Cäthe Tour 2012 – Support: Flimmerfrühstück, Luxor in Köln

Catharina Sieland ist ein gern gesehener Gast in TV-Sendungen. Sie war bei Inas Nacht, neoParadise und jüngst bei Harald Schmidt zu sehen. Und zu erleben, denn ihre raumgreifende Ausstrahlung macht selbst vor Mattscheiben nicht Halt. Umso erstaunlicher, dass das recht kleine Luxor in Köln bei weitem nicht ausverkauft ist. Der Begeisterung der Anwesenden an diesem Sonntagabend tut das zumindest keinen Abbruch.

Den Abend eröffnen Flimmerfrühstück. Die Leipziger haben auch schon mal auf einer richtig großen Bühne gestanden, als sie in der Kölnarena Sachsen-Anhalt beim Bundesvision Song Contest vertreten haben. Mit “Tu´s nicht ohne Liebe” konnten sie durchaus gefallen. Im intimeren Rahmen ist der Song aber letztlich besser aufgehoben. Auch der Austausch mit dem Publikum ist hier möglich, was Frontmann Lothar unter anderem dazu animiert, die Geschichte mit Judith Holofernes zu erzählen. Ihr Lied “Aurelie” hat ihn so fasziniert, dass er eine Fortsetzung mit gleichem Titel schrieb. Erst vor drei Tagen bekam er von der Wir sind Helden-Sängerin eine lang ersehnte Email, dass sie es zur Kenntnis genommen habe und das schon okay sei. Bei so viel Charme hätte sie auch kaum ablehnend reagieren können. Flimmerfrühstück sind auch bei Cäthe-Fans gut aufgehoben und werden warmherzig beklatscht.

Nicht minder herzlich wird der Hauptact um kurz vor 10 empfangen. Mit “Bleib Hier” wählt die Band einen sphärisch-sanften Einstieg, um direkt anschließend mit “Ding” richtig durchzustarten. Cäthe kann sich ihres so natürlich wirkenden Drangs zu tanzen nicht erwehren. Will sie auch gar nicht. Will niemand hier. Zu schön ist es, ihr dabei zuzusehen. Und es steckt an, wenn sie ihren Songs mit Leib und Seele Ausdruck verleiht. “Tiger Lilly” und “Wahre Liebe” heizen weiter ein, bevor mit “Kaugummi” eine melancholischere Phase eingeläutet wird. Die ist spätestens mit den extatischen Schreien in “Senorita” vorbei. Ich frage mich, ob der Mann am Soundboard in diesen Momenten das Mikro immer wieder nach unten regeln muss, denn Cäthe bremst sich nicht – kann und will sich nicht bremsen. Da muss man schon zweimal hinhören, wenn sie in einem neuen Song die Botschaft “Tu was du willst, aber tu es langsam” mantrahaft wiederholt. “Ewige Braut” ist ein Lied voller Gefühl, das auch live seine ganze Sehnsucht entfaltet.

Nicht alle Songs werden in ihrer Studioversion vorgetragen. “Nimm mich mit” wirkt mit kaum wahrnehmbarer Akustik-Gitarre fast zerbrechlich. Einer der neuen Songs, die von Beginn an zu gefallen wissen, ist “Tabula Rasa”. Falls noch jemand der Anwesenden im Dämmerzustand gewesen sein sollte (Gründe dafür gibt´s eigentlich keine), ist es spätestens mit “Spirituell” auch damit vorbei. Neben Cäthe sind auch Bassist Thomsen und Drummer Reiner “Kallas” in ihrer Spielfreude ein echtes Erlebnis. Sie harmonieren nicht nur in dieser Band hervorragend, sondern haben auch schon bei Pohlmann zusammen gespielt. Hier scheint freundschaftliche Bande durch, die sich bestimmt über die Auftritte hinaus erstreckt. Und Cäthe? Die strahlt zwischen den Songs von einem Ohr zum anderen und lebt so persönliche Songs wie “Unter meiner Haut” auf der Bühne aus. Der Abend wird beschlossen mit “Ich muss gar nichts”, dem Track, der auch Cäthe´s Album seinen Titel gibt. Fast wie ein gegenseitiges Versprechen singt die Band zusammen mit den Fans “Ich muss wirklich überhaupt gar nichts”. Schon gar nicht in der Liebe.