Das SWR 3 New Pop Festival geht in seine 20. Auflage und wir hatten die Möglichkeit mit SWR3-Musikchef Gregor Friedel über die Geschichte des Festivals in Baden-Baden und über das diesjährige Line-up zu reden.
Wie hat sich der SWR bzw. das SWR Festival eigentlich in dieser Region angesiedelt?
Gregor: Na ja, nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich diese Ecke als Hauptquartier des SWR angeboten, so kamen schon einmal die Rundfunkanstalten hier her. 1994 kam die Idee ein Festival hier in Baden-Baden zu organisieren – was jedoch anfangs gar nicht mal so gut ankam.
Bei wem genau? Den Anwohnern?
Gregor: In erster Linie bei der Stadt. Peter Stockinger, der damalige Initiator des Festivals, konnte sich dann am Ende doch durchsetzen, auch wenn es einige Zeit und Nerven gekostet hatte.
Was für Bands haben dort zu Beginn gespielt?
Gregor: Wir hatten zu Beginn einige russische Bands herübergeholt, welche alle in einer Venue spielten. Es ist schon erstaunlich, was für eine Entwicklung das Festvial über die Jahre genommen hat. In diesem Jahr füllen unsere Künstler drei Venues.
Zum Thema Künstler: Wie stellt ihr euer Line-up eigentlich zusammen? Was muss ein Künstler mitbringen, damit ihr ihn oder sie für das Festival berücksichtigen würdet? Mit Sam Fender habt ihr ja zum Beispiel einen der wichtigsten britischen Nachwuchskünstler der letzten Jahre verpflichten können.
Gregor: Also, im Jahr haben wir gut 40-50 Bands und Solokünstler im Auge, die für uns infrage kommen würden. Dabei setzen wir auf Nachwuchskünstler, jedoch nicht ausschließlich. Sam Fender, wie auch Demot Kennedy, waren da einfach große Glücksgriffe. Ich war bei einem Jeremy Loops Konzert in London und habe dort den Agenten der beiden getroffen. So konnten wir den Kontakt aufbauen und ihn letztlich verpflichten.
Wie lange hatte das Gespräch ungefähr gedauert, bis du ihn davon überzeugen konntest, dass beide dort spielen sollten?
Gregor: Da musste ich nicht sonderlich viel machen: Ich war besonders erfreut davon zu hören, dass der Agent der beiden zu mir meinte, dass sowohl das New Pop Festival, als auch das Reeperbahn-Festival in Hamburg ganz große Namen bei den Briten geworden sind. Das ist ungefähr so angesehen wie das Great Escape Festival in Brighton, falls dir das etwas sagt.
Natürlich! Die ganze Stadt wird ja quasi für ein Wochenende von Musikern eingenommen.
Gregor: Genau! Wir haben das Glück, dass wir in einer Art Sonderrolle, aufgrund unseres guten Rufs sind. Insgesamt verkauften wir in diesem Jahr 18.000 Tickets für das gesamte Festival bei einer Nachfrage von ca. 45.000 Online-Registrierungen. Das ist die zweithöchste Nachfrage nach 2017 gewesen.
Woher kommen die Leute? Sind die meisten aus dem Umland oder ist das Publikum eher weiter verteilt?
Gregor: Viele sind natürlich SWR3 Hörer, die aber nicht zwingend immer die Künstler kennen, welche wir ihnen präsentieren. Wir haben uns im Laufe der Jahre eine Zuhörerschaft aufgebaut, welche uns so weit vertraut, dass wir Qualität anbieten, als über Namen oder Packages zu gehen. So etwas freut uns natürlich.
Gab es auch einzelne Künstler, wo es nicht so gut geklappt hat?
Gregor: Sagen wir so, manche Musiker funktionieren in verschiedenen Umgebungen einfach anders. Letztes Jahr hatten wir mit der britischen Sängerin Mabel eine Künstlerlin, welche ein unglaubliches Talent besitzt. Ich habe mir ihr Konzert in London angeguckt und war komplett umgehauen. Das Publikum war der absolute Wahnsinn, was auch ein Grund war, warum ich sie unbedingt buchen. Als wir sie dann bei uns hatten, war die Atmosphäre eine andere, da die Leute sie noch nicht so kannten. Das Konzert war insgesamt gut, aber ich habe noch einmal gemerkt, wie wichtig das Zusammenspiel von Künstler und Crowd für ein einzigartiges Konzert ist.
Vielen Dank für das Interview, Gregor!
Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle ebenfalls an Markus Laux heraus, der uns dieses Interview ermöglicht hat.