Katrin Rosenzopf ist Ärztin und lebt in der Weststeiermark. Schon in jungen Jahren sammelte sie Bühnenerfahrung mit der Band Mozaik. Inzwischen ist sie als Solokünstlerin im Metier Chanson und Kabarett unterwegs. Ihr neues Album „unErhoerte Lieder“ erscheint bei Konstantin Weckers Label Sturm und Klang. Die Kompositionen stammen zum überwiegenden Teil aus der Feder ihres Vaters und Klavierlehrers Wolfgang Rosenzopf.
Sie gibt in ihren Songs zeitlos wichtige Anregungen, wohin der Zug des Lebens fährt, zu allem was einengt, zum Augenblick und zur Zeit, zu verschiedenen Lebens- und Beziehungssituationen und überhaupt zu allerlei Eigenheiten der Menschen. Sie vertont dabei am Klavier (vielfach sensibel unterstützt von Saxophon und Klarinette) auch Erich Kästner und Konstantin Wecker, deren Texte hier eine neue, spannende Chansonsprache erhalten.
Von Konstantin ist es das lyrische „Jeder Augenblick ist ewig“, dem Katrin hier zur Klarinettenmelodie von Reinhard Grube eine neue Dimension verleiht. Bei den vertonten Texten von Kästner wurde eine feine Auswahl getroffen: Ob in dem Lied „Das Eisenbahngleichnis“, welches die Ungleichheit und doch Gleichheit der gesellschaftlichen Klassen widerspiegelt, oder in der Vertonung „Zur Fotografie eines Konfirmanden“ die von der Zwiespältigkeit zwischen der Feier des Eintritts der Adoleszenz und der Traurigkeit über den Tod der Kindheit erzählt. In „Plädoyer einer Frau“ wird die spät gefundene Liebe und die durch das Leben aber verwehrte Freude darüber besungen und so gut wie jede Facette des Lebens wird betrachtet.
Die Songs sind in der Begleitung durch Klavier, Saxofon oder Klarinette sehr reduziert gehalten. Katrin Rosenzopf singt mit eindringlicher Stimme und legt viel Energie in ihre Worte. Auch ihre eigenen Stücke über das „Beugen“ und das Treiben mit den Genen in der „Ur-Natur“ sind sehr ausdrucksstark. Es ist Musik, die nicht auf den Mainstream schielt. Man muss nachdenken und die intelligenten Texte auf sich wirken lassen. Ich kann mir vorstellen, dass dies bei einem Livekonzert besser gelingt als im CD-Format. Das wertige Booklet mit allen Texten und starken Illustrationen ist es aber schon wert, das Album sein eigen zu nennen.
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„Die Schöpfung“, eines der drei großen geistlichen Oratorien von Joseph Haydn, erscheint hier in einer Aufnahme der Münchner Philharmoniker mit dem indischen Dirigenten Zubin Mehta am Pult. Anlässlich Mehtas 85. Geburtstages wird mit Haydns Schöpfung eine ganz besondere Einspielung veröffentlicht, welche die jahrzehntelange, tiefe Verbundenheit zwischen ihm und den Münchner Philharmonikern hörbar macht.
Haydn thematisiert in seiner Schöpfung mit schwunghafter Leichtigkeit die Erschaffung der Welt, wie sie das erste Kapitel der Genesis erzählt. Nur am siebten Tage weicht er von der Bibelerzählung ab und beschreibt die ersten Menschen im Paradies. Seine Botschaft, die Schönheit und die Vielfalt der Schöpfung zu erkennen und zu bewahren, bleibt zeitlos gültig. Ein Meisterwerk, das in vielen Einspielungen erhältlich ist.
Als Solisten fungieren hier Mojca Erdmann, Dmitry Korchak, René Pape und Andreas Herrmann gemeinsam mit dem Philharmonischen Chor München. Was mir besonders positiv auffällt: Die erzählenden Worte des Rezitativs sind sehr gut und deutlich vorgetragen. Die Engel Gabriel, Uriel und Raphael begleiten stimmungsvoll die Geschichte – und vor allem die Männerstimmen sind herausragend gesungen. René Pape glänzt mit seiner sonoren Bass-Stimme.
Der Orchesterklang ist sehr sauber herausgearbeitet zwischen energischen Schöpfungsmomenten und verträumtem Innehalten. Die Gesangsvorträge werden dezent untermalt. Auch der gewaltige Chor bekommt viel Raum.
„Die Schöpfung“ ist seit jeher ein Meilenstein, in dem Haydn neue Maßstäbe setzte, die weit über die Grenzen des Wiener Klassizismus hinausgehen. Das Werk zeigt malerische Tonmalereien, feierliche Arien und monumentale Chöre, die Haydns zeitlose Botschaft unterstreichen und uns einladen, die Schönheit und Vielfalt der Schöpfung anzuerkennen und zu bewahren.
Das Booklet ist – wie von ERATO gewohnt – sehr informativ mit einem Essay „Im Licht der Aufklärung“ von Jörg Handstein in englischer und deutscher Sprache. Zudem widmet sich ein Text dem Leben und der Arbeit von Zubin Mehta. Eine gelungene Würdigung zum runden Geburtstag!
Unglaubliche zehn Jahre ist es schon her, dass der unglaubliche Robin William Gary Moore das Zeitliche segnete. Der Musiker aus Belfast wurde 1952 geboren, machte zunächst als Hardrocker Karriere und wechselte Anfang der 90er Jahre ziemlich abrupt zum Blues. 2009 hat er in einem Interview erklärt, er werde zum Celtic Rock zurückkehren, doch dazu ist es nicht mehr gekommen. Im Alter von 58 Jahren erlitt er einen Herzinfarkt.
Was aber geblieben ist, ist eine Reihe unveröffentlichter Aufnahmen, von denen acht Stücke jetzt auf „How Blue Can You Get“ erscheinen. Es handelt sich um vier unbekannte eigene Stücke und vier Cover-Versionen. Tief in den Archiven der Moore-Familie sind einige bisher ungehörte und unveröffentlichte Deep Cuts und alternative Versionen aufgetaucht. Diese unterstreichen eindrucksvoll, dass Gary Moore einer der besten modernen Vertreter des Blues war. Mit „In My Dreams“ bietet er uns sogar einen lupenreine Blues-Ballade, die sich auch auf dem Mega-Erfolgs-Album „Still Got The Blues“ hätte befinden können.
Das Album startet mit einer mitreißenden Aufnahme von Freddie Kings „I’m Tore Down“, einem Live-Favoriten von Moore. Es folgt eine bisher unveröffentlichte, virtuose Version von Memphis Slim’s „Steppin’ Out“. „Done Some Wrong“ von Elmore James, ist ein weiteres Stück, das Garys Blues-Künste unter Beweis stellt. Die siebenminütige Version von B.B. Kings 1964er „How Blue Can You Get“ gab dieser Zusammenstellung ihren Namen. Die alternative Version von „Love Can Make A Fool Of You“ fühlt sich unverkennbar tief im Blues-Rock-Herz von Gary Moore zu Hause. Und das wunderschön schmerzhafte „Living With The Blues“ beschließt diese großartige Zusammenstellung, die den Künstler ein weiteres Mal zum Leben erweckt.
Viele bewunderten den virtuosen Gitarristen nicht nur für sein unglaubliches Tempo, sondern auch für die Leidenschaft, das Feuer und die Authentizität seines Spiels. Seine Spielweise hat viele Menschen berührt und tut es bis heute. Wer das nochmal en bloc nachvollziehen will, ist mit diesem neuen Album bestens bedient.
Tracklist
I’m Tore Down (Freddie King Cover)
Steppin‘ Out (Memphis Slim Cover)
In My Dreams
How Blue Can You Get (B.B. King Cover)
Looking At Your Picture
Love Can Make A Fool Of You (Alternate Version)
Done Somebody Wrong (Elmore James Cover)
Living With The Blues
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RPWL – die Progger aus Freising – hatten viel vor. Der November 2020 sollte eigentlich eine groß angelegte, mehrwöchige Anniversary Tour zum 20-jährigen Jubiläum der Veröffentlichung ihres Debütalbums „God Has Failed“ sehen, aber es kam natürlich anders. Was macht man denn nun, wenn man eine perfekt eingespielte Band hat, die Auftrittsmöglichkeit einem aber unter den Füßen weggezogen wird? Richtig, man filmt eine Live-Studiosession des gesamten Albums. Und das geschah am 14. und 15. November 2020 in der Luitpoldhalle Freising – mit vierköpfiger Bandbesetzung, zusätzlichem Bass und zwei weiblichen Backing Vocals.
Es gibt ja dieses geflügelte Wort, man habe fürs Debütalbum ein Leben lang Zeit. Die Musik entstand gemeinsam im Proberaum, der Bandname steht sinnbildlich für das basisdemokratische Selbstverständnis von RPWL, denn jeder der Musiker brachte sich zu gleichen Teilen ein. Das Album war nicht nur ein gewaltiger Schritt weg von der vermeintlichen Identität als Pink-Floyd-Tribute Band, sondern verarbeitete auch in seinen sphärisch-spirituellen Stücken sehr persönliche Erfahrungen.
Sänger Yogi Lang reflektierte intensiv den Abschied von seinem jüngst verstorbenen Vater. Abschied, Trauer und Vergänglichkeit sind wiederkehrende Motive in den Texten von „God Has Failed“, denn bereits zu Beginn zeichnete sich das Faible für thematische Überbauten in ihren Alben ab. Das stellt auch ein Freistellungsmerkmal dieser beeindruckend produktiven Band heraus: die Kunst des Albums in Zeiten, in denen dieses Format immer mal wieder medial zu Grabe getragen wird.
RPWL lieben noch immer, was sie tun. So wehte bei dieser Produktion ein besonderer Hauch von Nostalgie durch die Halle. Die gemeinsam zurückgelegte Strecke hat die Bandmitglieder noch näher zusammenwachsen lassen, denn längst ist RPWL ein Mischwesen aus der Summe seiner einzelnen Mitglieder geworden. Die Band stellte sich für die Aufnahme im Kreis zueinander auf und schuf mit der Möglichkeit zu Blickkontakten ein Ambiente, das die ausufernden Jams intim, teils experimentell, aber stets vertraut ausfallen ließ.
Meistergitarrist Kalle Wallner singt auf seinen Nik Huber Gitarren episch-lyrische Soli, während seine Gilmour Girls mit ihrem hervorragenden Chorgesang sphärische Flächen beitragen, die den Horizont bis in die Unendlichkeit wegschieben. Darüber hinaus kamen vintage Moog-Sounds und sogar ein Konzertflügel zum Einsatz. „God Has Failed“ ist der Status Quo von RPWL live 2020 und 2021, so nah man ihnen in dieser Zeit kommen kann.
Mit „God Has Failed“ kann man sich RPWL ins Wohnzimmer holen. Die Produktion wird wie immer höchsten audiophilen und visuellen Ansprüchen gerecht. Die Aufstellung der Band und die durchdachten Kamerafahrten erschaffen beim Zuschauer das Gefühl mittendrin zu sein, vielleicht sogar mehr noch, als beim klassischen Livekonzert. Während Langzeitfans sich wie die Band selbst vielen Erinnerungen hingeben können, klingt das Material immer noch derart frisch, dass es problemlos auch ein aktueller RPWL-Release sein könnte.
Ursprünglich erschien das Album bei Tempus Fugit. Jetzt gibt es die neue Studioversion auf eigenem Label. Dass es sich um eine Live-Einspielung handelt, merkt man kaum. Die sphärischen Nuancen sind großartig wie eh und je. Das Zusammenspiel mit Bine Heller und Caroline von Brünken klingt phänomenal und bringt neue Aspekte ins Spiel. Ein Opener wie das epische „Hole In The Sky“ ist und bleibt fantastisch, aber auch der Rest kann selbst nach 20 Jahren zeitlos schön überzeugen. Was mir zu meinem Glück noch fehlt, sind die Pink-Floyd-Cover „Cymbaline“ und „Fat Old Sun“, die nur auf der Vinyl-Version zu erwerben sind. Ich habe aber entdeckt, dass sie sich auch als Einzeltracks auf dem käuflich zu erwerbenden MP3-Download finden. Da werde ich wohl noch zuschlagen müssen.
Symphonic Metal ist in – und so haben sich auch Autumn Bride schnell in der Metalszene etabliert. Gegründet 2016 haben die Österreicher bereits zwei Singles auf den Markt geworfen, bevor jetzt ihr Debüt mit zehn Songs erschien. Parallelen zu Bands wie Nightwish und The Gathering sind unverkennbar. Sängerin Suzy hat bisher bei einer Maiden-Tribute-Band gesungen, doch sie kann auch ordentlich zu den Bombastklängen einer sinfonisch angehauchten Band schmettern.
Dass die Bandmitglieder vor allem aus Thrash- und Death-Metal-Gefilden stammen, merkt man nicht unbedingt. Schon der Opener „The Path“ wirkt sehr glattgebügelt und die Vokalistin glänzt mit hymnischem Gesang wie einst Tarja Turunen bei Nightwish. Allerdings sind die Gitarren oft stärker als das Keyboard. Das erzeugt eine düstere Grundstimmung, die sich durch das ganze Album zieht.
Autumn Bride verstehen es, große melancholische Hymnen an ihre Hörer zu bringen. Die Songs laufen in der Regel zwischen vier und fünf Minuten. Wirklich episch wird es in den mystischen Erzählungen also nicht. Doch das macht nichts, so lange der Gesang so unter die Haut geht wie in diesem Fall. Autumn Bride sollte man definitiv im Auge behalten!
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Sängerin AnNa R. und Singer/Songwriter Peter Plate gründeten die Band Rosenstolz bereits im Jahr 1991. Neun Jahre später war es soweit und sie legten mit „Kassengift“ ihr erstes Nummer-1-Album vor. Bereits ein Jahr früher hatten sie es mit „Zucker“ bereits auf den zweiten Chartplatz geschafft und blieben 16 Wochen lang in den Top 100 vertreten.
Der Albumtitel ist eine Anspielung darauf, dass die Band damals in den Medien quasi nicht präsent war. Ungewöhnlich war, dass das Album mit „Amo Vitam“ und „Total Eclipse“ erstmals zwei nicht-deutschsprachige Titel enthielt, die dann auch gleich als Singles ausgekoppelt wurden. Ersteres ist eine sakrale Arie in lateinischer Sprache, verfeinert durch Pop- und Trance-Elemente. Letzteres gab es auch in einer Version mit Marc Almond.
Electro-Pop war schwer im Kommen. Das mag den plötzlichen Erfolg der Band erklären, die zwei Jahre zuvor Platz 2 beim beim nationalen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest erlangt hatte und fortan (bis zur noch andauernden Pause ab 2012) nicht mehr aus den Charts wegzudenken war. Immerhin fünf Chartbreaker und Hits wie „Liebe ist alles“, „Ich bin ich“ und „Gib mir Sonne“ ebneten den Weg.
Nun erscheint „Kassengift“ zum 30jährigen Bandjubiläum neu als 2CD-Ausgabe im 48seitigen Hardcover-Buch mit allen Liedtexten und seltenen Fotos. Das Originalalbum wird ergänzt um eine Bonus-CD mit zahlreichen Raritäten. Duette mit Nina Hagen und Marc Almond sind zu hören, eine Interpretation von „Paff, der Zauberdrachen“, acht Songs in französischer Sprache und einige Titel des geplanten Balladen-Albums, das letztlich nie erschienen ist.
Die Aufmachung des CD-Buchs ist wunderschön und wertig. Da zeigt sich mal wieder, warum es sich letztendlich doch lohnt, auf physische Produkte zurückzugreifen und nicht alles zu streamen.
Wie erklärt man Kindern die Pandemie? Wer selbst kleine Kinder hat, wird verstehen, dass dies alles andere als einfach ist. Um Eltern und Erziehern ein altersgerechtes Hilfsmittel zur Hand zu geben, haben die Schweizer Autorin Isabelle Bitterli und der Illustrator Werner Nydegger das Kinderbuch „König Corona“ auf den Markt gebracht. Das großformatige Buch mit festem Einband erzählt auf 32 Seiten die Geschichte eines winzigen Königreichs und seines Herrschers, der in der Art eines James-Bind-Bösewichts seine Truppen in unsere Welt schickt, um die Menschen krank zu machen.
In dem Buch wird die Problematik der Pandemie in eine Geschichte verpackt. Dadurch werden nicht nur Viren und ihre Verbreitung spielerisch erklärt, sondern auch die notwendigen Regeln dargestellt. Die Kinder erfahren mehr über die Forschung der Virologen und über die nötige Geduld sowie den Zeitbegriff „Monat“, ohne dass dabei das Buch belehrend oder zu sachlich wirkt.
In der Schweiz ist die Geschichte bereits im Mai 2020 erschienen, also noch ganz zu Beginn der Pandemie. Seit Mitte Dezember ist sie auch in Deutschland und Österreich auf dem Markt. Die Geschichte ist stellenweise – trotz ihres erklärenden Charakters – sehr komplex. Sie wird empfohlen für Kinder ab 4 Jahren, doch ich denke, die sind vielleicht mit einer Alternative wie „Conni macht Mut in Zeiten von Corona“ besser bedient. Nach meiner Einschätzung sollten die kleinen Zuhörer oder Selbstleser besser schon im Grundschulalter sein.
Nydeggers Bilder sind künstlerisch wertvoll und beschönigen nichts. König Corona wird als kleiner dicklicher Kobold dargestellt. Die Szenen aus der Menschenwelt sind realistisch. Insgesamt aber ist alles ziemlich düster gehalten. Es gibt auch kein wirkliches „Happy End“. Das mag vielleicht an der Entstehungszeit des Buches liegen. Stattdessen erklärt man zum Ende hin die Hygieneregeln, die Arbeit der Forscher und Wissenschaftler und man schließt mit der Hoffnung auf einen Prinzen (= Impfstoff), der die Herrschaft des Königs beenden kann.
Vieles ist gut erklärt, aber da die Prinzen inzwischen gefunden sind, ist das Buch in meinen Augen nicht mehr zeitgemäß. Engagierte Vorleser werden den Schluss der Geschichte vermutlich erweitern oder leicht umdichten. Und dann hoffen wir, dass das Buch in wenigen Monaten vollkommen überflüssig ist. Der ganze kulturelle Bereich wurde ohnehin mal wieder komplett vergessen.
Diese Compilation ist in weiten Teilen wie ein gutes Guildo Horn-Konzert: Da finden sich viele Perlen, die seit Jahrzehnten auf jeder Party funktionieren und die Schlagerherzen höher schlagen lassen.
Von Matthias Reim und Costa Cordalis über Jürgen Drews und Marianne Rosenberg bis hin zu DJ Ötzi und Iren Sheer sind alle bekannten Klassiker vertreten. Der Mitsing-Faktor ist enorm hoch.
Unter den insgesamt 40 Titeln haben sich allerdings einige Stücke versteckt, die aus der heutigen Zeit stammen und noch keine Ohrwürmer sind. Beispielsweise Thomas Anders im Duett mit Florian Silbereisen und der Holländer Eloy de Jong. Das ist aber zu verkraften.
Zum Ausgleich gibt es einige Schätze, die man auf Schalgerfestivals nicht so oft hört. Ich nenne man Andrea Jürgens („Und dabei liebe ich euch beide“) und Trude Herr mit „Ich will keine Schokolade“.
Mir gefällt die Zusammenstellung jedenfalls sehr gut. An stellen wie Wendlers „Egal“ und Knight Rider Hasselhoffs „Looking For Freedom“ kann man ja schnell weiter skippen.
Dieses Album hält, was der komplexe Titel verspricht: Es ist nicht leicht zu konsumieren. Christian Bogensbergers Herangehensweise ist schon ungewöhnlich. Man höre sich nur den ersten Track „Im Land der tausend Obstbäume“ mit seinen ansatzweise asiatischen Klängen an: „Volldicht unterm Pflaumenbaum, spür ich meinen Daumen kaum“. Solche Textzeilen voller Albernheit ziehen sich durch das ganze Album.
Christian Bogensberger erzählt gerne Geschichten und lässt seine Gedanken singen und tanzen. Dies tut er mittels selbst geschriebener Songs, dargebracht im österreichischen Hochdeutsch, unterlegt mit akustischer Gitarre. Er entführt uns liedpoetisch und alltagsphilosophisch in die Genüsse und Wirrnisse des Daseins und der Zeit. Dabei nimmt er sich kein Blatt vor dem Mund und kennt weder sprachliche noch gedankliche Tabus.
1996 gewann der studierte Philosoph und langjährige Politaktivist den „Forum Stadtpark Literatur Slam“, einen der ersten Poetry Slams Österreichs. Bereits seit 1994 war er als „Der sensationelle Herr Bogensberger“ mit Programmen wie „Herr Bogensberger musiziert munteren Mutes manchmal mirakulöse Melodeien murmelnd mitnichten mehrstimmig“ auf diversen Bühnen in Österreich, Deutschland und der Schweiz zu sehen, wo er seine ureigene Mischung aus Musik, Literatur, Kabarett und Theater zum Besten gab.
Mit dieser CD bekommt man einen Einblick in seine wirre Gedankenwelt. Das politische „Rücktritt statt Rückschritt“ kommt mit gejaultem Intro. Die „Aramäische Melodie“ und andere konfuse Texte werden gelesen und dabei lautmalerisch unterlegt. Bogenbergers stimmlichen Verrenkungen sind nicht immer leicht zu ertragen. Man muss halt wissen, worauf man sich einlässt. Mein Fall ist es jedenfalls nicht.
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Das letzte Album von Wolfgang Niedeckens BAP erschien bereits im September 2020. Unser Chefredakteur hat das 20. Studioalbum der Kölner Kultband damals mit deutlichen Worten gewürdigt:
Musikalisch bewegen sich Niedeckens BAP auf „Alles fliesst“ zwischen solidem Rock („Besser du jehss jetz“), kräftigen E-Gitarren („Du häss dich arrangiert“) und leisen poetischen Momenten. Auffällig ist, dass Niedecken häufiger mal auf Hochdeutsch singt. Vermutlich damit auch der letzte dumpfbackige Vegankoch und die letzte Mannheimer Heulsuse seine Botschaft versteht. Die insgesamt vierzehn Songs haben zwar durchaus ihre Längen, aber für Wolfgang Niedecken war seine Kunst noch nie ein Grund zur Selbstbeweihräucherung, sondern immer ein Mittel, um Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit zu finden und damit zum Nachdenken und zur eigenen Reflektion anzuregen. Dass dabei nicht jeder mitgeht, liegt in der Natur der Sache. „Alles fliesst“ ist im Vergleich zu seinen neunzehn Vorgängern dabei irgendwo im oberen Drittel einzuordnen.
HIER findet ihr die vollständige und sehr ausführliche Review!
Jetzt war es nun so, dass Meister Niedecken – man will es gar nicht glauben – am 30. März 2021 seinen 70. Geburtstag feiern durfte. Anlass genug für Vertigo und Universal Music, eine Sonderedition des Albums auf den Markt zu bringen: die „Alles fliesst – Geburtstagsedition (Ltd. Deluxe)“.
Darauf enthalten ist die Albumversion mit Bonustracks – so wie es sie 2020 bereits als Ausgabe im Hardcover-CD-Book gab. Bis dahin also nichts Neues.
Den Mehrwert bildet eine dritte CD mit unveröffentlichten Raritäten aus der Anfangszeit von BAP, die Niedecken im Booklet ausführlich würdigt. Da das neue Album insgesamt sehr hochdeutsch-lastig ist, sind diese vier kölschen Songs doch ein schöner Kontrast, der den ursprünglichen Spirit der Band atmet und für Fans äußerst interessant sein dürfte.
Auf der DVD gibt es in 105 Minuten Länge ein nettes „Behind The Scenes“ aus dem Studio, bei dem Wolfgang „Track By Track“ die Songs erklärt und man einen Einblick in die Aufnahmesessions bekommt. Zudem sind alle neuen Musikvideos enthalten.
Ob man die Box nun haben muss? Die ewige Gretchenfrage… Die Silberlinge stecken in hübschen Papphüllen und das Booklet ist ordentlich erweitert. Hinzu kommen drei Aufkleber und die komplette Box ist sehr schön gestaltet. Für Sammler also auf jeden Fall interessant.
Es gibt einige Gründe, warum wir unbedingt über die Biografie „Heute Pläne, morgen Konfetti“ der DONOTS berichten müssen. An Nummer 1 steht für mich die Tatsache, dass MusicHeadQuarter-Topfotograf Rainer Keuenhof mit einer ganzen Reihe von Konzertfotos in dem Buch vertreten ist. Außerdem beschreibt der Titel, den Autor Ingo Neumayer gewählt hat, absolut treffend die gegenwärtige Lage der Kulturszene. Wir machen Pläne – und Gott, das Schicksal oder irgendwer da oben lacht sich kaputt und stellt den Wegweiser in eine andere Richtung.
Doch irgendwann wird es wieder losgehen. Und da ist für mich eine Tatsache unumstößlich: Kein Rockfestival wird an den DONOTS mit ihrer Live-Energie vorbei kommen. Wenn sie die Bühne regieren, herrscht im Publikum ausgelassene Pogo Stimmung. Es ist unmöglich, ruhig stehen zu bleiben. Man tanzt im Takt der Musik für sich oder mit anderen Konzertbesuchern im Moshpit. Es wird wieder so sein – wir sind zuversichtlich!
1994 als Schülerband in einer Garage in Ibbenbüren gestartet, haben sich die DONOTS Schritt für Schritt einen Namen weit über die Punkrock-Szene hinaus gemacht. 27 Jahre, elf Alben, über 1.200 Konzerte in 21 Ländern – ihre Geschichte hat Höhen, Tiefen und natürlich jede Menge absurde Momente. So sind sie Anfang des Jahrtausends kurzzeitig Stars in Japan, für die die Polizei in Tokio ganze Straßenzüge absperrt. Fünf Jahre später steht die Band vor dem Aus und kann es sich noch nicht mal leisten, zum eigenen Videodreh zu fahren.
Ingo Neumayer, ehemaliger Chefredakteur des VISIONS-Magazins, hat für dieses Buch zahlreiche Wegbegleiter der Band ausführlich interviewt und das umfangreiche Archiv der DONOTS gesichtet. In enger Zusammenarbeit mit der Band wird auf 360 Seiten und angereichert durch viele private Fotos nicht nur der spektakuläre und steinige Weg der DONOTS erzählt, sondern auch ein Stück deutscher Popkulturgeschichte aufbereitet. Er startet die Biografie mit zwei Sätzen: „Eine Band zu gründen, ist die einfachste Sache der Welt. Alles, was man dafür braucht, sind ein paar Instrumente und ein paar Freunde.“ Und dann erzählt er vom Traum, der wahr geworden ist: “Wenn ich groß bin, dann werde ich Rockstar!”
Das Buch ist trotz seines Umfangs sehr kurzweilig zu lesen und besticht durch unzählige Farbfotos aus allen Bandepochen. Die Story ist chronologisch aufgebaut, startet 1991 und reicht bis in die Gegenwart mit einem Epilog zum Tanzbrunnen-Konzert 2019 und einem „Zugabe“-Kapitel zur Corona-Situation. Neumayers Stil wechselt zwischen einer spannend erzählten Berichterstattung und O-Tönen der Protagonisten. Für Fans ein Must-have, für Musikfreunde ein Einblick in die Geschichte einer der besten Livebands Deutschlands.
Aktion zum Release:
Zum 27sten Geburtstag laden euch die DONOTS ein auf eine Zeitreise einmal quer durch ihre Bandgeschichte und entlang ihres frisch veröffentlichten Buches:
Zu einer interaktiven Mischung aus vollverstärkter Live-Musik, Buch-Lesung, Podcast und live Q&A mit jeder Menge Krach, Quatsch, Erinnerungen und Anekdoten. Mit von der Partie sind Ingo Neumayer (Autor der Biografie) und Nilz Bokelberg (Sprecher des Hörbuchs). „Unser letztes Konzert war am 28.12.20219 – so eine lange Livepause hat es in unserer Bandgeschichte niemals gegeben. Es wird einfach Zeit, mal wieder die Instrumente in die Hand zu nehmen!“, so die Band aus Ibbenbüren.
Sichert euch also die Tickets für diesen einzigartigen Abend, bei dem ihr nicht nur live, sondern vor allem auch interaktiv dabei sein könnt: Wählt aus, ob ihr mit Bild und Ton als Teil der Show in den virtuellen Moshpit steigt (Interaktiv-Ticket) oder euch die Show einfach entspannt im Stream anschaut (Streaming-Ticket).
Ihr entscheidet mit, welche Songs gespielt und welche Geschichten erzählt werden, ob Stage-Diving vom Fliesentisch oder ein Schnack mit der Band. Nichts muss – alles kann. Stellt das Bier kalt und schiebt die Sofas beiseite. Wenn in der Hölle auf Erden ein Virus wütet, kommen die DONOTS zu Euch nach Hause.
Freut euch nach langer Abstinenz auf diese besondere Show mit Konzert, Storys aus dem Tourbus, haufenweise Goodies und endlich wieder Live-Feeling. Punk in den Mai – seid ihr dabei? HIER gibt es die Tickets!
+++ ACHTUNG: Streaming Show wird verschoben +++
Leider muss die große „27 Jahre DONOTS“-Show mit Konzert, Lesung und Q&A jetzt kurzfristig auf den 08.05. verschoben werden. Glücklicherweise hat die Verschiebung nichts mit Corona zu tun, sondern mit einem anderen Krankheitsfall in der Familie:
„Liebe streamende Freundinnen und Freunde, ich falle direkt mit der Tür ins Haus: Leider werden wir die große ’27 Jahre DONOTS Show’ verschieben müssen – unsere fünfjährige Tochter Matti hat sich gestern relativ kompliziert und mehrfach den Arm gebrochen. Sie muss daher am Ende dieser Woche operiert werden und mindestens eine Nacht im Krankenhaus verbringen. Vor und nach der OP möchte ich an ihrer Seite sein – wenn ich schon sonst immer ein schlechtes stagedivendes Vorbild bin. Ich hoffe auf Euer Verständnis und bitte um Eure Geduld bis Samstag den 8. Mai. Dann aber bitte nur mit Blessuren, die wir uns während der Sendung höchstselbst und absichtlich zufügen! Euer INGO DONOT“
Gekaufte Tickets behalten ihre Gültigkeit. Wer am 08. Mai keine Zeit hat: Erstmal tut uns das wahnsinnig leid – wir werden uns darum kümmern, dass die Show auch noch eine Weile on demand verfügbar ist. Sollte es überhaupt nicht passen, könnt ihr eure Karten dort zurückgeben und erstattet bekommen, wo sie gekauft wurden. Wer noch ohne Fahrschein ist, kann weiterhin bei uns im Shop zugreifen. Wir freuen uns jetzt einfach noch ein bisschen länger vor!
Während man das Streaming-Getue am heimischen Bildschirm mit Konzerten in bedrückender Studio-Atmosphäre langsam aber sicher leid ist, wird der Ruf nach ordentlichen Mitschnitten aus der „guten alten Zeit“ lauter. Dem werden Motörhead und ihr Label Silver Lining aktuell mit einem CD/DVD-Release aus dem Jahr 2012 gerecht.
Während der 40jährigen Karriere der Grammy Gewinner standen die deutschen Fans immer loyal und fanatisch an der Seite ihrer Band und gaben der lautesten Rock’n’Roll Band jeden Support. Alle Touren waren Jahr für Jahr ausverkauft und so auch die Show am 5. Dezember 2012 im Velodrom in Berlin. Es war einer ihrer größten deutschen Gigs: 12.000 verrückten Fans erlebten sie auf ihrer „Kings of The Road“ Tour.
Glücklicherweise wurde diese Show aufgenommen und wird unter dem Titel: „Louder Than Noise… Live in Berlin“ in den Formaten CD mit Bonus DVD, Doppel- Vinyl und auf allen Streaming Plattformen veröffentlicht.
Das Spektakel mit Ian Lemmy Kilmister, Phil Campbell und Mikkey Dee ist ein krönendes und endgültiges Statement, das die Kraft und Macht des Power-Trios manifestiert. Das Line-Up, das über Dekaden für mitreißenden Sound und für Gehörschäden sorgte und das Gras weltweit dezimierte, hat konsistent hundertausende Fans erfreut und war gleichzeitig das längste in der Karriere der Band. Und so triumphierten sie bis zur letzten Show im Dezember 2015, ebenfalls in Berlin.
„Louder Than Noise… Live in Berlin“ besticht nicht nur durch die kraftvollen Synergien, auch mit dem ungestümen Charme, dem schmutzig-gefährlichen Sound des Kilmister/Campbell/Dee Trademark-Trios. Vom kompromisslosen, wilden „I Know How to Die“ bis hin zum wundervollen, kraftvollen „Going to Brazil“ – der Mitschnitt bietet genau das, was man von Motörhead live erwartet: fetter, roher Sound und eine befreiende Kraft. Weitere Highlights sind das beliebte und wild gespielte „Rock It“, das grobe aber scharfe „You Better Run“ und die beiden Schwinger „Ace of Spades“ sowie „Overkill“.
Die laute, extrovertierte Show wurde von Henning Meyszner gefilmt, der auch durch Konzertfilme für Saxon, Exodus und Kreator bekannt ist – aufgezeichnet mit Multi-Kameras, um nicht nur die Energie auf der Bühne einzufangen sondern auch die in der Halle und die Energie der Fans. „Louder Than Noise… Live in Berlin“ wird zur Jubelfeier zu Ehren von Lemmy, Phil und Mikkey. Es ist eine willkommene Erinnerung daran, was richtiger Rock’n’Roll ist und für was er steht. Und dahinter steckt die Hoffnung, solche Events bald wieder live erleben zu dürfen.
Nach 22 Studioalben und ebenso vielen offiziellen Livealben könnte man natürlich die Frage stellen: braucht man das? Und die Antwort lautet: Ja – auf jeden Fall. Gerade in diesen Zeiten ist der Nostalgiewert unschätzbar. Der selige Lemmy wird sich irgendwo da oben freuen, wenn wir auf der Couch jubeln.
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Sun-Mi Hong ist eine südkoreanische Jazzmusikerin, die in den Niederlanden lebt. Ein Schlagzeugerin als Bandleaderin stellt schon eine Besonderheit dar. Und sie führt eine fantastische Band mit hervorragenden Musiker an.
Das Debütalbum entstand 2017. Das zweite Werk zeigt die Künstlerin nun von einer sehr persönlichen Seite, da sie ihre Lebensperspektive in Amsterdam gefunden hat. Die Musik balanciert gekonnt zwischen Jazz, Impressionen und ihrer koreanischen Tradition. Natürlich haben vor allem Drums und Percussion einen hohen Stellenwert und werden ausgiebig zelebriert. Das bringt stellenweise eine hohe Dynamik in das an sich sehr ruhig gehaltene Album.
Gefühlvoll erlebt man Sun-Mi Hong zwischen ihren Lebenswirklichkeiten. Die Stücke klingen improvisiert, scheinen aber thematisch sehr durchdacht zu sein. In „P Stands For Palace“ springen Piano- und Bläserklänge durch die Zeit. „Thoughts To Be Spoken“ marschiert regelrecht durch ihre Gedankenwelt. Und für „Dear Tomorrow“ verleiht Fuensanta Mendez den Gefühlen eine wundervolle (Sprech-)Stimme.
Auch wenn das Album im Gesamten sehr entspannt klingt, verbietet es sich doch, einfach relaxt zu genießen. Dafür sind die Arrangements zu komplex. Sun-Mi Hong und ihr Ensemble fordern die Zuhörer an vielen Stellen. Wie ich es mit zwei Eigenschaften zusammenfassen würde: meditativ und originell.
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Es ist schon verdammt skurril, wenn man sich eine Band wie Scooter ohne feierndes Publikum vorstellt. Daher beginne ich bei der Review zum neuen Album „God Save The Rave“ ausnahmsweise mal nicht mit dem aktuellen Studiowerk sondern mit der beiliegenden Bonus-live-CD.
Und da haben wir auch schon das Problem / die Besonderheit: „I Want You To Stream“ ist ein Livekonzert ohne Publikum. Man fühlt mit H.P. Baxxter, wenn er seine Ansagen macht, die zwischen Euphorie und Melancholie schwanken. Der 64minütige Mitschnitt kommt ohne Publikum aus, ohne große Show, ohne Tänzer. Der Gig fand in den Rehearsal Studios der Band in Hamburg statt und wurde an überragende zwei Millionen Fans weltweit gestreamt. Elektronische Hymnen und Baxxters Megafon-Stimme funktionieren natürlich auch ohne Publikum, zumal die Jubelchöre ohnehin aus der Retorte eingespielt werden – so wie bei den Studioreleases der Band.
Was live also gut funktioniert, ist auch auf dem Album enthalten. Das 20. Studioalbum von Deutschlands erfolgreichstem Technoact trägt den Titel „God Save The Rave“ und erinnert uns mit jedem Beat daran, dass wir das Feiern nicht vergessen dürfen – ein Statement, wie es bekanntlich nur H.P. Baxxter derart griffig zu formulieren vermag: „First we save the rave! Then we save the world!“
Das Ergebnis sind 15 Tracks, von denen mit „Rave Teacher (Somebody Like Me)“, „God Save The Rave“, „Devil’s Symphony“, „Which Light Switch Is Which?“, „Bassdrum“, „FCK 2020“ und „Paul Is Dead“ bereits sieben Singles erfolgreich veröffentlicht wurden. Auch die übrigen Tracks helfen beim Durchdrehen auf jeder Party: hymnische Melodiepassagen mit viel Rhythmus, stampfende Beats, H.P. als Shouter vor dem Herrn, ein insgesamt sehr positiver Vibe und unendlich viele Ohrwürmer.
„Einmal im Leben wollten wir dieses unglaubliche Geschenk einer konzentrierten Arbeitssituation annehmen und ein Album produzieren, bei dem jeder einzelne Track ein potenzieller Hit ist. Wir hatten zum ersten Mal seit Gründung der Band die Zeit, uns wirklich einmal und ohne jede Ablenkung und Unterbrechung durch anstehende Festival-Auftritte einer Albumproduktion zu widmen“, erklärt Baxxter.
Das Ergebnis spricht für sich. Wenn die Clubs geöffnet hätten, wären viele Songs – trotz der allgemeinen Flaute im Techno und Eurodance – inzwischen in den Ohren der tanzwütigen Bevölkerung. So wird „God Save The Rave“ zumindest zum Soundtrack für die Party zuhause.
Die Tour steigt 2022. Ich bin schon heute gespannt auf das Event in Luxemburg.
GOD SAVE THE RAVE Arena Tour 2022
11.03.2022 Stuttgart – Schleyer-Halle
12.03.2022 München – Olympiahalle
13.03.2022 Zürich (CH) – Hallenstadion
15.03.2022 Antwerpen (BE) – Lotto Arena
17.03.2022 Düsseldorf – ISS Dome
18.03.2022 Bremen – ÖVB-Arena
19.03.2022 Dresden – Messe
21.03.2022 Wien (AT)- Stadthalle
22.03.2022 Esch-Sur-Alzette (LU) – Rockhal
24.03.2022 Amsterdam (NL) – Ziggo Dome
25.03.2022 Hannover – ZAG Arena
26.03.2022 Kiel – Wunderino Arena
1986 wurden Fury in the Slaughterhouse in Hannover gegründet – und nach Alben wie „Jau!“, „Hook-a-Hey“ und „Mono“ hatte man das Gefühl, sie würden einfach ewig bleiben. So als eine Art U2 aus Deutschland, mit stimmigen und hymnischen Melodien, einer Stadion-Attitüde und guten Erzählungen. Allerdings irgendwann Ende der 90er hatten Fury ihr Gespür für eben diese Hymnen und für die Radiotauglichkeit ihrer Songs verloren. Alles wurde komplexer – man will sich ja weiter entwickeln – aber dadurch auch verkopfter. „The Color Fury“ und „Nimby“ sind solide Alben mit viel Schwung und gehaltvollen Tracks für Fans, doch der Funke wollte für das 08/15-Publikum nicht mehr überspringen. So kam 2008 das definitive Ende der Band.
Okay – definitiv war es natürlich nicht. Die Brüder Wingenfelder waren solo unterwegs und schlossen sich schließlich mit deutschsprachigen Alben zusammen, die alles boten, was Fury zum Ende hin verloren hatten. Halt nur mit deutschen Texten. Und man fand auch wieder als Band zusammen. Zunächst zu sporadischen Einzelauftritten, dann aber 2017 anlässlich des Bandjubiläums zu drei Reunion-Konzerten in Hannover, die schließlich zur Deutschlandtour ausgeweitet wurden. Der Erfolg zeigte: Fury in the Slaughterhouse werden noch gebraucht!
Und jetzt also ein neues Album. Keine Experimente, aber auch kein Aufguss alter Ideen. Fury besinnen sich auf ihre Tugenden. Sie bieten große Hymnen, erzählen Geschichten, schwelgen in Gitarrenmelodien, warten auch mal mit chorischen Passagen oder Streichern („Walk On“) auf. Alles, was verloren schien, ist plötzlich wieder da. Und „Not the Time to Live a Lie“ als legitimer Nachfolger von „Time to Wonder“ rührt mich zu Tränen.
„Sometimes (Stop To Call)“, „All About Us“ und „Replay“ zeigen uns die epischen Momente, die in jedes Stadion passen werden. „1995“ startet mit einer US-Radioansage und gibt einen erzählerischen Einblick in diese wundervolle Zeit, als Fury es auch in den USA zu einem kleinen Stückchen Ruhm geschafft hatten. „This Will Never Replace Rock ’n‘ Roll“ feiert auf unnachahmliche Art den Wert der Musik und scheut sich auch nicht „Sympathy For The Devil“ zu zitieren.
Und damit alles nicht zu homogen und gleichförmig wird, gibt es auch Stücke wie das ruhige Pianostück „The Beauty“, den experimentell im Reggae-Rhythmus angehauchten Titeltrack „Now“, das vertrackte „Good Luck On Your Way“ und die melancholische Ballade „Sorry“, die eine Reihe gesellschaftspolitischer Themen aufgreift.
Fury in the Slaughterhouse haben sich wiedergefunden. Das wird den Nostalgikern und Fans alter Stunde gefallen – und sie werden hoffentlich auch einige junge Musikhörer hinzugewinnen, die den Wert handgemachter Musik zu schätzen wissen. Für viele mag es eher Pop als Rock sein, doch soll man sich daran stören? Das Album ist fantastisch, so wie es ist.
Morgen (22.4.) spielen Fury in der Wuppertaler Stadthalle ab 20:00 Uhr ihr komplettes neues Album erstmals live. Zwischen den Songs stehen die Mitglieder den Fans für ein moderiertes Q&A aus Köln zur Verfügung. Im Rahmen der Reihe „Rockpalast OFFSTAGE“ wird das Konzert aufgezeichnet und dann eingebettet in das Livestream-Event, das auf der Rockpalast-Website und Facebook-Seite sowie auf dem Rockpalast-YouTube-Channel und der Facebook-Seite der Band zu sehen ist. Im WDR-Fernsehen läuft das Konzert in der Nacht vom 9. auf den 10. Mai um 01:15 Uhr.
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Etwas verwirrend, in welche Rubrik ich diese Review nun einordnen soll. Einen Podcast haben wir bisher noch nicht besprochen, doch dieser ist es allemal wert! Ich wähle mal „Bücher“, da wir dort auch entsprechende Hörspiele reviewen. Und „Lynn ist nicht allein“ funktioniert wie ein megastarkes Hörspiel. Jetzt schon in der zweiten Staffel!
„Lynn ist nicht allein“ ist ein fiktionaler True-Crime Podcast, in dem die Freundinnen Olivia (gesprochen von Lea Zoë Voss) und Nika (Kristin Hunold) den Tod ihrer Freundin Lynn (Isabella Wolf) untersuchen. Anhand von Lynns Telefon und den darauf enthaltenen Sprachnachrichten stellen die beiden Nachforschungen an, ob ihre Freundin wirklich betrunken mit dem Auto verunglückt ist, oder ob doch mehr dahintersteckt. Schließlich war sie nach dem Abitur auch so Hals über Kopf in die bayrische Provinz gezogen. Auf ihrem Telefon finden Olivia und Nika Hinweise, die sie an Lynns Schicksal zweifeln lassen.
Und damit ist auch schon genug verraten. Die acht jeweils halbstündigen Folgen der ersten Staffel sind durchweg spannend. Der Aufbau aus einem Dialog der beiden Protagonisten, gepaart mit Sprachnachrichten der verstorbenen Lynn und dem Auftauchen manch zwielichtiger Gestalten gefällt mir sehr gut. Man ist immer mittendrin – vor allem, wenn die Sprecherinnen mal kleine Fehler machen, sich kabbeln oder lautstark über den Fortgang der True-Crime-Handlung nachdenken.
Und auch die Außenaufnahmen mit Naturgeräuschen erzeugen eine sehr reale Atmosphäre. Sie finden zu größten Teilen nicht im professionellen Tonstudio statt, sondern dort, wo sie auch in der Geschichte passieren: Im Wald, im gruseligen Haus, auf der Landstraße. Der Podcast klingt so, als wäre Olivia und Nika echte Personen, die einen echten Podcast produzieren. Atmer und Störgeräusche inklusive. Die Grenze zwischen Fiktion und Realität verschwimmt.
Die erste Staffel „Lynn ist nicht allein“ erschien im Sommer 2020 exklusiv über die Podcast-App FYEO (For Your Ears Only) von ProSiebenSat.1. War die erste Staffel bisher nur hinter der Paywall der App verfügbar, ist sie seit Freitag, dem 16.04.2021 in allen Podcatchern kostenlos zu hören. Zeitgleich startete Staffel 2 mit zwei neuen (von wieder insgesamt acht) Folgen exklusiv auf FYEO und führte die Geschichte fort:
Es ist ein Jahr später. Die Geschichte, wie Olivia und Nika das Geheimnis hinter dem Tod ihrer Freundin Lynn gelüftet haben, wurde von Tausenden gehört. Doch während Nika nun einfach ihr Leben zurückhaben möchte, bleiben für Olivia Fragen ungeklärt. Ein unheimlicher Anruf zwingt die Beiden zum Handeln…
Ich habe lange keine Hörspiele mehr gehört. Diesen Podcast fand ich auf jeden Fall sehr packend. Und er hat genau die richtige Länge, um eine Folge auf dem Arbeitsweg zu hören. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht.
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Ihr Debütalbum erschien im Jahr 2019 – nun legen die Hardrocker aus NRW mit einer gut 18minütigen EP nach. Obwohl auch Helltrail pandemiebedingt im letzten Jahr alle geplanten Shows absagen mussten, hat das Quartett die Zeit keineswegs vertrödelt. Sänger/Gitarrist Achim Lanzendorf, gleichzeitig künstlerischer Kopf der Band, sagt: „Wir haben viel Zeit darauf verwandt, lange an jedem neuen Song zu feilen. Es hat sich zwischenzeitlich ein ganz neues Team um uns eingefunden, um der Band von Audio bis zur PR nochmal einen gehörigen Schub zu geben.“
Der Stil orientiert sich dabei nach wie vor an der Traditionslinie von Motörhead, Black Label Society und Psychopunch, aber auch furiosen Gitarrenattacken der frühen Metallica/Megadeth bis hin zu thrashigen Uptempo-Beats im Stil von Testament. Die Tracks gehen voll Power gradlinig nach vorne und strotzen vor starken Gitarrenriffs. Die Vocals erklingen rau und energisch – als käme die Band frisch aus den 80ern zu uns. Wie auf dem Debüt serviert das Quartett harte Grooves, eingängige Melodien und knackige Shout-Refrains.
Der Opener „Monkey On My Back“ zitiert melodisch die New Wave of British Heavy Metal. „Final Hour“ und „Constant Resistance“ kommen hingegen sehr düster daher. Ein schwerfälliger Groove – und trotzdem purer Rock’n’Roll. Überraschend ist auf jeden Fall der vierte Titel „The Man in the Mirror“. Diese akustische Gitarrenballade zeigt eine ganz andere Seite des Quartetts, schließt dann aber mit einem epischen Finale ab.
Die Vielfalt ist stimmig. Cool, wie man in vier Songs die stärksten Facetten zeigen kann. Bleibt zu hoffen, dass die Tourdaten bald nachgeholt werden können.
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Als Teenager und Twen spielte sie in den 90er Jahren Gitarre in der legendären Mädchenband „Lemonbabies“, mit der sie vier Alben veröffentlicht und europaweit getourt hat. Man kennt ihre Musik, ohne zu wissen, dass sie dahinter steckt. Ihre Stimme verzauberte beim die Ärzte -Song „Manchmal haben Frauen…“ und sie schrieb zahlreiche Hits für namhafte deutsche Künstler und Bands – sie singt, schreibt und produziert.
Seit den 2000er Jahren feiert Diane Weigmann Erfolge mit ihren deutschsprachigen Solo-Alben. Das letzte Werk „Größer als du denkst“ ist 2019 erschienen. Wie wir damals in unserer Review schrieben: Diane ist eine Singer-Songwriterin im besten Sinne des Genres. Ihre Texte sind authentisch und voller Poesie, verpackt in wunderbare Melodien und vielseitige akustische Arrangements und vorgetragen mit einer unspektakulären, aber Gänsehaut erzeugenden Stimme. Stilistisch mischt sie den typischen Songwriter-Sound mit intelligentem Pop und Folk-Elementen. Dabei geht sie herrlich unverkrampft mit der deutschen Sprache um.
Es sind immer einige Jahre zwischen ihren Soloalben vergangen, sodass es auch jetzt – zwei Jahre später – nur für eine EP mit sechs neuen Titeln reicht. Dafür ist diese gehaltvoll und ohne Lückenfüller. Es geht um aktuelle Themen: In den letzten Monaten ist eine ernstzunehmende Spaltung durch unsere Gesellschaft gegangen und nie war es auf der ganzen Welt mehr zu spüren denn je. Diane hat es selbst im engsten Freundeskreis miterlebt – und auch, was eine Zeit der Brüche mit uns macht.
Doch klarer als viele andere kann sie sehen, dass es kein entweder/oder gibt, sondern dass man ins Detail gehen muss und sich genauer auseinandersetzen und einander zuhören sollte. Diese EP ist in den wenigen Monaten zwischen den Lockdowns entstanden, gemeinsam mit dem Gitarristen und Produzenten Thimo Sander und der Unterstützung ihrer Liveband. Es sind Lieder übers Leben, Lieben und Loslassen im warmen, erdigen Singer-Songwriter-Bandsound.
„Du leuchtest“ ist ein Loblied auf die Außenseiter. „Weggesehen“ befasst sich mit den Problemen der Gegenwart und „Nur einmal im Leben“ spricht vom Aufraffen und vom Leben im Moment – mit allen Widrigkeiten.
Die zweite EP-Hälfte enthält Beziehungssongs ohne Klischees. Sie handeln vom Schlussmachen und Loslassen, von Zuneigung und tiefer Sehnsucht. Alles ist aus dem Leben gegriffen und in Arrangements gepackt, die trotz des akustischen Stils sehr komplex klingen. Percussion, Bläser und Glockenklang von Toby Weyrauch, Streicher und Vibraphon durch Anne de Wolff, die fantastische Gitarrenarbeit von Ulrich Rohde – da stimmt einfach alles und ist bis ins Detail, bis in die kurzen zweistimmigen Passagen durchdacht.
Auf ihrem eigenem One-Girl-Plattenlabel Rotschopf Records kann Diane Weigmann sich als hundertprozentige Indie-Künstlerin austoben – und man kann sie hören, die kreative Freiheit und Gelassenheit in ihrer eigenen Musik, unabhängig von Charts und Trends. Ihre Fans schätzen sie nicht nur dafür, sondern vor allem für die Tiefe in ihren Texten und die Liebe zum Detail, die ihre Songs zeitlos machen.
Das Stop Motion Video zu „Nur einmal im Leben“ hat übrigens Dianes Sohn Gustav (11 Jahre) gedreht. Weit über 1500 Bilder hat er dafür geschossen und aneinander gelegt. Ausstattungsassistentin war seine kleine Schwester Mercedes (6 Jahre). Großartig!
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Passt dieser Benjamin Fritsch alias Ben Zucker eigentlich in die Schlagerwelt, in der er sich seit vier Jahren zuhause fühlt? Lange Jahre war er leidlich erfolgreich als Rockmusiker unterwegs, bevor er sich dem Schlager-Metier zuwandte. Doch was heißt das schon? In dieser Schublade steckt er, seit er bei Florian Silbereisen auf dessen „Schlagerparty“ zu Gast war. Doch seine Stücke klingen immer noch rockig und bodenständig.
„Jetzt erst recht!“ ist bereits das dritte Album und vom Titel her auch eine Kampfansage in schwierigen Zeiten. Ben bringt konsequent alle zwei Jahre ein neues Werk heraus, wobei er bei fast allen Stücken selbst mitschreibt. Immer schon war Zucker eine Kämpfernatur. Ein waschechter Lebenskünstler, der sich auch von einem Schicksalsjahr wie 2020 nicht kleinkriegen lässt. Ganz im Gegenteil: Die unfreiwillige Auszeit hat der Berliner genutzt, um hart an sich zu arbeiten, neue Songs zu schreiben und sich pünktlich zum Frühjahr von seiner stärksten, packendsten Seite zu präsentieren.
Ben Zuckers Botschaft: Alle Hürden im Leben als Gelegenheit betrachten, um zu wachsen und sich mutig neuen Herausforderungen entgegenzustellen. Eine Philosophie, mit der sich der 37-jährige Sänger und Musiker in Rekordzeit zu einem der beliebtesten und erfolgreichsten Künstler Deutschlands entwickelt hat.
Mit dem Opener und der ersten Single „Guten Morgen Welt“ – einem Song, der schlagartig gute Laune verbreitet – schlägt Ben Zucker das nächste Kapitel in seiner aufregenden Geschichte auf: Es ist ein hoffnungsvoll mitreißender Ohrwurm über neue Anfänge und davon, sämtliche Probleme unerschrocken anzupacken und sein Glück mit eigenen Händen zu schmieden. Auch „Das ist nicht das Ende der Welt“ verbreitet unerschütterlichen Optimismus.
Allerdings geht es auch nachdenklich wie in „Bist du der Mensch“. Natürlich dreht sich viel um die Liebe, sei es im selbstoffenbarenden „Dazwischen bin ich“ oder dem Lovesong „So ein Mann“. Ben Zucker singt deutliche und solide Schlagertexte wie „Danach fragt die Liebe nicht“ oder „Schon wieder für immer“, die mit den typischen Schlagerbeats versehen werden. Doch es ist die dynamische, raue und kraftvolle Stimme, die jeden Song zu etwas Besonderem macht und ihn aus der Masse herausragen lässt.
Verpackt in seinen einzigartigen Power-Mix aus modernem Pop-Schlager und Rock zementiert Ben Zucker seinen Ausnahmestatus als Megastar innerhalb der deutschsprachigen Musik, der auch seinen Fans Mut machen will. Mut, selbst in aussichtslosen Situationen niemals aufzugeben, sondern mit einer unerschütterlichen „Jetzt erst recht!“-Einstellung für seine Träume zu kämpfen. Eine dringend nötige, positive Message in einer schwierigen Zeit.
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Das Ensemble Balmorhea wurde 2006 in Austin (Texas) gegründet und hat seitdem acht Alben veröffentlicht. Die experimentelle Musik – in der Regel ohne Gesang – lotet Grenzen aus und liefert atmosphärische Melodien, die zart und unergründlich aus den Boxen strömen.
Nach einer intensiven fünfjährigen Tournee-Phase haben die beiden Gründer, Rob Lowe und Michael A. Mulle, eine Pause vom Touren genutzt, um wieder gemeinsam zu improvisieren und zu experimentieren. Ihr neues Album „The Wind“ ist inspiriert von Meditationen über die natürliche Welt und ihre Zerbrechlichkeit, beispielsweise einer alten Geschichte über einen Heiligen, der den Wind in ein luftleeres französisches Tal trug, und Gedanken der Klimaaktivistin Greta Thunberg, die den Atlantik auf dem Katamaran „La Vagabonde“ überquerte.
Alles zusammen zeichnet eine Reise durch eine beschwörende Klanglandschaft, die von Echos von Gebetsfahnen, die in einer Himalaya-Brise flattern, einem alten Harmonium, einer Pfeifenorgel, einem Trio von Kontrabässen, Windspielen, betörenden Gitarren und Klavierinstrumenten berührt wird. Ob ruhige Pianoklänge oder sanfte Bläser – man kann sich hervorragend in die meditative Musik einfinden und gerät in schwelgerische Träumereien. Die dezent eingesetzten Vocals von Lisa Morgenstern und Jesy Fortino entfalten ebenso ihre Wirkung wie die gesprochenen Worte von Lili Cuzor. Gesang und Sprache werden aber nur sehr punktuell eingesetzt.
„The Wind“ markiert sowohl eine Rückkehr zu Balmorheas ursprünglicher Konstellation als Duo als auch einen Neuanfang als ihr erstes Album, das bei der Deutschen Grammophon veröffentlicht wird. Was aber bleibt sind die zerbrechlichen Klangstrukturen in ihrem allumfassenden Minimalismus.
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