Seeed und ihr Reggaeeinsatzkommando in der ausverkauften Arena Trier
Mal wieder ein deutscher Act, der dafür sorgte, dass die Arena Trier ausverkauft war. Schon nachmittags strömen die Massen in die älteste Stadt Deutschlands, um eine der erfolgreichsten Bands des neuen Jahrtausends zu sehen. Der Aufstieg von Seeed nahm 2001 mit der Single „Dickes B“ Fahrt auf und erfuhr den größten Schub vor vier Jahren, als Bandmitglied Peter Fox (im echten Leben Pierre Baigorry und bei Seeed steht sein „e“ ursprünglich für den Künstlernamen Enuff) eine Solokarriere startete, mit der er als Konsenskünstler die nationalen Charts über Monate beherrschte. Brav kehrte er allerdings zur Stammband zurück – und deren Reputation steigt seitdem unaufhörlich.
Pünktlich um 20 Uhr ging es los mit Allen Stone als Support. Ein Künstler aus Seattle, dessen Vater Prediger war. Dies merkt man auch dem Sohnemann an. Seine Stimme ist soulig und kraftvoll – vergleichbar mit Mick Hucknall (Simply Red). Seine Lieder erklingen in der Tradition von Marvin Gaye oder Bill Withers – zur Freude der Anwesenden baut er aber auch eine Coverversion von Bob Marley in den Set ein. Ich fand ihn stimmlich sehr stark, vor allem wenn er mit Inbrunst in die hohen Lagen gehen konnte. Und auch das Publikum, das ja nicht unbedingt zu den Anhängern seiner Musikrichtung gehörte, bedachte den 35minütigen Auftritt mit reichlich Applaus.
Dann begann die (kurze) Wartezeit auf Seeed. Knapp nach 21 Uhr lichtete sich der Vorhang und zeigte eine Bühne, die ein Gerüst beherbergte, auf dem die Musiker in unterschiedlichen Höhen positioniert waren, damit das Publikum jeden im Blick hatte. Band, Bläsergruppe – und natürlich die drei Sänger von Seeed: Enuff, Ear und Eased. Letzterer versuchte sich vor Jahren ebenfalls an einer Solokarriere als Dellé, konnte aber bei weitem nicht den Erfolg von Peter Fox erreichen. Über dem Bühnenaufbau war eine runde Projektionsfläche befestigt, die leicht an die Kuppel des Berliner Reichstagsgebäudes erinnerte. Vielleicht eine Hommage an den Herkunftsort der Band?
Musikalisch ging es gleich in die Vollen. Starke, laute Songs – immer mit ordentlichem Reggae-Touch und gleichzeitig im Marching-Sound einer Bigband gehalten. Es funktioniert! Reggae, HipHop, Rock… Das Publikum geht ordentlich mit und ist durchgehend in Bewegung. Vor allem Dellé, der an einem Gymnasium in Trier sein Abitur machte, wurde in den Solopassagen lautstark bejubelt. Er ist ein Reggae-Musiker par excellence und zeigte sich in der alten Heimat von seiner besten Seite. Die Songauswahl mit Stücken wie „Dancehall Caballeros“, „Schwinger“, „Seeeds Haus“ und „Dickes B“ war umfassend und lieferte einen Mix aus fast 15 Jahren Bandgeschichte. Die Sänger in ihren schwarzen Anzügen boten durchgehend Action auf der Bühne und glänzten auch mit gekonnten Tanzeinlagen.
Natürlich lag ein großes Augenmerk auf Peter Fox. Würde es seine Solostücke geben? Yes – als die Schlagzeugtruppe von Cold Steel die Bühne enterte, gab es kein Halten mehr. „Alles neu“ zunächst mit dem Reggae-Start, den Fox schon auf seiner Solotour zelebrierte, und dann im vollen orchestralen Glanz. Ein Paradestück des Abends. Später gab es zudem auch „Schwarz zu blau“, Peter Fox‘ ungewöhnliches Liebeslied an Berlin, und die Bewegungs-Hymne „Schüttel dein Speck“ im Zugabenblock. So hält man ein Publikum am Tanzen!
Von den reinen Seeed-Stücken wurden vor allem „Augenbling“, „Molotov“ und „Beautiful“ abgefeiert. Ein Beleg dafür, dass das neue Album viele Zuhörer findet. Und natürlich gab es „Ding“ als Hammer-Zugabe. In der Arena Trier haben sich Seeed von ihrer besten Seite gezeigt und eine energiegeladene Show abgeliefert. Ich bin sicher, nach diesen 100 Minuten voller Power ging jeder zufrieden nach Hause.