KEANE verzaubern Fans im ausverkauften Hamburger Docks mit perfekter Show

Die britische Piano-Pop/Rockband KEANE um Frontmann Tom Chaplin ließ ihre Fans lange auf Neuigkeiten aus dem Studio warten, bis sie sich endlich im Mai 2012 mit ihrem großartigen vierten Album “Strangeland” zurückmeldeten (HIER geht´s zur Keane Strangeland Albumreview). Das Londoner Quartett ist seitdem wieder auf Tour und macht bei ihren vier Deutschlandkonzerten heute im restlos ausverkauften Hamburger Docks halt, um unsere Ohren mit ihren wunderschönen Piano-Popmelodien zu verwöhnen.

Das Docks füllt sich kurz nach Einlass mit einem angenehm gemischten Publikum, vorwiegend der Altersklasse 30+, mit zu meiner Verwunderung erstaunlich hohem Männeranteil. Zunächst haben wir das Glück, die erst im Jahr 2011 gegründete Band Zulu Winter als Support begrüßen zu dürfen. Die fünf ebenfalls aus London stammenden Indie-Rocker haben im Mai ihr Debütalbum “Language” herausgebracht, spielten in diesem Jahr aber unter anderem immerhin schon auf dem Haldern Pop und dem FM4 Frequency Festival in Österreich. Ihr teils melancholischer Indie-Rock, der durch die Synthie-Parts manchmal an The Cure erinnert, basiert auf hymnischen Melodien und einem breit angelegten Sound, der beim Publikum großen Anklang findet. Flächige Synthies, satte Drums und breite E-Gitarren verschmelzen großartig mit dem starken Gesang von Frontmann Will Daunt. Besonders mit den tanzbaren und treibenden Songs wie “Silver Tongue” und dem abschließenden Ohrwurm “We Should Be Swimming” können sie die Menge begeistern, die erst gegen Ende richtig auftaut und im Takt mitklatscht. Viel zu schnell ging ihr halbstündiges Set vorbei, um so mehr freut man sich jedoch auf ein Wiedersehen mit dieser wirklich tollen Newcomer Band.

Ab dem Zeitpunkt, als KEANE um 20 Uhr die Bühne betreten, ist das ganze Docks außer sich vor Begeisterung. Selten habe ich so viel Enthusiasmus schon zu Beginn eines Konzerts gesehen, und auch Tom Chaplin scheint sichtlich davon beeindruckt zu sein. Schon mit dem Opener “You Are Young” vom aktuellen Album überzeugt er mit seiner extrem klaren Stimme und seiner perfekt performenden Band, die ganz offensichtlich eine Menge Spaß auf der Bühne hat. Zu dem “Hopes And Fears” Hit “Bend And Break” kommt das Publikum direkt in Tanz-, Klatsch- und Mitsing-Laune, keiner steht jetzt mehr still am Platz. Von nun an scheint das Konzert ein echter Selbstgänger zu sein, KEANE begeistern das Publikum durchweg mit einer ausgewogenen Songauswahl ihrer vier Studioalben, wobei es von dem eher experimentellen Album “Perfect Symmetry” lediglich “Spiralling” und “The Lovers Are Losing” in die Setlist geschafft haben. Die meisten hier im Docks geben sich vom ersten Moment an textsicher und vor allem die anwesenden englischen Fans scheinen hier richtig abzufeiern. Sie zeigen keine Scheu vor lautstarken Konversationen mit Tom Chaplin, der absolut sympathisch auftritt und sich immer wieder für den Jubel und das berauschende Feedback seiner Fans zu jedem einzelnen Song bedankt. In den wunderschönen Piano-geprägten Balladen unterstützen ihn die Fans (wohlgemerkt vorwiegend die männlichen) mit choralen Gesängen wie in “We Might As Well Be Strangers” und “She Has No Time”, in denen Tom´s Stimme fast schon zerbrechlich aber dennoch wundervoll klingt. Ob es nun alte Songs wie “Hamburg Song” oder die neuen sind, ob es Balladen oder tanzbare Songs wie “Day Will Come” sind, das Publikum dankt KEANE jeden einzelnen großartig performten Song. Heute kann man so richtig in großartigen Melodien versinken, denn Tom Chaplin versteht es ausgezeichnet, seine musikalische Leidenschaft auf das Publikum zu übertragen und den ganzen Konzertsaal mit einer ganz besonderen Stimmung zu erfüllen.

Nicht zuletzt durch seine außerordentliche Stimme und die sehr energiegeladene Show gelingt es dem sympathischen Frontmann in knapp zwei Stunden und insgesamt 22 Songs das gesamte Publikum in seinen Bann zu ziehen, welches auch noch nach den letzten Dankesworten und der finalen Verabschiedung seiner Euphorie in Form von tosendem Applaus freien Lauf lässt. Ein wirklich fantastischer Konzertabend geht zu Ende, ein großes Kompliment an diese herausragende Band und an den ebenso gelungenen Support von Zulu Winter, so dass sogar das überraschend einsetzende fiese Hamburger Schmuddelwetter meine gute Laune gar nicht großartig zu beeinträchtigen vermag.

Setlist:

  • You Are Young
  • Bend And Break
  • On The Road
  • We Might As Well Be Strangers
  • Nothing In My Way
  • Silenced By The Night
  • Everybody´s Changing
  • She Has No Time
  • The Lovers Are Losing
  • Day Will Come
  • Spiralling
  • A Bad Dream
  • Hamburg Song
  • Disconnected
  • Is It Any Wonder?
  • This Is The Last Time
  • Somewhere Only We Know
  • Bedshaped
  • ————
  • Sea Fog
  • Sovereign Light Café
  • Crystal Ball
  • ————
  • Under Pressure (Cover)