oktober. Ich konnte es mir bereits anhören und es ist ein wirklich grossartiges Rockalbum geworden. Aber ich hatte erwartet, dass es “BCC III” heißt, wie die beiden Alben zuvor “BCC I” und “BCC II”. Stattdessen heißt es “Afterglow”. Warum das?
Glenn Hughes: Ich wollte es nicht “III” nennen. Ich empfand das als zu langweilig. Der Song “Afterglow” war einer der ersten, die ich für das Album schrieb. Aber ich habe den anderen Jungs nichts davon erzählt. Ich habe ihnen von keinem Song irgendwas erzählt, bevor wir ins Studio gingen. Ich habe das Album überwiegend alleine geschrieben. Als ich ins Studio ging hatten Derek, Jason und Joe also noch keinen einzigen der Songs gehört. Wir haben sofort losgelegt. Ich habe ihnen Song für Song vorgespielt und wir haben sie aufgenommen. Zwei Songs pro Tag, fünf Tage lang, zehn Songs insgesamt. Als wir am letzten Tag angekommen waren, dachten sie es sei vorbei. Aber ich sagte: Jetzt spiele ich euch den Titelsong vor. Und sie sagten: Wir haben keinen Titelsong. Das Album wird “BCC III” heißen. Weißt du, es gibt immer wieder Kämpfe im Leben, die du entweder gewinnst oder verlierst. Und in dieser Band habe ich einige Kämpfe verloren. Aber diesen einen wollte ich unbedingt gewinnen. Besonders Joe war damit nicht glücklich, denn er wollte das Album unbedingt “BCC III” nennen. Bis er “Afterglow” hörte. Es ist ein grossartiger Titel, ein grossartiger Song, er ist dramatisch, orchestral, er hat die engelhafte Stimme von Glenn Hughes und gleichzeitig meine aggressive und verzerrte Stimmlage. Ich glaube es ist ein moderner und epischer Rock-Track.
Du schreibst alle Texte für Black Country Communion. Woher nimmst du deine Inspiration und wieviel davon ist autobiografisch?
Glenn Hughes: Sehr viel. Dieses Album handelt von Frieden, Freiheit, Akzeptanz, es handelt davon zu sich selbst zu finden. An diesem Ort anzukommen, den ich “Afterglow” nenne, bedeutet letztlich nichts anderes, als auf der Erde zu landen, in einer gemeinschaftlichen Welt. Das dritte Album ist für jede Band das wichtigste. Entweder alles bricht zusammen oder man startet durch. Ganz ehrlich: Der einzige Grund, warum ich von Amerika nach Europa gekommen bin, um hier mit der Presse zu sprechen, ist der, dass ich felsenfest an dieses Album glaube. Selbst wenn nicht ich es geschrieben hätte, sondern Joe oder Derek wäre ich trotzdem hier, um darüber zu reden. Ich habe Schauspieler als Freunde, die Interviews geben, um ihre Filme zu promoten. Manche machen das aber nicht, weil sie nicht an die Filme glauben. Doch ich glaube an diesen “Film”.
“Afterglow” ist das dritte Black Country Communion-Album in den vergangenen 26 Monaten. Nicht zu vergessen die “Live Over Europe”-DVD. Würdest du mir zustimmen, wenn ich sage du bist ein Workaholic?
Glenn Hughes: Ja, ein würdevoller und dankbarer Workaholic. Aber man kann ein Workaholic sein und trotzdem für die Öffentlichkeit nichts vorzuweisen haben. Du bist der Berichterstatter, du bist der Interviewer. Alles was ich dir geben kann ist ein Album, das du dir anhörst und beurteilst. Meine Frau sagt mir immer die Wahrheit. Sie sagte vor kurzem: Schatz, ich glaube, dass du gar keinen schlechten Song schreiben kannst. Das soll sich jetzt nicht arrogant anhören. Aber sie weiß welcher Perfektionist ich bin. Ich bin seit 46 Jahren Musiker und das ist grossartig. Wäre ich ein Fussballstar geworden, wäre meine Karriere nach zwanzig Jahren beendet gewesen. Jetzt bin ich 61 und mache immer noch Musik. Das zeigt, dass ich auf das richtige Pferd gesetzt habe.
Du warst Mitglied in vielen grossen Bands, zum Beispiel bei Deep Purple oder Black Sabbath. Fühlst du dich mit Black Country Communion jünger als jemals zuvor?
Glenn Hughes: Ich habe Freunde in meinem Alter wie etwa Mick Jagger, Robert Plant, Jimmy Page oder Jeff Beck. Sie scheinen immer noch Energie und Lust zu haben. Sie arbeiten nicht des Geldes wegen. Die Leute mögen das vielleicht nicht glauben, aber auch ich habe den Gott des Geldes nie angebetet. Das ist kein Teil von mir. Ich kann Geld spenden, ich kann es sparen, aber es interessiert mich nicht. Ich mache nur Dinge, bei denen ich mich wohlfühle. In den letzten Jahren habe ich Aufnahmen mit vielen bekannten Künstlern gemacht. Aber ich glaube das war nicht der richtige Weg. Black Country Communion hingegen fühlt sich richtig gut an. Ich werde älter und kann nicht mehr alles machen. Joe ist 35 und macht zehn Dinge gleichzeitig. Er ist jung und es fällt ihm leicht. Aber ich suche mir meine Aktivitäten inzwischen sehr sorgfältig aus.
Am Ende von “Common Man”, einem der Songs des neuen Albums, hört man ein kurzes Lachen. Ist das Ausdruck der guten Stimmung innerhalb der Band?
Glenn Hughes: Ja genau. Das ist das letzte Stück, das wir aufgenommen haben. In einem Take. Und am Ende gibt es eine Art Jam. Diese Endsequenz ist ein hundertprozentiger Spass-Jam. Es ist wichtig, dass man sich die Fähigkeit bewahrt so befreit aufzuspielen.
Wie du schon angedeutet hast, habt ihr alle Songs im Studio live eingespielt. Keine Overdubs…
Glenn Hughes: Oh, Overdubs schon. Du hörst, dass es Overdubs gibt. Es gibt wahrscheinlich sogar mehr Overdubs als auf dem zweiten Album. Zum Beispiel für Derek’s Keyboard. Aber das Meiste ist wirklich live.
Wie wichtig war Produzent Kevin Shirley für diesen speziellen Aufnahmeprozess?
Glenn Hughes: Dieses Album ist für mich ein “Glenn und Kevin Album”. Schon aufgrund der ganzen Arbeit, die er und ich dort hineingesteckt haben. Jeder hat seinen Teil dazu beigetragen, aber Kevin und ich haben es festgeschraubt. Wir haben viel Zeit und Liebe in dieses Album investiert.
Du hast es bereits erwähnt: Du bist jetzt 61 Jahre alt. Ich habe Black Country Communion letztes Jahr live in Bonn gesehen und war beeindruckt von deiner Kraft und Vitalität auf der Bühne. Was ist dein Geheimnis?
Glenn Hughes: Soviel Schlaf wie ich kriegen kann. Ein glücklicher Lebensstil. Ich bin kein Nörgler oder sowas. Ich versuche immer Dinge zu finden, über die ich mich lustig machen und lachen kann. Ich nehme das Leben nicht zu ernst. Ich habe eine wundervolle Frau, die auf mich aufpasst und mein Leben organisiert. Weniger die Kunst als vielmehr die vielen kleinen Details. Jeder sollte einen solchen Partner in seinem Leben haben. Jeder erfolgreiche Mensch hat normalerweise einen solchen Partner. Sonst funktioniert es nicht. Auch in meinem Leben hat es Zeiten gegeben, in denen das anders war.
Man nennt dich auch “The Voice Of Rock”. Was bedeutet dir dieser Ehrentitel?
Glenn Hughes: Das ist mal vor zwanzig Jahren entstanden und hat mich eine Zeitlang geehrt. Aber ehrlich, ich denke darüber nicht weiter nach. Die Leute nennen mich eben so. Sogar andere grossartige Sänger nennen mich “The Voice Of Rock”. Das ist schon fast lustig. Mir ist viel wichtiger, dass ich heutztage die Bestätigung finde, für die ich mein ganzes bisheriges Leben gearbeitet habe. Im Januar habe ich mit Stevie Wonder gearbeitet, mit Smokey Robinson und anderen grossen amerikanischen Sängern. Mir ist wichtig, dass die Leute nette Dinge über mich als Menschen sagen. Die Botschaft des neuen Albums lautet deshalb auch: War ich ein guter Freund für dich? War ich ein guter Ehemann? Ein guter Sohn? Oder kann ich es noch besser machen? Das Album handelt nicht von Feen, Teufeln oder was sonst so herumkriecht. Das ist nichts worüber ich schreibe. Dieses Album handelt vom Leben.
Das neue Black Country Communion-Album “Afterglow” erscheint in Deutschland am 26. Oktober.
Wenn du deine Bandkollegen beschreiben müsstest, wie würdest du Derek Sherinian, Jason Bonham und Joe Bonamassa charakterisieren?
Glenn Hughes: Ich nenne Joe Bonamassa einen Workaholic. Derek Sherinian ist ein extrem talentierter Virtuose, vor allem an der Hammond Orgel. Jason Bonham ist ein Bonham. Doch sein wahres Talent ist das Songschreiben. Und meine Aufgabe als sein bester Freund und als bester Freund seines Vaters (John Bonham, von 1968 bis zu seinem Tod im Jahr 1980 Schlagzeuger von Led Zeppelin, d.Red.) ist es dafür zu sorgen, dass seine Songs gehört werden. Ich liebe Jason.
Und was glaubst du würden die drei über dich erzählen?
Was machst du lieber: Im Studio an neuen Songs und Ideen zu arbeiten oder auf der Bühne zu stehen?
Glenn Hughes: Ich war in letzter Zeit sehr viel im Studio, deshalb stehe ich im Moment lieber auf der Bühne.
Werden wir dich dieses Jahr auch nochmal live in Deutschland erleben?
Glenn Hughes: Nicht in diesem, doch sicherlich im nächsten Jahr. Aber wahrscheinlich nicht zusammen mit Black Country Communion. Das ist nicht sicher. Ich wünschte du könntest das Joe fragen. Du wirst mich aber in einem anderen Zusammenhang wiedersehen.
Aber du möchtest mir nicht verraten, was das sein wird.
Glenn Hughes: Ich kann nicht. Es ist noch ein Geheimnis. Wenn ich es mir wünschen könnte, dann wäre es mit Black Country Communion. Wir werden sehen.
Okay, dann warten wir es ab. Vielen Dank für das nette Interview, Glenn!
Wir bedanken uns ebenfalls bei Andrea Hendorfer (Another Dimension) für die Vermittlung und bei Michael Schmitz (Mascot Label Group) für die Betreuung vor Ort!
Und last but not least haben wir hier noch den offiziellen “Afterglow”-Trailer für euch:
Nach 16 Jahren ist es endlich so weit: Es gibt ein neues Studio-Album von Dead Can Dance. Und man darf aufatmen, denn es hat sich nichts geändert, alles ist beim Alten! Die Band oder besser gesagt die Formation bestehend aus Lisa Gerrard und Brendan Perry ist ihren eigenen Wurzeln treu geblieben.
Die aus Australien stammenden Musiker beginnen bereits Mitte der Achtziger unterschiedliche Stile in ihrer Musik zu vereinen: Monotone Drum-Beats mischen sich mit akribisch arrangierten Klangflächen, weitläufig und ausufernd, in die man eintaucht, in denen man sich verliert und zu ertrinken droht. Darüber zwei Gesangsstimmen, die gegensätzlicher nicht sein könnten: Gerrards hoher atmosphärischer von der Tonalität her oft arabisch angehauchter Gesang wechselt sich ab mit Perrys dunklen melancholisch und fast apokalyptisch wirkenden Melodielinien. Die Harmonien der Songs sind einfach und gefällig; hier warten keine Überraschungen. Instrumentiert sind diese harmonischen Klangteppiche durch Synthesizer, Streicher, Klaviere und akustische Saiteninstrumente. Auf diese Weise prägt die Band einen eigenen, unverwechselbaren Sound. Und es besteht kein Zweifel: Dieser eigenwillige und exzentrische Stil hat sich etabliert und Maßstäbe gesetzt.
Aus dieser Tradition heraus entsteht “Anastasis”, was aus dem griechischen übersetzt so viel wie “Wiedererwachen” bedeutet. Es sind acht Songs auf dem Album, die alle eine eigene Atmosphäre haben, obwohl zu ihrer Aufnahme dieselben Mittel herangezogen wurden. “Anastasis” ist ein hervorragendes Album! Jegliche Skepsis gegenüber Bands, die nach 16 Jahren wiedererwachen, ist unbegründet. Zwar wird hier das Rad nicht neu erfunden, aber es handelt sich musikalisch um solides Handwerk, das Dead Can Dance mit ihrem neuen Album abliefern, und das werden nicht nur die Fans der ersten Stunde zu würdigen wissen.
Solokonzerte von Wolf Maahn galten lange Zeit als seltene Ausnahmen. Es waren eher kurze Auftritte, wie beim legendären Wackersdorf-Festival vor 120.000 Zuschauern oder einer Benefiz-Gala in der Bonner Oper. Erst 2005 kam der 57-jährige Wahl-Kölner zu der Erkenntnis, dass “die Solo-Shows rocken”. Seitdem sind sie erfreulicherweise zum festen Bestandteil seines alljährlichen Tourkalenders geworden. Wer die “Ein-Maahn-Band” schonmal live auf der Bühne erlebt hat, der weiß, wie intensiv ein solcher Abend für Künstler und Fans gleichermaßen ist. Davon kann man sich nun auch endlich auf Wolf Maahn’s erstem Solo-Live-Album “Lieder vom Rand der Galaxis” überzeugen. Dabei hat er sich gegen die Veröffentlichung ebenfalls lange gesträubt. Die bange Frage war: “Funktioniert das auch auf einer kleinen Stereoanlage in einem Wohnzimmer irgendwo in Deutschland?”. Die eindeutige Antwort lautet: Ja, es funktioniert!
Fünfzehn “Lieder vom Rand der Galaxis” hat Wolf Maahn für das Album ausgewählt, aufgenommen während der “Fieber Hautnah Solotour 2011” in Berlin, Kassel, Kiel, Leverkusen, Zwickau, Lübeck und Eppelborn. Passend zu seinem 30-jährigen Jubiläum, das er im September feiert, ist es gleichzeitig eine Art persönliches Best Of geworden. So finden sich in der Tracklist zahlreiche Klassiker wie “Rosen im Asphalt”, “Seltsamer Tag” und “Der Clown hat den Blues” ebenso wieder wie Songs seines letzten Studioalbums “Vereinigte Staaten” (“Unter einem großen Himmel” oder das wunderbare “Am heutigen Morgen”). Ganz gross ist das nahezu komplett veränderte “Kathedralen von Zahlen” mit einem furiosen Gitarrenintro. Nicht weniger herrlich interpretiert Maahn “Ich wart’ auf dich”, eines der schönsten deutschsprachigen Liebeslieder der Welt. Auch “Kind der Sterne” oder “Sterne in meinen Schuh’n” drücken kräftig auf die Tränendrüse. Wolf Maahn singt von Liebe, Hingabe und Freiheit und die Stücke gewinnen in ihrer reduzierten Form tatsächlich ein Nochmehr an emotionaler Kraft. Hinzu kommt mit “Nothing But A Heartache” ein völlig neuer Song. Rhythm & Blues gefärbter Rock at its best, ganz so wie wir es von Wolf Maahn seit nunmehr drei Jahrzehnten gewohnt sind.
Was ein klein wenig fehlt, sind die launigen Geschichten, die er üblicherweise während seiner Soloauftritte erzählt. Aber das hätte den Rahmen von 71 Minuten wohl deutlich gesprengt. Und dem ein oder anderen wird wie immer dieser oder jener Song fehlen. Doch darum geht es nicht. Es geht auf “Lieder vom Rand der Galaxis” darum, Wolf Maahn’s künstlerische Unabhängigkeit und Integrität zu dokumentieren, die ihn zwar vielleicht eine Karriere á la Westernhagen oder Grönemeyer gekostet hat, ihn aber immer authentisch und nah an den Fans bleiben ließ. Dazu reichen ihm eine Gitarre, ein stampfender Fuß und seine Stimme. Im Booklet bedankt er sich für all die Freude und den umarmenden Applaus, den er bei seinen Solokonzerten erlebt hat. Der Dank ist ganz auf unserer Seite.
Ab Oktober rockt Wolf Maahn dann auf seiner Jubiläumstour durch die folgenden Städte – natürlich wieder solo live: