Misfits “The Devil’s Rain” Tour – 2012 – Matrix in Bochum
Luft ist Mangelware. Die Halle mäßig gefüllt. Und Juicehead wehen einem um die Ohren. Die Tube in Bochum (Matrix) füllt sich mit Zigarettenqualm, Bierpfützen und grellem Licht.
Während Juicehead die Menge gut einheizen, soliden Punkrock von den sechs Seiten blasen und dazu sympathisch in das Publikum lächeln, füllt sich die Halle.
Die Spannung steigt. Band-Shirts wechseln den Besitzer, die ersten Fans im sorgfältig gemalten Skull-Face finden sich ein, und alle wollen nur eines: Die guten alten Misfits sehen! Dabei vergessen wir alle ein bisschen, dass die 1977 gegründete Band, mit der, die heute die Songs vom Leder reißen, außer dem Namen nichts gemein hat. Mit Jerry Only (Gerald Caiafa), Dez Cadena und Eric Arce ist das älteste aktuelle Bandmitglied gerade frische acht Jahre seit Anbeginn der Bandgeschichte dabei.
Das Schlagzeug trohnt bereits majestätisch auf dem Podest, das die Bühne zum “Showroom” werden lässt; die Mikrofone stilecht mit Skeletten behangen, die Lichter schwirren durch den Saal, dieser füllt sich, die ersten wackeln mit den Beinen, bevor das große Pogo-Fest beginnen kann: Meine Damen und Herren, die Misits!
Natürlich sind diese Herren nicht Glenn Danzig, damit bleibt zu leben. Aber eine schlechte Kopie wollen sie sein. Ego-Geschrammel auf schlecht eingestellten Gitarren, der Raum schluckt den Sound wie ein ausgewachsener Hai den kleinen Nemo, und innerhalb weniger Sekunden braut sich so ein heftiger Pogo-Mob zusammen, dass in den vorderen Reihen kein Halten mehr ist. Die Stimmung vorne ist gut. Der Blick nach hinten verrät, hier waren andere Erwartungen Wunsch Vater des Gedanken.
Ohne Begrüßung wird sich in alter (in diesem Fall: sehr alter!) Punkmanier auf das Konzert gestürzt. Schade nur, dass man den Leuten zu viel Zeugs um die Ohren haut, das sie gar nicht hören wollen. Einzelne Stimmen werden laut, dass das neueste Studioalbum “The Devil’s Rain” ja ohnehin etwas mau sei, und man nach ganzen acht Jahren wohl ein bisschen mehr hätte erwarten dürfen. Den Jungs ist das egal, sie schmettern einen neuen Song nach dem anderen raus und greifen dafür leider viel zu selten in die gute alte Trickkiste, mit den Songs, die man ja doch irgendwie erwartet, wenn man sich The Misfits anhören geht.
Natürlich werden die Fans auch mit Klassikern a la “Scream” oder “Saturday Night” beglückt, auch “Astro Zombie” oder “Halloween” reihen sich an die anderen Song, ein bisschen Niveau will man dann ja doch beweisen; und siehe da, hat man erst einmal die Pole Position verlassen und sich in die hinteren Reihen des Konzertsaals begeben, so gibt es nicht nur frische Luft und Platz, sondern gleich ein ganz anderes Klanggefühl und man bekommt endlich das, wofür man gekommen ist: Ein Misfits Konzert!